Klassenarbeiten fallen sehr schlecht aus

  • Was ich bezwecke? Ich weiß, dass es Illusion ist, dass Schüler (und gerade Berufsschüler) mit glänzenden Augen den Lehrer anschauen, wenn dieser ihnen die "Chance" gibt, etwas Neues lernen zu dürfen. Und nicht jeder Schüler entspricht dem Bilderbuch, indem er immer alle Hausaufgaben ordentlich im Heft stehend pünktlich vorzeigen kann. Ich weigere mich jedoch, hinzunehmen, dass einen Schüler eine 6 in einer Arbeit völlig kalt lässt und es keine Möglichkeit gibt, ihn zu mehr Ehrgeiz zu motivieren. Bei manchen Schülern funktioniert tatsächlich das Argument "Materialismus". Deswegen frage ich, was bei Plattypus' Schülern ein Reizthema sein könnte...

  • Ich weigere mich jedoch, hinzunehmen, dass einen Schüler eine 6 in einer Arbeit völlig kalt lässt und es keine Möglichkeit gibt, ihn zu mehr Ehrgeiz zu motivieren.

    Frei nach Gerhard Polt: Doch, das geht. Ich hab schon mit Schülern Gespräche auf dem Niveau ... "Schauen Sie mal, jetzt sind Sie doch hier und der Tag ist eh schon am Arsch. Da könnten Sie doch jetzt wenigstens dieses Aufgabenblatt ausfüllen." ... geführt. Zwecklos.

  • Wie das funktionieren könnte? Mmmm...


    L: "S, du hast Potential, bist aber stinkend faul. Wenn du so weitermachst, darfst du irgendwann im 10. Stock eines Hochhauses im sozialen Brennpunkt wohnen und Klos putzen, um irgendwie finanziell durch den Monat zu kommen. Kein Urlaub, kein Schmuck, keine Markenschuhe, kein IPod - und im Alter darfst du Flaschen sammeln. Wenn du dich jedoch in der Schule anstrengst und auch später im Job konstant gute Leistung zeigst, kannst du dir vlt. mal ein tolles Haus in schöner Lage kaufen, 2x im Jahr Urlaub machen, dir im Supermarkt den Wagen voll machen und dir ein tolles Auto kaufen. [Bei Jungs kann man noch erwähnen, dass ein paar Scheine mehr auf dem Konto bei der Frauenwelt gut ankommen ;) .] Wofür entscheidest du dich? Jetzt ein paar Monate gechillt und dafür dein Leben lang "am Arsch" oder lieber jetzt ein bisschen "leiden" und es dafür im Leben zu was bringen?"


    Bei uns hat es doch auch geklappt - wir hätten auch theoretisch alle auf die Hauptschule gehen und unseren Aschluss mit 3,5 machen können. Irgendwas hat uns aber gesagt, dass es doch bessere Optionen gibt...

  • Nicht jeder Schüler entspricht dem Bilderbuch, indem er immer alle Hausaufgaben ordentlich im Heft stehend pünktlich vorzeigen kann. Ich weigere mich jedoch, hinzunehmen, dass einen Schüler eine 6 in einer Arbeit völlig kalt lässt und es keine Möglichkeit gibt, ihn zu mehr Ehrgeiz zu motivieren. Bei manchen Schülern funktioniert tatsächlich das Argument "Materialismus".

    Andererseits muss es auch Menschen geben, die eben diese Entscheidung so für sich treffen, dass sie später meine Straße sauber machen, mir beim Bäcker ein Brötchen verkaufen oder meine Hecke schneiden.
    Solche Menschen braucht es eben auch. Ich finde auch, dass man Schülern diesen Hinweis geben kann, dass Bildung ihnen "bessere" (wobei das "besser" manchmal echt fraglich ist, manchmal ist beispielsweise Handwerk deutlich besser als Studieren) Jobs ermöglicht. Wenn Schüler bei mir am Gymnasium auch nach solchen Hinweisen und einem kontextorientierten Unterricht eben zu denjenigen in der Klasse gehören, die keine Motivation aufbringen,nehme ich das eben hin. Ich mache Angebote, gebe Hinweise. Aber ich trage niemanden zu guten Noten oder einem Bildungsabschluss.

