Keine Gleichmacherei ? Gymnasiallehrer fordern A 14

  • Und das ist meiner Meinung nach "mehr Personal". Da das Personal aber nicht auf den Bäumen wächst, muß man bei der Bezahlung konkurrenzfähig zur industrie werden und so kommt es dann, daß das Plus an Geld nicht nur in weiteres Personal gesteckt werden sollte sondern auch in erhöhte Bezüge, um dieses Mehr an Personal überhaupt anwerben zu können.

    Man könnte aber genau so gut andersherum argumentieren und sagen, dass wenn die Arbeitsbedingungen wieder attratkiver werden erhält man ein Mehr an Personal. Und das bei gleicher Bezahlung.


    Ich frage mich als Seiteneinsteiger übrigens woher diese Mythen zur "finanziellen Konkurrenzfähigkeit zur Industrie" stammen.


    Erstens muss man gar nicht konkurrenzfähig zur Industrie sein, da die Möglichkeiten für Absolventen mit erstem Staatsexamen doch sehr beschränkt sind (gerade in den heutigen Zeiten, siehe "zweitens")
    Das müsste man höchstens, wenn erst gar nicht genug Leute mit einem Lehramtsstudium anfangen, was angesichts der Entwicklung der Studierendenzahlen kein Problem darstellt.


    Zweitens ist auch schon die jetzige Bezahlung (Bezugsgröße A13) extrem attraktiv. Wenn ich mir anschaue, zu welchen Konditionen meine ehemaligen Kommilitonen von der Uni, teilweise promoviert, am anderen Ende von Deutschland anfangen um überhaupt Arbeit zu haben. Dagegen ist A13 und überhaupt der Beamtenstatus mit all seinen Vorteilen wie Beihilfe, Pension, Sicherheit (für mich mit einer der gewichtigsten Gründe) im Vergleich zu vielen Einstiegsgehältern(!) enorm viel. Dass das Ganze mit 5 Jahren Berufserfahrung in der Industrie deutlich mehr werden kann(!!!) möchte ich gar nicht abstreiten. Nur habe ich in 5 Jahren meine Arbeitsmaterialien erstellt und es fängt an ruhiger zu werden, in der Industrie gehts da was Verantwortung und Arbeitszeit angeht erst richtig los.


    Wie gesagt, ich beziehe mich hier auf A13, ohne Verbeamtung ist die Bezahlung zwar immer nocht "gut", allerdings würde ich da auch schon ins Grübeln kommen.


    Deinen restlichen Ausführungen schließe ich mich zu 100% an!

  • PS: Am Lehrermangel ist auch die Fehlplanung schuld. Es wurden in den letzten Jahrzehnten viele Stellen in der Ausbildung und an den Schulen gestrichen. Wenn die Perspektive, einen Job zu finden, schlecht ist und die Möglichkeiten, ihn zu erlernen auch, dann orientiert man sich eben lieber anders.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.


  • Ich frage mich als Seiteneinsteiger übrigens woher diese Mythen zur "finanziellen Konkurrenzfähigkeit zur Industrie" stammen.


    Erstens muss man gar nicht konkurrenzfähig zur Industrie sein, da die Möglichkeiten für Absolventen mit erstem Staatsexamen doch sehr beschränkt sind (gerade in den heutigen Zeiten ...


    Siehst du, @plattyplus, da sagt es jemand selbst.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Erstens muss man gar nicht konkurrenzfähig zur Industrie sein, da die Möglichkeiten für Absolventen mit erstem Staatsexamen doch sehr beschränkt sind (gerade in den heutigen Zeiten

    Du sprichst mit einem, der neben dem 1. und 2. StaEx noch ein Dipl.-Zeugnis in der Tasche hat. Bei uns am technischen BK hat der überwiegende Teil der Lehrer nicht den klassischen Weg des Lehramtsstudiums ohne Alternativen beschritten. Die haben alle ihren Dipl.-Ing., Master of ... (eben nicht Education), Meister oder Techniker.


    Und da ist der Vergleich zur Industrie ganz nah.


