Mit Gebärdensprachdolmetscher an der Regelschule

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    Das ist ja cool! Da hat die Technik doch mal einen echten Nutzen neben der sonstigen Siri-Spielerei

    Da war ich letztens dazu im Rahmen meiner sonderpädagogischen Fachberatung in einem Förderausschuss dazu, die komplette Ausrüstung eines Raums für eine Klasse mit 5 hörbehinderten Schülern wird so rund 30000 € kosten (wobei die restlichen Schüler auch was davon haben, z.B. wegen Anschaffung des Smartboards). Ist aber ein cooles System eigentlich, weil die hörbehinderten Schüler nicht nur die Übersetzung bekommen, sondern automatisch auch die Mitschrift (sie können ja nur schwer gleichzeitig auf dem Monitor des Laptops dem Gebärdendolmetscher folgen und gleichzeitig schreiben).

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    Hast du schon Erfahrung damit gesammelt? Ich habe von Kollegen gehört, dass man eine sehr stabile Verbindung dafür braucht.

    Scheint an der Schule (siehe oben) zu funktionieren, habe zumindest keine negativen Rückmeldungen bekommen.

  • Das ist ja cool! Da hat die Technik doch mal einen echten Nutzen neben der sonstigen Siri-Spielerei :D


    Und die Technik könnte noch viel besser und praktischer werden, wenn sie erst weit genug entwickelt ist, um zuverlässig automatisch Mündliches in Schriftliches überführt. Also ohne, dass eine andere Person am anderen Endensitzen muss. :)

  • Wenn ich sehe, was die "Übersetzer-Technik" auf z.B. FB für einen Käse produziert würde ich sagen, davon sind wir noch Lichtjahre entfernt. Sprache ist noch zu intelligent für Computer :)

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    Wenn ich sehe, was die "Übersetzer-Technik" auf z.B. FB für einen Käse produziert würde ich sagen, davon sind wir noch Lichtjahre entfernt. Sprache ist noch zu intelligent für Computer

    Ach so, Missverständnis hier ... bei diesem System sind es schon noch richtige Menschen, die übersetzen, nur sind die eben nur online zugeschaltet. Daher ist das natürlich kosteneffektiver, da die ja besser ausgelastet werden können. Außerdem entfällt der eventuelle "Störfaktor" im Klassenraum und die Problematik, wenn der Gebärdendolmetscher mal krank ist.

  • Ach so, Missverständnis hier ... bei diesem System sind es schon noch richtige Menschen, die übersetzen, nur sind die eben nur online zugeschaltet. Daher ist das natürlich kosteneffektiver, da die ja besser ausgelastet werden können. Außerdem entfällt der eventuelle "Störfaktor" im Klassenraum und die Problematik, wenn der Gebärdendolmetscher mal krank ist.

    Das bezog sich auf tibos Kommentar.


    Wie ist denn das? für von Geburt an Gehörlose ist Schriftsprache wahrscheinlich immer auch eine Hürde, weil Laute verschriftlicht werden, oder?

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    Wie ist denn das? für von Geburt an Gehörlose ist Schriftsprache wahrscheinlich immer auch eine Hürde, weil Laute verschriftlicht werden, oder?

    Da fehlt mir jetzt dann doch das Fachwissen. Alle Hörbehinderten, mit denen ich zu tun hatte, konnten zumindest schreiben. Inwiefern das aber die Norm ist und welche besonderen Schwierigkeiten es beim Lesen und Schreiben lernen gibt, müsste da wirklich mal jemand mit Förderschwerpunkt Hören schreiben.

  • Wie ist denn das? für von Geburt an Gehörlose ist Schriftsprache wahrscheinlich immer auch eine Hürde, weil Laute verschriftlicht werden, oder?

    Das hast du sehr gut erkannt, wobei ich das nicht nur auf Gehörlose verengen würde, sondern allgemein auf Hörgeschädigte ausweiten würde. Ein Gehörloser mit zwei gut funktionierenden CIs ist mehr wie ein Schwerhöriger zu behandeln. Wie gut da Schriftsprache beherrscht wird, hängt von mehreren Faktoren ab: Grad der Schwerhörigkeit, Zeitpunkt der Hörschädigung und Verlauf und natürlich Intelligenz (höhere Kompensationsmöglichkeit).
    Vor allem primäre Gebärdensprachler haben zu kämpfen, weil die Gebärdensprache völlig anders aufgebaut ist als Lautsprache. Lautsprache ist sequentiell (Wort für Wort), während Gebärdensprache auch einiges simultan abhandelt (Handform, Ausführungsort, Richtung der Bewegung, Mimik als grammatikalische Struktur, Körperhaltung, Mundbild). "vier schlimme Jahre lang" (4 Worte) ist eine einzige Gebärde mit der entsprechenden Mimik. Viele Sprichwörter mit dem Wortwitz, wie wir Hörende sie gerne verwenden, gibt es in der Gebärdensprache in diesem Sinne nicht. Die haben einen ganz anderen Modus.


