Physik/Informatik an Gymnasien

  • Guten Abend,


    ich würde gerne das Lehramt für die Sek 1/2 mit den Fächern Physik/Informatik an der TU Dortmund studieren.


    Der Internetflyer der Fakultät Physik rät jedoch dazu Mathematik als Erstfach zu wählen.


    Kommt dieser Rat zustande, weil sich andere Fächer mit Physik überschneiden könnten oder weil man in Informatik nicht das nötige Grundlagenwissen (keine Ana 1/2 und LinA 1/2, sondern "Formale Methoden der Mathematik in der Informatik") vermittelt bekommen würde, um die Herleitungen (vor allem in theoretischer Physik) nachzuvollziehen?


    Hat hier jemand Physik mit einem anderen Fach außer Mathematik in seinem Studium kombiniert? Zum Beispiel mit Chemie oder Biologie (laut Modulhandbüchern ebenfalls ohne HöMa) oder mit Sport, einem geisteswissenschaftlichen oder künstlerischen Fach...? Oder hat jemand Erfahrungen mit dem Physiklehramt explizit an der TU Dortmund gemacht?


    Ich bedanke mich für eure Tipps.

  • Ich denke, dass es daran liegen könnte, dass man mit Mathe in den einzelnen Jahrgängen mehr Einsatzstunden hat als mit Info bzw. Physik.

  • Ich denke, dass es daran liegen könnte, dass man mit Mathe in den einzelnen Jahrgängen mehr Einsatzstunden hat als mit Info bzw. Physik.

    Aber es gibt doch auch genügend Lehrer mit der Kombi Biologie/Chemie? Das ist soweit ich weiß eine gängige Kombination und die beiden Fächer sind wie Physik und Informatik Nebenfächer.

  • Biologie wird aber bereits ab der 5. Klasse unterrichtet, Physik und Informatik nicht. (Vlt. irre ich mich aber auch.)


    Es könnte natürlich auch damit zusammenhängen, dass sich Mathematik und Physik gegenseitig ergänzen und dein Studium so aufwendiger ist.

  • Vielleicht haben sie an der Uni einfach die Erfahrung gemacht, dass die Studenten in Physik häufig Probleme haben, wenn sie nicht gleichzeitig Mathematik studiert haben ;)
    Vielleicht hast du ja die Möglichkeit bei der Studienberatung nachzufragen warum sie diese Empfehlung geben.

  • Mir fallen da spontan mehrere Gründe ein, hatte auch zunächst überlegt Physik/Informatik zu studieren und mich dann für die Kombination mit Mathematik entschieden:


    1) Sowohl in Informatik als auch in Physik sind bestimmte Vorlesungen in Mathematik obligatorisch. Kombiniert man zu einem der Fächer Mathematik dazu, entfallen gerade im Grundstudium einige sonst extra zu belegende Vorlesungen, da diese im Mathematikstudium bereits enthalten sind. Konkret: Bei mir waren das in den ersten beiden Semestern schon 12 Semesterwochenstunden weniger.


    2) Häufig sind die Zeiten der Vorlesungen und Seminare in Physik und in Informatik an diejenigen in Mathematik angepasst. Es passiert also kaum, dass man z.B. Experimentalphysik I und Analysis I in einem Semester belegen muss, diese aber gleichzeitig stattfinden. Bei Physik/Informatik dagegen besteht eine erhöhte Gefahr für solche Kollisionen, die schlimmstenfalls das Studium verlängern können.


    3) Gerade Informatik wird mit relativ wenig Wochenstunden unterrichtet, von daher ist damit zu rechnen, eher Physik zu unterrichten. Das muss nicht schlimm sein, gesucht sind beide Fächer. Nur Nebenfächer bedeutet i.d.R. mehr Lerngruppen/mehr Schüler und damit etwas weniger Kontinuität, dafür je nach Schule ggf. seltener bis gar keine Klassenleitung zu erhalten. Ob das als Vor- oder Nachteile angesehen wird, ist Geschmacksfrage.

