Wer zahlt beim Essen gehen - ausgelagerte Debatte

  • ... und wenn ich jetzt noch 20 x schreibe, dass es nicht das Pizzaessen sein muss, bleibt jetzt doch bei allen das Wort "Pizzaessen" hängen. Wir sammeln als Fachschaft auch Geld und laden die Assistenz zum Jahresabschluss zum Essen ein. Wir sammeln als Kollegium Geld und spendieren dem Reinigungspersonal zum Jahresabschluss einen Präsentkorb oder was auch immer. Ich zahle als Lehrer auf einer Abschlussfahrt auch das letzte Essen für die ganze Klasse. Dann bin ich halt 400 - 500 CHF ärmer, so what. Prozentual bezogen auf mein Montasgehalt tut mir das nicht irre weh. Ich schrieb es nun schon mehrfach, es kommt nicht auf die Beträge an, sondern allein auf die Geste.

    An meiner Schule war es wohl bisher so, dass der Schulleiter an der Weihnachtsfeier nen Sekt ausgegeben hatte. Das finde ich OK und es zählt die Geste.

    Genau das meine ich. Scheint also nicht so abwegig zu sein.

  • Jetzt stellen wir uns mal vor, meine Schulleiterin würde uns wirklich einladen wollen: 70 Kollegen? Bei 1400 brutto mehr Gehalt als der Rest?

    Google mal nach "Lohntabelle Baselland". Meine Chefin ist glaub ich Lohnklasse 7, Erfahrungsstufe wasweissich. Die kann sich's leisten, sie will es sich offenbar auch leisten und sie setzt es von der Steuer ab. Obendrein legt die ganze Schulleitung zusammen und ja, es gibt auch ein kleines, kantonales Budget. Ich mag mich erinnern, dass im ersten Jahr, das ich im Baselland gearbeitet habe, der Kanton noch 100 CHF pro Nase spendiert hat, das wurde aber zusammengestrichen. Zum drölfzigsten mal ... natürlich würde ich sowas bei *euren* Gehältern nicht erwarten.

    • Offizieller Beitrag

    Also ich habe meinen Kollegen bei der letzten zweitägigen Fortbildung die Stadtführung abends spendiert, einfach mal um mich zu bedanken. Finanziell war das aber auch tragbar ;)

  • Also ich habe meinen Kollegen bei der letzten zweitägigen Fortbildung die Stadtführung abends spendiert, einfach mal um mich zu bedanken. Finanziell war das aber auch tragbar ;)

    Ich hab meinen engsten Kollegen auch schon mal einen ausgegeben. Aber
    1. nicht allen, da teuer bei 130 Kollegen
    2. nicht, weil sie so toll arbeiten, sondern weil ich sie mag. Eher ein Freundschaftsdienst. Ich habe null Funktion in der Schule, daher sehe ich das eher als Freundschaft. Da gibt man auch mal einen aus.


    Ich kann das als Schulleiter oder Abteilungs/Bereichsleiter auch verstehen, wenn jemand sagt: Ihr arbeitet so toll, das klappt alles so gut, wir sind ein super Team, ich bekomme viel Lob von weiter oben, weil alles so gut klappt und dafür bedanke ich mich. Aber im Rahmen! Und ich erwarte das auch nicht von meinem Bereichsleiter! Macht er es: schön. Macht er es nicht: es ist für ihn auch nur ein Job!

  • Bildet doch mal die breite Akademikermasse ab und nicht immer die Leute, die wer weiß was für Posten haben! Das muss doch mal vergleichbar bleiben.

    Aber Sissymaus, es ist doch allgemein bekannt, dass viele (Gewis) bzw. fast alle (Wiwis) bzw. alle (Nawis außer Bio) Lehrer für ihren Job - den sie aus rein altruistischen Motiven ausüben - einen (Chemiker: mehrere) lukrativen Posten in der Wirtschaft ausgeschlagen haben. Mit Dienstwagen (Chemiker: mit Chauffeur), jährlichem (Chemiker: monatlichem) Bonus und Weihnachtsfeier im Drei (Chemiker: vier)-Sterne-Restaurant.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Aber Sissymaus, es ist doch allgemein bekannt, dass viele (Gewis) bzw. fast alle (Wiwis) bzw. alle (Nawis außer Bio) Lehrer für ihren Job - den sie aus rein altruistischen Motiven ausüben - einen (Chemiker: mehrere) lukrativen Posten in der Wirtschaft ausgeschlagen haben. Mit Dienstwagen (Chemiker: mit Chauffeur), jährlichem (Chemiker: monatlichem) Bonus und Weihnachtsfeier im Drei (Chemiker: vier)-Sterne-Restaurant.

