Soll jeder Lehrer das verdienen was er verdient?

  • Aber es kommt auf den Lehrer an (auf ein paar andere Dinge auch, aber der Lehrer ist nach unbeeinflussbaren Dingen wie Intelligenz, sozialer Background, etc. die wichtigste Variable für den Lernerfolg (wäre auch schlimm wenn nicht, wer's nicht glaubt vgl. Hattie 2012)). Allerdings macht es einen Unterschied ob die Pädagogikprofessoren sich ihre Wahrheit geisteswissenschaftlich und allein seligmachend erträumen oder auch mal empirisch nachschauen ob ihre Theorie was bringt...und es macht einen Unterschied wo die Studenten lieber hingehen...zu den alten Pädagogikprofessoren mit Sitzscheinen oder zu den jüngeren, bzw. junggebliebenen mit etwas modernerem Forschungsansatz und etwas mehr Anforderungen in ihren Veranstaltungen. :)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Dass es auf den Lehrer ankommt, aber eben nicht nur allein auf den Lehrer, ist doch eine Binsenweisheit.
    Lehrer, Politiker, Eltern, Schulträger - für jede Forderung bietet sich ein passendes Argument.
    Am zitierten Hattie kann man meiner Meinung nach besonders gut nachvollziehen, wo bei diesem Thema der Hase im Pfeffer liegt:
    Man nicht gut Dinge miteinander vergleichen, die teilweise sehr unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt sind.


    (Randnotiz: mich stört die Formulierung "wer's nicht glaubt vgl. Hattie 2012" - diese "Studie" wurde ja mindestens heftig kritisiert, u.a. von Ihrem Autor selbst.)

  • Ein Beispiel, wie eine Gebührenordnung für Lehrer aussehen könnte, findet "man" hier:
    nikswieweg.com/schule/behler.htm

    Dieser Link ist zwar mit Augenzwinkern zu sehen, aber er offenbart, wie schwierig es ist, die Aufgabenfelder von Lehrern zu erfassen. Wer will das schon als Außenstehender bzw. als Beurteilender sehen, wie viel der Lehrer wirklich arbeitet? Man kann in einem Bereich viel machen - und es wird gar nicht gesehen, ist aber wichtig - und in einem anderen Bereich wenig, das, wie schon viele hier erwähnt haben, auffälliger ist.
    Wenn man das alles kontrollieren wollte, wäre das eine umfangreiche Arbeit und das will kein Lehrer.
    Dennoch meine ich, dass man schon ein Gefühl dafür bekommen könnte, wo viel Show dahinter steckt oder doch Substanz.
    Etwas zum Grund- und Mittelschulbereich: Bayern zahlt in diesem Bereich keine Prämien mehr, sondern nimmt die Regelbeurteilung, wo gewisse Bereiche des Lehrerberufs beurteilt werden, als Grundlage für eine Gehaltserhöhung. Von A12 auf A12Z und von A12Z auf A13. Es müssen immer bestimmte Beurteilungswerte erreicht werden. Der Rektor/die Rektorin beurteilen die Lehrer.
    Hier ein Blick in die Kriterien eines "normalen" Lehrers der letzten Jahre (das ändert sich immer einmal wieder):
    Fachliche Leistung:
    - Unterrichtsplanung und Unterrichtsgestaltung
    - Unterrichtserfolg
    - erzieherisches Wirken
    - Zusammenarbeit
    - sonstige dienstliche Tätigkeiten


    Eignung und Befähigung:
    - Entscheidungsvermögen
    - Belastbarkeit, Einsatzbereitschaft
    - Berufskenntnisse und Erweiterung


    siehe https://www.km.bayern.de/downl…lungsrichtlinien_2015.pdf

  • Wer will das schon als Außenstehender bzw. als Beurteilender sehen, wie viel der Lehrer wirklich arbeitet?

    Wer kann schon als Aussenstehender beurteilen, wie viel der CEO eines beliebigen grossen Konzerns wirklich arbeitet und ob er sein Gehalt wirklich verdient hat? Warum glauben eigentlich so viele Lehrer, unser Beruf sei in dieser Hinsicht was wahnsinnig Spezielles?



    Dennoch meine ich, dass man schon ein Gefühl dafür bekommen könnte, wo viel Show dahinter steckt oder doch Substanz.

    Eben, da hast Du meiner Ansicht nach vollkommen Recht und auch alles was Du danach an Kriterien nennst halte ich für durchaus beurteilbar.