  • Ich weiß sowohl aus meiner eigenen Schulzeit als auch von diversen Studienkollegen während der Uni, und jetzt wieder von Schülern an der Schule wo ich unterrichte, wie schwer es manchen fällt, einerseits Physik ohne das passende "Handwerkszeug" (eben oft Mathe) hinzubekommen, andererseits abstrakte Mathematik ohne "Anwendung" verinnerlichen zu können (und die kommt gerne aus der Physik).
    Die SuS, die die Kombination Mathe/Physik LK haben, können davon profitieren, wenn sich die Kursleiter ein wenig absprechen, wann welches Thema kommt - dann ist ein Bezug zueinander da, und der Stoff wird offenbar deutlich besser aufgenommen und verstanden. An der Uni ist ähnliches zu verzeichnen gewesen - ich weiß von Physikern, die wegen "der Mathe in der Physik" geschmissen haben, nicht wegen der Physik selbst.
    Gefragt sind alle MINT-Fächer... schon mal über alle drei nachgedacht? Würde dich als Lehrer alles andere als unattraktiv für eine Schule machen...

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  • Stimme Seph in allen Punkten uneingeschränkt zu.


    Kenne (bzw. kannte) Leute mit "exotischeren" Kombinationen. Das krasseste war ein Mitstudent, der Lehramt Gymnasium Ph/Bio studieren wollte - nach dem 1. Semester verlor sich seine Spur... meiner bescheidenen Meinung nach ist diese Kombi nicht machbar (oder nur mit erheblichem Aufwand), da effektiv ein 4-Fächer-Studium (M, Ph, Bio, Ch), davon 3 mit Laborpraktika. Falls hier im Forum jemand mit dieser Kombination mitliest, lasse ich mich gern vom Gegenteil überzeugen. ;)


    Ansonsten kenne ich Leute noch mit Ph/Deutsch, Ph/Sport - die haben es alle geschafft. Hier braucht man Mathematik nur für die Physik, von daher würde ich einen geringeren Aufwand vermuten als Ph/Inf. Ausserdem sind diese Fächer etwas flexibler in der Studienplanung... oder waren es zumindest, ich habe noch zu "Diplom-Zeiten" studiert.

  • Der Internetflyer der Fakultät Physik rät jedoch dazu Mathematik als Erstfach zu wählen.


    Rate ich auch. Einfacher Grund: Du hast dann ein Hauptfach. Mit deiner Kombination wird es z.B. schwer, dich als Klassenlehrer einzusetzen, weil ein Klassenlehrer ja sinnvollerweise auch eine gewisse Zeit in der Klasse sein sollte. Du hast hier halt Fächer, die nur in wenigen Jahrgangsstufen unterrichtet werden. Einen Job bekommst du damit natürlich, das ist keine Frage.

  • Grundsätzlich könntest du über Info als Erweiterungsfach nachdenken und Mathe/Physik als Hauptkombi. Das wäre für später sicher nicht schlecht.

  • Sprich am besten mal die Fachschaftsvertreter Physik und Informatik der Uni Dortmund an. Die können die vermutlich eine ganz gute Einschätzung zur Problematik geben.


    Zu meinen Studienzeiten mußtest du sowohl im Informatikstudium als auch im Physikstudium einen nennenwerten Umfang Mathe belegen.
    Damals hatte man in beiden Studiengängen die Wahl, ob man HöMa/'Mathe für Info' hört oder Analysis/Lineare Algebra (aus dem Mathefachstudium). Du konntest also mit einer Vorlesung aus dem Mathematikfachstudium die Bedingungen der Studienfächer Physik und Info gleichzeitig erfüllen. (Klar Mathe natürlich auch. ;) )
    Das war jedoch vor den Studienreformen und hatte auch Nachteile. Mathefachvorlesungen bereiten jetzt nicht so unbedingt auf die Anwendung vor.


    Der Unterschied war so ungefähr:
    HöMa für Physiker und Maschinenbauer: 1000 Anwendungsrezepte mit ein bischen Theorieverbindung und zu jedem dieser Rezepte etliche Übungsaufgaben (Rechnen).
    Mathefachvorlesungen: Tieferes Verständnis und vor allem Beweis fast aller dieser Zusammenhänge, aber wenig Rechenaufgaben.
    Zu den Analysis und co. für Informatiker kann ich nix sagen und diese Aussagen beziehen sich auch auf die Zustände im Vollstudium und nicht im Lehramtsstudium, wobei da damals die Lehrämtler mitliefen.