  • ...funktioniert tatsächlich...


    Ich freu mich auf deinen ersten eigenverantwortlichen Unterricht, wo du motivieren und disziplinieren und evaluieren und benoten und Eltergespräche führen kannst und uns dann endlich, endlich sagst, wie das alles richtig geht! Es will einfach nichts werden landauf, landab mit gutem Unterricht. Wann ist es denn soweit?

  • Ob so eine Argumentation wirklich zieht, wage ich zu bezweifeln. Ich denke nicht, dass sich solche Schüler wirklich so viele Gedanken um die Zukunft machen. Es ist wohl eher das Hier und Jetzt, welches zählt. Mal ganz von deinem heteronormativen Weltbild abgesehen, welches auch mal zurückschießen könnte...
    Manchen SuS ist auch die Freiteit wohl jetzt lieber als ein mögliches Auto oder ein möglicher Urlaub in x Jahren....
    Scheint mir ziemlich naiv, oder gar ganz romantisch verklärt... und das sage ich, obwohl ich wohl eher zu deiner Altersgruppe gehöre...

  • Manchen SuS ist auch die Freiteit wohl jetzt lieber als ein mögliches Auto oder ein möglicher Urlaub in x Jahren....

    Ja, aber aus denen kann doch prima ein Einzelhandelsverkäufer werden oder jemand, der mir die Fingernägel macht. Wenn die Schüler um die Konsequenzen wissen, was ihnen ihre "Freiheit" auf lange Sicht einbringt, dann ist es eben deren Entscheidung. Ich verstehe nicht, warum immer so viel über Motivation gesprochen wird. Mich hat auch niemand explizit motiviert, im Gegenteil, so kontextorientierter, schülterzentrierter Unterricht mit Experimenten habe ich nicht genossen. Trotzdem hatte ich intrinsische Motivation. Deshalb hat man mich an ein Gymnasium geschickt. Und ich habe auch noch einige Schüler, die an Chemie Spaß haben. Die meisten, die so gar kein Interesse aufbringen können bei meinem Unterricht sind einfach welche, die auch in anderen Fächern schlecht sind und dort kein Interesse haben. Selten ist mal ein Sprachler dabei, der sonst sehr motiviert ist, aber mit Naturwissenschaft so gar nichts anfangen kann. Meistens sind motivierte Schüler bei mir auch in vielen anderen Fächern einfach motiviert.
    Es gibt zwei Voraussetzungen für das Gymnasium: Ein Schüler ist lernwillig und begabt.
    Fehlt eine der beiden Voraussetzungen wird es meist schwierig. Fehlen beide, dann ist es einfach die falsche Schulart. Dann doch bitte eine Ausbildung machen. Ich freue mich über nette Menschen, die mir im Restaurant das Essen bringen. Die muss es auch geben.

  • @Krabappel: Ich schrieb "bei manchen Schülern", auch wenn du diesen Teil (bewusst?) nicht zitiertest...
    Benzie: Also bei mir hat diese Form von Motivation geklappt. Meine Eltern haben mir in der Schulzeit nie extrem viel Druck gemacht und natürlich war auch mal ein Arbeitsauftrag (Referat, für Klausur lernen, umfangreichere Hausaufgaben,...) nicht ganz so spannend. Dann sagte ich mir: "Beiße die Zähne zusammen, wer weiß, wofür es gut ist!". Ich gebe damit ungerne an, aber ich hatte in 99% der Fälle immer meine Hausaufgaben und war an 99% der Schultage anwesend - auch in der pöhsen Pubertät ;) .

  • @Lehramtsstudent
    Nun setz du mal endlich die rosarote Brille ab.
    Wenn du so einem 6er Kandidaten was erzählst von "Materiellem" bekommst du als Antwort "hab ich dann sowieso", weil "nehm ich so Opfern ab".
    Die haben - je nach "Denke" - die kriminelle Karriere schon geplant und sehen "Ausbildung" als Zeitverschwendung an - also erst mal einsacken, als krimineller Assi quasi-Luxus leben, und wenn man in den Knast kommt, ist man "erst mal versorgt", und wenn wieder raus - rinse and repeat.


