"Antesten" des Lehrerberufs

  • Hallo Zusammen,


    seit längerem überlege ich ob ein Seiteneinstieg an eine Berufsschule (in RLP) in Richtung Metalltechnik das Richtige für mich ist. Ich möchte diesen Schritt nicht einfach gehen ohne vorab testen zu können, ob der Beruf wirklich für mich passt. Daher stellt sich mir die Frage ob man parallel zu seinem Job (Maschinenbau Ing) für ein Jahr ein Fach (eine Klasse) an einer Berufsschule unterrichten kann. Da ich aktuell schon einen 40h Job habe wären so 2-3 Unterrichtsstunden pro Woche möglich (natürlich kommt noch die ganze Vorbereitung dazu). Gibt es diesbezüglich schon irgendwelche Erfahrungen im Forum?`
    Den Schritt, direkt den Seiteneinstieg durchzuführen, wäre mir zu heikel im Moment (Haus abzubezahlen, Familie,...).


    Vielleicht noch ein paar Dinge zu meiner Person:
    Master Umwelttechnik (Uni)
    Maschinenbau Diplom (FH)
    aktuell Projektleiter in der Automobilindustrie.


    Vielen Dank euch schon einmal im Voraus

  • Ohne dir bei der Frage helfen zu können -das wissen die Berufsschulkolegen- darf ich fragen, warum du bei diesen Voraussetzungen wechseln willst??

  • Hallo,


    hierfür gibt es zwei Gründe:


    1. mir macht der Umgang mit Kindern/Heranwachsenden sehr großen Spaß. Ich liebe technische Sachverhalte und glaube, dass es mir leicht fällt andere ebenfalls dafür zu begeistern. (Gilt es jedoch noch im schulischen Umfeld zu testen, daher auch meine Anfrage ; ) )
    2. es reizt mich, meine Arbeitszeit flexibler an meine Familie anpassen zu können, als Karriere zu machen. Ich würde gerne Nachmittags für meine Kinder da sein und dafür abends weiter arbeiten. (neudeutsch Work-Life-Balance)

  • Nicht jeder Lehrer hat nachmittags frei. Ich habe Kollegen die sehr "zerrüttete" Stundenpläne haben. Also nicht dass du dir da Luftschlösser malst.


    Was super ist; du hast mit deinen Kindern Ferien. Betreuungstechnisch definitiv von Vorteil

    • Offizieller Beitrag

    mir macht der Umgang mit Kindern/Heranwachsenden sehr großen Spaß.


    ohne dir zu nahe treten zu wollen:
    dieser "Spaß" hat vorher bei deiner Berufswahl keine Rolle gespielt?Den kann man übrigens stressfreier auch im Ehrenamt ausleben ;)


    Verdienstmäßig wirst du als Ingenieur u.U. deutlich mehr verdienen denn als Lehrer ;)


    Den Rest müssen dir die Kollegen beantworten.
    Die Idee, den Beruf auszutesten, ist schon mal sinnvoll :super:

  • Weil du flexible Arbeitszeiten nennst: Die Arbeitszeiten sind zwar in der Regel familienfreundlich (Ferien, Nachmittage oft frei), aber alles andere als flexibel.


    Erster Schultag des eigenen Kindes, rate mal wo ich war? Nicht beim Kind, sondern bei 23 fremden Kindern.
    Beerdigung einer Bekannten, rate wo ich war? Nicht am Friedhof, sondern in der Schule.
    Die eigenen eigenen Kinder hatten später Schule, auch da konnte ich nicht mal eben daheim bleiben und sie fertigmachen, das hat mein Mann übernommen - denn der hat halt wahrhaftig FLEXIBLE Arbeitszeiten.



    Unsere Arbeitszeiten sind super, ganz klar. Aber nicht ganz so flexibel wie man denkt.

  • Flexibel muss man auch sein, wenn nachmittags Konferenzen sind.


    Aber zum Thema Vertretungslehrer. Wenn die Schule Stunden für Vertretungslehrer bekommt, gibt es eine maximale Anzahl an Personen auf die man die verteilen darf. Wir würden niemanden für 3 Stunden einstellen, weil dann eventuell einige verfallen würden. Unser Minimum ist 6 Stunden. Kann sein, dass andere Schulen anders handhaben.
    Aber fragen kostet nichts. Einfach mal ein paar schulen im Umkreis anrufen und sich anbieten oder bei Verena gucken ob es da entsprechende Stellen gibt.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Wir haben im Moment einen Ingenieur als Honorarkraft, der tatsächlich für das komplette Schuljahr 3h pro Woche (allerdings Abendschule) als Angestellter unterrichtet. Er hätte auch morgens gedurft, hatte aber die Wahl, und die pflegeleichteren "alten" abends waren ihm lieber.