    Wobei ich dir aber Recht geben muß. Ein Punkt ist mit mehr Besoldung nicht beizukommen. Dabei denke ich an das Ansehen unseres Berufsstands in der Gesellschaft. Wenn ich hier höre, wie sich manche Kollegen in den zubringenden Schulen mit den Eltern, Behörden und der eigenen SL rumstreiten müssen, weiß ich, wo noch ein verdammt großeses Minenfeld wartet geräumt zu werden.

  • In manchen Klassen haben sie in meinen Fächern den Stundenumfang auf unter 50% des eigentlichen Solls zusammengestrichen. Wie soll ich die Schüler da noch auf zentral festgelegte (IHK)-Prüfungen vorbereiten?

    So wie überall: das Niveau wird gesenkt, ob offiziell oder einfach nur de facto.


    Auch während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde Abiture bestanden, also stell Dich nicht so an!

  • Du sprichst mit einem, der neben dem 1. und 2. StaEx noch ein Dipl.-Zeugnis in der Tasche hat. Bei uns am technischen BK hat der überwiegende Teil der Lehrer nicht den klassischen Weg des Lehramtsstudiums ohne Alternativen beschritten. Die haben alle ihren Dipl.-Ing., Master of ... (eben nicht Education), Meister oder Techniker.

    Dem bin ich mir bewusst, bin ja selbst von Hause aus Physiker. Da du ein 1. StaEx hast, hast du noch nach der alten Regelung, sich sein Diplom als 1. StaEx anerkennen zu lassen den Seiteneinstieg gemacht?

    Und da ist der Vergleich zur Industrie ganz nah.

    Auf jeden Fall. Bei mir liegt die Entscheidung für den Seiteneinstieg noch nicht so lange zurück (1,5 Jahre) und die Einstiegsgehälter in der Industrie sind nicht höher als E13, den Sprung den man dann nach 2 Jahren zu A13 macht bekommt man in der Industrie auch nur schwer hin.Ich denke nicht, dass da nach oben angepasst werden muss. Eventuell den Seiteneinstieg etwas attraktiver gestalten, da die Arbeitsbelastung wirklich enorm ist.

    Wobei ich dir aber Recht geben muß. Ein Punkt ist mit mehr Besoldung nicht beizukommen. Dabei denke ich an das Ansehen unseres Berufsstands in der Gesellschaft. Wenn ich hier höre, wie sich manche Kollegen in den zubringenden Schulen mit den Eltern, Behörden und der eigenen SL rumstreiten müssen, weiß ich, wo noch ein verdammt großeses Minenfeld wartet geräumt zu werden.

    Wie ist denn das Ansehen deiner Meinung nach?


    Ich muss sagen, dass ich es wirklich erschreckend finde, was mir Leute sagen wenn ich erzähle, dass ich freiwillig den Seiteneinstieg mache. Gerade am Freitag noch wurde von einem Bekannten gesagt "Was eine Verschwendung von Top Personal".
    Das hat mich wirklich extrem wütend gemacht, denn gerade in der Schule sind doch gute Leute so enorm wichtig.. Die gleichen Leute meckern aber auch ständig über die faulen und unfähigen Lehrer..


    Also ich bin wirklich geschockt über das Ansehen des Lehrers in Deutschland!

  • Ich muss sagen, dass ich es wirklich erschreckend finde, was mir Leute sagen wenn ich erzähle, dass ich freiwillig den Seiteneinstieg mache. Gerade am Freitag noch wurde von einem Bekannten gesagt "Was eine Verschwendung von Top Personal". Das hat mich wirklich extrem wütend gemacht, denn gerade in der Schule sind doch gute Leute so enorm wichtig.. Die gleichen Leute meckern aber auch ständig über die faulen und unfähigen Lehrer..


    Also ich bin wirklich geschockt über das Ansehen des Lehrers in Deutschland!

    Ja, das ist tatsächlich ein Widerspuch in sich.


