Soll jeder Lehrer das verdienen was er verdient?

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es sehr spannend, dass Du davon ausgehst, man würde Dir erst 20 % wegnehmen, bevor man Dich eventuell für Dein Engagement belohnt. Versteh mich nicht falsch ... vermutlich kommt Dein Pessimismus nicht von ungefähr, aber jemand der ein der freien Wirtschaft in eine Gehaltsverhandlung geht, würde niemals davon ausgehen, dass man sein Gehalt erst kürzt um es dann wieder verbessern zu können.

    hö, leg mir bitte keine Gedanken in den Mund!
    Ich gehe nicht davon aus, dass man MIR weniger Geld gibt, sondern: wo soll denn bitte Geld für Zulagen und Prämien kommen. Die Idee hinter solchen Prämien ist doch nicht, dass man merkt, dass es Leute gibt, die sich super genial engagieren (obwohl es so ist), sondern dass man Anreize setzen will, damit einige Leute mehr machen als jetzt (weil man der Meinung ist, sie würden nicht ihren Job vollständig machen). Also muss man doch - von dem Gedanken ausgehend - erstmals kürzen, um die Leute zu bestrafen, die nicht den vollen Job machen, um diejenigen zu belohnen, die das tun. und noch mehr, wenn sie noch mehr machen.


    und klar kann ich mir ein neues Fantasialand ausdenken, aber ich denke bei solchen Gedankengängen auch gerne halb systemimmanent und da sind wir nunmal unkündbar und es gibt nur einen Arbeitgeber auf dem Markt.


    und schön, wenn du, mit deiner Mangel-Naturwissenschaft ziemlich sicher sein kannst, immer gesucht zu werden.
    Ich hab durchaus gute Argumente auf meiner Seite, aber ich möchte nicht ständig glauben können, dass man mich durch die jüngeren, neuen AbsolventInnen ersetzen kann.

  • Ich halte es für durchaus angemessen, dass Mehrarbeit entlohnt wird. Meines Wissens gibt es dafür auch einen finanziellen Pool an Schulen und dieses Instrument wird genutzt. In kleinlichen Kollegien führt dies natürlich zu Streit und Neid. Deshalb sind SL bei der Vergabe meist eher dezent und es läuft im Hintergrund.
    Aber im Grunde weiß doch jeder, wer im Kollegium echte Mehrarbeit und echtes Engagement zeigt (u.a. Systembetreuer usw) und wer nur im Beurteilungszeitraum ein paar außerschulische Aktivitäten zeigt oder den Unterricht ordentlich vorbereitet. Das wirkt manchmal lächerlich. Gute SL erkennen das wahrscheinlich, während andere sicherlich auf die schlecht gemachte Selbst-PR hereinfallen.


    Ich kann scooby also verstehen, wenn er leistungsgerechte Bezahlung fordert. Mit seinen Kriterien bin ich allerdings nicht einverstanden und ich halte es für fatal, dass sich SL inzwischen als Manager sehen. Sie sind keine, auch wenn es das xte Management-Seminar für Führungskräfte an Schulen verspricht. Manchmal vermute ich sogar, dass NLP Kurse dabei sind ;)
    Mit zehn Jahren Verspätung kommen alle Ideen aus der freien Wirtschaft auch in der Schule an und versuchen aus einer Schule mit Controlling Methoden mehr Output im Sinne von positiver Außenwirkung zu generieren. Dabei gerät das eigentliche Ziel "Unterrichten" ins Hintertreffen und Lehrer, die Lehrer wurden, weil sie gerne unterrichten und Wissen vermitteln wollen, stehen diesem wettbewerbsorientierten Treiben oft ratlos gegenüber. Die Stimmung in Kollegien verschlechtert sich (Wettbewerb, keine Kooperation) und viele ziehen sich zurück, wenn sie nicht zu den narzissistischen Rampensäuen gehören (wollen) oder nicht damit klar kommen, dass Kollegen plötzlich keine Kollegen mehr, sondern Konkurrenz sind.


    In einem Beruf, in dem es kaum Aufstiegsmöglichkeiten gibt und in dem es auch keine Ausweichmöglichkeiten gibt natürlich das perfekte Demotivationsintrumentarium. Diejenigen, die den SL diese veralteten Managementmethoden als neuesten Hype verkaufen, gehören geteert und gefedert.


