NRW: A13 nur für neu ausgebildetet Grundschullehrer?

  • Lehramststudent: deiner Überlegung nach bräuchte man A13 dann ja erst für die Lehrer, die ab jetzt anfangen zu studieren. Die anderen (die schon am studieren sind) haben sich ja eh schon dafür entschieden und müssen also nicht mehr dazu motiviert werden, Grundschullehrer zu werden.

    Da möchte ich schon widersprechen. Ich stehe gerade kurz vor dem 1. Staatsexamen und hatte bislang geplant, mein Ref noch in NRW zu absolvieren und dann - nicht zuletzt wegen A13 - nach Schleswig-Holstein zu gehen und dort aufs Land zu ziehen. Zugegeben, damit mag ich die Ausnahme sein. Da aber sowohl meine Partnerin als auch ich hinsichtlich des Wohnorts flexibel sind, gibt die Nachricht der Planung noch einmal eine gewisse Wendung.


    Vorausgesetzt: Die geplante Anpassung betrifft auch Lehrer der Sek 1. So wirklich klargestellt ist das bislang nicht, oder? Klar, vermeintlich "höheres Level"; andererseits ist der Lehrermangel ja vergleichsweise überschaubar.

  • Ich glaube sowieso nicht, dass der Lehrermangel am angeblich zu geringen Verdienst liegt. Deutschlands Lehrer verdienen gut.

    Rückblickend betrachtet würde ich (Politik + NaWi) im Leben nicht mehr auf die Idee kommen, ein naturwissenschaftliches Fach zu studieren, wenn für meine Schulform der Lehrermangel ohnehin auf alle Disziplinen verteilt ist. Der Prüfungsaufwand im Vergleich zu Erziehungswissenschaften und Geisteswissenschaft nicht im entferntesten diskutabel. Daher würde ich es begrüßen, wenn man wahlweise einen finanziellen Ausgleich auf die Beine stellt oder die Prüfungsanforderungen tatsächlich einigermaßen vergleichbar gestaltet. Aber bevor jemand fragt: Den Glauben daran habe ich wirklich nicht. Unter den aktuellen Umständen braucht man sich aber über >70% Abbrecherquote in gewissen Fächern nicht wirklich zu wundern.

  • Mit dem Argument "schwierigeres Studium" kann man ja bereits dadurch profitieren, dass man überhaupt eine Stelle bekommt. Es gibt Studenten, die sich aus Angst vor den "harten" Fächern bewusst für eine leichtere Fächerkombi wie Deutsch/Geschichte entscheiden. Das hat die Konsequenz, dass man zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit das Studium schafft (bei Mathematik fallen gerne mal mehr als die Hälfte der Studenten im ersten Semester durch, was bei Deutsch eher nicht so der Fall ist), aber erst einmal mit vielen Konkurrenten um die Stellen kämpfen muss, weil man natürlich nicht der Einzige mit dieser Einstellung war. Der MINT-Student hat dann vlt. im Studium es öfters mal etwas härter gehabt, findet aber, wenn es nicht ganz blöd läuft, mit hoher Wahrscheinlichkeit im Anschluss sofort eine Stelle - bei guten Noten vlt. sogar an der Wunschschule.

  • Du willst jetzt mehr Geld, weil dein Studium schwieriger war?

    Es geht mir dabei nicht um mich, es geht mir um Ansätze, der Ungleichverteilung der Lehramtsstudierenden entgegenzuwirken. In erster Linie sehe ich da curriculare Ungereimtheiten - denn die hohen Abbrecher-/Wechselquoten machen ja deutlich, dass gegenwärtig selbst junge Menschen, die die Fächer aus Leidenschaft wählen, nicht ausreichend auf die Prüfungen vorbereitet werden können. Von jenen, die Physik, Chemie oder Informatik nicht gerade als Lieblingsfächer in der Schule gehabt haben, einmal ganz abgesehen.
    Alternativ erscheinen mir Modelle wie das Sachsenstudium sinnvoll. Für mich war das Studium ohne Nebentätigkeit finanziell nicht machbar. Die Nebentätigkeit hat die Lernzeit letztlich derart aufgefressen, dass ich bei einer Pflichtklausur durchgefallen bin. Zwei Fehlversuche führen an meiner Uni zwangsläufig zur Exmatrikulation durch endgültiges Nichtbestehen. Konsequenz war ein Kredit für das restliche Studium. Ergo: Jobstart 2 Jahre später, da das NaWi-Studium nicht in dem Tempo des Politik-Studiums möglich war und obendrein Schulden. Wem derartige Umstände blühen, dem kann ich nicht übel nehmen, wenn er oder sie nach 2 Semestern sagt: Mit Sonderschul-/Grundschullehramt komme ich zeitig durch, kann nebenbei nen Job ausüben und habe den Job auch sicher. Zumal bei nun absehbarer weitgehender Angleichung des Bezugsniveaus.

