Ich betreue eine Referendarin, wie fast jedes Jahr. Mittlerweile (dieses Schuljahr) bekomme ich dafür sogar eine halbe Entlastungsstunde (oho!)
Hätte ich allerdings gewusst, was da auf mich zukommt, hätte ich das gelassen, denn es ist purer Stress.
Im Gegensatz zu meinen bisherigen Referendaren tut sich meine aktuelle sehr schwer. Dennoch sehe ich eine gute Entwicklung und sie hat bestimmte Kompetenzen, die für den Job genau die richtigen sind. Leider verkackt sie zuverlässig jede Lehrprobe, was aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass die Ansprüche der Fachleiterin (die ich seit Jahren kenne) mittlerweile ins Unermesslich gestiegen sind. Die Frau lebt einfach auf einem anderen Planeten. Ihr Ruf eilt ihr weit voraus, sie ist das Schreckgespenst für andere Fachleiter, Prüfer und natürlich Referendare.
Mit meinem Wissen würde ich, wenn ich Referendar wäre, weit weit weg von hier ins Referendariat gehen, um dieser Frau zu entgehen. Das ist auch definitiv das letzte Mal, dass ich eine Referendarin in diesem Fach nehme - das nächste Mal erst, wenn die Damen endlich in Rente ist.
Kurz zu den konkreten Ansprüchen: Stellt euch eine Frau vor, die sagt: Ich bin Gott (Göttin), ich weiß alles (sie weiß tatsächlich viel). Ich finde die aktuellen Lehrpläne Driss, und wie die einzelnen Schulen und Lehrer ihn umsetzen, noch viel drissiger. Also müssen meine Referendare das alles kompensieren und in jeder Lehrprobe das Rad neu erfinden. Egal, welche Voraussetzungen sie an ihrer Schule haben.
So viel Fachlichkeit wie in meinem Fachseminar werden Sie in ihrer zukünftigen Zeit als Lehrer nie wieder haben (Zitat von letzter Woche, Fachseminar, mit einem stolzen Lächeln).
Ach so - Thema "Menschlichkeit" - da ist natürlich 0,0 vorhanden, man geht einen Kopf kürzer aus so mancher Lehrproben-Nachbesprechung.
Nun steht die letzte Lehrprobe an und es geht um die Wurst. Meine Referendarin befürchtet, eine 5 im FS zu bekommen und somit nicht zur Prüfung zugelassen zu werden. Ich sehe in einer Verlängerung des Refs für sie aber keinen Sinn, denn eigentlich halte ich sie für geeignet und weitere Lehrproben bei der Fachleiterin würden zu einem zusätzlichen Trauma führen.
Frage: Wie weit muss/ sollte ich mich in diese Lehrprobe reinhängen? Meine Referendarin ist so eingeschüchtert, dass sie zusätzlich zu ihren Schwierigkeiten gar keinen Plan mehr hat. Ich bin echt gestresst, weil ich auch noch anderes zu tun habe und unendlich viel Zeit auf die Planung dieser Lehrproben bereits verwendet habe und das ja nun auch noch vor mir liegt, wenn es um die kommende geht. Ich habe jetzt schon keinen Bock, und meine Referendarin hat leider überhaupt keinen Plan, geschweige denn, Selbstvertrauen, mehr. Zudem bietet sich thematisch quasi nichts an, das nicht von der Fl schon im Ansatz, schon im Entwurf, in der Luft zerrissen werden würde.
Andere Frage: Wenn es zu einer Verlängerung oder zu einem Nicht-Bestehen kommt, kann ich den Job als Mentorin dann abgeben? Ich hab echt die Faxen dicke, bekomme aber von unserer Ausbildungskoordinatorin subtil den Auftrag, die Referendarin massiv zu unterstützen.