Schlafen im Unterricht

1. offizieller Beitrag

    Ich habe eine Schülerin (Oberstufe), die bei mir und bei anderen Kollegen regelmäßig schläft. Sie sackt dann einfach weg. Nach einigen Minuten wird sie wieder wach, alles beginnt von vorne.
    Mit ihr selber habe ich gesprochen, sie gibt an, genug Nachtschlaf zu bekommen. Die Eltern habe ich informiert, weil da ja irgendwas nicht stimmt, evtl. gesundheitliche Probleme vorliegen. Eine ärztliche Untersuchung ohne Befund hat es wohl gegeben. Die Stufenleitung ist ebenfalls informiert, eine Erkundung bei Kollegen ergab daraufhin, dass das Problem auch in anderen Fächern auftritt.
    Ich habe den Kurs nur nachmittags. Die Schlafproblematik tritt nur dann auf, wenn gerade eine frontale Phase stattfindet, dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den Einstieg, die Sicherung o.ä. handelt. Die Schülerin ist auch in wachen Phasen extrem passiv.


    Hat jemand mal einen ähnlichen Fall gehabt und einen guten Ratschlag, wie man damit umgehen kann? Frontale Phasen kann und will ich nicht vermeiden.

    Ich hatte die gleichen Symptome bei einem volljährigen Schüler (da dürfen wir die Eltern nur bei Gefahr ins Boot holen). Er gab ebenfalls an, genug zu schlafen, nachdem ich ein paar Standard-"Schlafräuber" genannt hatte, um ihm eine Brücke zum reden zu bauen.


    Etwa ein halbes Jahr später - ich hatte gerade lobend erwähnt, dass er seit einigen Wochen viel fitter war und man das auch bei den Notwn merkte - rückte er dann raus mit "naja, Sie hatten schon richtig geraten, World of Warcraft war's".


    Da Du die Eltern ja schon im Boot hast, würde ich also mal bei denen nachfragen, wie glaubwürdig der "Nachtschlaf-Aspekt" ist. Kriegen sie mit, ob die Tochter wirklich scjhläft? Hat sie Handy, TV oder sowas im Schlafzimmer? Usw.


    Gruß,
    DpB


    PS: Überarbeitung im Nebenjob wäre vielleicht auch noch eine mögliche Spur. Meine Berufsschuljungs sacken oft weg, wenn sie abends vorher mal wieder unerlaubte Überstunden leisten mussten :(

    2 Mal editiert, zuletzt von DePaelzerBu ()

    Du schreibst "ärztliche Untersuchung ohne Befund" - von was für einem Arzt? Allgemeinmediziner? Möglicherweise mal einen Neurologen hinzuziehen, es gibt schließlich das Phänomen der Narkolepsie (gar nicht so selten, und an sich nicht gefährlich, wenn es nicht gerade zB beim Autofahren passiert). Hier wäre es interessant zu wissen, wie kurz diese Schlafphasen sind und wie sie sie (wenn überhaupt) wahrnimmt - wer narkoleptische Anfälle hat, weiß in der Regel direkt nach dem "Wiederaufwachen", was zu dem Zeitpunkt des Einschlafens los war, hat auch keine "Müdigkeitssysmptome" oder Desorientierung (wenn diese vorliegen, spricht das eher gegen Narkolepsie).
    Ansonsten - mögliche Ursachen gibt es viele. DPB und Yummi haben da schon durchaus plausible Möglichkeiten genannt. Nur wird sowas eben selten zugegeben.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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    Und auf die Idee, dass man der Dame mal eine Ansage machen könnte, ist noch keiner gekommen?!


