Klassenarbeit unlesbar

  • Vielleicht habe ich das falsch gelesen - "in meinen neuen Klassen" - ich habe interpretiert, das dieses 5. Klässler sind - war wahrscheinlich eine falsche Annahme.
    Ich sehe es wie Schmeili, wenn es Teenager sind, mit denen bestimmt schon gearbeitet wurde, dass sie eine lesbare Schrift haben, dann brauchen sie Konsequenz (ich habe selbst einen Teenager....).


    Wenn es Fünftklässler sind, würde ich so verfahren, wie ich oben geschrieben habe....
    flip

  • Ich kann mich dem Sprüchle "Was ich nicht lesen kann, streiche ich als Fehler an!" nur anschließen.


    Off-topic-Anektdote:
    Ein Schüler mit unleserlicher Schrift hat für die Prüfung einen """Nachteilsausgleich""" bekommen: er durfte auf einen Laptop schreiben.
    Seine Antworten wurden dadurch nicht etwa lesbarer, sondern das ganze sah noch grotesker aus als vorher.
    Wahnsinn, wie teilweise halbe Analphabeten Jahrelang ihre Vierer bekommen...

  • Und auf welcher Basis entscheidest du das?

    Ich habe mir eine Kriterienliste mit 30 Kriterien entwickelt anhand derer ich entscheide, wann etwas unlesbar ist. Da wird dann jeder einzelne Punkt abgehakt. Wenn 2/3 der Punkte erfüllt sind, ist die Schrift für mich unlesbar. Damit es keine Widersprüche gibt, gehe ich diese Liste zusammen mit den Schülern vor jeder Klassenarbeit penibel durch. Dauert nur maximal 45 Minuten bis alle im Bilde sind...


    Falls es doch einmal einen Widerspruch gibt, gebe ich ein graphologisches Gutachten in Auftrag. Diese 1000€ ist es mit definitiv wert.


    Spaße beseite: So etwas wird natürlich rein subjektiv und ad hoc entschieden. Wie denn sonst?


    Gruß !


  • Falls es doch einmal einen Widerspruch gibt, gebe ich ein graphologisches Gutachten in Auftrag. Diese 1000€ ist es mit definitiv wert.

    :rofl: :rotfl:


    Student: "nicht lesbar" ist ein recht eindeutiges Kriterium, denn es sagt aus, dass etwas nicht lesbar ist.

  • Es klingt immer so leicht.
    Lesbar - wird gewertet; nicht lesbar - nicht gewertet.


    Diese Schwarzweiß-Sicht gibt es aber nur selten. Tatsächlich kann man fast immer (etwas) lesen.
    Und selbst wenn ich alles lesen kann, aber dafür eine Stunde für die Arbeit brauche statt 15 Minuten wie bei den anderen - ziehe ich dann nichts ab?
    Eine halbe Note (darf ich "wegen äußerer Form") abzuziehen, ist eine Möglichkeit, die Frage ist, ob sich der Schüler dann beim nächsten Mal mehr Mühe gibt, wenn er statt einer 2,75 eine 3,25 hat.
    In Deutsch (weil es hier am belastendsten ist, da lange Texte) handhabe ich es so:
    Bei schwer (sic!*) lesbaren Texten kopiere mir die Arbeit, gebe sie dem Schüler zurück, mit der Aufforderung, sie am PC abzutippen - inklusive sämtlicher Rechtschreibfehler. Dabei weise ich klar darauf hin, dass ich Stichprobenvergleiche zwischen PC-Version und Original durchführe und wenn ich in der PC-Version ein einziges (berichtigtes) Komma finde, das im Original nicht steht, gibt's eine Sechs wegen Täuschungsversuchs. Die halbe Note Abzug gebe ich noch obendrauf, damit Schüler das Abtippen nicht als den gegenüber Schönschreiben angenehmeren Weg sehen.



    *nicht (nur) bei unleserlichen, sondern eben auch und vor allem bei wegen der Schrift anstrengend zu lesenden Arbeiten

  • @Mikael - mich würden deine Kriterien (ohne Ironie & Hintergedanken) interessieren, kannst du die uns/mir zeigen? Gerne auch nur in Auszügen.

    1) Kann ich nicht lesen.
    2) Lesbarkeit nicht gegeben.
    3) Unmöglich zu lesen.
    4) Nicht zu entziffern.
    5) Was für ein Gekritzel!
    6) Unbekannte Sprache.
    7) Unbekannte Schriftart.
    8 ) Unbekannter Zeichensatz.
    9) Text kryptografisch gesichert. Dekodierung nicht möglich.
    10) Weiterleitung an den schulischen Beauftragten für altägyptische Hieroglyphen empohlen.
    11) ...


