Der Markt wirklich so schlecht ?

  • Hallo,ich schwanke aktuell zwischen all den verschiedenen Lehramtsformen.


    Ist die Situation an Grundschulen wirklich so schlimm? Ich höre überall wie wahnsinnig überlaufen diese Lehrform ist...

  • Hallo,ich schwanke aktuell zwischen all den verschiedenen Lehramtsformen.


    Ist die Situation an Grundschulen wirklich so schlimm? Ich höre überall wie wahnsinnig überlaufen diese Lehrform ist...

    Wo hörst du das? Also in Berlin und Brandenburg ist sie so schlecht besetzt, dass dort viele Quereinsteiger sind und das man schon die Gymnasiallehrer versucht (die keine Stellen bekommen, weil es zuviele davon gibt), an die Grundschulen zu holen.

  • Hast Du nicht mitbekommen, dass in Niedersachsen Lehrer vom Gym an die Grundschulen zwangs-abgeordnet werden sollen?


    An den Gymnasien wird die Situation aktuell hier wieder schlecht, jedenfalls wenn man Fächer hat, die nicht gefragt sind, Grundschulen suchen dringend Leute.

  • Es ist genau das Gegenteil der Fall.
    In Hessen gibt es derzeit mehrere Maßnahmen, um GS-Lehrkräfte zu akquirieren. Da werden Pensionäre zurückgerufen, Absolventen anderer Lehrämter (Gym., H/R) mit zwei Staatsexamen in Weiterbildungsmaßnahmen zur Umschulung aufgenommen und solche mit einem können direkt ins Ref. an der GS einsteigen. Außerdem stellen wir auch Aushilfskräfte mit TVH-Verträgen ein: Studenten/innen, Elternteile oder alle, die nicht bei Drei auf’m Baum sind.

  • Entschuldigt :) ich hätte sagen müssen, dass die Prognosen für die Zukunft sehr schlecht sind ( ich würde erst anfangen zu studieren) ich bin aus nrw

  • Niemand weiß, wie der Markt in der Zeit sein wird, wenn du mit Studium plus Referendariat fertig bist.

    Doch, ich denke, das kann man schon sagen, wenn man sich das Alter der meisten Kollegien anguckt, dass es nicht besser, sondern eher schlechter wird, denn der Altersschnitt ist nicht wirklich niedrig, zumindest hier in den beiden Bundesländern (Berlin und Brandenburg).

  • Der Arbeitsmarkt für Lehrer bewegt sich immer in Wellen, zwischen deren Extrempunkten ~5-15 Jahre liegen. Das ist abhängig von der Prognose, die Einfluss auf die Zahl zukünftiger Bewerber hat und von der Politik. Hier nicjt unbedingt davon, wer gerade regiert, sondern davon, in welcher Phase der Legislaturperiode wir uns befinden. Im Jahr vor der Wahl werden mehr Stellen gemehmigt als im Jahr danach.
    Als ich fertig war, gab es viele Ausschreibungen mit über 100 Bewerbern für eine Stelle (Gym/Ges NRW). Vor zwei Jahren hat meine Realschule für eine breite Ausschreibung nur noch 3 Bewerbungen bekommen. Am BK, an dem ich nun arbeite, sind 4 Stellen aus Bewerbermangel unbesetzt (mit unangenehmen Folgen für den Stundenplan).
    Einige aus unserem Jahrgang haben bewusst Auszeiten oder andere Jobs für die Zeit nach dem Ref eingeplant, um dann einige Jahre später die Einstellungswelle mitzunehmen.


    Ich würde mich von den Prognosen nicht abhalten lassen, den Beruf zu ergreifen. Trödeln würde ich aber auch nicht, die Einstellungssituation im Moment ist sehr arbeitnehmerfreundlich.


    Der Altersfurchschnitt bei uns hat übrigens stark abgenommen. Der größte Teil ist sehr deutlich unter 50. Kein Vergleich zu meiner Schulzeit.

  • Ich schwanke noch zwischen Grundschule und Förderschule - gar nicht so einfach .
    Mich schreckt die Aussicht auf ein " Kofferpädagogen " dasein ab:(

  • Ich glaube, dass man das gar nicht voraussagen kann. Wie schon geschrieben, verläuft alles in Wellen, am besten antizyklisch studieren, aaaaber:


    Ich würde das studieren, was ich wirklich hinterher machen möchte. Wenn du fertig bist und es gäbe ein Einstellungsstop, gibt es immer Schlupflöcher (wenn man absolut gut ist, kommt man auch in den Schuldienst, evt. nach Vertretungen), ansonsten kann man immer noch auf Sonderpädagogik umsatteln oder Fortbildungen machen als Lerntherapeut o-ä. zur Überbrückung.


    Es macht keinen Sinn, die Schulform nach Aussicht zu wählen oder Eingruppierungen (im Moment studieren wohl einige Sek 2, weil sie sich sagen, ich würde GS genauso lange studieren wie SEK 2,dann wähle ich lieber den Studiengang, wo ich mehr verdiene)..... Wenn dir größere Kinder nicht liegen, wirst du auf Dauer unglücklich, wenn du Fächer wählst, die du hasst, kannst du nicht gewissenhaft studieren.


