Welchen Sinn haben Klassenarbeiten?

  • Wahrscheinlich findet ihr die Frage dumm, aber ihr wisst auch, es gibt ja keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Deshalb traue ich mich nun doch: Wozu gibt es eigentlich diese Klassenarbeiten? Das ganze Schuljahr hetzt man diesen Klassenarbeiten hinterher. Hier muss man noch eine schreiben, da muss man noch eine schreiben; ausführlich vorbereiten muss man sie, von der Leitung genehmigen lassen muss man sie; ausführlich auswerten muss man sie und und und ... Warum denn das alles?


    Ich verstehe, dass man in einer Klassenarbeit mehr Stoff zusammenfassend prüft als in einem Test. Neuere Studien aber ergaben, dass mehrere kleine Tests, vor allem regelmäßig, sinnvoller sind bzw. einen höheren Lerneffekt haben als alle paar Wochen oder gar Monate eine große Arbeit. Da wird auch nur für die Arbeit gelernt und hinterher alles vergessen. Also welchen Sinn hat das eigentlich? Was hat man sich dabei gedacht?


    Ich finde, es reicht, wenn man festlegt, der Lehrer müsse die Leistung der Schüler regelmäßig überprüfen - wie er das macht, sollte seine Sache sein. Was spricht dagegen?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • 1. Ich habe noch nie eine Klassenarbeit genehmigen müssen. Selbst bei einem unterirdischen Schnitt.
    2. Weil es in der Notenbildungsverodnung steht.
    3. Man lernt vieles im Leben und vergisst es. Dennoch ist es ein gern genommenes Argument der "Bildungsmoderner" Precht, Hüther und Konsorten
    4. Schule ist Allgemeinbildung. Nicht alles interessiert einen, aber man sollte zumindest davon gehört haben. Erst dann kann man selbst entscheiden ob man dies oder jenes vertiefen möchte. Das man dann auch Inhalte vergisst ist normal.
    5. Du hast Stress mit deinen Klassenarbeiten? Dann stell Sie korrekturfreundlich.

  • Ich wäre eher wieder für mehr Klassenarbeiten. Als ich in der 5. Klasse war haben wir fünf Arbeiten pro Halbjahr geschrieben (jetzt sind es 3), dafür war halt einfach weniger Stoff drin, man musste nicht wirklich viel lesen und wenn ich heute reinschaue (ich hab zumindest Mathe noch komplett) waren die auch alle recht korrekturfreundlich gestellt und bewertet. Der Sinn von Klassenarbeiten ist nun auch nicht so schwer. Überprüfung des Qualifikationserwerbs und bessere Objektivität in Bezug auf die Selektion.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Wo steht, dass Klassenarbeiten immer "ewig" lang sein müssen? Die können auch kürzer als 45 oder 90 Minuten sein.
    Wer verbietet, mehr Tests zu schreiben? Muss man dann in der Gesamtnote entsprechend gewichten.
    Tests muss man auch vorbereiten, korrigieren und auswerten. Nur eben häufiger.


  • Ich finde, es reicht, wenn man festlegt, der Lehrer müsse die Leistung der Schüler regelmäßig überprüfen - wie er das macht, sollte seine Sache sein.

    „Ihre Tochter hat eine 5. Wie ich das herausgefunden habe, müssen Sie schon mir überlassen“.

    • Offizieller Beitrag

    Es geht um vergleichbare, standardisierte Testverfahren, die in meinen Augen eben NICHT dem Gutdünken der Lehrkraft überlassen sein dürfen.
    Dann wäre der Aufschrei der Willkür bei nicht genehmen Noten noch um einiges größer.


    Es steht jedem Lehrer frei, die Leistungsfeststellungsverfahren im Rahmen der sonstigen Mitarbeit durch mehr oder weniger schriftliche Anteile zu gestalten. So MUSS man nicht zwingend Vokabeltests schreiben...

  • Es geht um vergleichbare, standardisierte Testverfahren, die in meinen Augen eben NICHT dem Gutdünken der Lehrkraft überlassen sein dürfen.
    Dann wäre der Aufschrei der Willkür bei nicht genehmen Noten noch um einiges größer.