    Ich gönne jedem seine Mehrarbeitsprämie und komme auch mit Wettbewerb ganz gut klar, aber ich hoffe, dass sich Schule wieder zu dem entwickelt, was es sein sollte. Ein geschützter Lernraum, in dem Schüler auch lernen mit verschiedenen Persönlichkeiten/Lehrertypen zurechtzukommen.

  • Ich bin der Meinung, dass die Qualität einer Schule und des Unterrichts nicht dadurch steigt, dass der Schulleiter ständig "Rankinglisten" seines Kollegiums führt, um Leistungszulagen vergeben zu können. Im Gegenteil. Kollegialität und Zusammenarbeit bringen eine Schule voran. Nicht Konkurrenz und Neidhammel- und Denunziantentum.
    Seit Jahren wird diskutiert, wie die Leistung von Lehrern "gerecht" gemessen werden kann.
    Welcher Lehrer hat verdient, mehr zu verdienen? Der, dessen Klasse vorwiegend aus Kindern mit Hubschraubereltern besteht, denen keine Nachhilfe zu teuer ist und ständig 2-er-Schnitte kassiert, oder derjenige, der Schülern einer Klasse 7 endlich die schriftliche Subtraktion beibringen konnte iund den Schnitt von 4,5 auf 3.9 anhebt?


    Die Aktionisten, die ständig um den Chef rumnödeln, verdienen sich dadurch vielleicht eine höhere Gehaltsklasse. Verdient haben sie sie jedoch nicht.
    Suchst du nur ein neues Machtinstrument, Scooby?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Aber im Grunde weiß doch jeder, wer im Kollegium echte Mehrarbeit und echtes Engagement zeigt (u.a. Systembetreuer usw)

    Nö. Die Arbeit können sich die Kollegen gar nicht vorstellen. der Admin hockt eh blos vor dem Monitor und stiert da rein. Das soll Arbeit sein? ;)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • @'Wollsocken80
    die Einführung von leistungsorientierten Gehalt geht auch in der freien Wirtschaft durchaus mit Gehaltseinbußen daher. Es gibt dann so Ziele, die vom Deckungsbeitrag der Abteilung oder des Bereichs abhängen, also Ziele auf die man als Arbeitnehmer nicht unbedingt Einfluss hat und wenn diese Ziele unterschritten sind, dann gibt es halt nur 90% des vorherigen Festgehalts.
    Das ist Realität - man kann sich dann natürlich je nach Arbeitsmarktlage einen anderen Arbeitgeber suchen.

  • Wer sagt denn, dass leistungsorientierte Bezahlung automatisch in Ellenbogenkonkurrenz mündet? Wie ich schon schrieb, in meinem Nebenberuf ist das die übliche Bezahlungsart und trotzdem versteht man sich im Kollegium und quatscht und witzelt miteinander. Es kann natürlich sein, dass es in Neid endet, wenn Kollege A regelmäßig deutlich mehr verdient als Kollege B, aber im Grunde soll es auch darum gehen, dass Kollege B seine Arbeit noch mehr optimiert und sich den einen oder anderen Kniff bei Kollege A abschaut, sodass dieser letztendlich auch mehr verdient und der Betrieb von zwei motivierten Kollegen mehr profitiert als wenn alle nur Arbeit nach Plan machen.
    Zwischenzeitlich hatten wir (nach Einführung des Mindestlohns) ein System, bei dem ausschließlich nach Zeit (+ Trinkgeld) bezahlt wurde, und nachdem das System wieder verändert wurde, hat man gemerkt, dass einzelne Kollegen ihre Arbeit doch ein gutes Stück engagierter betrieben, auch mal ein paar Schritte mehr als absolut nötig liefen und sich deutlich stärker zugunsten der Wünsche der (zugegebenermaßen auch mal schwierigen) Kundschaft einsetzten. Und schwupp - manchmal fiel auch das Gehalt etwas üppiger aus.

    • Offizieller Beitrag

    Aber im Grunde weiß doch jeder, wer im Kollegium echte Mehrarbeit und echtes Engagement zeigt (u.a. Systembetreuer usw) und wer nur im Beurteilungszeitraum ein paar außerschulische Aktivitäten zeigt oder den Unterricht ordentlich vorbereitet. Das wirkt manchmal lächerlich. Gute SL erkennen das wahrscheinlich, während andere sicherlich auf die schlecht gemachte Selbst-PR hereinfallen.