    Was hatte a


    Trotzdem ist es eine Idee wert, einmal nachzufragen, ob in Physik und Informatik auch heute noch gemeinsame Mathevorlesungen möglich sind.

  • Der Internetflyer der Fakultät Physik rät jedoch dazu Mathematik als Erstfach zu wählen.

    Gibt aber keine Begründung an? Geht ja gut los. Frag' doch bei jeder Fakultät nach. Die werden auch eine Studienbeartung o.ä. haben. Die müssen ja wissen, warum die das so empfehlen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Hallo, ich komme leider erst nun wieder am Wochenende zum Antworten. Vielen Dank für die informativen Einblicke und eure Erfahrungen rund um den Lehreralltag.


    Ich bin vor allem neben dem Fachinteresse auch auf die Idee gekommen Informatik/Physik zu wählen, da ein Kumpel bereits Mathematik/Wirtschaftswissenschaften für das Lehramt an Berufskollegs an der TU Dortmund studiert und bald Mathematik mit Informatik austauschen wird, da das Lehramt für Mathematik an Gyms/BKs an der TU DO sehr übel sein soll und es 80% nicht bis zum Ende schaffen. Von daher wollte ich großen Abstand von der Fakultät für Mathematik halten, da ich durch Bekanntschaften bereits Einblicke in die Skripte erhalten habe und das für mich als viel zu schwierig und aufwändig neben dem Job empfand.


    Ich kenne mich leider nicht so gut mit dem Quereinstieg ins Lehramt aus und bin für die nächsten vier Jahre an meine Region (Unis/FHs zwischen dem Ruhrgebiet und Sauerland) gebunden, von daher hoffe ich, euch noch eine andere Frage stellen zu dürfen:


    Ich habe an der FH Südwestfalen studiert und einen Bachelor of Science (FH) in Informatik absolviert. Ich hätte auch großes Interesse daran das Lehramt an Berufsschulen zu studieren (z.B. in der Ausbildung von Fachinformatikern zuständig zu sein), jedoch wird Informatik bei uns nicht im Kooperationsstudiengang angeboten: http://www4.fh-swf.de/de/home/…cht_der_studiengaenge.php


    Darunter fallen nur Bachelor of Engineering Studiengänge, insbesondere Elektrotechnik oder Maschinenbau. Gibt es denn eine Möglichkeit mit Informatik (FH) in den Master of Education einzusteigen von der ich noch nichts weiß? Oder lassen sich aus einem FH-Bachelor in Informatik keine große und kleine berufliche Fachrichtungen ableiten? Die TU Dortmund erkennt mir so ziemlich nichts aus meinem Erststudium im Unterrichtsfach Informatik an. Leider ist die TU DO aber wiederum die einzige Uni in meiner Umgebung, welche Informatik überhaupt als Unterrichtsfach anbietet. Von daher stecke ich da aktuell in einer Sackgasse, was das Thema Lehramt betrifft.

  • es 80% nicht bis zum Ende schaffen.

    Woher kommt diese Zahl? Und wie wird sie errechnet. Damals, im ersten Semester kamen schon viele nach Weihnachten nicht wieder. Ich würde sagen locker die Hälfte ausgestiegen ist, bevor sie sich jemals einer Prüfung gestellt haben. Bei Mathematik merlt man schnell, wo man dran ist und kann entsprechende Entscheidungen treffen. Dass man vor sich hin studiert und kurz vor Schluss in einer Prüfungs 'rausfliegt, ist äußerst selten. Ist bei Informatik und Physik nicht so viel anders, auch wenn in meiner Erinnerung Informatik-Studierende sich etwas länger vor den Entscheidungen drücken.



    Von daher wollte ich großen Abstand von der Fakultät für Mathematik halten

    Das wird dir weder mit Informatik noch mit Physik gelingen. Beide enthalten reichlich Materie, die von der mathematischen Gravitation angezogen wird.



