Fremdsprachenlehrer ohne Auslandserfahrung

  • Hallo liebes Forum,


    ich möchte eventuell ein Drittfach dazunehmen, dazu könnte ich mir unter anderem Englisch vorstellen, jedoch kann ich mir finanziell kein Auslandsjahr leisten.
    Neben der hier im Forum bereits beschriebenen Problematik mit der Aussprache interessiert mich ob man selbst von Kollegen oder der Schulleitung etc. deshalb diskriminiert werden könnte? Oder denken die eventuell auch eher pragmatisch und freuen sich wenn man noch ein Hauptfach unterrichten kann?


    Gibt es also gar keine Lehrer die mit Fremdsprachen z.B. erweitern? Die können ja auch nicht mitten im Schuldienst einfach so ins Ausland oder?


    Ich hab auch von Lehrern hier gelesen, und als Schüler auch selbst erlebt (z.B. E/F), die zwar zwei Fremdsprachen unterrichten aber nur in einer im Ausland waren und trotzdem in beiden Oberstufe etc. unterrichten?


    Meine Problematik bezieht sich besonders auf Berufsschulen (besonders FOS/BOS und deren Bezeichnungen in anderen Bundesländern)


    So im direkten Vergleich, da ich nach dem Abitur auf dem Gymnasium zwei Ausbildungen gemacht habe, ist mir im Fach Englisch an der normalen Berufsschule aufgefallen das das Niveau so gering ist das ich mich gefragt habe wie das sein kann? Als ehemaliger Hauptschüler möchte ich nur anhängen das ich selbst nach der 10 Klasse auf der Hauptschule in Englisch bereits total unterfordert gewesen wäre in der Berufsschule. Zudem hatte ich in meiner ersten Ausbildung fast nur Realschüler wo das noch weniger Sinn ergibt...?


    Ich habe bereits auch durch Nachhilfe und Freunde Einblicke in Schulbücher für Englisch an beruflichen Oberschulen in Bayern erhalten und erkenne dort nicht das gleiche Niveau wie im Gymnasium. Vielleicht bin ich auch naiv und noch zu unwissend aber das interessiert mich sehr.


    Berufsschule93

  • So im direkten Vergleich, da ich nach dem Abitur auf dem Gymnasium zwei Ausbildungen gemacht habe, ist mir im Fach Englisch an der normalen Berufsschule aufgefallen das das Niveau so gering ist das ich mich gefragt habe wie das sein kann? das interessiert mich sehr.

    Wundert dich das wirklich? Abiturienten können nicht ohne Grund die Ausbildung verkürzen.

  • Ich hatte im Referendariat eine Kollegin mit Englisch als Zweitfach, die selbst noch nie im englischsprachigen Ausland war. Fand ich ehrlich gesagt ziemlich befremdlich. Sie hatte meiner Meinung nach eine gute Aussprache usw. aber halt keinerlei eigene Erfahrungen was Landeskunde angeht. Jetzt ist sie in einem Berufszweig eingesetzt, in dem das bestimmt nicht so auffällig, weil die Schüler wenig Vorbildung mitbringen. In so klassische Abiturienten Klassen hätte sie aber vielleicht Probleme bekommen, wenn z.B. Schüler dabei sind, die ein Highschool Jahr gemacht haben.


    Bei mir an der Berufsschule habe ich den Eindruck die Englisch Lehrer passen sich an das durchschnittliche Niveau der Klasse an. Wenn du also das Gefühl hattest Englisch wäre zu einfach, vielleicht waren deine Mitschüler auch einfach nicht so gut?

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Ich habe bereits auch durch Nachhilfe und Freunde Einblicke in Schulbücher für Englisch an beruflichen Oberschulen in Bayern erhalten und erkenne dort nicht das gleiche Niveau wie im Gymnasium.

    Im beruflichen Gymnasium ist die Abschlussprüfung fast die gleiche wie am allgemeinbildenden Gymnasium. Zumindest in BaWü. Der einzige Unterschied, den ich feststellen kann ist, dass am allgemeinbildenden Gymnasium noch Literatur dabei ist. Die steht beim beruflichen Gymnasium eher hinten an...


    Was die Auslandserfahrung betrifft: Du musst ja nicht herumposaunen, dass du NICHT im Ausland warst. Dann wirst du deswegen auch nicht diskriminiert. Es bringt sicher Vorteile, längere Zeit im Ausland gewesen zu sein. Unbedingt nötig ist es nicht, meiner Meinung nach.


    Ich persönlich möchte meine Auslandsaufenthalte allerdings nicht missen! Ich bin dadurch near native und gerade Korrekturen in der Oberstufe gehen halt schon leichter von der Hand, wenn man NICHT laufend Vokabeln und Grammatikregeln nachgucken muss. Zumal Sprache ja dynamisch ist. Kollegen von mir bemängeln zum Beispiel immer noch das get-passive (He got run over by a car.) oder ein simple past wo eigentlich (rein grammatikalisch) ein past perfect sein sollte... Beides lasse ich (zumindest in der gesprochenen Sprache) durchgehen, weil es einfach heute so gesprochen wird.