    Diese ganze Technik (angefangen bei digitalen Hörgeräten bis eben zu solchen Diensten) ist ein Fluch und Segen zugleich. Vieles wird möglich, aber man ist davon abhängig. Diese Untertitel-App für Kinofilme auf dem Handy ist nur da nutzbar, wo man Empfang oder W-LAN hat und so geht das immer weiter. Außerdem verleitet es auch dazu, zu denken, dass die Technik da jetzt steht und ansonsten ist nichts mehr nötig. Was nützt mir eine Verschriftlichung eines Worts, das ich gar nicht kenne und mir auch nicht herleiten kann? Davon gibt es unter Umständen einige und man fragt nicht jedes nach. Hörgeschädigte haben einen geringeren Wortschatz als Normal-Hörende. Sich dem "normalen" Wortschatz anzunähern, ist harte Arbeit. Als Berufsschüler kann man das Skript nehmen und zu Hause nacharbeiten.
    Je jünger die Kinder sind, umso wichtiger ist es, dass da auch jemand etwas erklärt, warum das so ist. Einem kleinen Kind nützt eine reine Übersetzung nichts, wenn es nicht weiß, was das für Hörende eigentlich bedeutet. Da braucht es eben einen pädagogisch ausgebildeten Dolmetscher, der zwischen diesen beiden recht unterschiedlichen Welten vermittelt.

  • Zufällig kenne ich mich mit Schrift- und Gebärdensprachdolmetschern aus, zumal ich ersteres im Beruf teilweise nutze...


    Dolmetschen vor Ort liefert viel bessere Qualität als über das Internet. Beim Dolmetschen über das Internet braucht man einen guten und schnellen Laptop, eine gute Webcam (bei Gebärdensprache), eine stabile Internetverbindung, ordentliche Mikrophone mit guter Funkverbindung zum Laptop, eine gute Tonübertragung und ganz wichtig: Kentnisse im Umgang mit der Software und mit der Technik, z.B. wo im Laptop sind die Lautstärkerregler, ist das richtige Mikrophon aktiviert, passen die Anschlüsse, sind die Passwörter für die Software sofort verfügbar? VerbaVoice und Kombia bieten Dolmetschen über das Internet an.
    Die Dolmetscher sind aufgeschmissen, wenn durcheinander gesprochen wird, weil sie nicht sehen, wer gerade spricht, und Störgeräsuche sind ein Dauerproblem, z.B. gekippte Fenster bei stickiger Luft, Papierrascheln, Auspacken von Zeug aus einer Tasche... Ich nutze Internetdolmetscher, wenn wir eine kleine Runde sind (bis etwa 8 Leute), in größerer Runde sind mir Dolmetscher vor Ort lieber. Für das Dolmetschen über das Internet braucht es keinen speziellen Raum, ein mobiler Laptop ist auch möglich. Je größer die Gesprächsrunde, desto komplexer die Technik.


    Internetdolmetscher haben den Vorteil, dass man fast immer welche findet. Dolmetscher vor Ort ins oft nicht leicht zu bekommen, hier in NRW haben Dolmetscher häufig eine Anfahrt von 100 bis 200 km bis zu ihrem Einsatzort.


  • Internetdolmetscher haben den Vorteil, dass man fast immer welche findet. Dolmetscher vor Ort ins oft nicht leicht zu bekommen, hier in NRW haben Dolmetscher häufig eine Anfahrt von 100 bis 200 km bis zu ihrem Einsatzort.

    Wie sieht es mit der Verfügbarkeit aus? Wir sollen Dolmetschereinsatz drei Monate im Vorhinein dort reservieren, weil sonst keiner mehr frei ist. Der Markt bei den Gebärdendolmetschern hat sich in den letzten Jahren deutlich angespannt.

  • In NRW bekomme ich Dolmetscher gerade noch, wenn ich 2 Monate vorher bestelle, aber ich bestelle auch immer lieber 3 Monate vorher. In NRW und in Berlin ist die Situation recht gut, aber in anderen Bundesländern ist die Situation deutlich schlechter, ausgerechnet in den Gegenden um München und Hamburg ist es auch schwierig, obwohl Millionenstädte. Ich sehe einen Zusammenhang zu den Schulen, in NRW wohnen sehr viele hörgeschädigte Menschen, die z.B. von der Kollegschule in Essen und anderen Förderzentren kommen, da gibt es auch viele Aktivitäten und entsprechende Verbände.


    Außerdem ist der Markt tatsächlich angespannt, einerseits weil der Bedarf steigend ist (höhere Bildung und/oder steigendes Selbstbewusstsein unter schwerhörigen und gehörlosen Menschen), und andererseits weil der Dolmetscherverband neuerdings durchgesetzt hat, dass die Ämter nur noch bestimmte zertifizierte Dolmetscher finanzieren dürfen; jedenfalls gilt das für NRW. Für mich hat das zur Folge, dass ich deutlich günstigere Kommunikationsassistenzen (also keine Dolmetscher) vor Ort nicht mehr bezahlt bekomme, dabei ist ihr Stundensatz erheblich geringer. Aber ich kämpfe darum, das ich freie Wahl habe, und habe schon einmal bei einem Termin preisgünstigere Assistenzen durchsetzen können. Die Konkurrenz unter den Dolmetschern ist stark und nimmt immer mehr zu.


    In den Schulen hingegen finde ich ausgebildete Dolmetscher sehr wichtig.

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