  • Das sind aber doch persönliche Empfindungen. Mein Mann hat sein Ma/Info Studium in Regelstudienzeit geschafft und ich hab in der Regelstudienzeit +1 Semester sogar mein 3. Fach fast fertig bekommen. Wer nach Interesse und Fähigkeit studiert ist bestimmt schneller als jemand, der etwas studiert was ihn nicht interessiert und wo er sich nicht reinhängt und schon mit Defiziten anfängt.
    Mein Mann hätte bestimmt nicht geduldig die ganze Literatur für Englisch gelesen und dann stundenlang eine Hausarbeit darüber geschrieben. Ich halt schon. Also kannst du nicht davon ausgehen, dass alle in Politik schneller sind und in Mint langsamer.
    Mein Mann und ich hatten in Info einigen Vorlesungen gemeinsam und ich musste für die Klausuren und Übungen viel mehr Zeit einplanen als er. So ist das einfach. Bestanden haben beide, er aber besser mit weniger Mühe. So what.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Aber die Lösung ist doch nicht Leute, die für diese Fächer nicht „brennen“, ins Studium zu locken und so zu tun als seien diese Fächer schwieriger oder mehr wert.

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  • Aber die Lösung ist doch nicht Leute, die für diese Fächer nicht „brennen“, ins Studium zu locken und so zu tun als seien diese Fächer schwieriger oder mehr wert.

    So zu tun, als seien diese Fächer schwieriger? Wie interpretierst du denn die starken Abweichungen der Abbrecherquoten nach Studiengängen? Es freut mich ja für deinen Mann, das er in Regelstudienzeit durchgekommen ist. Nur: Was soll dieses Ergebnis in Relation zur Gesamtsituation auf dem Arbeitsmarkt denn aussagen?


    Meines Erachten sollte jemand, der den LK eines Fachs ordentlich abgeschlossen hat, ein Sek1-Studium bestehen können. Fakt ist, dass das sehr häufig nicht der Fall ist. Insofern liegt es doch nahe, dass an irgendeiner Stellschraube auf dem Weg zum Lehrberuf etwas in den NaWis falsch läuft. Daher denke ich, dass man hier im Rahmen der Möglichkeiten Anreize schaffen sollte, diese Studiengänge attraktiver zu machen. Oder welche Alternative siehst du?


    Und ja, den "Wert" eines Studiums sehe ich durchaus darin, welche Perspektiven es bietet.

  • Ich fasse deine Aussagen jetzt mal zusammen:
    Die Lehramtsstudierenden sind ungleich verteilt, Nawi ist viel schwieriger zu schaffen als LA Grundschule, Förderschule oder wahrscheinlich auch Deutsch/Englisch auf Gymnasiallehramt, also forderst du mehr Verdienst. Was das mit der Ungleichverteilung zu tun haben soll, ist mir allerdings nicht klar, vielmehr sehe ich dann das Risiko, dass noch mehr Leute diesen Weg einschlagen und scheitern.


    Gegenvorschlag. Man bezahlt Mint-Lehrern weniger. Dann werden nur die Leute das studieren, sie WIRKLICH dafür brennen, und die bestehen es dann auch vielleicht. *Ironie off*.



    Ach, immer wieder schön, wie hier jeder denkt, dass er auf jeden Fall mehr verdienen sollte als die anderen.

  • Vielleicht liegt das eher daran, dass Hinz und Kunz glauben Lehramt sei ja einfach und das Studium unterschätzen? Ich kenne in Mint nämlich deutlich mehr Abbrecher mit dem Ziel Lehramt als einem anderen Bachelor/ Master oder damals noch Diplom.

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  • Lehrermangel gibt es nicht nur in den Mint-Fächern. Wie würdest du dem Lehrermangel an Grundschulen begegnen?


    Und ja, du hast recht, außer finanziellem Ausgleich (den erwähnst du durchaus!) schreibst du schon auch noch von angepassten Prüfungsanforderungen. Habe gleichzeitig gelesen, geantwortet und telefoniert, Multitasking hat nicht 100% funktioniert. ;)

  • Der Unterschied ist, dass Mangel in den MINT-Fächern chronisch ist, Mangel in der Grundschule eher eine Modeerscheinung. Zu Beginn meines Studiums hieß es noch, der Bedarf an Grundschullehrern sei in meinem Bundesland mäßig (an männlichen immerhin noch größer als an weiblichen), jetzt ist der Bedarf groß (also genau zum richtigen Zeitpunkt mit dem Studium angefangen ;) ). In 5 Jahren kann es schon wieder ganz anders aussehen (Stichwort Schweinezyklus).

  • Meine Frage nach deinem Vorschlag, wie man dem Lehrermangel in den MINT-Fächern begegnen soll, ist noch immer offen.

    Da wird jetzt auch keine Antwort von mir kommen, denn ich kenne mich damit nicht gut genug aus. Es interessiert mich ehrlich gesagt nicht besonders, und ein Mangel an Mint-Lehrern war hier auch nicht Hauptthema. Ich bin nur kurz drauf eingegangen, weil wir dieses "Ich hatte ein anspruchsvolleres Studium - ich brauche mehr Gehalt" schon öfters hatten. Ursprünglich ging es hier um Grundschullehrer und ob ungleiches Gehalt für den gleichen Job okay ist oder nicht.
    Dann kamst du mit deinen Studienerfahrungen und wolltest finanziellen Ausgleich oder leichtere Prüfungen.