    Reicht das erst einmal?


    Gruß !

  • Das heißt, dass du dir grundsätzlich erst einmal die Mühe machst, ein Wort zu entziffern, dass du auf den ersten Blick gar nicht lesen kannst, und es erst als Fehler anstreichst, wenn du es auch nach genauem Hinsehen nicht als bekanntes, deutsches Wort (bzw. Fachbegriff) erkennen kannst, oder? Denn auch in der Hinsicht scheint es unterschiedliche Herangehensweisen zu geben, bei der die eine strenger, die eine doch etwas sagen wir großzügiger ist.

    • Offizieller Beitrag

    Das heißt, dass du dir grundsätzlich erst einmal die Mühe machst, ein Wort zu entziffern, dass du auf den ersten Blick gar nicht lesen kannst, und es erst als Fehler anstreichst, wenn du es auch nach genauem Hinsehen nicht als bekanntes, deutsches Wort (bzw. Fachbegriff) erkennen kannst, oder? Denn auch in der Hinsicht scheint es unterschiedliche Herangehensweisen zu geben, bei der die eine strenger, die eine doch etwas sagen wir großzügiger ist.

    Das ist meine Vorgehensweise bei einem Schüler, der nicht dafür bekannt ist, sich keine Mühe zu geben, der aber zum Beispiel am Ende einer Arbeit eine Sauklaue hat.
    Wenn eine komplette Arbeit soviel Aufmerksamkeit von mir abverlangt, dann tue ich es für die erste (!!) Arbeit mit dem Hinweis, dies beim nächsten Mal eben nicht zu tun. Dann lese ich einmal aufmerksam (klar), danach ist Schluss. Ich markiere ganze Absätze als nicht lesbar, Pech für das nicht Lesbare.


    In der Fremdsprache entscheide ich mich grundsätzlich für die falsche Antwort. Ich gucke mal durch die Arbeit, ob es "typisch für ein A oder ein O" ist, was aber ziemlich "typisch" für "ich kann mich nicht entscheiden, die Lehrerin wird sich schon die richtige Antwort aussuchen", ist halt falsch.
    Komischerweise haben die allermeisten mit Schreibproblemen in der nächsten Arbeit Wunderheilungen... ;)
    Erziehung muss manchmal halt weh tun.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann Chili da nur ausdrücklich zustimmen. So handhabe ich das auch. Die Ankündigung, beim nächsten Mal jedes Wort, das ich nicht beim zweiten oder dritten Versuch lesen kann, als Wort-Fehler anzustreichen, wirkt Wunder.
    Manchmal schreiben die Schüler auch bewusst unleserlich, insbesondere dann, wenn zwei ähnliche Buchstaben - beispielsweise bei Vokalen - die grammatische Form des Verbs bedingen und der Schüler sich nicht sicher ist, welche Form denn die richtige ist.


    Das ist letztlich nur eine konsequente, aber keinesfalls unmenschliche Linie - vor allem dann, wenn sie vorher angekündigt und dann unmgesetzt wurde.

  • Hier wurde schon viel über höhere Klassen geschrieben.
    Ich mach es in der Grundschule so: was ich nicht lesen, aber erahnen kann, unterkringle ich mit dem Hinweis, bitte deutlich lesbar zu schreiben, weil ich es sonst nicht lesen kann. Manchmal schreibe ich noch die Frage dahinter: e oder o? 1 oder 7? 6 oder 0?


    Wenn das trotzdem immer wieder vorkommt, streiche ich es bei der Probearbeit an und werte es als Fehler. Manche Kinder verstehen erst dann, dass eine lesbare Schrift wichtig ist.

  • Machst du das nur in Deutsch so oder auch in Mathematik (z.B. Textaufgaben) oder Sachunterricht, also Fächer, die sich schwerpunktmäßig nicht um Sprache drehen?
    Bei Deutsch finde ich es ja noch nachvollziehbar, während ich mir bei anderen Fächern, wo es zur Diskrepanz Darstellung vs. Inhalt kommen kann, nicht so sicher bin - gerade wenn ein Wort nicht völlig unleserlich, sondern nur schwer leserlich ist.