    Klar "kennt man" seine KollegInnen...
    oder aber eben nicht...


    Ich bin seit 2-3 Jahren für einen Austausch zuständig. Klar wusste ich, dass die KollegInnen, die den Parallelaustausch betreuen viel Arbeit haben. Aber NIE im Leben hätte ich mir vorstellen können, wieviel Arbeit es zum Teil (Aufbau) ist.
    Was die KollegInnen in den naturwissenschaftlichen Sammlungen machen? Für mich (rein geistes- und sozialwissenschaftlich unterwegs) ist es überhaupt nicht quantifizierbar und mit einer gewissen vorgespielten Arroganz des Korrekturlehrers würde ich behaupten "das bisschen Gläser waschen? pff"
    den Tag der offenen Tür organisieren? Ach komm, ist doch nur ein Tag. Dass das Ganze schon wochenlang geplant wird, vergisst man oft. Klar hat man bekannte Abläufe. Trotzdem muss man jedes Jahr anpassen und genau diese Sachen wiederholen..


    Ich glaube, wir wissen oft (viel zu) wenig, was unsere KollegInnen machen. schätzen das mit unserem eigenen, gefärbten Blick. Dass ich mir denke, "ach mein Gott, in Sport haben sie einfach nur ein schönes Leben, kann der Sportlehrer einmal einen Sportwettbewerb betreuen...", dafür denkt der Chemielehrer "ach, klar die Korrekturen.. selbst schuld, Intelligenz zeigt sich bei der Fächerwahl, ihr Problem..."

  • Ich bin der Meinung, dass die Qualität einer Schule und des Unterrichts nicht dadurch steigt, dass der Schulleiter ständig "Rankinglisten" seines Kollegiums führt, um Leistungszulagen vergeben zu können. Im Gegenteil. Kollegialität und Zusammenarbeit bringen eine Schule voran. Nicht Konkurrenz und Neidhammel- und Denunziantentum. [...]
    Welcher Lehrer hat verdient, mehr zu verdienen? Der, dessen Klasse vorwiegend aus Kindern mit Hubschraubereltern besteht, denen keine Nachhilfe zu teuer ist und ständig 2-er-Schnitte kassiert, oder derjenige, der Schülern einer Klasse 7 endlich die schriftliche Subtraktion beibringen konnte iund den Schnitt von 4,5 auf 3.9 anhebt?

    Das, was du da beschreibst, wäre ja die Perversion einer (funktionierenden) Leistungskultur - wieso sollte das irgendjemand für erstrebenswert halten? Lehrkräfte, die im Bereich der Zusammenarbeit besondere Leistungen erbringen und so die Schule voranbringen, wären doch die ersten, die von einer Leistungskultur profitieren könnten; den isolierten Einzelkämpfer braucht doch schon lang keiner mehr...


    Und dass Schülerleistungen sowieso nur als Teilbaustein und nur unter Berücksichtigung einer größeren Datenmenge und dann niemals aufgrund individueller Leistungen, sondern nur im Delta der Ergebnisse bei standardisierten Tests Teil der Leistungsbewertung von Lehrkräften sein könnten, hab ich ja jetzt schon vielfach beschrieben - wieso unterstellst du mir hier anderes? Und dass Führung an Schulen ganz sicher nicht über Druck und Controlling funktioniert, wissen wir beide, insofern kannst du dir den persönlichen Angriff auch sparen. Ich find's echt erstaunlich und ein bisschen auch erschreckend, vor allem aber schade, wie sehr sich manche hier angegriffen fühlen, wenn man das Wort "Leistung" mal positiv besetzen möchte :-O

  • Lohnkosten sollen gesenkt werden durch "Leistungsgerechtigkeit", bei der sich jeder für einen Profiteur halten darf der meint, er hätte mehr verdient.


    Dieses Interesse von Arbeitgebern ist der einzige Grund für die Einrichtung solcher Prämiensysteme; ein Interesse, das dem der Arbeitnehmer diametral entgegensetzt ist.

  • 1. Unterrichtsqualität mag messbar sein. Jedoch liegt es in unserer pädagogischen Freiheit, Unterricht im Rahmen der rechtlichen Vorgaben so zu gestalten, wie wir es für sinnvoll halten. Bewiesen, dass wir das nach einschlägigen Kriterien können, haben wir bereits im 1. und 2. Stex.