    Entschuldigung, die Dame ist in der Oberstufe, da sollte man sich soweit im Griff haben, dass man den Unterricht am nächsten Tag trotz Müdigkeit irgendwie durchsteht... Donnerstags war bei uns im Ort 1-Euro-Party... Um halb 4 angetrunken nach Hause gekommen, drei Stunden geschlafen, geduscht, schnell beim Rausgehen ein Brötchen zwischen die Kiemen und dann gab's Latein, Religion und Erdkunde... Und zwar OHNE dabei wegzusacken... Trotz der "Fächerauswahl"... ;)


    Wenn jetzt gesundheitliche Ursachen schon ausgeschlossen wurden... Wo sind wir denn?! Ich würde das nicht tolerieren...


    Und wenn WIRKLICH was dahinter steckt, kommt sie spätestens damit um die Ecke wenn der Druck erhöht wird!

    Ich hatte während meines Maschbau-Studiums einen Kommilitonen der ein sehr bodenständiger und netter Zeitgenosse war mit durchgehend Spitzennoten.
    Der hat es auch immer fertig gebracht direkt vor dem Professor einzuschlafen. Die haben das eigentlich immer ignoriert weil sie wussten das er sehr engagiert ist und gute Leistung bringt.


    Ob wirklich eine Anomalie vorliegt wird wohl nur ein Neurologe mit EEG o.ä. feststellen können.
    Zumindest eine Monotonie deiner Stimme solltest du als Grund ausschließen können :D

    Ich selbst hatte eine solche Phase als Oberstufenschülerin - lang ist es her - auch mal. Mit "Ansage" und "im Griff haben" und "nicht tolerieren" war nichts auszurichten. Ich bin sogar im Kino, in der Kneipe und im Ärzte-Konzert eingeschlafen! Der Arzt hat zunächst auch nichts gefunden, bis mal irgendwann jemand die Idee hatte, die Eisenwerte und die Schilddrüse zu untersuchen. Vielleicht ist das im vorliegenden Fall noch nicht gründlich genug passiert - leider haben sich so banale Störungen immer noch nicht bei allen herumgesprochen. Da sind aber Schülerin und Eltern am Zug - die Dringlichkeit muss man ihnen vielleicht noch deutlicher aufzeigen.

    Zitat von Yummi

    Aber warum machst du dir Gedanken? Warum belastet es dich?

    Naja, wenn Schüler verhaltensauffällig sind, mache ich mir auch Gedanken, nicht nur, wenn sie dabei andere stören. Das gehört auch zu unserem Beruf, Kindeswohl und so.


    @Brick in the wall, über die Ursachen kann man nur spekulieren. Ich würde die Eltern samt Schülerin einladen und noch mal nachhaken, welcher Facharzt wann was herausgefunden hat. Es muss dir zwar niemand Auskunft erteilen, dem Schulleiter aber schon, ihr könntet z.B. den Amtsarzt einschalten. Selbst wenn das nicht üblich ist bei großen Schülern, darauf hinweisen würde ich, schließlich geht's auch um (z.B. mündliche) Schulleistungen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von blabla92

    Ich selbst hatte eine solche Phase als Oberstufenschülerin - lang ist es her - auch mal. Mit "Ansage" und "im Griff haben" und "nicht tolerieren" war nichts auszurichten. Ich bin sogar im Kino, in der Kneipe und im Ärzte-Konzert eingeschlafen! Der Arzt hat zunächst auch nichts gefunden, bis mal irgendwann jemand die Idee hatte, die Eisenwerte und die Schilddrüse zu untersuchen. Vielleicht ist das im vorliegenden Fall noch nicht gründlich genug passiert - leider haben sich so banale Störungen immer noch nicht bei allen herumgesprochen. Da sind aber Schülerin und Eltern am Zug - die Dringlichkeit muss man ihnen vielleicht noch deutlicher aufzeigen.

