Integrationskurse

  • Hallo liebe Kursleiter in Integrationskursen,


    bin seit 2015 in Flüchtlingskursen tätig und ein Thema, das immer wieder nervt, ist die Unpünktlichkeit der Kursteilnehmer. Diese "tröpfeln" nach Unterrichtsbeginn alleine oder zu zweien alle paar Minuten in das Klassenzimmer herein und begrüßen sich mit herzlichem Handschlag und Salam Aleikum.


    An einer Schule habe ich ein Rezept dagegen entdeckt: wir zogen die Listen fünf bis zehn Minuten nach Beginn ein, wer dann noch kam konnte nicht mehr unterschreiben und hatte daher einen Fehltag.


    An meiner jetzigen Schule bezahlt das Jobcenter die Schule nicht für Fehltage. Wenn wir also später eingetroffene TN nicht unterschreiben lassen, bekommt die Schule für diesen Tag keine Bezahlung für diesen Kursteilnehmer. Also ist man zwar genervt über die Störungen, hat aber nicht wirklich eine Handhabe.


    Wie löst ihr das Problem?


    LG

  • Geht es um Erwachsene (=ohne Schulpflicht)? Wenn ja, warum sagst du nicht einfach: Wer zu spät kommt, muss draußen bleiben. Wenn den Teilnehmern etwas am Kurs liegen sollte (wobei ich mir da nicht so sicher bin), werden sie bemüht sein, ein Zuspätkommen in Zukunft zu vermeiden ;) .

  • Geht es um Erwachsene (=ohne Schulpflicht)? Wenn ja, warum sagst du nicht einfach: Wer zu spät kommt, muss draußen bleiben. Wenn den Teilnehmern etwas am Kurs liegen sollte (wobei ich mir da nicht so sicher bin), werden sie bemüht sein, ein Zuspätkommen in Zukunft zu vermeiden ;) .


    Das hat sie ja geschrieben, @Lehramtsstudent, dann wird das Sprachkursinstitut nicht für diesen Tag bezahlt, weil das Arbeitsamt die Fehltage nicht bezahlt.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Entferne doch nach Unterrichtsbeginn die Stühle aus dem Raum.
    Wer zu spät kommt, steht sich dann die Beine in den Bauch.
    Und - die "verschwendete" Zeit durch Begrüßungstralala einfach hintendran hängen. Vorher kein Unterrichtsende.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Beruht das Verhalten auf Unwissenheit? Pünktlichkeit ist ja eine sehr deutsche Angewohnheit ;)


    Ansonsten, wenn du das öfter angesprochen hast und sie dich absichtlich ignorieren, läuft vielleicht noch mehr schief? Zeit nacharbeiten könnte helfen. Wie alt sind die Schüler denn?

  • Entferne doch nach Unterrichtsbeginn die Stühle aus dem Raum.
    Wer zu spät kommt, steht sich dann die Beine in den Bauch.
    Und - die "verschwendete" Zeit durch Begrüßungstralala einfach hintendran hängen. Vorher kein Unterrichtsende.


    Nein, mit dem ersten Vorschlag provoziert sie Unruhe im Unterricht. Die werden doch da nicht einfach stehen und brav mitarbeiten.


    Mit dem zweiten Vorschlag bestraft sie sich selbst, weil sie dann auch länger bleiben muss. Will sie das? Ggf. immer wieder? Kann sie das? Ggf. hat sie danach gleich wieder Unterricht woanders.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Privatleute haben diese Probleme auch, also private Lehrer. Die lassen sich dann z.B. nicht rechtzeitig abgesagte Termine trotzdem bezahlen. Nur, das muss man erstmal durchsetzen können (Stichwort Geringfügigkeit).

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Wie sind denn diese Kurse organisiert?
    Die ganze Gruppe startet den Kurs zusammen oder kann man da laufend neu einsteigen?
    In letzterem Fall würde ich die Dauerzuspätkommer rauswerfen und andere Interessenten aufnehmen.


    Hast du mal mit der zahlenden Stelle über das Problem gesprochen?

  • Vielleicht "deutlichere" Variante, die aber mit dem entsprechenden Jobcenter abgesprochen sein sollte:
    - Jede Verspätung zählt als Fehlstunde, die trotzdem gezahlt wird, dieses Geld wird aber von den Bezügen der Verursacher einbehalten.
    Diese "Sprache" wird idR recht universell verstanden.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Vielleicht "deutlichere" Variante, die aber mit dem entsprechenden Jobcenter abgesprochen sein sollte:
    - Jede Verspätung zählt als Fehlstunde, die trotzdem gezahlt wird, dieses Geld wird aber von den Bezügen der Verursacher einbehalten.
    Diese "Sprache" wird idR recht universell verstanden.

