SPON: Ein Sonderpädagoge berichtet

  • Gut dass du das nochmal sagst! Das war für mich in der Tat an der Stelle auch nicht klar (und ich war ernsthaft irritiert, passte so gar nicht zu deinen sonstigen Beiträgen....)

    Pardon! Das hätte ich deutlicher machen sollen!


    Für mich ist dieses "einfach einen anderen Job suchen" ein Totschlagargument. (Von der Konkurrenz um Lohnarbeit mal ganz abgesehen.)

  • Ein Strafverfahren sehr wohl. Dadurch verfallen aber zivilrechtliche Ansprüche nicht.

    Das bedeutet, ich kann einen 12-Jährigen wg. Beleidigung auf Schmerzensgeld verklagen und die Eltern zahlen, wenn er 14 wird? So als Beispiel. Ist ja nicht so, dass man darüber nicht ab und zu nachdenken müsste :/


    EDIT hab bisschen rumgesucht, hier ist es ohne Juristendeutsch erklärt:
    http://www.rps-schule.de/recht/ehrschutz.pdf

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • EDIT hab bisschen rumgesucht, hier ist es ohne Juristendeutsch erklärt:
    rps-schule.de/recht/ehrschutz.pdf

    Zitat aus deinem verlinkten PDF: "Alles in allem können so bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung ohne weiteres mehrere Jahre vergehen."
    Welcher Lehrer tut sich das an? Und das auch in Zeiten, in denen man fast täglich solche Vorfälle erlebt...
    Das (Schul-)recht und auch schulische Sanktionsverfahren greifen bei den Problemschülern des 21. Jahrhunderts häufig nicht mehr.

  • Ich muss hier Juditte ganz klar beipflichten, wenn es um die Gewalt der Schüler geht. Ich weiß auch ganz genau, über welche Art von Schülern sie schreibt und bin mir ziemlich sicher, dass einige hier keine konkrete Vorstellung haben, was und wer damit gemeint ist.
    Da ist sicherlich kein Lehrer, der sich von seinen Schülern verprügeln lässt. Zu so etwas sind die meisten dieser Schüler ja auch gar nicht körperlich/motorisch in der Lage. Und bei denen das so wäre, ist man sich dessen bewusst und hat sich etwas überlegt, wie man damit umgeht. Da wird im Kollegium drauf geachtet, dass man da eine Absicherung hat. Der nächste Kollege ist meist nicht weit oder es gibt einen I-Helfer. Da geht es eher darum, gekratzt oder gekniffen zu werden, unangehehme Geräusche etc.. Man überlegt sich auch etwas, wie man das auf Dauer abtrainieren kann. Das ist jetzt zu komplex, um das hier in aller Kürze darzustellen. Es ist ein Teil des Berufs an diesen Förderschulen und die Kollegen wissen auch, wo die Grenze ist.

    Danke Frapper,
    Ich glaube, das ist das Kernproblem, das sich hier kaum lösen lässt.
    Ich kann eine Besetzung mit 5 Lehrkräften haben, das ändert aber nicht daran, dass ich mit dem Schüler in Kontakt und Beziehung treten muss. Nur so kann ich ihm helfen, seine Verhaltensweisen zu verändern (Die er nicht bewusst ausführt).
    Wenn ein Schüler einen Lehrer bewusst und boshaft attackiert (körperlich oder verbal) gibt es logischerweise auch bei uns disziplinarische Maßnahmen.


    Ich schätze, das wird sich hier nicht lösen lassen, wenn versucht wird, ein Handlungsfeld zu beurteilen, dass man nicht kennt.

  • @Freakoid, ja ich weiß, ob man das im Zweifelsfall durchzieht, ist die Frage. An allererster Stelle muss die Schulleitung handeln. Es gibt Schulleiter, die haben ihren Laden im Griff, schwierige Schüler hin oder her.
    Und es gibt welche, die vor lauter Angst vor ihren Vorgesetzten, Eltern und deren potentiellem Widerspruch oder Klagen zu wenig oder nichts unternehmen. In diesem Falle muss man als Kollegium zusammenhalten und auf die Fürsorgepflicht pochen. Meine Erfahrung mit ausweichenden Chefs ist: selbst noch mehr „Stress“ zu machen, so dass es immer noch angenehmer ist, dir als den pöbelnden Eltern nachzugeben. Personalrat bemühen, Überlastungsanzeigen verfassen, möglichst zu mehreren.