    Ach ja - und das sind nicht zwingend "Migranten". Allerdings sind es allesamt Vollidioten.


    Sowas hast du wohl gar nicht auf dem Schirm, oder?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • @Krabappel: Ich schrieb "bei manchen Schülern", auch wenn du diesen Teil (bewusst?) nicht zitiertest...

    Du schriebst vor allem dem gestandenen Berufsschul-Kollegen, wie er mit seinen Schülern reden soll.

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • Andererseits muss es auch Menschen geben, die eben diese Entscheidung so für sich treffen, dass sie später meine Straße sauber machen, mir beim Bäcker ein Brötchen verkaufen oder meine Hecke schneiden.Solche Menschen braucht es eben auch.

    Die "braucht" es genau so wie Kinderarbeit 19. Jhd. oder heute noch in der Dritten Welt.

  • Die "braucht" es genau so wie Kinderarbeit 19. Jhd. oder heute noch in der Dritten Welt.

    Was ist das denn jetzt für ein seltsamer Kommentar? Hecken schneiden und Brötchen verkaufen mit Kinderarbeit vergleichen? Häh? :gruebel:

  • Ich glaube ich verstehe, was @Morse da meint - die "braucht" es schon, aber sie müssen dafür auch ordentlich bezahlt werden, und das ist halt oft nicht der Fall...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Was ist das denn jetzt für ein seltsamer Kommentar? Hecken schneiden und Brötchen verkaufen mit Kinderarbeit vergleichen? Häh? :gruebel:

    Mich hat das "braucht" irritiert, bzw. ich verstehe nicht, was genau damit gemeint ist. Für mich klang es nach:


    "Es ist gut, dass manche selbst zu äußerst gering bezahlten, miesen Jobs gezwungen sind - denn sonst würde sie ja keiner machen."

  • Ich glaube ich verstehe, was @Morse da meint - die "braucht" es schon, aber sie müssen dafür auch ordentlich bezahlt werden, und das ist halt oft nicht der Fall...

    Was vlt. auch daran liegt, dass sie (zumindest der Teil von Plattypus' Schülern, um den es geht) in Schule und Beruf schlechte Leistungen zeigen und dann eben nicht in der Position sind, großartig finanzielle Anforderungen aufzustellen. Nach dem Motto: Wenn ich nichts kann und nichts bin, habe ich mich erst einmal gaaaaaanz weit hinten anzustellen. So sollte es zumindest in einer Leistungsgesellschaft laufen.


    Und noch einmal an dich: Das soll die Lebensperspektive von Jugendlichen sein? Ganz ehrlich, dann lieber Firelilly die Nägel machen, im Job gut sein und dann vlt. irgendwann mehrere Filialen aufwachen. Aber meine Einstellung ist eh, dass ich kein grundsätzliches Problem mit Leistungschwächeren habe. Wer das IQ-Modell für realistisch hält, weiß ja, dass es grob vereinfacht genauso viele Leute über der 100 wie unter der 100 gibt. Das macht auch nichts, solange diejenigen, die kognitiv nicht so stark sind, sich wenigstens Mühe geben, das Beste aus ihrer Veranlagung herauszuholen. Was ich jedoch gar nicht abkann, ist wenn jemand grundsätzlich ein helles Köpfchen ist, aber sein Potential hoffnungslos verschwendet, faul ist und den Unterricht lahmlegt :/ .


    @Karabappel: Lege mit bitte keine Worte in den Mund, danke! Ich fragte Plattypus lediglich, wie er mit solchen Schülern umgeht, mehr nicht. Bis jetzt ist auch noch keine Antwort gekommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Was vlt. auch daran liegt, dass sie (zumindes der Teil von Plattypus' Schülern, um den es geht) in Schule und Beruf schlechte Leistungen zeigen und dann eben nicht in der Position sind, großartig finanzielle Anforderungen aufzustellen. Nach dem Motto: Wenn ich nichts kann und nichts bin, habe ich mich erst einmal gaaaaaanz weit hinten anzustellen. So sollte es zumindest in einer Leistungsgesellschaft laufen.