    Stimmt Fossi! Ich vergaß! Ich Bekloppte bin ja tatsächlich den anderen Weg gegangen! Als Ingenieurin an die Schule. Ich doof ich! Dabei könnte ich mittlerweile im Geld schwimmen....

  • Stimmt Fossi! Ich vergaß! Ich Bekloppte bin ja tatsächlich den anderen Weg gegangen! Als Ingenieurin an die Schule. Ich doof ich! Dabei könnte ich mittlerweile im Geld schwimmen....

    ...das ist doch noch harmlos... wenn ich als Sportlerin Karriere gemacht hätte... allein die Werbeverträge nach so n paar Medaillen... echt, was ne vergeigte Chance...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Zur systemischen Wirksamkeit siehe oben verlinkte Studien...

    Na so lange das Land des kollegialen Pizzaessens pisamässig nicht schlechter dasteht, als Deutschland ist doch alles schick ;)


    Mal ne kleine Anekdoten von unserem letzten Fachschaftsausflug (Biologen und Assistenten waren auch dabei). 15 Leute sitzen in der Kantine des Paul-Scherrer-Instituts am Mittagstisch, es geht ums Zahlen. Macht einer den Vorschlag, er würde einfach schnell alles zahlen und wir teilen nachher durch 15. 14 Leute sind dafür, einer kräht ... aber der bla und die blubb hatten das Lammfilet, ich hatte nur Nudeln! Natürlich ein Deutscher. Der Rest guckt peinlich berührt drein und zückt das Portemonnaie. Irgendwie musste ich bei der ganzen Diskussion hier grad wieder an diese Story denken.


    Wisst ihr was? Meine Chefin und ich, wir mögen uns noch nicht mal besonders gern. So von wegen Guzis für die Arschkriecher ... ne?! 8)

  • Krass. Was geht denn jetzt hier plötzlich ab.


    Wollsocken, du wirst vielleicht genügend Empathie haben, um dir folgendes Szenario vorzustellen:
    Jemand hat zwar ausreichend Geld, aber andere Prioritäten als du. Dieser jemand geht zwar mit zum Essen, überlegt sich allerdings beim Bestellen, dass er (Achtung, ich nenne nun deutsche Preise, du darfst das Ganze dann übertragen) NICHT 23 € für ein Lammfilet, sondern halt nur 11 € für Spaghetti zahlen möchte. Er hätte lieber das Lammfilet gehabt, verzichtet aber, weil es ihm nicht so wichtig ist und er sein Geld lieber für etwas anderes ausgibt. Warum sollte er am Ende dann für die teuren Essen der anderen mitbezahlen?


    Ich finde es befremdlich, dass du dich darüber derart amüsieren kannst. Was willst du eigentlich genau damit sagen? Die Deutschen sind alle geizig?
    Es ist doch nur fair, wenn jeder im Restaurant sein Essen selbst zahlt, insbesondere wenn preislich ganz unterschiedliche Dinge bestellt wurden.


    Und nun los, amüsier dich weiter.

  • :rotfl: Genau. Deswegen musste ich an die Story denken. :prost:

    naja wenn du dich über den Tisch ziehen lassen willst...nur zu.
    Spricht enorm für die Qualität der Lehrkräfte in der Schweiz. :victory:


    Hätte ich solche Kollegen, ich würde nur noch das teuerste Filet und den besten Wein bestellen. Mal schauen wie lange diese selbstlose finanzielle Geißelung bestehen bleiben würde

  • Wollsocken hat doch selbst einen deutschen Migrationshintergrund, warum sollte sie also über Deutsche grundlos herziehen? Ich sehe es eher so: Genauso wie an den Klischees über Ausländern oftmals etwas Wahres dran ist, sind auch die Vorurteile gegenüber Deutschen nicht immer aus der Luft gegriffen. Manchmal muss man auch über sich lachen können.