    Ein anderer Punkt bei dem mir meine Auslandserfahrung hilft: Studienfahrten. Wenn man alleine ins Ausland geht, muss man zwangsläufig lernen, sich zurecht zufinden. Zudem kennt man halt schon potentielle Ziele und hat es dann vor Ort einfacher. Ich kann in London zum Beispiel Tube fahren, ohne, dass ich schauen müsste, welche Bahn ich in welche Richtung nehmen muss. Das sind zwar Kleinigkeiten, aber ich muss sagen, dass ich sie als sehr hilfreich erachte. Und deswegen schaue ich auch immer, dass ich zumindest einmal im Jahr ins englischsprachige Ausland komme, um aufzufrischen. :)

  • Vielen Dank Veronica Mars und MsPace für eure Meinungen!


    @Veronica Mars


    meinst du mit klassischen Abiturientenklassen solche kaufmännischen Berufe wie Industriekaufmann oder Bankkaufmann? Haben die nicht auch den gleichen Lehrplan Englisch wie die anderen kaufmännischen Berufe? Ich hab selbst Rechtsanwaltsfachangestellter gelernt.


    Und bei uns hatte in Englisch fast jeder entweder eine 1 oder 2 nur zwei Schüler oder so hatten eine 4 glaube ich. Englisch wurde fast genau so stiefmütterlich von unseren Lehrern behandelt wie Deutsch. Deutsch hatten wir eigentlich kaum bzw. in der einen Deutschstunde wurde einfach weiter kaufmännisches unterrichtet. Ist das an deiner Berufsschule auch so?


    Ganz anders war es in meiner Ausbildung zum Kinderpfleger dort wurde Englisch und Deutsch richtig unterrichtet was ich sinnvoll und gut fand nur das Niveau war trotzdem eigentlich zu gering dafür das in beiden Berufen die meisten Azubis (in meinen Klassen) eine mittlere Reife von einer Realschule hatten.


    @MsPace


    Vielen Dank für deinen Beitrag! Deine Informationen bringen mich besonders weiter in meinen Überlegungen! Ich bin natürlich auch der Meinung das ein Auslandsjahr sehr sinnvoll ist nur kann das sich leider nicht jeder leisten.


    Berufsschule93

  • Ich bin natürlich auch der Meinung das ein Auslandsjahr sehr sinnvoll ist nur kann das sich leider nicht jeder leisten.

    Ich war mit dem PAD im Ausland. Hat mich selbst keinen Cent gekostet. ;) Bin da gut bezahlt worden für 12 Stunden Unterricht in der Woche... Waren damals 900 Pfund im Monat. Miete war 200 Pfund. Der Rest reichte gut zum Leben und für die Flüge.

  • Wie machen das eigentlich die Latein-Lehrer?


    Aufenthalte in England sind natürlich sehr förderlich, insbes. für die bereits angesprochene Landeskunde, aber man kann die Sprache auch ohne beherrschen, inkl. Aussprache!
    Heutzutage gibt es andere Möglichkeiten native speaker zu hören als Kassetten des Englisch-Lehrers...


    Wer schon einmal länger im Vereinigten Königreich unterwegs war weiß, dass das mit "der" Aussprache eh so eine Sache ist.
    (Meine persönliche Meinung dazu: für mich ist ein deutscher Akzent genau so legitim wie Anglo-Cornish oder Tyke.)


    Zur Berufsschule:
    Dort hast Du (je nach Beruf) eine riesige Bandbreite an Vorkenntnissen.
    Teilweise in einer Klasse Schüler die noch nie Englisch-Unterricht hatten und jmd. mit ein paar Semestern Englisch-Studium. Dort kann man einfach keinen normalen Unterricht machen (Wehe jmd. sagt "Binnendifferenzierung ;-)).

  • Die sprechen's ja nicht :pfeif:
    andererseits, so'n Jahr im Vatikan.... :gruebel:

    Wie wärs mit dem allertiefsten Rätien? Da bist du halbwegs "nah dran"...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
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    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Englisch unterrichten, ohne im englischsprachigen Ausland gewesen zu sein? Absolut keine gute Idee!

    Wie machen das eigentlich die Latein-Lehrer?

    Latein wird nicht wie eine moderne Fremdsprache unterrichtet und hat auch andere Anforderungen an den Lehrer.

  • Englisch unterrichten, ohne im englischsprachigen Ausland gewesen zu sein? Absolut keine gute Idee!

    Latein wird nicht wie eine moderne Fremdsprache unterrichtet und hat auch andere Anforderungen an den Lehrer.

    Das ist klar, das sollte ein kleiner Scherz zur Einleitung sein. Aber auch daran kann man feststellen, dass eine Fremdsprache nicht nur gesprochen wird - vor allem nicht in der Schule.