    Details weiß ich nicht, aber das geht definitiv. Und mit Maschinenbau bist du sowieso in einem Bereich unterwegs, in dem wir in RLP im Moment jeden nehmen, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.


    Was ich noch weiß: Die Bewerbung lief direkt über die Schulleitung. Frag also einfach mal an einer gewerblichen BBS in der Nähe nach.


    Gruß,
    DpB


    PS: Alte Dame unter mir hat prinzipiell Recht mit den Arbeitszeiten, aber es gibt auch BBSen ohne Abendschule (dafür dann mitunter Samstags). Da Du Dich als Honorarkraft ja direkt an der Schule bewirbst, könntest du das im Gegensatz zum Otto-Normal-Lehrer durchaus durch die Schulwahl beeinflussen.

    2 Mal editiert, zuletzt von DePaelzerBu ()


  • 2. es reizt mich, meine Arbeitszeit flexibler an meine Familie anpassen zu können, als Karriere zu machen. Ich würde gerne Nachmittags für meine Kinder da sein und dafür abends weiter arbeiten. (neudeutsch Work-Life-Balance)

    Meinst Du damit, dass Du Dich abends nochmal an den heimischen Schreibtisch setzt, oder meinst Du damit, dass Du abends nochmal zur Schule fährst und dort unterrichtest? ;)
    - Hier musst Du nämlich aufpassen, die BKs sind keine Halbtagsschulen, der Betrieb läuft ganztägig. Bei uns ist bis 22:00 Uhr abends Unterricht für die Schüler, die berufbegleitend in der Abendschule ihre Abschlüsse nachmachen bzw. aufwerten.


    Ein Chef, dem Du vermittelst, dass Du aus familiären Gründen gerne die Nachmittage freihättest, dafür aber bereit wärst am Abend zu arbeiten, wird sicherlich versuchen, es Dir so einzurichten und Dir etliche der Stunden auch in der Abendschule legen. Ich vermute aber, dass Du es Dir so nicht vorgestellt hast - insofern finde ich den Plan, sich eine solche Schule mal von innen anzusehen, zumindest zu hospitieren und die Lehrkräfte über ein paar Tage zu begleiten, absolut sinnvoll.


    Zur Familienfreundlichkeit: Gemeinsame Ferien sind super und lösen viele Probleme. Die Einteilung der Schultage (absolut starr und unflexibel! - Ist wirklich so, wie meine Vorschreiber schon gesagt haben, viele "normale Arbeitnehmer", die Gleitzeit, Überstundenabbau etc. gewohnt sind, machen sich davon keinen Begriff) schafft dafür etliches an Problemen.


    Erster Schultag des eigenen Kindes, Beerdigung eines Freundes? Gnadenhalber von der Schulleitung manchmal genehmigt, aber kein Anrecht darauf.
    Der Schornsteinfeger oder die Heizöllieferung kommt? - Ellenlange Telefonate, um die Termine umzubuchen, oder der Ehepartner muss Gleitzeit/ Überstundenabbau nehmen.
    Mal eben elf Minuten länger gebraucht im Stau, an der Ampel, wegen unklarer Betreuungssituation des Kindes? - Muss sofort telefonisch gemeldet werden im Sekretariat, darf maximal einmal vorkommen, dann nicht mehr.


    Man hängt schon arg im Korsett mit Terminen, die man nicht beeinflussen kann, und die eben nicht nur die Vormittage betreffen, sondern auch die Nachmittage und Abende.


    LG
    Alte Dame

  • Hallo Zusammen,


    erst einmal vielen, vielen Dank für die Rückmeldungen.
    Die von euch genannten Punkte sind mir klar, wahrscheinlich jedoch noch nicht zur Gänze.
    Bzgl. der Frage des „Abends weiterarbeiten“ dachte ich schon eher daran den Schreibtisch noch einmal zu besuchen und nicht in die Schule zu fahren. Dies ist jedoch ein sehr guter Einwand den ich vorab klären sollte.


    Ich werde einmal mit den Schulen, welche mich interessieren, in Kontakt treten und mir die Möglichkeiten dort genau ansehen.


    Für mich ist es wirklich wichtig das ganze einmal „antesten“ zu können, da dies schon ein ganz großer Schritt für mich wäre.



    Noch einmal an großes Dankeschön in die Runde.

  • Schau bitte mal noch in deine persönlichen Nachrichten. Ich hätte da vielleicht direkt was :)


    Gruß,
    DpB

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