  • Meyer war inklusive Referendariat vom August 1964 bis zum März 1967 Lehrer. Am 31. 3. 1967, exakt einen Monat nach seiner Verbeamtung, wurde er aus dem Schuldienst und aus dem Beamtenverhältnis entlassen. Zwei Jahre und sieben Monate insgesamt. :)
    Von da an kennt er die Schule nur noch aus zweiter Hand, was ihn aber niemals daran gehindert hat, sich selbst als in Ehren ergrauter Volksschullehrer mit reichem Erfahrungsschatz zu inszenieren.

    Er hat aber immer wieder erzählt, dass die Zeit als Lehrer die schönste Zeit in seinem Leben war. Unklar blieb, warum er dann damit aufgehört hat.


    Er war aber nicht ganz so realitätsfern, wie viele glauben. Immerhin war ihm klar, dass es durchaus schwierige Schüler gibt.
    (Ich hatte mein erstes Praktikum an einer Hauptschule mit "speziellem" Ruf. Zitat Hilbert Meyer: "Jo, das is hartes Brot".)
    Ein Patentrezept hatte er leider auch nicht. Aber ehrlich gesagt, von den Dozenten die ich so hatte, war er noch am wenigsten der Realität entrückt.


    btt: Ist der Ruf nach "gerechterer Bezahlung" nicht oft nur Neid? Weil andere für weniger Arbeit das gleiche bekommen?
    Man selbst könnte ja auch weniger machen- hat aber doch gute Gründe, das nicht zu tun.


    Ich beneide meine "luschigen" Kollegen nicht. Die haben einene miesen Job, ich habe einen tollen Job (zumindest oft).

  • Wer kann schon als Aussenstehender beurteilen, wie viel der CEO eines beliebigen grossen Konzerns wirklich arbeitet und ob er sein Gehalt wirklich verdient hat? Warum glauben eigentlich so viele Lehrer, unser Beruf sei in dieser Hinsicht was wahnsinnig Spezielles?


    Eben, da hast Du meiner Ansicht nach vollkommen Recht und auch alles was Du danach an Kriterien nennst halte ich für durchaus beurteilbar.

    Wer ein zweistelliges Millionengehalt zzgl. weiterer Boni kritiklos hinnimmt, der hat sie nicht alle.


    Und wie man dies als Gegenargument bezüglich des Arbeitsaufwands mit einem Lehrergehalt aufführt, ist wirklich mehr als fragwürdig.

  • Wer ein zweistelliges Millionengehalt zzgl. weiterer Boni kritiklos hinnimmt, der hat sie nicht alle.

    Na kannst Du's denn abschätzen, was diese Leute wirklich arbeiten? Mir erscheinen die Beträge, die da ausgezahlt werden auch fragwürdig. Ich würde aber dennoch nicht behaupten, dass ich wirklich erahnen kann, was und wie viel so jemand arbeitet. Ich würde meinen Job jedenfalls auch für ein zweistelliges Millionengehalt nicht gegen den des CEO von der BASF, Roche oder sonstwas eintauschen wollen.

  • Der Tag hat 24h. Schlafen müssen die auch.


    Und wer es darauf anlegt, kann 1-2 Jahre arbeiten und hätte mehr als genug Geld für ein finanziell sorgenfreies Leben.


    Die Beträge sind einfach nur Wahnsinn und haben jegliches gesundes Maß verloren.
    Darüber hinaus genießen diese Leute Dank ihres Vermögens auch erhebliche Vorteile ( Steuer, Lobby...)


    Und schlechte Entwicklungen führen häufig zu Vertragsauflösungen die den Managern enorm viel Geld einbringt.
    Wenn man sich vorstellt, dass der VW Konzern vermutlich 25 Mrd. € für den Abgasskandal zahlen darf.
    Und Winterkorn kassierte knapp 20 Mio. € jährlich und ließ sich jedes Jahr feiern. Und jeder feierte mit weil die Zahlen so toll waren.


    25 Mrd. €....

  • Wer kann schon als Aussenstehender beurteilen, wie viel der CEO eines beliebigen grossen Konzerns wirklich arbeitet und ob er sein Gehalt wirklich verdient hat? Warum glauben eigentlich so viele Lehrer, unser Beruf sei in dieser Hinsicht was wahnsinnig Spezielles?

