Fast jedes 5. Kind kann am Ende der Grundschule nicht (richtig) lesen

  • ...es kommt ja auch auf die Güte der Schrift an. Ob sich der gemeine Gymnasiast e-Books runterlädt?

    Warum sollte er nicht? Ebooks sind ein ganz normales Unterhaltungsmedium. Warum sollte der "gemeine Gymnasiast" das nicht nutzen? Spricht da vielleicht die leider übliche Lehrerarroganz? Wie man sie leider Gottes gerade von Gymnasialen kennt?

  • Warum sollte er nicht? Ebooks sind ein ganz normales Unterhaltungsmedium. Warum sollte der "gemeine Gymnasiast" das nicht nutzen? Spricht da vielleicht die leider übliche Lehrerarroganz? Wie man sie leider Gottes gerade von Gymnasialen kennt?

    Ich frage die, die mit OberstufenschülerInnen zu tun haben. Einige wollen eine allgemeine Minderung von Konzentrationsfähigkeit, Leseverständnis und Lesebereitschaft festgestellt haben, die mit der Zunahme digitaler Medien einhergehen könnte. Das klingt erst mal einleuchtend, ob’s dazu verwertbare Erkenntnisse gibt, weiß ich nicht. Hab nicht gegoogelt ^^

  • Warum sollte er nicht? Ebooks sind ein ganz normales Unterhaltungsmedium. Warum sollte der "gemeine Gymnasiast" das nicht nutzen? Spricht da vielleicht die leider übliche Lehrerarroganz? Wie man sie leider Gottes gerade von Gymnasialen kennt?


    Ebooks sind tatsächlich eher abgeschlagen, wohingegen das regelmäßige Lesen mit haptischem Buch mit 40 % doch recht verbreitet zu sein scheint, siehe die neue Jim Studie, S. 19ff.


    https://www.mpfs.de/fileadmin/…ien/JIM/2017/JIM_2017.pdf

  • Kathie: Du beziehst dich sicher auf den sozioökonomischen Hintergrund, der mit bestimmten Migrationshintergünden korreliert, oder? Ich denke, dass es dann doch nicht ganz so einfach ist, da gerade die finanzielle Unterschicht ein großes Interesse am sozialen Aufstieg haben sollte und der erfolgt in unserer Gesellschaft über die Schule und Bildung allgemein. Daher rührt ja auch oft der mantraartige Satz "Ich will, dass du es mal besser hast als wir". Der sozioökonomische Hintergrund alleine sagt auch nichts über das Leseverhalten von Kindern aus, da es eben Eltern gibt, die, trotz eigener geringer Bildung und/oder schlechter finanzieller Lage, Wert auf kulturelle Erziehung innerhalb der Familie legen - genau wie solche, für die Wissen, Bildung und Kultur überhaupt nicht wichtig sind. Genauso haben manche Kinder schlichtweg kein Interesse an Büchern und Lesen, andere umso mehr. Bestes Beispiel meine Eltern, die trotz ähnlichem sozioökonomischem Hintergrund hinsichtlich ihres Leseverhaltens unterschiedlicher nicht sein könnten.
    Meine These ist eben, dass gerade in muslimischen Kulturkreisen sehr viel Wert auf die Anerkennung durch die Familie und die nähere Community gelegt wird. Das nächste Äquivalent für uns Deutsche dazu wäre wohl "Was sollen die Nachbarn nur sagen :angst: ?". Und gerade wenn es diese enge Beziehung zwischen Individuum und Community gibt, ist es natürlich fatal, wenn letztere einem indirekt oder auch direkt vermittelt, dass Schule und alle damit verbundenen Faktoren sowieso unnötig seien. Das ist vergleichbar mit manch einer Bauernfamilie vor 50 Jahren, bei denen es dann hieß: "Der Sohn braucht nicht auf's Gymnasium zu gehen, der wird eh Bauer.". Dahinter steckt natürlich auch die Angst, dass zu viel schulischer Erfolg zu sozialem Aufstieg und damit zur möglichen Entfremdung von Familie und den familiären Werten führen könnte, was man natürlich verhindern müsse, da man ansonsten auf den Nachwuchs keinen Einfluss mehr ausüben könne. Das ist wohl einer der zentralen Gründe, warum es in entsprechenden Bevölkerungsschichten schwierig ist, als Lehrer - als Repräsentant der öffentlichen Gewalt - intervenieren und positiv auf das Kind einwirken zu können.
    Dann muss man sich eben an die Eltern wenden und sagen: "Entweder, es läuft nach meinen Regeln (repräsentativ für die Gesetze und Normen des deutschen Staates) oder sie suchen sich ein Land ihrer Wahl raus, in dem ihre Vorstellungen eher realisiert werden können. Sie müssen nicht hier bleiben!". Und wer weiß: Vlt. erreicht man dadurch, dass die Eltern ihre aktuelle Lebenssituation reflektieren, überdenken und entsprechende Konsequenzen ziehen.