    Wer hätte vor 3 Jahren gedacht, dass die Lehrerknappheit im Moment so groß ist, dass man sogar Seiteneinsteiger zulässt, die überhaupt keine GS-Ausbildung haben.....


    flippi

    • Offizieller Beitrag

    Was den "Markt" angeht:


    Vor dreißig Jahren gab es in NRW einen Einstellungsstop, der ca. zehn bis 15 Jahre andauerte. Das sieht man bei mir am Gymnasium heute daran, dass es bei uns kaum Kollegen zwischen Mitte 40 und 60 gibt, wohl aber noch einen Schwung Kollegen, die in den nächsten drei oder vier Jahren pensioniert werden. Ab ca. 2005 sind sehr viele neue Lehrer eingestellt worden - der Altersdurchschnitt hat sich dadurch drastisch gesenkt. Irgendwann kommt der Punkt, an dem die 60+ Kollegen pensioniert sind und dann die Einstellungslücke klafft. Dann werden weniger Lehrer gebraucht und eingestellt, weil von unten genug nachgekommen sind und oben nur noch wenige pensioniert werden.
    Wenn man also fünf Jahre Studium und zwei Jahre Referendariat rechnet, dann wäre man in NRW genau dann fertig, wenn die letzten 60+ Kollegen pensioniert worden sind.


    Das riecht erst einmal nach schlechten Aussichten im Sek II Bereich, muss aber nicht so sein. Durch G9 werden wieder mehr Lehrer gebraucht, außerdem könnten die Schülerzahlen nicht so drastisch sinken wie befürchtet. Dann könnte man mit "guten Fächern" und guten Noten sicherlich überall unterkommen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Kann ich mir nicht vorstellen. Die Schülerzahlen steigen (überraschenderweise ) in den nächsten Jahren weiter an.

    Das stimmt so nicht. Solange weniger als 2,1 Kinder pro Frau im Schnitt geboren werden, wird es erst einmal stetig weniger Schüler geben. Ausnahme sind da sehr beliebte Wohnorte wie z.B. München, wo die Leute in Scharen hinziehen - Nachsehen haben dann die ländlichen Gegenden, Stichwort demographischer Wandel. Die Sache ist vielmehr, dass vor einigen Jahren die zukünftigen Schülerzahlen extrem konservativ prognostiziert wurden und man vor Kurzem herausfand, dass es doch nicht ganz so schlimm aussieht - aber ein Abfall ist es so oder so.


    Coyo: Auch in dem Fall könntest du von dem Schweinezyklus profitieren. Die Sonderschullehrer, die jetzt mit Studium und Referendariat fertig sind, haben ihre Lust mit der neuen pädagogischen Sau "Inklusion". Zu Beginn ihrer Ausbildung war das noch kein (großes) Thema; vor ~ 2 Jahren begann man jedoch das Ganze von jetzt auf gleich möglichst schnell, möglichst kostengünstig und dadurch auch chaotisch in den Schulen zu realisieren - mit der heutigen Erkenntnis, dass Inklusion um jeden Preis auch nicht der heilige Gral ist. In NRW ist ja jetzt die CDU an der Macht, die mit der Inklusion wieder etwas zurückrudern und die Sonderschulen stärken will. Du erkennst, es hängt auch immer mit der politischen Stimmung im Land zusammen. Wenn du in ~ 7 Jahren als fertig ausgebildeter Sonderschullehrer arbeitest, könnte die Situation schon wieder ganz anders sein - und ganz ehrlich, davon hätten nicht nur die Sonderschullehrer etwas, sondern auch die Kinder und die abgebenden Kollegen (im Sinne professioneller Kollaboration).

  • Das stimmt so nicht. Solange weniger als 2,1 Kinder pro Frau im Schnitt geboren werden, wird es erst einmal stetig weniger Schüler geben. Ausnahme sind da sehr beliebte Wohnorte wie z.B. München, wo die Leute in Scharen hinziehen - Nachsehen haben dann die ländlichen Gegenden, Stichwort demographischer Wandel. Die Sache ist vielmehr, dass vor einigen Jahren die zukünftigen Schülerzahlen extrem konservativ prognostiziert wurden und man vor Kurzem herausfand, dass es doch nicht ganz so schlimm aussieht - aber ein Abfall ist es so oder so.

    Sorry, aber das greift zu kurz. DIe aktuellen Schülerzahlprognosen gehen von ca. +4% Schüler bis 2025 und +8% bis 2030 aus. Die älteren Prognosen der KMK basieren noch auf Daten von 2012, die den Anstieg der Geburtenraten (ja, immer noch unter 2,1 Kinder/Frau) in den letzten Jahren und die aktuell bereits ca. 300000 zusätzlich zugewanderten Schüler nicht berücksichtigt hatten. Deine Einschätzung, dass städtische Lagen davon stärker betroffen sein dürften, als ländliche Gebiete, teile ich.

  • Danke für deine Ergänzung mit genauen Zahlen. Wichtig war mir nur zu betonen, dass es trotz des Anstiegs von 8% gegenüber den zunächst getroffenen (= sehr niedrigen, da von gleichbleibender Geburtenrate und ohne Zuwanderung ausgehenden) Prognosen in 2030 keinen Anstieg gegenüber den jetzigen Schülerzahlen geben wird (was an eine Überschreitung der Reproduktionsstabiltät, von der wir aktuell noch weit entfernt sind, geknüpft wäre). Ausnahme: Anfang der 2020er Jahre wird es einen regelrechten Geburtenboom geben, z.B. durch entsprechende politische Weichenstellung (Kinderlosensteuer, besonders großzügiger finanzieller Bonus für Großfamilien, o.ä.) oder berühmte Vorbilder, die selbst viele Kinder haben oder sich sehr positiv gegenüber dem Thema Kinderkriegen äußern. Letztendlich können wir auch nur Vermutungen anstellen, die mal mehr, mal weniger realistisch aus heutiger Sicht erscheinen.

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