    Ich hätte auch großes Interesse daran das Lehramt an Berufsschulen zu studieren (z.B. in der Ausbildung von Fachinformatikern zuständig zu sein)

    Das wäre dann wohl die berufliche Fachrichtung "Technische Informatik". Ob man damit später tstsächlich Fachinformatiker ausbildet, kann dir aber keiner sagen. Das hängt doch sehr davon ab, an welcher Schule man landet.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich bin vor allem neben dem Fachinteresse auch auf die Idee gekommen Informatik/Physik zu wählen, da ein Kumpel bereits Mathematik/Wirtschaftswissenschaften für das Lehramt an Berufskollegs an der TU Dortmund studiert und bald Mathematik mit Informatik austauschen wird, da das Lehramt für Mathematik an Gyms/BKs an der TU DO sehr übel sein soll und es 80% nicht bis zum Ende schaffen. Von daher wollte ich großen Abstand von der Fakultät für Mathematik halten, da ich durch Bekanntschaften bereits Einblicke in die Skripte erhalten habe und das für mich als viel zu schwierig und aufwändig neben dem Job empfand.

    Dir sollte bewusst sein, dass die Veranstaltungen für Mathematiker und Physiker an einer Universität anspruchsvoller sind als Mathematik für Informatiker und Ingenieure an einer Provinz-FH.


    Ich habe an der FH Südwestfalen studiert und einen Bachelor of Science (FH) in Informatik absolviert. Ich hätte auch großes Interesse daran das Lehramt an Berufsschulen zu studieren (z.B. in der Ausbildung von Fachinformatikern zuständig zu sein), jedoch wird Informatik bei uns nicht im Kooperationsstudiengang angeboten: http://www4.fh-swf.de/de/home/…cht_der_studiengaenge.php
    Darunter fallen nur Bachelor of Engineering Studiengänge, insbesondere Elektrotechnik oder Maschinenbau. Gibt es denn eine Möglichkeit mit Informatik (FH) in den Master of Education einzusteigen von der ich noch nichts weiß? Oder lassen sich aus einem FH-Bachelor in Informatik keine große und kleine berufliche Fachrichtungen ableiten? Die TU Dortmund erkennt mir so ziemlich nichts aus meinem Erststudium im Unterrichtsfach Informatik an. Leider ist die TU DO aber wiederum die einzige Uni in meiner Umgebung, welche Informatik überhaupt als Unterrichtsfach anbietet. Von daher stecke ich da aktuell in einer Sackgasse, was das Thema Lehramt betrifft.

    Zieh um und such dir eine Uni, die dir deine Credits anrechnet.

  • Das hat rein inneruniversitäre Gründe. Mit Physik/beliebig und Informatik/beliebig kannst du dir deine Stellen schon fast aussuchen. Mit Physik/Informatik würde unsere Schulleitung dich sofort nehmen, so was schreibt man schon gar nicht mehr aus, weil es das einfach nicht gibt.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Informatik verwendet im Studium die Sprache der Mathematik.


    Hier mal ein Beispiel:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Formale_Grammatik#Definition


    Wenn man nicht Mathematik als Fach hat, hat man erhebliche (!) Hürden, überhaupt zu verstehen, was der Prof da anschreibt, rein formal gesehen.


    Analysis braucht man eher weniger für Informatik. Entscheidend ist eine Vertrautheit mit mathematischer Fachsprache sowie diskreter Mathematik und Algebra.


    Und ja, wir hatten formale Sprachen schon als Abiturthema, man sollte das verstanden haben.

  • Also ich hab Englisch/Pädagogik und Info als 3. Fach. Hab Mathe für Naturwissenschaftler und Info bestanden. Ist nicht unmöglich. Ist bestimmt mit Mathe einfacher, aber es geht auch ohne.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • HerrRau, oder wie der User heißt, hat auch Informatik als Drittfach, neben, ich meine, Deutsch und Englisch. Außerdem kommt der Mathematikanteil wohl auch auf die Schulform an: An meiner Uni müssen Gymnasiallehramtsstudenten mit Fach Mathematik ein Mathematikmodul mitmachen, Haupt- und Realschul-, sowie Förderschullehramtsstudenten mit Unterrichtsfach Informatik (wobei die Absolventenzahl von Förderschullehrern mit studiertem Fach Informatik wohl jährlich im einstelligen Bereich sein dürfte) hingegen nicht.

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