  • Ich habe 15-jährige Schüler, die ein einziges Buch besitzen (und nicht wissen, was drinsteht). Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihren Kindern vorlesen, dürfte gegen 0 gehen. Ich weiß nicht, ob es ein Ausbrechen aus diesem Kreislauf geben kann? Aber wenn, dann auch darüber, dass gemütliches Vorlesen wieder Einzug hält. Dass Erzieher den Eltern konkret sagen: schauen Sie mit ihrem Kind jeden Abend ein Buch an. Eine Woche lang dasselbe Buch. Ich leihe Ihnen welche aus. Und auch wenn Sie selbst nicht so gut oder gerne lesen ist es für ihr Kind immens wichtig, probieren Sie es mal aus.


    Für viele andere normale zivilisatorische Errungenschaften gilt ja Ähnliches (Ernährung z.B.) Natürlich kann Schule nicht alles auffangen, worans zu Hause bei manchem mangelt, ich glaube auch nicht, dass das ernsthaft einer erwartet. Aber damit umgehen muss sie halt, was anderes kann sich eine Gesellschaft doch gar nicht leisten.

    Ich hatte im Studium Mitstudenten, über die ich Ähnliches berichten kann: Bücher? IHHHH!
    An meiner Schule sehe ich aber wieder vermehrt Schüler (hauptsächlich die Mädels) mit Büchern rumrennen die nicht zur Schule gehören.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • ... und ich traf letztlich im Park auf einen jungen Mann (schätze unter 20), der beim Spazierengehen (Kopf unten...) kein Handy, kein Tablet, sondern ein richtiges Buch betrachtete! Deutschland kann aufatmen!
    Ich kann diese ständigen Pseudo-Hiobs-Nachrichten über IGLU, PISA, VERA usw. echt nicht mehr hören. Lasst uns an den Schulen doch endlich mal in Ruhe unseren Job machen, statt uns in überflüssige Sinnlos-Diskussionen (und Rechtfertigungen) zu treiben!
    L.G. Pia
    Alte Metzgerweisheit: Vom Wiegen wird die Sau nicht fett.

  • Kathie: Du beziehst dich sicher auf den sozioökonomischen Hintergrund, der mit bestimmten Migrationshintergünden korreliert, oder?


    Hä?


    Nee. Da hast du was ganz falsch verstanden. Ich bezog mich auf deine Aussage, du hättest selten einen muslimischen Jungen mit einem Buch gesehen. Erinnerst du dich, dass du das schriebst? Sowas kann man nicht sagen, finde ich, und darauf habe ich dich hingewiesen.


    Kinder bildungsferner Schichten jeglicher Religionszugehörigkeit haben nicht den gleichen Zugang zu Bücher wie zum Beispiel Akademikerkinder, aber das hat rein gar nichts damit zu tun, ob muslimischer Junge oder nicht.

  • Kinder bildungsferner Schichten jeglicher Religionszugehörigkeit haben nicht den gleichen Zugang zu Bücher wie zum Beispiel Akademikerkinder, aber das hat rein gar nichts damit zu tun, ob muslimischer Junge oder nicht.

    Genau das ist der Punkt, in dem ich dir widersprechen würde, was ich im letzten Beitrag exemplarisch illustrierte. Aber gut, ich will mich nicht streiten: Du hast deine Meinung dazu, ich meine - und das ist OK!

  • Allgemein ist es Jungen zuzuschreiben, dass sie weniger lesen als Mädchen.


    @Lehramtsstudent :
    Na ein Glück ist das Bleiberecht in Deutschland nicht an irgendwelchen kruden Vorstellungen von Bildung gebunden.
    Glücklicherweise kenn ich genug muslimische Jungen, die gerne lesen, vor allem nach dem man sie an ansprechende Bücher rangeführt hat.