    Es steht jedem Lehrer frei, die Leistungsfeststellungsverfahren im Rahmen der sonstigen Mitarbeit durch mehr oder weniger schriftliche Anteile zu gestalten. So MUSS man nicht zwingend Vokabeltests schreiben...

    D.h., dass es für die Feststellung der Zeugnisnoten auch genügen würde, wenn ich nur diese Klassenarbeiten schreiben lasse?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Komisch, ich habe mal wieder eine andere Meinung als alle anderen. :)


    Ich staune, dass ihr die Klassenarbeiten so verteidigt. Ich bin ja wie gesagt nicht gegen mündliche und schriftliche Leistungskontrollen. Aber ich finde häufigere mündliche und schriftliche Tests sinnvoller als alle paar Monate eine Klassenarbeit.


    Die Frage nach dem Sinn bezieht sich also nicht darauf, warum Leistungen schriftlich überprüft werden müssen, sondern warum es eine Klassenarbeit sein MUSS und warum das nicht einfach der Lehrkraft überlassen bleibt, ob sie viele kurze Tests oder gelegentlich lange Klassenarbeiten schreibt oder eben beides (wobei beides - viele kurze Tests und gelegentliche lange Klassenarbeiten - dann doch sehr, sehr aufwändig wird, also lasse ich kurze Tests dann doch lieber mal weg. Warum MÜSSEN es also (auch) Klassenarbeiten sein?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • D.h., dass es für die Feststellung der Zeugnisnoten auch genügen würde, wenn ich nur diese Klassenarbeiten schreiben lasse?

    Klassenarbeiten machen in den meisten Fällen ungefähr 50% der Note aus. Der Rest kann je nach Fach komplett aus SoMi bestehen...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Komisch, ich habe mal wieder eine andere Meinung als alle anderen. :)

    ...das findest du komisch?
    ich nicht. Nicht mal überraschend.
    Aber vielleicht sollte das dir mal etwas zu denken geben.
    :lach:

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
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    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Die Frage nach dem Sinn bezieht sich also nicht darauf, warum Leistungen schriftlich überprüft werden müssen, sondern warum es eine Klassenarbeit sein MUSS und warum das nicht einfach der Lehrkraft überlassen bleibt, ob sie viele kurze Tests oder gelegentlich lange Klassenarbeiten schreibt oder eben beides (wobei beides - viele kurze Tests und gelegentliche lange Klassenarbeiten - dann doch sehr, sehr aufwändig wird, also lasse ich kurze Tests dann doch lieber mal weg. Warum MÜSSEN es also (auch) Klassenarbeiten sein?

    1. Gedanke: schulinterne Vereinbarung
    Ich weiß jetzt nicht, wie es bei euch in den weiterführenden Schulen ist, aber bei uns gibt es eine schulinterne Vereinbarung, wo genau festgelegt ist, wie Leistungen in den unterschiedlichen Fächern abgeprüft und gewertet werden, angefangen von mündlichen Leistungen über praktische bis hin zu schriftlichen. Wir sind dazu von höchster Stelle aufgerufen. Das macht auch Sinn, denn eine Schule sollte gleich bzw. ähnlich verfahren. Außerdem haben wir uns mit der Materie intensiv beschäftigt. Zudem ist so die Notengebung Eltern und Schülern gegenüber transparent.


    2. Gedanke: unterschiedliche Anforderungsstufen in einer Klassenarbeit
    Wir müssen/sollen bei Klassenarbeiten darauf achten, dass wir den unterschiedlichen Anforderungsstufen (Niveaustufen) Rechnung tragen. Ich weiß nicht, wie das bei euch in der Sekundarstufe ist. Wenn ja, würde das noch so sein, wenn ihr nur noch kleine Tests schreibt?

  • Du musst nur mal die Leistungsbewertungsverordnung lesen, die für dein Bundesland zutrifft.


    1. Anforderungsbereiche: lediglich Auswendiglernen reicht nicht.
    2. Vergleichbarkeit: Klassenarbeiten sollen abgesprochen werden, teilweise klassenübergreifend. Zentrale Klassenarbeiten machen Vergleichbarkeit landesweit möglich.
    3. zunehmend längere Klausuren, um auf Prüfungssituation vorzubereiten.
    4. fällt die Klausur sehr schlecht aus, muss der Lehrer es sich gefallen lassen, dass der SL nachprüft, ob er alles richtig gemacht hat.


