Hilfe für Unterrichtsentwurf - Politik, betr. Mitbestimmung, 45min, Betriebsrat

  • Hi Community,


    ich brauche etwas Beistand/Hilfe für meine Frau. Ich selbst bin ihr leider bei diesen Dingen keine große Hilfe. Sie selbst ist familiär leider auch gerade sehr gestresst und hat mMn derzeit einfach den Kopf nicht frei genug.


    Zum Thema:
    Sie erstellt einen Unterrichtsentwurf im Fachbereich Politik für BBS zum Thema Bedeutsamkeit des Betriebsrates(BR) bei Interessenskonflikten. Der Unterricht besteht aus nur einer Unterrichtsstunde.
    Sie sucht verzweifelt nach Ideen/Methoden, mit denen Sie dieses Thema so entwickeln und unterrichten kann, dass die Schüler/-innen am Ende auch die Bedeutsamkeit des BR erkennen. Das ganze soll natürlich auch in 45min. unterzubringen sein.


    Wie würdet Ihr diesen Entwurf, bzw. den Unterricht angehen? Fällt Euch eine gute Methode oder ein Verlauf ein, der dieses Ziel erreichen könnte?


    Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr für mich einfach mal Brainstorming machen könntet, so dass ich Ihr in dieser Zeit auch ein paar Ratschläge geben kann.


    Gruß
    Henrik

  • Sie sollte sich als Einstieg einen konkreten Konflikt suchen - Arbeiter hat ein Problem, an wen kann er sich wenden? Anhand dieses Problem kann man dann die Bedeutung des BR entwickeln.

  • Ok. Also idealerweise einen Konflikt wählen, der die Schüler auch berühren würde (Betroffenheit).
    Aber wie geht man zur gemeinsamen Entwicklung der Bedeutung nach diesem Einstieg dann bspw. vor? (Ich bin da wirklich überfragt...)

  • Ich finde es etwas kompliziert einem Nicht-Lehrer (gehe mal davon aus, das bist du) zu erklären wie er dann einem Lehrer erklären soll, was dieser dann im Unterricht macht.


    Nach dem Einstieg gibt es eine Problemfrage - eben dieser Konflikt - und dann kann man anhand von Materialien die Aufgaben des BR erarbeiten. Und damit diese Problemfrage lösen.


    edit: Vor allem weil sehr unklar ist, womit deine Frau gerade Probleme hat. Wäre es nicht einfacher, wenn sie sich selbst hier oder in anderen Foren Hilfe sucht?

  • Das alte Problem im Sk/Politikunterricht: Gerade dort ist es fast unmöglich, ein Thema anständig in 45 Minuten zu unterrichten (in den eher technischen Fächern geht das durchaus).


    Deshalb mein Rat: Sie soll eine längere Reihe planen und dann als Lehrprobe das Highlight zeigen. Bspw. eine Pro-Kontra-Diskussion, eine Talkshow oder ähnliches.


    Braucht dann halt so etwa 3-4 Doppel(!)stunden Vorbereitungszeit, aber anders ist dieses Lehrprobentheater nicht zu schaffen.


    Gruß,
    DpB


    PS: Falls nicht mal wieder vergriffen: "Methodentraining für den Politikunterricht", Band I und II von der BpB sind für sowas super.

  • Es ist nicht ohne Ironie, wenn ausgerechnet Lehrer versuchen, die Prinzipien betrieblicher Mitbestimmung und vor allem der Durchsetzung von Arbeitnehmerrechten zu unterrichten. Unser Berufsstand ist schließlich ein Berufsstand von Lakaien, wenn man es mal hart ausdrücken will.

  • Zuerst einmal vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit nehmt.


    So wie ich sie verstanden habe, liegt das Problem in 1. Linie darin, dass Sie nicht weiß, wie Sie nach der Ausganssituation und dem daraus resultierenden Problem (Stundenfrage?) das Thema konkret mit den S. behandeln soll. 45min sind halt wirklich sehr kurz.
    Die S. wissen bis zu dieser Unterrichtsstunde bereits, welche Möglichkeiten ein BR hat und wie er rechtlich untermauert ist. D.H., dass in dieser Stunde irgendwie klar werden muss, weshalb der BR bedeutsam ist.


