Kein Respekt - keine (gute) Rechtschreibung (?)

  • Ja, da ist die Wahrnehmung sehr subjektiv. Bin schon selbst gefragt worden, was denn in meiner Klasse los war und ich es sogar selbst als positive Stunde wahrgenommen habe.


    Ja, so ist das. Und wichtig ist, dass du damit leben (und so arbeiten) kannst.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Sofawolf, du zitierst keine wissenschaftliche Studie, sondern nimmst Schlagworte aus einem Boulevardblatt und mischst sie beliebig durcheinander. ...

    @Krabappel,


    doch, es ist eine wissenschaftliche Studie.



    Hast du auch die Größe, Irrtümer einzugestehen? Ich meine, anonym bleibste ja trotzdem. ;)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    Einmal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • Seit 25 Jahren unterrichte ich in Süddeutschland und habe noch nie erlebt, dass Grundschüler ihre Lehrer siezen. Hier auf dem Land siezt kaum jemand jemanden, warum sollten 6jährige das tun? Bei Viertklässlern kann ich mir das eher vorstellen, mit denen übe ich das auch mal. Die SuS respektieren mich genauso wie wenn sie mich siezen müssten.
    Schulanfänger haben so viel zu verarbeiten, wenn die auch noch die Lehrer siezen müssten. ... Was das mit Rechtschreibung zu tun haben soll???? Meine eigenen Kinder haben alle ihre Lehrer geduzt und sind der Rechtschreibung weitestgehend mächtig.

  • Ich bin in Bayern auf dem plattesten Land zur Schule gegangen und wir haben auch in der Grundschule (vor ca. 30 Jahren!) alle Lehrer gesiezt. Ganz sicher.


    (Ich halte trotzdem nicht allzu viel von derartigen Korrelationen.)

  • Mhm, das Zitat aus einer anderen Zeitung überzeugt mich viel mehr. Sind zwar genauso wenig Belege dabei aber zumindest steht jetzt schwarz auf weiss und fettgedruckt der vermutete Zusammenhang da.

  • Dass sachsen-anhaltinische Schüler proportional richtiger schreiben, als sächsische und die wiederum besser als bayerische, am Schluss dann Hamburg... diese Statistik finde ich dann in dem Buch?

  • Seit 25 Jahren unterrichte ich in Süddeutschland und habe noch nie erlebt, dass Grundschüler ihre Lehrer siezen. Hier auf dem Land siezt kaum jemand jemanden, warum sollten 6jährige das tun? Bei Viertklässlern kann ich mir das eher vorstellen, mit denen übe ich das auch mal. Die SuS respektieren mich genauso wie wenn sie mich siezen müssten.
    Schulanfänger haben so viel zu verarbeiten, wenn die auch noch die Lehrer siezen müssten. ... Was das mit Rechtschreibung zu tun haben soll???? Meine eigenen Kinder haben alle ihre Lehrer geduzt und sind der Rechtschreibung weitestgehend mächtig.