    DAs Problem mit dem Lesen ist, dass Bücher Geld kosten und nicht alle Eltern dafür den Sinn sehen. Hinzu kommt, dass die Kids Sekten ans lesen herangeführt werden und oft gar nicht wissen, welch spannende Bücher es gibt.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
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    • Offizieller Beitrag

    Man könnte hier vielleicht auch noch anführen, dass viele Bücher im Wesentlichen von der westlichen Kultur geprägt sind, so dass sie womöglich für muslimische Kinder und Jugendliche nicht sonderlich attraktiv wirken. Die Anzahl der deutschsprachigen Bücher mit authentischen Geschichten und Themen des orientalischen Kulturraums ist doch recht überschaubar.

  • Bolzbold, es geht um Kinder und Jugendliche, die in Deutschland und NICHT in einem mehrheitlich muslimisch geprägten Land wie z.B. die Türkei leben. Im letzterem Fall wäre ich doch eher überrascht, wenn die dortigen Jugendliche deutschsprachige Literatur lesen würden...

  • Bolzbold, es geht um Kinder und Jugendliche, die in Deutschland und NICHT in einem mehrheitlich muslimisch geprägten Land wie z.B. die Türkei leben. Im letzterem Fall wäre ich doch eher überrascht, wenn die dortigen Jugendliche deutschsprachige Literatur lesen würden...

    Es geht um mangelnde Lesefähigkeiten, mögliche Ursachen und Lösungsansätze.


    Übrigens: "...in der Türkei", "...in letzterem Fall und "...die Jugendlichen". Also diese Studenten, sollen die doch hingehen, wo sie herkommen, wenn die kein Deutsch können :aufgepasst: :P

  • Nein, Bolzbold meinte, dass der Anteil deutschsprachiger Literatur auf dem Buchmarkt mehrheitlich muslimisch geprägter Länder (orientalische Themen und Wertevorstellungen) eher gering ist. Was ja auch Sinn macht, da dort nur wenige Menschen Deutsch sprechen. Aber wie gesagt, es ging eher um Literatur in Deutschland (=westliche Themen und Wertevorstellungen) ;) .

  • Naja, wenn ich unsere derzeitige Klassestufe 4 anschaue sind da sehr viele Flüchtlingskinder, natürlich hat das Auswirkungen auf die Lesekompetenz bei so einem Test.


    Zweisprachige Kinder (übrigens nicht nur muslimische, auch russische oder portugiesische) haben schon mehr Probleme beim Schreiben- und Lesenlernen, insb. bei der Grammatik). Das lässt sich nicht verleugnen und hat sicher auch Auswirkungen. Ich habe viele Kinder, die zu Hause nur ihre Muttersprache sprechen. Gerade auch viele russische Kinder.

  • Bolzbold, es geht um Kinder und Jugendliche, die in Deutschland und NICHT in einem mehrheitlich muslimisch geprägten Land wie z.B. die Türkei leben. Im letzterem Fall wäre ich doch eher überrascht, wenn die dortigen Jugendliche deutschsprachige Literatur lesen würden...

    Also, ich stell mir mal vor, ich würde mit einer deutschen Frau nach Marokko auswandern und dort ein Kind bekommen.
    Natürlich würde dieses Kind zunächst mit westeuropäischer Literatur (Lindgren, Preussler; Rowling etc.) in Berührung kommen, weil das auch die Werke sind, die mir als erstes einfallen, wenn ich an Kinderliteratur denke und weil sie auch in meinem Bücherregal stehen.
    Nun bin ich an Literatur und an anderen Kulturen sehr interessiert, daher auch meine Fächer (D/FS). Ich kann mir also durchaus vorstellen, das Heranwachsen meines Kindes zum Anlass zu nehmen, mich auch in die dortige Kinderliteratur einzulesen und geeignete Werke auch meinem Kind vorzulesen. Jetzt bin ich aber eben auch Akademiker mit entsprechender Ausrichtung. Kann/muss man das von allen Expats/Auswanderern erwarten? Macht das der durchschnittliche deutsche Ingenieur oder Manager auch? Irgendwie zweifle ich daran.
    Auf der Liste der Herausforderungen und der Aufgaben für eine gelungene Integration steht meiner Meinung die Beschäftigung mit der Kinderliteratur des Ziellandes relativ weit unten.
    Deshalb kann ich schon nachvollziehen, dass manche Kinder mit Migrationshintergrund vielleicht Probleme haben, sich für westlich ausgerichtete Literatur zu begeistern. Das als Anlass zu nehmen, ihnen die Tür zu zeigen ist... bestenfalls schräg.