    Ich finde, Sachsen-Anhalt regelt die Leistungsbewertung sehr konkret. Das erspart Diskussionen und Ärger. Natürlich gibt es auch Schulen, die ohne Benotung arbeiten, das funktioniert ohne Frage auch. Solange aber Noten in unserer Gesellschaft eine so große Rolle spielen, möchte ich auch eine größtmöglich objektive Rückmeldung kriegen. Du kannst auch Komplexe Leistungen erstellen lassen, musst Tests schreiben usw. aber halt nicht nur.


    Edit: bei so vielen SchülerInnen, die man unterrichtet, bekäme man von vielen nie mit, was sie wirklich drauf haben, verließe man sich nur auf das, was mündlich und in kurzen Tests so zurückkommt. (Siehe auch Punkt 1, Anforderungsbereiche...)

    • Offizieller Beitrag


    D.h., dass es für die Feststellung der Zeugnisnoten auch genügen würde, wenn ich nur diese Klassenarbeiten schreiben lasse?


    War das ein akuter Aussetzer, kennst Du Deine Kernlehrpläne und die sonstigen Gesetze und Verordnungen nicht oder ignorierst Du diese gar?

  • Ich wäre eher wieder für mehr Klassenarbeiten.

    Bei einer entsprechenden Reduktion der Unterrichtsverpflichtung...


    Objektiv gesehen sind heute die Anforderungen an die Dokumentation der Bewertung einer Klassenarbeit gestiegen: Welche Kompetenzen werden abgeprüft? Wie sind diese in den vorangegangenen Unterricht einzuordnen? Welche Anforderungsbereiche werden wie gewichtet und den einzelnen Aufgaben zugeordnet? Dazu die umfangreichen Dokumentationpflichten der mündlichen Mitarbeit, die es früher sicherlich auch so nicht gab.


    Ich kann mich selber noch an Deutscharbeiten als Schüler erinnern, bei denen ganz am Ende der Arbeit ein einziger Kommentar und die Note standen. Das wäre heutzutage undenkbar.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich denke, die Frage war anders gemeint. (@sofawolf korrigier mich, falls ich mich irre)
    Ich verstehe die Frage so, dass der Nutzen von KA angezweifelt wird. Ich frag mich das auch immer wieder, warum es die gibt. Insofern find ich die Frage sehr sinnvoll.
    Dass das in Bestimmungen, VV oder sonstwas festgelegt und damit vorgeschrieben ist, muss ja nicht per sé sagen, dass es sinnvoll ist.
    Bei anderen festgelegten Sachen in punkto Schule wird ja hier und anderswo auch mal der Sinn angezweifelt. Also versucht doch mal, zu begründen aus eurer Sicht, worin ihr den Sinn von KA seht. Am besten im Vergleich zu Alternativen, wie eben drei Tests oder so innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Das würde mich nämlich tatsächlich auch interessieren.
    An der weiterführenden Schule meiner Söhne gibt es Klassenarbeitsersatzleistungen wie Lesetagebücher oder Portfolios/Arbeitsmappen etc. Das find ich sehr gut, weiß aber die rechtliche Grundlage nicht.

  • Ich schreibe ca. alle 14 Tage eine schriftliche Arbeit mit meinen Klassen (genehmigen lassen muss ich nichts). Das bringt es mit sich, dass die Arbeiten relativ monothematisch sind - das ist lernendenfreundlich hat aber, finde ich, auch den Nachteil, dass die einzelnen Kapitel sehr isoliert wahrgenommen werden (auch wenn natürlich in Mathematik Themen teilweise aufeinander aufbauen).

  • Philio: Wäre es eine Möglichkeit, den Schülern zu sagen, dass neben den aktuellen und gemeinsam geübten Unterrichtsthemen auch ein älteres, nicht weiter vertieftes Thema in der Klausur drankommen kann? Ich meine, dass das bei uns in der gymnasialen Unterstufe (ich weiß nicht mehr, ob 6. oder 7. Klasse) so gehandhabt wurde und das war dann auch kein Problem.

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