    Wenn das möglich wäre, würde ich das grundsätzlich befürworten. Zumindest glaube ich, dass das wirkt, @Miss Jones.


    Allerdings ist die Frage, ob jemandem, der gerade mal das Nötigste zum Leben bekommt, davon noch etwas weggenommen werden soll und darf. Und auch wenn man das befürwortet, weil ja diejenigen "selber schuld" seien, sollte man die Folgen bedenken.


    Was machen dann die, denen das Nötigste fehlt? Flaschen sammeln? Alten Omas die Handtasche klauen? Jemanden wegen 10 Euro abstechen?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Wenn das möglich wäre, würde ich das grundsätzlich befürworten. Zumindest glaube ich, dass das wirkt, @Miss Jones.
    Allerdings ist die Frage, ob jemandem, der gerade mal das Nötigste zum Leben bekommt, davon noch etwas weggenommen werden soll und darf. Und auch wenn man das befürwortet, weil ja diejenigen "selber schuld" seien, sollte man die Folgen bedenken.


    Was machen dann die, denen das Nötigste fehlt? Flaschen sammeln? Alten Omas die Handtasche klauen? Jemanden wegen 10 Euro abstechen?

    ...klingt sehr polemisch.
    Vor allem versucht doch gerade das "Amt" (jobcenter etc) andauernd alle möglichen "Kunden" wegen noch belangloserem Blödsinn zu "sanktionieren" - ganz nebenbei sogar ein Verstoß gegen das Grundgesetz.
    Und wenn das da "darf" - dann hier erst recht, schließlich wollen sie doch "integriert" werden - das funktioniert kaum durch Ignoranz von Regeln.
    Hungern braucht in Deutschland niemand. Und vielleicht lernen sie so, wie wenig essbar Salam Alaikum ist...


    Hart? Sicher. Aber es stört dauerhaft und wiederholt eine sinnvolle Integrationsmaßnahme, und wenn die Störer das Gefühl bekommen, dieses Verhalten würde akzeptiert, werden sie es nicht ändern.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • ...klingt sehr polemisch.Vor allem versucht doch gerade das "Amt" (jobcenter etc) andauernd alle möglichen "Kunden" wegen noch belangloserem Blödsinn zu "sanktionieren" - ganz nebenbei sogar ein Verstoß gegen das Grundgesetz.
    Und wenn das da "darf" - dann hier erst recht, schließlich wollen sie doch "integriert" werden - das funktioniert kaum durch Ignoranz von Regeln.
    Hungern braucht in Deutschland niemand. Und vielleicht lernen sie so, wie wenig essbar Salam Alaikum ist...


    Hart? Sicher. Aber es stört dauerhaft und wiederholt eine sinnvolle Integrationsmaßnahme, und wenn die Störer das Gefühl bekommen, dieses Verhalten würde akzeptiert, werden sie es nicht ändern.


    Ach, das lasse ich einfach so stehen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Wenn das möglich wäre, würde ich das grundsätzlich befürworten. Zumindest glaube ich, dass das wirkt, @Miss Jones.


    Allerdings ist die Frage, ob jemandem, der gerade mal das Nötigste zum Leben bekommt, davon noch etwas weggenommen werden soll und darf. Und auch wenn man das befürwortet, weil ja diejenigen "selber schuld" seien, sollte man die Folgen bedenken.


    Was machen dann die, denen das Nötigste fehlt? Flaschen sammeln? Alten Omas die Handtasche klauen? Jemanden wegen 10 Euro abstechen?

    Im Asylbereich sieht es da oftmals wie folgt aus:


    - Minderung der Leistung bei illegaler Anwesenheit nach eienr vorher durchgeführten Abschiebung nach Dublin-Abkommen
    z.B. Tschetschenen, die in Polen registriert worden sind und einfach hier rüber kommen werden, wenn möglich abgeschoben. Oftmals kommen die dann wieder genau zur gleichen Stelle zurück und kriegen halt statt 300 schiessmichtot nur noch 184€damit sie nicht verhungern.
    - Flüchtling baut Mist (z.B: unnötiger Krankenwageneinsatz/Polizeieinsatz/Sachbeschädigung/nicht anmelden von Job etc.)
    Bei kulantem Sachbearbeiter erfolgt dann eine Ratenvereinbarung und derjenige muss zusehen wie er damit klar kommt. Selbst verbockt, selbst ausgelöffelt halt.
    Bei weniger kulantem Sachbearbeiter kann da dann auch mal ne höhere Rate bei raus kommen, die den Betroffenen vor ein paar Herausforderungen finanziell stellt.