    Das Ansehen des Lehrers könnte (im Vergleich zu anderen Berufen) in Deutschland durchaus höher ausfallen, aber es ist 1. ein gutes Stück höher als in Ländern mit einer deutlich lockerer gehandhabten Lehrerausbildung (z.B. USA) und 2. ist das auch bis zu einem gewissen Grad politisch gewollt, da man ja von dem früheren Bild des Lehrers, der vorne an der Tafel steht und Frontalunterricht mit Auswendiglernen und strengem Ton, weg möchte, hin zu einem Lernpartner, der Unterrichtsangebote im Rahmen unterschiedlicher Lehr- und Lernmethoden in angenehmer Arbeitsatmospähre schafft. Das führt natürlich nicht automatisch zu Anarchie im Klassenzimmer, macht es aberzumindest schwerer (auch von Seiten der Eltern und Außenstehenden), den Grad an Respekt bishin zu Erfurcht vor dem Lehrer als Autoritäts- und Respektsperson beizubehalten wie es früher eben üblich war.

  • ...Ich muss sagen, dass ich es wirklich erschreckend finde, was mir Leute sagen wenn ich erzähle, dass ich freiwillig den Seiteneinstieg mache. Gerade am Freitag noch wurde von einem Bekannten gesagt "Was eine Verschwendung von Top Personal".
    Das hat mich wirklich extrem wütend gemacht, denn gerade in der Schule sind doch gute Leute so enorm wichtig.. Die gleichen Leute meckern aber auch ständig über die faulen und unfähigen Lehrer..


    Also ich bin wirklich geschockt über das Ansehen des Lehrers in Deutschland!


    Noch ein Argument, das nichts mit der Bezahlung zu tun hat. Es sei denn, jemand meint, je höher die Bezahlung, desto besser das Ansehen. (Politiker?)


    Nebenbei erinnere ich an "die faulen Säcke" (O-Ton Gerhard Schröder, SPD) und an das berüchtigte "Lehrerhasserbuch", das vor einigen / etlichen (?) Jahren populär war.


    Aber auch erstinstanzliche Urteile wie gegen den Musiklehrer P. Parusel tragen dazu bei. Wer hat schon mitbekommen, dass die Staatsanwaltschaft am Ende ihren Revisionsantrag zurückgezogen hat? Und dann die Absurdität: Schulgesetz sagt, ja, darf man - Persönlichkeitsrecht (oder wie das heißt) sagt, nein, darf man nicht.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Da du ein 1. StaEx hast, hast du noch nach der alten Regelung, sich sein Diplom als 1. StaEx anerkennen zu lassen den Seiteneinstieg gemacht?

    Ich habe schon während des Studiums die Erziehungswissenschaft-Scheine dazu gemacht, um die Option ziehen zu können meinen Dipl. wirklich 1:1 als 1. StaEx anerkennen zu lassen. Bei uns an der Uni ga bes da damals so einen Leitfaden, was man alles machen muß, damit das 1. StaEx dann wirklich nur noch ein reiner Verwaltungsakt war. Bin dann am Ende mit dem Dipl.-Zeugnis und den Bestätigungen über die EW-Scheine, mündlichen Prüfungen etc. ins Landesprüfungsamt rein und kam 45 Minuten später mit 1. StaEx wieder raus.


    Da ich dann das vollwertige 1. StaEx mit zwei Fächern fürs BK hatte, habe ich danach das Standard-Referendariat fürs 2. StaEx gemacht, war so gesehen also kein Seiteneinsteiger nach OBAS, wenn Du das meinst.


    Nachträglich betrachtet habe ich mich allerdings sehr geärgert, weil ich mit dem 1. StaEx schlechter gestellt war als ohne. Hätte ich das Examen mal bloß verschwiegen. :autsch:
    Wir sind mit zwei Leuten an dem damaligen BK angefangen, ich als Referendar, der andere als Quereinsteiger, beide mit der gleichen Fächerkombination. Er hatte mit e13 netto ungefähr das doppelte Gehalt bei 50% mehr Arbeit und er hatte nachher auch die Stelle sicher, mußte nur mit 4,0 bestehen.
    Er hat letztlich mit 3,7 bestanden und hatte die Stelle, ich habe mit 2,x bestanden und war danach erstmal 1,5 Jahre auf Hartz 4. Und da man als Referendar ja "Beamter auf Widerruf" ist, zahlt das Land nicht in die Arbeitslosenversicherung ein, so daß ich nach dem Ref. gleich bis ganz auf den Boden durchgeschlagen bin.
    Der soziale Aufstieg nach den 1,5 Jahren von Hartz 4 auf a13 war natürlich enorm, da gebe ich Dir Recht.

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