  • Hängt im Endeffekt davon ab, wo genau du später unterrichtest. Ich bin sehr viel im beruflichen Gymnasium unterwegs. Shakespeare, Appropriation, absurdes Theater, Präimplantationsdiagnostik.... Themen die mich bestimmt nicht unterfordern.
    Meine Kenntnisse von meinen Aufenthalten in Neuseeland und Australien helfen mir dabei bestimmt nicht. Was mir hilft ist, dass ich mich in der Sprache deswegen so sicher fühle, dass ich Fehler direkt höre/ sehe und wenn ich dann doch mal unsicher bin direkt weiß wo/ wen ich um Hilfe bitten kann und, dass mich Schüler, die Muttersprachler sind, nicht überfordern.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich war während des Studiums nicht im Ausland, da ich bedingt durch das Nachmachen des Latinums bis zum 8. Semester offiziell nicht mein Grundstudium bestanden hatte und daher für Erasmus nicht in Frage kam. Ich bin nach dem Latinum direkt ins Examen gegangen und direkt ins Ref. Natürlich war ich im Studium öfters in England, aber dies nicht für einen längeren Aufenthalt und mir fehlte auf jeden Fall die Erfahrung. Daher bin ich dankbar, dass ich bei mir an der Schule als GAPP Lehrer die Möglichkeit bekam, zumindest 4 Wochen in den Staaten zu leben und die dortige Schulkultur, die man ja zB in Klasse 8 unterrichten muss, selber zu erleben. Ich finde schon, dass das eine essentielle Erfahrung ist, um im Unterricht nicht nur auf die Sprache eingehen zu können, sondern auch auf die interkulturelle Kompetenz. Rückblickend habe ich alles richtig gemacht, da die Jobsituation 2012 (nach dem Ref) mit meinen Fächern nicht prickelnd war und ich etwas bekommen habe; dennoch kann ich jedem nur empfehlen, ins Ausland zu gehen. Ich freue ich schon auf den nächsten Schultrip in die Staaten, da ich dort z.B. mehr als das elendige "like" in jedem Satz mitgenommen habe, sondern auch erfahren habe, was es heißt im Ausland zu leben, mit Pros und Cons;)

    "If you never try, then you'll never know" - Coldplay

    • Offizieller Beitrag

    Hängt im Endeffekt davon ab, wo genau du später unterrichtest. Ich bin sehr viel im beruflichen Gymnasium unterwegs. Shakespeare, Appropriation, absurdes Theater, Präimplantationsdiagnostik.... Themen die mich bestimmt nicht unterfordern.
    Meine Kenntnisse von meinen Aufenthalten in Neuseeland und Australien helfen mir dabei bestimmt nicht. Was mir hilft ist, dass ich mich in der Sprache deswegen so sicher fühle, dass ich Fehler direkt höre/ sehe und wenn ich dann doch mal unsicher bin direkt weiß wo/ wen ich um Hilfe bitten kann und, dass mich Schüler, die Muttersprachler sind, nicht überfordern.

    Ich denke auch, dass die interkulturelle Erfahrung einem eher persönlich als später beruflich etwas bringt. Die Entwicklung der Sprachsicherheit und des Sprachgefühls sind jedoch in meinen Augen unverzichtbare Vorteile, so dass ich meine Auslandsaufenthalte, auch wenn sie nicht während des Studiums waren, nicht missen möchte.

  • Mein Cousin hat diesen Wochenend-Schein gemacht um in der Grundschule Englisch zu unterrichten, als das damals plötzlich in NRW aufkam. Wenn ich ihn reden höre gruselt es mich und ich weiß warum manche Schüler so schlecht bei mir starten...
    Einzelfall oder Regelfall? Keine Ahnung. Ein Gefühl für Sprachmelodie oder Kenntnis über so einige Phrasen Verbs hat er jedenfalls nicht.
    Und im Ref war eine bei mir in der Gruppe die nicht im Ausland war und in Jena aufgewachsenes/ studiert hatte und so einen krassen Ost-Akzent hatte, dass sich das negativ auf ihre Beurteilungen auswirkte, auch wenn sie grammatikalisch korrekt sprach.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Mein Cousin hat diesen Wochenend-Schein gemacht um in der Grundschule Englisch zu unterrichten, als das damals plötzlich in NRW aufkam.

    Schon lustig, wenn man mal ein paar Jahre zurück denkt: Grundschüler sollen unbedingt Englisch lernen! Und jetzt kriegt man nicht mal mehr den normalen Unterricht versorgt.
    Das sind schon geniale Projekte, die sich unsere Führung in ihrer Weisheit da ausdenkt.

  • Wäre interessant, wenn es dazu eine Statistik gäbe, bei der die Merkmale "Auslandsauffenthalt ja/nein" mit "Notenabzug in Lehrprobe wg. schlechten Akzents" verglichen würden.


    Ich kenne einen Fall, wo jmd. nicht in England war und das 2. Examen nicht bestanden hat, weil das Englisch an sich (!) einfach nicht gut genug war. (Diese Person hatte aber Englisch auch nur als Nebenfach studiert.)
    Ich kenne aber auch zwei Fälle, bei denen es (geringen) Abzug für schlechte Aussprache gab bei Kandidaten, die sehr wohl im Ausland waren.
    Leider kenne ich keine anderen Fälle.
    Wie sieht's bei Euch aus? (Wäre vielleicht eine gute Rückmeldung für den Thread-Ersteller.)

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