    2. Wer eine Funktionsstelle innehat, hat andere Aufgaben, als ein Lehrer. Das wird über die höhere EG anders bezahlt. Damit nicht die Golfclubzugehörigkeit oder die Oberweite die Aufgabenzuweisung bestimmen, wird Bestenauslese vorgenommen. Dass möglicherweise irgendwo irgendwer eine Funktionsstelle ausfüllt, ohne befördert zu werden, steht auf einem anderen Blatt.


    3. Was Schüler- und Elternmeinungen hier zu suchen haben, verstehe ich überhaupt nicht, schon gar nicht im Umkehrschluss dazu, dass wir ja auch die Leistung der Kinder rückmelden. Ich sage dem/der SchülerIn, inwieweit sie/er die Inhalte beherrscht, die im Lehrplan vorgegeben sind. Nicht mehr und nicht weniger. Nach dem Schulabschluss überprüfe ich nicht jahrelang wieder, ob er/sie sich alles gemerkt hat. Schon gar nicht teile ich dem Einserschüler mehr Geld zu :sterne: Äpfel und Birnen...

  • scooby, auf Grund deiner genannten Kriterien der Leistungsbewertung ist Leistung bei dir eben nicht positiv besetzt.


    1) Einhaltung von Zielvereinbarungen? Selbst im Mitarbeitergespräch der freien Wirtschaft sind die Zielvereinbarungen oft sehr schwammig. Welche Zielvereinbarungen sollten es denn im Schulbereich sein? Schöner formatierte Arbeitsblätter? Drei Exkursionen pro Jahr?
    Bitte eine konkrete Angabe, wie so eine Zielvereinbarung im Schulbereich aussehen könnte. Selbst in großen bayerischen Unternehmen gibt es standardisierte digitale Abhaklisten für die ungeliebten Zielvereinbarungen in Mitarbeitergesprächen.


    Also wie würdest du eine Zielvereinbarung im Schulbereich formulieren?


    2) Rückmeldung von Eltern? Schülern? Ergeben höchstens ein Stimmungsbild, aber sicher keine valide Leistungsmessung. Ich gebe zu, dass gerade Oberstufenschüler häufig die Qualität von Unterricht einschätzen können. Aber das als Grundlage einer Leistungsbeurteilung zu nehmen, halte ich für sehr gewagt.



    Du beschreibst keine positive Leistungskultur, sondern genau die controlling orientierte Leistungskultur, die du ja nicht möchtest. Deshalb auch dein Faible für die mittlere Führungsebene, was nichts weiter als ein weiteres Kontrollinstrument ist.


    Dann steh doch dazu. Ist ja nichts Schlimmes, aber ich halte es eben für Schulen für kontraproduktiv.

  • Dinge erledigen, die nirgends verschriftlicht sind (EDIT:... wie beispielsweise Nachhilfe in den Pausen für die ganz schwachen, "Jobsuche" für wechselwillige etc.


    Na das kann ich tatsächlich in mein tolles Formular einfüllen :)


    @chilipaprika Ich sag dir was der Chemielehrer tatsächlich denkt: Wie gut dass ich keine Aufsätze korrigieren muss, da stelle ich mich doch lieber 3 Stunden ins Labor und denke mir ein neues Praktikum aus.


    Dass Sprachen nicht zu den Mangelfächern gehören hast Du schon als Studentin gewusst oder? Mit Intelligenz hat meine Studienwahl jetzt nicht viel zu tun, da unterstellst du mir was. Für Mathe wäre ich wirklich zu blöd gewesen und damit entfällt für mich automatisch jeder Neid auf meine Mathe Kollegen. Ich bin auf überhaupt niemanden neidisch. Sowieso ist bei uns praktisch nur noch Mathe Mangelfach, alle andern haben mehr oder weniger grosse Konkurrenz. Wie ausserhalb des Mikrokosmos Schule halt auch. Hier wird man ja beim Vorstellungsgespräch schon gefragt was man denn so Tolles kann. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

    • Offizieller Beitrag

    nein, der Spruch von meinem Kollegen mit der Intelligenz meint "wer intelligent ist, studiert keine Korrekturfächer".


    Tatsächlich wusste ich im Studium gar nichts von Mangelfächern, weil ich mein Studium unter ganz anderen Voraussetzungen begonnen habe und meine Fächerwahl dadurch anders bedingt war.