    PS: Ihr könnte gerne Fachbegriffe verwenden. Ich war zwar "nur" in der techn. Erwachsenenbildung in einem Betrieb tätig, aber durch Gespräche mit meiner Frau und dieser Tätigkeit verstehe ich das eine oder andere vielleicht doch...


  • D.H., dass in dieser Stunde irgendwie klar werden muss, weshalb der BR bedeutsam ist.

    Muss es nicht. Politikunterricht hat gerade in Schaustunden kontrovers zu sein!


    Deshalb ja mein Vorschlag mit bspw. "Talkshow".


    Mal aus dem Ärmel, wie das grob bei mir aussehen würde:
    - 4 Gruppen: Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Gewerkschaftsvertreter, Politiker einer Arbeitgeberfreundlichen Partei
    - Jede Gruppe erarbeitet in der Vorstunde Argumente für die eigene Position
    - In der Lehrprobe werden die Argumente jeweils von einem Gruppensprecher, der die Rolle einer realen (!) Person übernimmt, in einer Talkshow vorgetragen.
    - Das ganze Zeug wird dann noch - am besten von etwas schwächeren Schülern, dann haben die auch ne sinnvolle Aufgabe - mit ggf. vorgefertigten Argument-Kärtchen visualisiert.
    - Am Ende kommen die Schüler aus ihren Rollen raus, diskutieren selbst nochmal und bewerten irgendein schmissiges Stundenthema wie "Betriebsrat: Betriebshindernis?"


    Für die Lehrprobe braucht's natürlich ein aktuellen Einstieg. Den such ich Euch aber jetzt nicht raus. Irgendein halbwegs wichtiger Hampelmann hat sicher im letzten viertel Jahr mal was zu dem Thema gegackert, das man nehmen kann.


    Gruß,
    DpB

  • @DePaelzerBu
    Dank Dir...


    Zum Thema Talkshow habe ich gerade in einem Buch nachgelesen und folgendes Merkmal stößt mir dabei ein wenig sauer auf:
    "...wobei keine Notwendigkeit besteht, sich in die Sichtweise des gegnerischen Akteurs hineinzuversetzen oder gar eine konstruktive Problemlösung herbeizuführen."
    Aber der Grundansatz ist glaube ich schon gut. Ein paar Seiten vorher im Buch wird das Rollenspiel beschrieben. Vielleicht ist das ein guter Ansatz.


    Zum Thema Einstieg muss sie sich selbst Gedanken machen. Ich weiß aber, dass sie nicht einfach irgendetwas nehmen kann, bloß weil es aktuell ist. Sie muss sich dabei an der Klasse und den Schülern orientieren, damit sie diese auch in der "eigenen Lebenwelt abholen" kann. Ist eine Klasse aus dem Einzelhandel. Ich weiß auch, dass ihre "Bewertenden" auf diesen "Lebenweltbezug" gesteigerten Wert legen.


    Ich frage Sie nachher einmal, was Sie zu dieser/-n Ideen sagt.


    Gruß
    Henrik

  • Zum Thema Talkshow habe ich gerade in einem Buch nachgelesen und folgendes Merkmal stößt mir dabei ein wenig sauer auf:
    "...wobei keine Notwendigkeit besteht, sich in die Sichtweise des gegnerischen Akteurs hineinzuversetzen oder gar eine konstruktive Problemlösung herbeizuführen."

    Rrichtig, das ist ja volle Absicht, denn die Schüler sind in dieser Phase in Rollen, und wir wissen wohl alle, wie sehr bspw. Politiker bereit sind, sich in die Sichtweise ihres Gegenübers zu versetzen.
    Deswegen muss danach ja zwingend nochmal außerhalb der Rollen kurz diskutiert werden, und die Schüler müssen dann auf Basis der genannten Argumente ihre eigene Meinung entwickeln. 'Genau darum geht's doch: Verschiedene existierende Positionen beleuchten und am Ende selbst bewerten und sich eine Meinung bilden.


    Mein persönliches Highlight war, als mal einer meiner Schüler in dieser letzten Phase sehr vehement für irgendwas eintrat (ich weiß nicht mehr genau, was das Thema war) und dann nach einer flammenden Rede selbst meinte "oh hoppla. Ich bin ja gar nicht mehr Frau von der Leyen. Also eigentlich denke ich genau das Gegenteil, weil..."