    Ist nach SGB II, IX oder X geregelet (weiß nicht mehr genau wo das steht, sorry).
    Was ist denn für dich das Nötigste? Wohnung wird bezahlt vom Amt. Strom etc. auch. Insofern die Leute nicht sowieso aufgrund eigenem Verschulden reduzierte Leistung beziehen, bekommen sie rund 400€ für den Selbstverbrauch.




    Als Student wäre ich darüber froh gewesen. Um mich und anderer "meiner Art" hat sich auch keiner geschert.
    Ich bekam z.B. nicht einmal 400 € Bafög und musste mir davon Wohnung, Strom, Wasser, Internet, Bücher + Material, Pflichtexkursionen (ins Ausland, weil das Institut nichts Anderes zulies) davon absparen. Nach allen Regelabzügen hatte ich meist weniger als 100€ für mich. Hat sich auch keiner auf irgend einem Amt drum geschert und der Geselslchaft gings auch am Popo vorbei, war ja Privatvergnügen das Studium :autsch: . Hab zeitweise auch Fläschen gesammelt und musste ungeheuer kreativ sein was zusätzlichen Verdienst anging, war ein wunderbares Gefühl :sterne: . Studentenjobs gabs bei uns nämlich so gut wie gar nicht in der Unistadt, wo die Anzahl der Studenten 25% der Gesamtbevölkerung ausgemacht hat.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Die Schüler sind zwischen 20 und 60. Schulpflichtig sind sie, weil sie eine Integrationsvereinbarung unterschrieben haben.


    Manche waren vorher noch nie in einer Schule und wurden gezwungen am Kurs teilzunehmen. Viele haben (zahlreiche)Kinder, die morgens zur Schule müssen. 20 Stunden Unterricht pro Woche empfinden sie als hohe Belastung!


    Nachsitzen schlägt auch die Schulleitung vor, das wären dann für die Lehrkräfte unbezahlte Überstunden!


    Ich sehe als einzige Lösungsmöglichkeit eigentlich Verhandlungen mit dem Jobcenter.

  • Das klingt schon so wie ich es vermutet habe. Da die Schüler alleine durch ihr Alter eine gewisse geistige Reife haben, würde ich mit ihnen beim nächsten Treffen Tacheles reden. Für diejenigen, die gerne in den Unterricht kommen und sich rege beteiligen, bist du bemüht, einen guten Unterricht anzubieten. Die Anderen sollen zuhause bleiben und ihre Zeit andersweitig nutzen. Ich sehe es nämlich so: Wenn sie im Prinzip keine Lust auf diesen Kurs haben, setzen sie sich zwar rein, sitzen aber ihre Zeit ab - und das bringt dir als Lehrkraft reichlich wenig. Das Entscheidende ist aber: Wer keinen Bock auf einen Integrationskurs hat, hat keinen Bock auf Integration per se. Und diese Leute sind in einem anderen Land wohl besser aufgehoben. Daher: Wer zu spät kommt, hat heute eben keinen Kurs. Du dürftest deine Schüler gut genug kennen, um zu beurteilen, ob jemand einfach nicht aus dem Bett gekommen ist oder ob die Verspätung höherer Gewalt geschuldet ist. Die Namen schreibst du dir auf und leitest die an das zuständige Amt weiter. Wenn dann Schüler XYZ auffällig oft fehlt, muss er mit Sanktionen seitens des Amtes rechnen.


    Ich verstehe dein Problem mit der Bezahlung, ich würde mich da aber nicht zum Punching Ball zwischen Amt und Schülern machen. Du erklärst die Kursregeln und wer diese nicht akzeptiert, der muss mit den entsprechenden Konsequenzen leben.

  • Oder du reagierst mal anders. "Hey! wa 'aleikum as-salam Bruder! Wie geht's? Wie war dein Tag bisher?" Dann unterhaltet ihr euch solange, bis diejenigen genervt sind, die weitermachen wollen.
    Oder du lässt einen vorne hinstellen und Arabisch unterrichten und machst eins zu eins vor, wie das so ist, wenn... Anschliessend kannst du das Thema noch mal eindrücklicher ansprechen. Dass der Kurs Geld kostet, dass du nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung hast etc. Und du dir das Reingepoltere verbittest.


    Meine Schüler finden es jedenfalls nur bedingt lustig, wenn ich vormache, wie sie sich verhalten. Auch wenn sie ihr Verhalten normal oder cool finden- den Widerspruch sehen sie schon (Mütze auf, hinfläzen...), dass es für andere halt nervig ist.

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