    Gut, es sind keine Mangelfächer an sich aber trotzdem gesucht. also nicht überfüllt. Wir suchen seit Jahren nach einer neuen Lehrkraft, wir finden keinen. Ich hatte nach dem Ref in NDS mehrere Angebote von Sek I-Schulen mit Verbeamtung auf A13, weil Französisch eben dort tatsächlich Mangelfach in der Sek I ist. In der Sek II zyklus- und regionsbedingt.


  • ad 1) Hier mal ein paar (echte) Beispiele:
    a) In mindestens einem Fach findet mindestens ein kollegialer Unterrichtsbesuch statt, der anschließend im Kollegengespräch ausgewertet wird (Hintergrund: Verbesserung der Zusammenarbeit auf Wunsch der Kollegin).
    b) Die Lehrkraft erprobt Wege, Unterricht mit geringerem Aufwand vorzubereiten (Work-Life-Balance) und berichtet darüber. (Hintergrund: Burn-Out-Gefahr bei junger Kollegin, die zum Perfektionismus neigt)
    c) Die Lehrkraft besucht eine Fortbildung zum Thema XYZ und gibt die Inhalte bei einer schulinternen Lehrerfortbildung weiter.
    d) Die Lehrkraft arbeitet sich in eine Videoschnittsoftware ein und erstellt eine Videodokumentation zum Tag der offenen Tür.
    e) Die Lehrkraft geht völlig unvorbereitet in eine Unterrichtsstunde (Hintergrund wie bei b).
    f) Die Lehrkraft erprobt Möglichkeiten zur individuellen Förderung im Fach XY und berichtet über ihre Erfahrungen bei einer Sitzung der Fachschaft.
    g) Die Lehrkraft stellt die Ziele der durchgeführten Exkursionen im Fach XY übersichtlich zusammen, sodass alle FachkollegInnen davon profitieren.
    h) Die Arbeit für die Schule ist so gestaltet, dass ausreichend Zeit für die Pflege des Privatlebens, der Hobbys und die eigene physische und psychische Gesundheit zur Verfügung steht. Indikator ist das persönliche Wohlfühlen mit der Situation
    i) Die Lehrkraft überprüft die Lernbereiche und Kompetenzformulierungen des neuen Lehrplans in den Fächern XYZ auf Gemeinsamkeiten und stellt mögliche Synergiebereiche bei einer gemeinsam Sitzung der Fachschaften vor.
    j) Die Lehrkraft sichtet das Angebot an audiovisuellen Medien des Onlineportals XYZ auf die Nutzbarkeit für das Fach XYZ und stellt die Ergebnisse der Fachschaft in geeigneter Weise zur Verfügung.


    Sind jetzt nur einige Beispiele und sicher nicht alle perfekt; grundsätzlich haben viele unserer Zielvereinbarungen die Richtung, das Einzelkämpfertum aufzubrechen und eine bessere Zusammenarbeit (z.B. durch kollegiale Beratung oder Zurverfügungstellen von Informationen und Erfahrungen) anzubahnen; manche Lehrkräfte sind da manchmal etwas träge, da kann so ein Schubs von außen hilfreich sein.


    ad 2) Hier geht unsere Meinung tatsächlich auseinander. Ich halte Eltern- und Schülerfeedback (die richtige Einordnung und den richtigen Umgang damit vorausgesetzt) für ein durchaus nutzbares Element zur Leistungsmessung. Wie das genau aussehen könnte, müsste man allerdings aufwändig ermitteln; m.W. wird das noch kaum systemisch sauber gemacht.


    Die mittlere Führungsebene ist mir sympathisch, weil es die Führungsspanne verkleinert. Ich sehe, dass ich 50 Mitarbeiter nicht in guter Qualität begleiten kann; alleine der Zeitaufwand für die dafür nötigen Mitarbeitergespräche (50 x 2 Stunden jedes Jahr) ist sehr groß. Als ich noch für 20 KollegInnen verantwortlich war, ging das besser, eine Führungsspanne von 12-15 würde ich als optimal empfinden. Da sehe ich persönlich das große Potential der mittleren Führungsebene; das hat allerdings mit Bewertung und Bezahlung gar nichts zu tun, da geht es nur um Beratung und Begleitung mit einem konsequent stärkenbasierten Fokus.