  • Es ist insofern lustig, als dass es das Klischee des Deutschen bedient. Der Deutsche gilt als sehr präzise, aber auch als eher knausrig, und teilt nur, wenn es unbedingt sein muss. So kennen viele Länder das Phänomen des Getrenntbezahlens gar nicht. Man legt zusammen oder einer zahlt für alle und da wird auch kein Geschiss gemacht, wenn man das teuerere Gericht mitbezahlen muss. Der Deutsche hingegen regiert da recht empfindlich, schließlich geht es ja um sein Geld und da hört die Freundschaft auf. Es ist alles mit einer Prise Humor gemeint (die ja Deutsche angeblich nicht haben), aber wie schon gesagt - an manch einem Klischee ist durchaus etwas Wahres dran.

  • Danke, dass du mir die Welt erklärst 8)
    Mir ist schon klar, dass der Deutsche als knauserig und präzise gilt. Dennoch erschließt es sich mir nicht, warum man sich überheblich darüber amüsieren muss, wenn jemand nicht aus eigener Tasche den Luxus der anderen mitbezahlen will. Vielleicht habe ich Wollsockens Ton aber auch falsch interpretiert - ist ja im Internet nicht immer so einfach.


    Es gehört in Deutschland ja fast schon als schick, sich über sich selbst lustig zu machen und nichts dabei zu finden, quasi über "die Deutschen" herzuziehen. Das machen andere Kulturen übrigens nicht. Den Ami möcht ich sehen :zungeraus: !!! Aber bitte, wir Deutschen sind geizig, die Schweizer nicht, gut, dass das mal festgehalten wurde.


    Übrigens gilt in vielen Ländern auch: man bestellt für den Tisch und legt danach die Rechnung um. Da essen dann aber auch alle von allem etwas. Und in vielen Ländern wird auch getrennt bezahlt. Das dass nur bei uns so ist, stimmt halt einfach nicht.


    Mir ist das Thema nicht so wichtig, mir war nur aufgefallen, dass es zum Beispiel hieß "Bin ich halt um 400 CHF ärmer - so what" und dann dieses quasi Augenrollen über jemanden, der anscheinend aufs Geld schaut.
    Wenn einem das Geld nicht so wichtig ist - so what. Aber ich finde, der Anstand gebietet dennoch, dass man dann nicht belustigt auf andere herabschaut, die einfach ein bisschen mehr drauf achten müssen.


    War das nun verständlich?

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe nicht ganz, was das Beispiel hier soll, weil die Runde, die so entscheidet, ganz gleich, wie sie entscheidet, sich abhängig von der Haltung der Außenstehenden - in diesem Fall uns Forumsusern - so oder so der Kritik aussetzen darf. Entweder zu geizig oder zu sich-über-den-Tisch-ziehen-lassend. Immerhin hat man als zu Kritisierender die Wahl, wofür man sich kritisieren lässt.
    Das Beispiel ist letztlich nichts anderes als die Beschreibung eines gruppendynamischen Prozesses, in der es um Gruppenwohl und individuelles Wohl geht.

  • Das Beispiel ist letztlich nichts anderes als die Beschreibung eines gruppendynamischen Prozesses, in der es um Gruppenwohl und individuelles Wohl geht.

    Eben deswegen fiel es mir auch wieder ein, weil es hier in der Diskussion um leistungsbezogene Lehrer-Bezahlung auch um Gruppenwohl vs. individuelles Wohl geht. Mir fällt zunehmend auf, dass es da in der Denke zwischen euch und mir grundlegende Unterschiede zu geben scheint.



    Danke, dass du mir die Welt erklärst

    Och ... unser Lehramtsstudent hat's eigentlich ganz gut verstanden und zusammengefasst, was mich so amüsiert hat ;)



    "Bin ich halt um 400 CHF ärmer - so what" und dann dieses quasi Augenrollen über jemanden, der anscheinend aufs Geld schaut.

    Jein. Augenrollen dann, wenn's eben so eine Situation wie die geschilderte mit dem Lammfilet und den Nudeln ist und von den 15 Leuten, die am Tisch sitzen, jeder weiss, was der andere verdient. Dann wird es für mein Empfinden wirklich lächerlich.



    Hätte ich solche Kollegen, ich würde nur noch das teuerste Filet und den besten Wein bestellen.

    Wie gut, dass wir zwei keine Kollegen sind. Genau auf die Idee käme eben keiner meiner Kollegen.

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