  • Da wird jetzt auch keine Antwort von mir kommen, denn ich kenne mich damit nicht gut genug aus. Es interessiert mich ehrlich gesagt nicht besonders.

    ...sodass sich mir dann schon die Frage nach der Motivation stellt, überhaupt in die Diskussion einzusteigen. Aber nun gut.

    Ich bin nur kurz drauf eingegangen, weil wir dieses "Ich hatte ein anspruchsvolleres Studium - ich brauche mehr Gehalt" schon öfters hatten.

    Offenbar dort nicht fertig ausdiskutiert, denn ich habe eine solche Diskussion zu keinem Zeitpunkt eröffnet. Mein Beitrag bezog sich darauf, dass ich die Entscheidung für ein MINT-Fach nicht noch einmal treffen würde und unter den gegebenen Umständen Abiturienten eher davon abraten würde. Und da das Problem von bildungspolitischer Tragweite ist, habe ich meine Gedanken zu Lenkungsmaßnahmen geäußert, die hier ja offensichtlich auch Hintergrund für die "A13 für alle"-Überlegungen sind. Meines Erachtens geht der Bedarf da noch weiter.
    Jedenfalls habe ich angesichts der bissigen Unterstellungen vielmehr den Eindruck, hier der einzige zu sein, der mit dem Lehrergehalt zufrieden ist.

    Lehrermangel gibt es nicht nur in den Mint-Fächern. Wie würdest du dem Lehrermangel an Grundschulen begegnen?

    Wie der Lehramtsstudent schon geschrieben hat: Als wir mit dem Studium angefangen haben, wurde von allen Seiten von einem Grundschul-Lehramtsstudium abgeraten, da dieses über all die Jahre deutlich zu viele aufnahmen. Das ist nicht lange her. Also hat man den Zyklus entweder komplett verschlafen oder irgendetwas muss passiert sein, dass das Studium plötzlich uninteressant wurde.
    Zur Zeit unserer Immatrikulation hieß es plötzlich, dass man als Grundschullehrkraft plötzlich genauso lange wie all die anderen studieren, dabei aber (je nach Bundesland) gravierende Abstriche bei den Bezügen in Kauf nehmen soll. Und da sind wir dann tatsächlich in der Situation, die hier mitunter sarkastisch für den MINT-Bereich gewünscht wurde: Das tut sich wirklich nur noch jemand an, der für dieses Studium und nichts anderes mehr brennt. Mit der Konsequenz, dass er/sie dann an unterbesetzten Schulen arbeitet, bei denen kaum noch ein Kollege das studiert hat, was er ausübt.
    Um den "Deal" wieder herzurichten, würde ich es ja begrüßen, das Studium wieder dadurch attraktiv zu machen, dass man es inhaltlich auf wesentliche Inhalte entschlackt. Stattdessen bleibt es nun offenbar bei 10 Semestern Regelstudienzeit mit dem Ausgleich A13. Würde es den nicht geben, wäre ich als "Neuling" auch irgendwie schon ganz schön bedient, genauso viel wie das Kollegium zu verdienen, obwohl man 4 Semester länger studiert und 3 Monate weniger Referendariatsbezüge erhalten hat. Die 4 Semester, in denen den neuen Absolventen 80.000€ durch die Lappen gehen, kann die Absolvin/der Absolvent früherer Jahrgänge schließlich auch für weitergehende Qualifikationsmaßnahmen nutzen, um den Ertrag noch weiter zu steigern.

  • Sollte tatsächlich druchgedrückt werden, dass Beamte bald streiken dürfen, wird das Lehrer-Beamtentum schneller abgeschafft, als Studenten „A13“ überhaupt sagen können. So schaffen wir uns unser eigenes Grab. Glückwunsch.

  • @Topic Anspruch Mint versus GeWi: Ich habe ein Mint-Fach studiert, sowie eine Geisteswissenschaft. Selbstverständlich gab es auch Module in der GeWi, die recht knackig waren. Aber selbst die Einführungsveranstaltungen des Mint-Faches waren DEUTLICH anspruchsvoller als jedes Modul des Zweitfaches. Und das haben ALLE Kommilitonen mit einer ähnlichen Kombi gesagt. Also ja, selbstverständlich ist ein Mint-Fachs schwieriger zu studieren, ich stimme Jebediah voll zu! Sollte man deswegen mehr Geld bekommen? Vielleicht, so läuft es in der Wirtschaft auch, es ist ein naiver Selbstbetrug von Lehrern, so zu tun, als ginge das in unserem Beruf nicht. Wer weiß - Wenn das Beamtentum fällt, vielleicht auch die Gleichbezahlung der Fachrichtungen.

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