  • weil ich mein Studium unter ganz anderen Voraussetzungen begonnen habe und meine Fächerwahl dadurch anders bedingt war

    Ja siehst Du, war bei mir eben auch so und jetzt zahlt es sich aus, dass ich Chemie unterrichten kann und nicht grad einer von hunderten von stellensuchenden Biolehrern bin. Du hast aber doch eine Festanstellung, also Lebenszeitverbeamtung, wieso denkst Du denn, dass Du mit ein bisschen mehr Konkurrenzdenken an der Schule was zu verlieren hättest? Bei uns hat wie gesagt niemand was zu befürchten, der sein Soll einfach anständig erfüllt. Der schärfste Konkurrenzdruck herrscht bei uns eindeutig bei denjenigen, die neu eingestellt werden. Da wird per se schon mal niemand mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag eingestellt und ja, es werden wirklich Lebensläufe gesichtet und bei uns in den NaWis z. B. (unter anderem) danach entschieden, welches Thema jemand im Master oder Doktorat bearbeitet hat und ob sich daraus noch spannende Kontakte in die Industrie oder an die Uni ergeben könnten.

  • Warum bekomme ich nicht Zeit um mich selbstständig mit meinem Unterricht befassen zu können, anstatt mir immer ein Korsett "von oben" zu verordnen, das nicht zu mir passt?


    So eine Liste zu lesen frustriert mich. Da kann ich wieder irgendwas abarbeiten, was sich jemand anders am Schreibtisch ausgedacht hat und nicht zu mir passt. Hauptsache auf dem Papier findet zählbare "Qualitätsentwicklung" statt. Mein Unterricht, ich und meine Schüler, profitieren dadurch meistens überhaupt nicht - es ist eine Alibiveranstaltung.

  • Ich verstehe es so, dass Beispiele a) bis j) Alternativvorschläge zum Punkt "mögliche Zielvereinbarungen" sind?! Also ehrlich ... ich war jetzt noch auf keiner Fachfortbildung, die mir und damit schlussendlich auch meinen SuS nichts gebracht hätte.

  • Ich war schon auf Fortbildungen die mir gar nichts gebracht haben und ich auch bei weitem nicht der einzige Teilnehmer war, dem das so ging.


    Aber zurück zum Thema: wenn der Besuch von 4 Fortbildungen im Jahr eine Prämie gibt, na dann machen wir das doch!

  • Zitat von Scooby


    Guter Ansatz. Das mindestens stört mich allerdings. Zu unpräzise.
    Leider von der Realität in der bereits erprobten kollegialen Hospitation ausgehebelt. Kollegen betrachten es als zusätzlichen Stress und nehmen ihre Kumpel mit, die dann sehr positiv formulierte Protokolle abhaken. Verbesserung des Unterrichts. Null.



    Zitat von Scooby

    b) Die Lehrkraft erprobt Wege, Unterricht mit geringerem Aufwand vorzubereiten (Work-Life-Balance) und berichtet darüber. (Hintergrund: Burn-Out-Gefahr bei junger Kollegin, die zum Perfektionismus neigt)
    Das halte ich tatsächlich für eine gute Idee. Warum nicht einmal schulinterne Fortbildungen mit „Experten“ bestücken, die sich zum Thema „work-life“ Balance äußern.


    (Hat dann aber keinen Platz in einer Zielvereinbarung, brächte allerdings größeren Mehrwert als der Vortrag einer Kollegin, die sich auf Grund ihrer Zielvereinbarung profilieren muss.)



    Zitat von Scooby

    c) Die Lehrkraft besucht eine Fortbildung zum Thema XYZ und gibt die Inhalte bei einer schulinternen Lehrerfortbildung weiter.


    Wird doch bereits gemacht und gilt als selbstverständlich.



    Zitat von Scooby

    d) Die Lehrkraft arbeitet sich in eine Videoschnittsoftware ein und erstellt eine Videodokumentation zum Tag der offenen Tür.


    Wer kann das heutzutage noch nicht? Das in einer Zielvereinbarung festzuhalten, führt wahrscheinlich zu großem Gelächter. Aber gut, es gibt auch Kollegen, die Probleme haben, ein pdf zu öffnen. Für diese Kollegen wäre das etwas.



    Zitat von Scooby

    e) Die Lehrkraft geht völlig unvorbereitet in eine Unterrichtsstunde (Hintergrund wie bei b).