    Gruß,
    DpB

  • Muss es nicht. Politikunterricht hat gerade in Schaustunden kontrovers zu sein!

    ...wobei „bedeutsam“ auch „gewichtig“ heißen könnte, dabei nicht für alle Interessen positiv...


    Weiß denn deine Freundin genau, was sie in der Stunde erreichen will? Was konkret soll den Schülern hinterher klar werden? Was könnte bei so einem Rollenspiel passieren? Welche Erkenntnisse werden dort voraussichtlich gebildet werden? Am Ende müssen sie die reflektieren, in Worte fassen können. „Irgendwie bedeutsam“ klingt jedenfalls noch arg verschwommen.


    Nach Methoden kann man erst suchen, wenn man weiß, was das Ziel ist.

  • Einzelhandel ist doch super: Nimm als Einstieg das derzeit sehr aktuelle Thema "verkaufsoffene Sonntage" Dabei sollen die Positionen: selbstständige Einzelhändler, Angestellte Einzelhandelskauffrau/mann, Verdi, Stadtrat (oder so, bin nicht vom Fach). Daraus eine Podiumsdiskussion machen und die Schüler mit angemessener Vorbereitungszeit (Argumente suchen, sich in die Rolle versetzen) diskutieren lassen.
    Vielleicht noch einen neutralen Schüler bestimmen, der moderieren kann (manche sind da Grundtalente) und einen, der ein paar Argumente notiert, damit man nachher was zum Auswerten hat.


    So in der Art. Wie gesagt, bin nicht vom Fach, aber so müsste doch eine schöne schülerzentrierte Stunde herauskommen, bei der die SuS sich gut mal in andere Rollen besetzen können und Argumente aus anderer Position verstehen lernen.

  • Danke an alle.
    Ich werde diese Ideen u. Ratschläge nachher einmal vortragen.


    Ich melde mich dann morgen nochmal und erstatte Bericht ;)

  • Nimm als Einstieg das derzeit sehr aktuelle Thema "verkaufsoffene Sonntage" Dabei sollen die Positionen: selbstständige Einzelhändler, Angestellte Einzelhandelskauffrau/mann, Verdi, Stadtrat (oder so, bin nicht vom Fach). Daraus eine Podiumsdiskussion machen und die Schüler mit angemessener Vorbereitungszeit (Argumente suchen, sich in die Rolle versetzen) diskutieren lassen.

    Gibt 'ne schöne Stunde zum veroffenen Sonntag. Und was hat das dann mit dem Betriebsrat zu tun?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Vielleicht wären Fallbeispiele interessant, die bei einem Azubi auftreten können? Z.B. Azubi fühlt sich nicht ausreichend ausgebildet, soll nur Kaffee kochen... (Vorausgesetzt es soll darum gehen, die Aufgaben/Möglichkeiten des Betriebsrats zu konkretisieren. Kontrovers wäre das nicht gerade).

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • Hellooo!
    Da bin ich wieder.
    Also:
    Sie wird wohl ein Rollenspiel machen. Mit verschiedenen Parteien der Konfliktgruppen (BR, Arbeitnehmer, -geber). Problemstellung dabei ist wahrscheinlich die Erweiterung der Öffnungszeiten in Möbelgeschäften.
    Vorbereitend darauf findet in der Vorstunde die Argumentfindung durch die Sus (wieder etwas gelernt) statt. Das Rollenspiel soll die unterschiedlichen Interessenspole der Gruppen aufzeigen. Dabei soll auch klar werden, dass beide Seiten gute Gründe haben, ihre jeweiligen Interessen umzusetzen und es ohne Mediation/Vermittlung keine Einigung geben kann.
    Eine Gruppe von SuS ist nicht Bestandteil des Rollenspiels und ist mit der Ergebnissicherung betraut.
    Wie es danach weitergeht, weiß sie noch nicht genau. Wahrscheinlich in Richtung: Welche Meinung vertreten die einzelnen SuS nach diesem Rollenspiel? (Aber so ganz rund ist dieses Ziel noch nicht...)
    Die Stundenfrage ist noch nicht ausformuliert, soll sich aber so ungefähr um das Aufzeigen der oft konträr laufenden Meinungen der Konfliktgruppen drehen und die Rolle des BR bei der Vermittlung bewegen...

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