  • Machst du das nur in Deutsch so oder auch in Mathematik (z.B. Textaufgaben) oder Sachunterricht, also Fächer, die sich schwerpunktmäßig nicht um Sprache drehen?
    Bei Deutsch finde ich es ja noch nachvollziehbar, während ich mir bei anderen Fächern, wo es zur Diskrepanz Darstellung vs. Inhalt kommen kann, nicht so sicher bin - gerade wenn ein Wort nicht völlig unleserlich, sondern nur schwer leserlich ist.

    Schreibst du je nach "Bereich" mal richtig und mal falsch? Sollen die Schüler sagen "Ah, jetzt ist es ja nicht Deutsch, sondern "nur" Sachkunde. Da kann ich ja herumsauen". Eine leserliche Schrift ist immer wichtig und wird durch regelmäßiges Training verbessert. Eine leserliche Schrift ist auch eine Frage des Respekts. Im Übrigen gilt - zumindest in NRW -, dass Deutsch in allen Fächern gefördert werden soll, "sogar" die Rechtschreibung.

  • Lehramtsstudent, ich habe nichts von schwer leserlich geschrieben, sondern davon, dass ich die richtige Lösung erahnen muss.


    Wenn zum Beispiel ein guter Rechner schreibt: 7+3=16 kann ich erAHNEN, dass er nur die 0 schlampig geschrieben hat und anstatt 16 eigentlich 10 meint.
    Darauf weise ich ihn netterweise beim ersten Mal hin, Erstklässler und so ;) Aber beim nächsten Mal ist das dann falsch.


    Im Sachunterricht halte ich es bei den Kleinen so, dass ich gelten lasse, was ich lesen kann, auch wenn es falsch geschrieben ist. Nur wenn er wirklich nichts mehr mit dem gesuchten Wort zu tun hat -> Fehler. Das ist eigentlich recht logisch und gar nicht so schwer. Also bei Körperteilen des Igels würde ich jetzt das Wort "Fote" gelten lassen, weil es mir um den Inhalt und nicht um Rechtschreibung geht.
    Ab Klasse 3/4 sollte man aber die korrekte Schreibweise von Fachbegriffen auch im Sachunterricht voraussetzen, so habe ich es zumindest im Ref gelernt.


    Edit: Gelten lassen würde ich "Fote", aber ich würde das Wort mit anderer Farbe anstreichen, also nicht falsch dort stehen lassen.
    andere Edits: Rechtschreibfehler :autsch:

  • Nicht zu vergessen: Wir Lehrer sind sozusagen "individuelle Handschriftenleser" par excellence. Was wir entziffern können, können andere lange nicht.


    Was ich nicht lesen kann, ist ein Fehler bzw. erhält keinen Punkt.
    Wenn es um die Rechtschreibung geht und bestimmte Buchstaben nicht mehr zu unterscheiden sind, dann gibt es bei mir nach eindrücklicher Warnung schon einmal einen Fehler. Wer a wie u schreibt oder k wie h, der hat halt einmal Pech gehabt. (Ich werte dann nur einen Fehler pro Arbeit bei gleicher Fehlerart als pädagogische Maßnahme.)
    In der Grundschule in Klasse 3/4 sehe ich mich da besonders in der Pflicht, erzieherisch auf die Lesbarkeit der Schrift einzuwirken, weil das die Schüler in dieser Altersstufe schon von der Schriftentwicklung her leisten können.

  • Schreibst du je nach "Bereich" mal richtig und mal falsch? Sollen die Schüler sagen "Ah, jetzt ist es ja nicht Deutsch, sondern "nur" Sachkunde. Da kann ich ja herumsauen".

    Manche Schüler halten das ja tatsächlich so, dass ihr Deutsch nur für's Fach Deutsch relevant ist und in den anderen Fächern egal. Wie sie zu dieser Haltung kommen ist auch klar...


    Highlight: SekII Schüler fragen vor Vokabeltests (!), ob "Rechtschreibung auch zählt". :)

  • Ich habe einen Schüler in der 9, der in allen Nicht-Deutsch-Arbeiten einfach alles klein schreibt ... er sei „so faul“. Abgesehen davon, dass ich Substantive im Deutschen gar nicht klein schreiben KÖNNTE: Welche Energie spart man beim kleinen vs. großen P??

  • Welche Energie spart man beim kleinen vs. großen P??

    Er ist zu faul, auch nur über solche Kleinigkeiten wie Groß- und Kleinschreibung nachzudenken. Dass er womöglich noch zu faul ist, den Stift zu führen, macht's auch nicht mehr schlimmer.

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