    Verstehe ich nicht. In welcher Hinsicht? Wieso vergleichst du überhaupt Kirschen mit Bananen? Ich bin Angestellte und bekomme das, was mir nach Entgelttabelle zusteht. (Dass das zu wenig ist, sehe ich schon daran, dass jede verbeamtete Kollegin 500 Öcken mehr einstreicht. Das nur am Rande).


    Dass ich aber mehr bekomme, weil ich das Schulfest organisiert habe und der Kollege, der das Berufsorientierungskonzept geschrieben hat aber nicht, das will mir nicht in den Sinn. Für alle reicht der hübsche Bonus natürlich nicht.


    Oder gehst du generell davon aus, dass nur ein Lehrer pro Kollegium seinen Job ordentlich macht und alle anderen nicht? Wenn dem so ist, gibt es natürlich Konsequenzen für diejenigen, die ihren Pflichten nicht nachkommen. Aber "tolle Teamarbeit", "hübsche Unterrichtsgestaltung" oder gar "Belastbarkeit" in EUR umzusetzen finde ich schon absurd.
    Ich bin nach wie vor für Erschwerniszulagen. Die passende Liste wurde ja oben schon verlinkt :top:

  • ... und denkst Du der Herr Winterkorn ist ein zufriedener Mensch?


    Mir ging's grad eigentlich darum, dass ich glaube, dass "Leistung" in unserem Beruf sogar besser zu beurteilen ist, als die "Leistung" eines Top-Managers oder CEOs. Deren "Erfolg" bemisst sich zu einem grossen Teil am Gewinn des Unternehmens.


    Dieses vehemente Abstreiten der Existenz valider Bewertungskriterien in unserem Beruf erscheint mir, je länger der Thread wird, zunehmend ... komisch. Mal ein simples Beispiel dazu: Wir leiden als Schulhaus nun das 3. Jahr in Folge an rückläufigen Schülerzahlen. Nach dem Orientierungsabend für die Neueintretenden letztes Jahr hatten wir zwar wieder nicht die Anmeldezahlen, die wir eigentlich bräuchten um alle Kolleginnen und Kollegen gemäss ihres Anstellungsgrades langfristig zu beschäftigen, das Profil B (Biologie und Chemie) führt aber 3 Kurse, womit wir Chemiker nunmehr als einzige Fachschaft mehr Stunden zu unterrichten haben, als eigentlich Pensen vorhanden sind. Ich hab meine SuS mal gefragt, warum sie sich nun ausgerechnet für unser Schulhaus entschieden haben und nicht nach Basel gegangen sind. Nun ... die Antworten sind eindeutig ;) Natürlich werte ich das als Erfolg und in dem Fall sogar als persönlichen Erfolg, weil ich die Fachschaft Chemie am Orientierungsabend höchst selbst vertreten habe. Wir laden bald wieder zum Orientierungsabend ein. Ich bin gespannt, wie viele SuS sich im Januar dann anmelden und welche Schwerpunktfächer gewählt werden.

  • Ich bin Angestellte und bekomme das, was mir nach Entgelttabelle zusteht.

    Jupp, ich auch. Ich frage mich gerade, an welcher Stelle der Diskussion eigentlich die Auszahlung eines Bonus zur einzig denkbaren Möglichkeit der Honorierung der Leistung eines Lehrers wurde?!

  • Wer ein zweistelliges Millionengehalt zzgl. weiterer Boni kritiklos hinnimmt, der hat sie nicht alle.

    Die Beträge sind einfach nur Wahnsinn und haben jegliches gesundes Maß verloren.


    Zu kritisieren wären hier meines Erachtens nicht bestimmte Berufe mit extrem hohen Gehältern, sondern grundsätzlich die Art und Weise wie in unserer Gesellschaft die Höhe der Löhne bestimmt wird.
    Ob jemand überhaupt (!) Arbeit und damit einen Lohn erhält, ist an die Bedingung geknüpft, dass es sich für jemand anders lohnt - nicht für den Arbeitenden.
    Der Lohn des Arbeiters ist Mittel des Gewinns des Unternehmers und soll daher grundsätzlich so niedrig wie möglich sein.
    Schon die Frage "Ja leistet der Topmanager denn wirklich so viel, dass es seinen Lohn - 10, 100, 100 Mal so hoch wie der eines Facharbeiters - rechtfertigt"? halte ich für falsch.
    Auch ohne einem Beruf nachzugehen kann man immer reicher werden, wenn man schon reich ist. Stellt sich da auch die Frage, ob dieser Zugewinn gerechtfertigt ist? Einer Leistung kann er jedenfalls nicht gegenübergestellt wreden, ausser der, bereits über Kapital zu verfügen. Kapital selbst ist überhaupt das Mittel für Gewinn schlechthin - deshalb gibt es auch die berühmte "Schere" und folgende Einkommensverteilung:
    [Blockierte Grafik: http://www.bpb.de/cache/images/2/61782-1x2-article620.gif?FBF72]