    Das Problem ist, dass manche Ärzte gerade Eisenmangel oder Schilddrüse als Lappalien abtun. Zusätzlich hat mir meine Hausärztin erzählt, dass die Normwerte für Hämoglobin (roter Blutfarbstoff, Indikator für Eisenmangelanämie) vor ein paar Monaten gesenkt wurden vom Labor, weil "So viele Leute so niedrige Werte hatten, da hätten zu viele eine Anämie gehabt und das kann nicht sein, also mussten wir die Werte senken."
    Ich hatte selbst als Lehrerin so eine Phase und hatte Glück mit einer Super-Ärztin, die bestimmte Werte überprüfte, die Vorstufe einer schweren Erkrankung feststellte (diese Vorstufe ist von der WHO nicht anerkannt und wird dann i.d.R. mit therapieresistentem Burnout verwechselt) und mich erfolgreich behandelte.


    Aber: Ohne Eigeninitiative und Beharrlichkeit als Patient kommt man da nicht weit.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

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    Bei uns nimmt leider die Spielsucht bei den jungen Männern stetig zu. Im Moment habe ich einen ganz krassen Fall in einer Klasse, der in den frühen Stunden am Morgen kaum die Augen hoffen halten kann. Der knallt regelmässig mit dem Kopf auf den Tisch und schläft dann einfach. Er schläft zur Not auch im Stehen an die Wand gelehnt. Kein Scherz. Zu seiner Spielsucht kommt unglücklicherweise noch eine Fehlfunktion der Schilddrüse hinzu, das hat jetzt auch ne Weile gedauert, bis da die Medikamente mal richtig eingestellt waren.


    Auch wenn unsere Schüler schon "gross" sind, bemüht sich in solchen Fällen eigentlich immer der Klassenlehrer um regelmässigen Kontakt mit den Eltern bzw. dem Schüler selbst, einfach nur um dran zu bleiben und zu nerven, damit was voran geht. Klar können wir als Lehrer weder medizinisch noch psychologisch irgendwas ausrichten, dafür sind wir nun mal nicht ausgebildet. Nerven und immer wieder auf die Finger klopfen kann man aber schon, auch wenn es gerade bei so einem massiven Suchtverhalten meist nichts bringt. Ich hätte wohl immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich wüsste, ich habe als Lehrer einfach gar nichts gemacht. Vielleicht bring stetes Rumnerven in einem von tausend Fällen oder so ja doch mal was.


    Da Spielsucht zu wahrscheinlich 90 % oder so junge Männer betrifft, würde ich das Mädchen wohl auch noch mal explizit auf Schilddrüse und Hb-Wert hinweisen und ihr sagen, sie soll doch noch mal einen Facharzt kontaktieren.

    Zitat von Krabappel

    Naja, wenn Schüler verhaltensauffällig sind, mache ich mir auch Gedanken, nicht nur, wenn sie dabei andere stören. Das gehört auch zu unserem Beruf, Kindeswohl und so.
    @Brick in the wall, über die Ursachen kann man nur spekulieren. Ich würde die Eltern samt Schülerin einladen und noch mal nachhaken, welcher Facharzt wann was herausgefunden hat. Es muss dir zwar niemand Auskunft erteilen, dem Schulleiter aber schon, ihr könntet z.B. den Amtsarzt einschalten. Selbst wenn das nicht üblich ist bei großen Schülern, darauf hinweisen würde ich, schließlich geht's auch um (z.B. mündliche) Schulleistungen.

    Oberstufe sind keine Kinder mehr.

    Zitat von Yummi

    Oberstufe sind keine Kinder mehr.

    Nö, aber Menschen, den man so aus reiner Freundlichkeit auch einfach mal Hilfe anbieten kann. Wurde ja nun schon mehrfach erwähnt, dass dieses Angebot auch ganz klare Grenzen kennen muss.

    Zitat von Yummi

    Oberstufe sind keine Kinder mehr.

    Bis 18 sind sie aber Jugendliche, um deren Wohl sich auch Lehrer sorgen müssen. Und egal wird ein Schüler ja auch nicht dadurch, dass er 18. Geburtstag hat. Dass es da immer um Verhältnismäßigkeiten geht ist schon klar...

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