  • Viele schreiben hier von außerunterrichtlichen Bedingungen.
    Man kann aber auch vom Schulischen aus Anregungen geben. Ich gehe z.B. mit meinen Schülern alle 4 Wochen zu unserer öffentlichen Bücherei (ist bei uns so etwas wie Tradition an der Schule, machen einige Klassen), die quasi neben unserer Schule ist und eine Unterrichtsstunde dauert. Wir machen mit der Bibliothekarin Termine aus. Da müssen sie unter meiner Aufsicht und ein altersgemäßes Buch ausleihen und dies dann immer wieder einmal anders vor dem Abgabetermin vorstellen. Ein Zweitbuch kann je nach Geschmack mitgenommen werden. Das sind für mich sinnvoll genutzte Deutschstunden. Da leiht auch ein muslimer Schüler ein Buch aus und stellt es vor. Immer wieder leihen die Kids sich Bücher aus, die ihre Klassenkameraden zuvor ausgeliehen haben, weil es sich herumspricht, welches Buch gut ist. Auch in der neueren Kinder- und Jugendliteratur gibt es gute Bücher, es müssen nicht unbedingt die alten Klassiker sein (obwohl ich die gut finde). Wir haben an unserer Schule zusätzlich eine Schülerbücherei, ich könnte es dort genauso machen. Ich habe mich aber für die öffentliche Bücherei entschieden, weil diese eine größere Auswahl hat und vielleicht das eine oder andere Kind als Leser "hängenbleibt", da sie einen ganz normalen Ausweis besitzen.

  • Wer kein Geld für Bücher hat, der kann es heutzutage in Schulbibliotheken ausleihen.
    Auch Stadtbibliotheken gibt es.


    Vielmehr ist das Problem dass Eltern nun einmal Kinder das Lesen vorleben müssen. Wenn das nicht gegeben ist, dann kann die Schule nicht viel ausrichten.


    Daneben muss man nun einmal festhalten, dass es heute dank Handy einfach genug Ablenkungsmöglichkeiten gibt. Mit YouTube, Snapchat u.ä. lässt sich auch die langweiligste Zeit entspannt überbrücken. Da ist jedes Buch zu anstrengend.


    Bildungspolitische Reformen führen dann meist zu höheren Ausgaben und bringen nichts.

    • Offizieller Beitrag

    DAs Problem mit dem Lesen ist, dass Bücher Geld kosten

    so ein Quatsch!
    In jeder kleineren Stadt gibt es Stadtbibliotheken, deren Benutzung für Jugendliche bis 18 Jahren frei ist.


    Ich lese sehr viel, kaufe aber kaum Bücher. Wo sollte ich sie auch lagern? Und das Geld für all die Bücher, die ich in meinem Leben zur Unterhaltung gelesen habe, hätte ich nicht bezahlen wollen.


    Zugang zu Büchern hat, rein technisch gesehen, wohl jeder.
    Es ist vielmehr die Bedeutung, die im Elternhaus dem Lesen beigemessen wird:


    Toller Zeitvertreib
    oder mühsamer und damit überflüssiger Luxus?

  • ...


    Daneben muss man nun einmal festhalten, dass es heute dank Handy einfach genug Ablenkungsmöglichkeiten gibt. Mit YouTube, Snapchat u.ä. lässt sich auch die langweiligste Zeit entspannt überbrücken. Da ist jedes Buch zu anstrengend.
    ...

    Das kann ich mir auch gut vorstellen. Wenn man früher krank war, musste man lesen, sonst starb man an Langeweile...


    Allerdings gibt's ja auch einfach Menschen die gerne lesen und andere, die das nicht tun. Jetzt wie vor 30 Jahren. Man kann auch mit Modelleisenbahn, Lego oder Barbiekämmen seine Zeit verbringen- ob wirklich weniger gelesen wird, WEIL jeder Internet in der Hand hat ist ja noch nicht bewiesen. Oder doch?

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