    Okay, jetzt fehlt mir das Verständnis. Das hat nichts mit work life balance zu tun, sondern ist eine verlorene Stunde für beide Seiten. Es funktioniert, man kann völlig unvorbereitet in eine Stunde gehen, aber die Vereinbarung so einer Stunde in einer Zielvereinbarung, finde ich seltsam.



    Zitat von Scooby

    f) Die Lehrkraft erprobt Möglichkeiten zur individuellen Förderung im Fach XY und berichtet über ihre Erfahrungen bei einer Sitzung der Fachschaft.


    Passiert auch bereits.



    Zitat von Scooby

    g) Die Lehrkraft stellt die Ziele der durchgeführten Exkursionen im Fach XY übersichtlich zusammen, sodass alle FachkollegInnen davon profitieren.


    D’accord.



    Zitat von Scooby

    h) Die Arbeit für die Schule ist so gestaltet, dass ausreichend Zeit für die Pflege des Privatlebens, der Hobbys und die eigene physische und psychische Gesundheit zur Verfügung steht. Indikator ist das persönliche Wohlfühlen mit der Situation


    Hui, da sind wir wieder bei der Selbstoptimierung. Wie soll das überprüft werden? Wenn die Lehrkraft jeden Morgen strahlend durch das Lehrerzimmer hüpft und Zusatzbelastungen weglächelt? Und ich bin gespannt, wie du Wohlfühlen messbar machen willst.



    Zitat von Scooby

    i) Die Lehrkraft überprüft die Lernbereiche und Kompetenzformulierungen des neuen Lehrplans in den Fächern XYZ auf Gemeinsamkeiten und stellt mögliche Synergiebereiche bei einer gemeinsam Sitzung der Fachschaften vor.


    Der kompetenzorientierte Lehrplan. Spitze. Es gab und gibt dazu Fachsitzungen. Aber noch nicht alle Lehrbücher. Mehr sage ich dazu nicht. Synergieeffekte. Alles klar. Hier sollte man lieber an das Pareto Prinzip denken.



    Zitat von Scooby

    j) Die Lehrkraft sichtet das Angebot an audiovisuellen Medien des Onlineportals XYZ auf die Nutzbarkeit für das Fach XYZ und stellt die Ergebnisse der Fachschaft in geeigneter Weise zur Verfügung.


    Gute Idee, einverstanden.



    Zitat von Scooby

    ad 2) Hier geht unsere Meinung tatsächlich auseinander. Ich halte Eltern- und Schülerfeedback (die richtige Einordnung und den richtigen Umgang damit vorausgesetzt) für ein durchaus nutzbares Element zur Leistungsmessung. Wie das genau aussehen könnte, müsste man allerdings aufwändig ermitteln; m.W. wird das noch kaum systemisch sauber gemacht.


    Ich glaube auch nicht, dass Schülerzufriedenheit objektiv messbar ist. Elternzufriedenheit schon gar nicht. Zu viele subjektive Faktoren und im schlimmsten Fall führt es zur Noteninflation, weil man „beliebt“ sein möchte oder möglichst wenig Probleme haben möchte. Solche Kollegen gibt es schon heute.


    Da sehe ich persönlich das große Potential der mittleren Führungsebene; das hat allerdings mit Bewertung und Bezahlung gar nichts zu tun, da geht es nur um Beratung und Begleitung mit einem konsequent stärkenbasierten Fokus.


    Warum soll die mittlere Führungsebene dann an Beurteilungen mitwirken und Unterrichtsbesuche machen? Wenn es nur um Beratung gehen würde, dann wären diese Bestandteile der mittleren Führungsebene nicht enthalten. So führt es erneut weg von der eigentlich gewollten Kooperation.


    Aber danke für deine Beispiele.


    PS Okay, ich nehme die PC Fortbildung. Zitieren für Anfänger ;)

  • Ich war auch schon auf Fortbildungen, die mir überhaupt nichts gebrachte haben und bei denen die Teilnehmen zum Teil nach einer Stunde gegangen sind, weil das so eine sinnlose Veranstaltung war.



    Die Bonuszahlung / Leistungsprämie in Bayern ist durchaus auch kritisch zu sehen, wenn sie von einer Schulleitung verteilt wird, die Freundinnen im Kollegium hat und nicht mehr ganz so objektiv denken kann.

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