    Was heißt "sollte"? Eine Beschreibung des Ist-Zustands:


    "Arbeiter, die sich stückweis verkaufen müssen, sind eine Ware wie jeder andere Handelsartikel und daher gleichmäßig allen Wechselfällen der Konkurrenz, allen Schwankungen des Marktes ausgesetzt."


    Gilt übrigens auch für Lehrer.

  • @Morse hats erkannt, und @Lehramtsstudent hat mal wieder die sprichwörtlichen Tomaten auf den Augen...


    Die Realität hält sich eben nicht aus Prinzip an die Menschenrechte!
    Allein die Existenz eines Begriffes wie "human resources" ist für mich ein absolutes Unding!


    Und - alle diese Jobs werden gebraucht, manche zahlreicher als andere.
    Aber von allen Jobs musst du auch leben können. Kannst du das nicht... läuft da was sehr schief, und wir landen wieder beim von mir oben angedeuteten Modell; das fängt bei solchen "Kavaliersdelikten" wie Schwarzarbeit an, und geht dann weiter über Betrug, Diebstahl, Raub... Leute, wenn wir eine Gesellschaft schaffen, in der es "attraktiver" ist, Drogendealer, Zuhälter oder Waffenschieber zu sein als irgendein Ausbildungsberuf... dann dürfen wir uns doch nicht darüber wundern, wenn kaum einer diese machen will. Skrupel? Wer hat die noch? In Zeiten von so massiven Steuerverbrechen in den sogenannten "höchsten Kreisen" hat doch niemand mehr eine Vorbildfunktion, im Gegenteil, die Kids sehen doch, wie weit man mit kriminellen Machenschaften kommen kann (Trumpeltier, Ich hör dir trumpeln, öhm...).


    Da erwartest du ernsthaft, einen Schüler mit der Aussicht auf einen anstrengenden Job, der ihn vielleicht nicht mal ansatzweise interessiert, und als "Belohnung" dafür so gerade mal leben zu können, motivieren zu können?
    Hätte mir das vor, na, gut 25 Jahren einer gesagt, dem hätte ich auch nen Vogel gezeigt. Gut, ich hab mir ja auch selber Gedanken über Job und Zukunft gemacht, aber schau dir die Kids doch an... ich hab selbst auf dem Gymnasium eine ganze Reihe, die zwar wohl ihr Abitur packen werden (mit diversen Noten), aber ziemlich orientierungslos wirken. Wie das an weniger "qualifizierten" Schulformen erst aussieht, will ich mir kaum vorstellen, aber überraschen tut es mich nicht. Wenn diese SuS in Richtung auf einen "ordentlichen Beruf" motiviert werden sollen, muss da ein richtiger finanzieller Anreiz her, und vor allem Jobsicherheit... was denkst du, was die wohl vom Arbeitsmarkt denken, wenn die eigenen Eltern unverschuldet arbeitslos werden (Betriebe gehen pleite oder müssen "Stellen kürzen", ist ja nur ne Resource), dann von einem Zeitarbeitssklaventreiber zum nächsten gescheucht und ausgebeutet werden, depressiv werden... gibts solche Spiralen in deinem Umfeld nicht? Dann komm endlich mal raus aus deinem Elfenbeinturm. Das ist Alltag, und solche Ignoranz kotzt mich an.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Wir reden hier von 16-18-jährigen! Ich bezweifle stark, dass ein Gros dieser Gruppe die Sache derart dramatisch sieht. Davon mal abgesehen, ist das Problem ja nicht, dass sich Leute, die sich in Schule und Beruf viel Mühe geben, am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig haben - auch wenn es diese natürlich auch gibt. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass es eine wachsende Gruppe an Arbeitnehmern gibt, die bestenfalls mittelprächtige Arbeit leisten und dafür erwarten, fürstlich entlohnt zu werden. Und so geht es natürlich nicht: Derjenige, der bessere Leistung zeigt, bekommt mehr Geld. Das Ganze ist transparent und wenn du (allgemein gesprochen natürlich ;) ) auch dazu gehören willst, musst du schlichtweg mehr leisten als das, was du machst, um geradeso nicht gefeuert zu werden...

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