    Man kann Manager-Boni deckeln, den Spitzensteuersatz erhöhen, einen Mindeslohn einführen oder erhöhen, und und und, oder oder oder - diese Maßnahmen ändern nichts an der kapitalistische Produktionsweise.

  • Die Statistik hat meiner Meinung nach mindestens drei Probleme:
    1.) Beide Angaben sind prozentual, d.h. es könnten sowohl an 10 Personen verteilt werden, als auch nur 10€ zu verteilen sein.
    2.) Die Staffelung in Dezile macht einen glauben, dass die oberen 10% unverhältnismäßig viel hätten, teilt man die Grafik genauer auf dürfte das Ganze Ding eher quadratisch oder meinetwegen auch leicht exponentiell aussehen.
    3.) Das Hauptproblem was die Statistik allerdings schön furchtbar aussehen lässt, ist: Auf beiden Achsen wird Vermögen dargestellt, dass da eine massive Abhängigkeit besteht ist auch vorher klar...


    Dass es Ungleichheiten in der Vermögensverteilung geben muss dürfte nach den gescheiterten kommunistischen Experimenten des 20. Jahrhunderts glaube ich einigermaßen klar sein, worüber wir in Deutschland diskutieren können und müssen ist, ob sie so massiv sein müssen wie bei uns. Man könnte auch darüber nachdenken einmalig besonders hohe Vermögen deutlich, aber zeitlich z.B. über 20 Jahre gestreckt zu besteuern (vgl. Lastenausgleich nach dem 2. Weltkrieg), dann kann auch niemand rumjammern, dass dadurch sein Unternehmen in den Ruin getrieben würde - wenn irgendwer bei einer Substanzbesteuerung von 20% über 20 Jahre in den Ruin geht, war er (oder es bei Unternehmen) auch vorher nicht wirklich wirtschaftlich solide aufgestellt.

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  • Die Statistik vom BpB zeigt vieles nicht, aber das, was sie zeigt, zeigt sie offensichtlich.


    Ich sehe da übrigens nicht nur einen großen Unterschied zwischen dem reichsten Zehntel und dem Rest, sondern auch schon weit vor den reichsten sind die Unterschiede teilweise ein Vielfaches! (Das macht den Kontast zum reichsten Zehntel natürlich nur noch dramatischer).
    Stichwort "leicht exponentiell"! Das ist der Charakter des Vermögens, des Kapitals. Dass es so verteilt ist, ist ja kein Zufall, sondern unserer Gesellschaft inhärent! Diese "Schere", von der immer die Rede ist, ist eben kein komischer Betriebsunfall des Kapitalismus, den man mit ein paar Reformen korrigieren kann, sondern sein Prinzip.

  • Wie gesagt, das in dem Bild sichtbare Wachstum erklärt sich zu großen Teilen daraus, dass auf beiden Achsen dieselbe Variable (in unterschiedlicher Form) dargestellt wird. Davon unbeeindruckt: Wie müsste die Verteilung denn aussehen, damit sie fair wäre? Eine Gleichverteilung wäre sehr fair, aber völlig ohne Leistungsanreiz...eine lineare Verteilung? Oder sollte hoher Einsatz eventuell nicht sogar quadratisch oder exponentiell belohnt werden? Wäre die Verteilung unfair, wenn jede dieser Personen ihr Vermögen selbst erarbeitet hätte (Leistungsprinzip), wäre sie fair, wenn sie linear wäre, aber alles ererbt?


    Die ungleiche Verteilung von Vermögen ist jeder Gesellschaftsform inhärent, die Verteilungen für antike, mittelalterliche oder frühneuzeitliche Gesellschaften sahen sicher nicht "fairer" aus, von den Verteilungen in modernen Diktaturen oder den einstmals oder immer noch bestehenden Volksrepubliken ganz zu schweigen.

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