    Ein User erwähnte in diesem Zusammenhang mal die Dienstaufsichtsbeschwerde, darüber weiß ich allerdings wenig.

  • Wenn ein Schüler einen Lehrer bewusst und boshaft attackiert (körperlich oder verbal) gibt es logischerweise auch bei uns disziplinarische Maßnahmen.

    ich denke, darum geht es hier und im verlinkten Bericht.

  • Im Bericht geht es um den großen Anteil von Verhaltensauffälligkeiten und das daraus resultierende Aufsichtsproblem. Nicht um disziplinarische Maßnahmen. Wir wissen nicht, an welchem Förderschultyp der Berichterstatter ist.
    Ich habe beschrieben, dass an bestimmten Förderschultypen Gewalt ein Teil der Arbeit ist, was angezweifelt wurde. Darum ging es.


    Dass bei handlungsbewussten Schülern anders gehandelt wird ist logisch. Die haben wir zum großen Teil aber nicht. Dabei habe ICH aber nur von GG und KME geschrieben.

  • Ich sehe es wie Juditte und Frapper.


    Ich bin in meinem Arbeitsfeld (Förderschule KME) regelmäßig mit aggressivem Verhalten konfrontiert.
    Wir beschulen Schüler mit geistiger Behinderung, schwerer Mehrfachbehinderung, Autismus und auch immer wieder Schüler mit psychischer Erkrankung oder in akuten Krisensituationen. Viele unserer Schüler können sich nicht oder nicht ausreichend verbal mitteilen.
    Bei dieser Schülerschaft ist Aggression letztendlich Ausdrucksmittel und Zeichen von Hilflosigkeit.
    Das heißt keineswegs, dass man das „hinnimmt“, aber es gehört tatsächlich zum Job. Natürlich ergreifen wir Maßnahmen, aber eher pädagogischer als disziplinarrechtlicher Natur. Das kann auch im Einzelfall lange dauern. Man muss Auslöser identifizieren, alternative Handlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten anbahnen, Interventionsmöglichkeiten individuell anpassen und vor allem Beziehung aufbauen und Verlässlichkeit bieten. Manchmal ist in Extremfällen auch eine Medikation notwendig und eine intensive Zusammenarbeit mit externen Stellen, behandelnden Ärzten etc.
    Natürlich kostet das Zeit, aber in aller Regel kann man durchaus Verbesserungen oder oft auch eine vollständige Abkehr von aggressivem Verhalten erreichen.
    Ich persönlich arbeite sogar gerne mit „schwierigen“ Schülern, ich habe mich aber auch auf eigene Initiative in diesem Bereich weitergebildet.


    Ich denke schon, dass es eigentlich jedem angehenden Sonderpädagogen bewusst sein sollte, dass Umgang mit aggressivem Verhalten Teil des Berufes ist. Es gibt genug Praktika und Möglichkeiten, neben dem Studium Erfahrungen zu sammeln.
    Der Umgang mit aggressivem Verhalten war zumindest bei mir schon Teil des Studiums und erst recht des Referendariats.
    Man steht dem auch keineswegs hilflos gegenüber. Wir hatten schon im Ref einen Selbstverteidigungskurs. Auch jetzt bietet meine Schule regelmäßig Deeskalationstrainings und ähnliches an. Fortbildungen und Kurse dieser Art gibt es überall, im Zweifel bei externen Trägern.


    Statt nur zu jammern, finde ich schon, dass man da eine gewisse Eigeninitiative erwarten kann.
    Und wenn man trotzdem weiterhin merkt, dass man in diesem Bereich nicht zurechtkommt, sollte man sich wohl nach einer beruflichen Veränderung umsehen.


    Das gilt wie gesagt speziell für die Förderschule.

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