    Ich denke mal, dass keiner sich wundert, wenn Grundschüler am Schulanfang ihre Lehrer noch duzen, aber die ganze Grundschulzeit hindurch? Teil des Deutschunterrichts ist ja auch Spracherziehung und da sollte meiner Meinung nach recht früh der Unterschied zwischen "du" und "Sie" behandelt werden. Das kann man mit ein paar schönen Beispielen illustrieren und irgendwann kommt man dann automatisch zu der Frage, wie man denn Lehrer korrekt anspricht ;) .
    Im Sinne von "neuer Lebensabschnitt, neue Regeln" könnte man natürlich den Schulanfängern direkt am Anfang sagen, dass sie die Erzieher mit Vornamen angesprochen und geduzt haben, der Klassenlehrer jetzt aber mit Sie + Nachname angesprochen wird. Dann können sich die Schüler mit der Zeit dran gewöhnen und sie sind von Anfang an mit dieser Sprachwahl vertraut (Ich erinnere mich noch daran, dass meine damalige Klassenlehrerin von der 1. auf die 2. Klasse heiratete und infolgedessen ihren Nachnamen änderte. Das war natürlich auch erst einmal eine Gewöhnungssache, weil am Anfang ab und an noch der alte Name herausrutsche. Bei "du" und "Sie" ist das im Prinzip ähnlich). Dann kommt natürlich zum einen dein (berechtigtes!) Argument, dass noch viele implizite wie explizite Regeln und Sinneseindrücke auf die Schüler prallen, und natürlich Fragen a la "Muss ich meine Eltern/andere Lehrer/meinen Nachbarn siezen?".
    Zu Beginn der 1. Klasse muss man denke ich nicht päpstlicher als der Papst sein, aber ich denke, dass man das Thema gut innerhalb einer Unterrichtseinheit Ende der 1. Klasse/Anfang der 2. Klasse behandeln kann - nicht nur, weil die Kinder dann wissen, dass man Lehrer siezt, sondern weil sie in ihrem Alltag genug Leuten begegnen werden, die man siezen sollte und die das, aufgrund unseres etablierten Sprachgebrauchs, auch erwarten (auch bereits von Kindern im Grundschulalter).

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Das kann man Erstklässlern nicht einfach einmal sagen und sie machen es dann. Du wirst das schon noch merken ;) . Jemanden zu siezen ist tatsächlich nicht so einfach für Grundschulkinder, man muss dabei ja auch die Verbform korrekt ändern. Süß finde ich immer, wenn sich die Kinder derart bemühen, höfliche Anredeformen zu verwenden, dass dann dabei rauskommt "Frau XXX, habt ihr...?" Oder "Frau XXX, wie geht es euch?" :P Königlich eben!


    Meiner Meinung nach hat das Siezen nichts mit Respekt zu tun. Im Laufe der zeit gewöhnen sich die Kinder daran und in der vierten Klasse können sie es dann. Aber jedesmal, wenn man mit den Schülern spricht, daran zu erinnern, dass man doch bitte gesiezt werden möge, stelle ich mir für die Beziehung zu den Schülern und für eine schöne Gesprächsathmosphäre nicht zuträglich vor.


    (Was anderes ist es, wenn Halbwüchsige absichtlich duzen, das kann dann schon etwas mit Provokation zu tun haben.)


    Aber zu behaupten, duzende Schüler würden schlechtere Rechtschreibleistungen bringen halte ich für Quatsch.

  • Das kann man Erstklässlern nicht einfach einmal sagen und sie machen es dann. Du wirst das schon noch merken ;) . Jemanden zu siezen ist tatsächlich nicht so einfach für Grundschulkinder, man muss dabei ja auch die Verbform korrekt ändern. Süß finde ich immer, wenn sich die Kinder derart bemühen, höfliche Anredeformen zu verwenden, dass dann dabei rauskommt "Frau XXX, habt ihr...?" Oder "Frau XXX, wie geht es euch?" :P Königlich eben!

    Das ist klar, dass das nicht von jetzt auf nachher sofort klappt - dem hat auch keiner widersprochen ;) . Und natürlich braucht es erst einmal Zeit (und Übung), bis sich die Kinder an den neuen Sprachgebrauch gewöhnt haben. Bei manchen Kindern, vor allem diejenigen, die das "Sie" bereits von ihren Eltern beigebracht bekommen haben, geht das schneller, bei anderen dauert es länger. Deine Zitate zeigen aber, dass die Kinder bereits erkannt haben, dass es einen Unterschied zwischen der Anrede ihres besten (gleichaltrigen) Freundes und ihrer Lehrerin gibt. Das ist der erste wichtige Schritt und der Rest kommt dann auch von selbst.

  • Mir macht es überhaupt nichts aus, geduzt zu werden. Wir sind mit den Grundschülern mehrere Stunden am Tag zusammen, lernen mit ihnen, trocknen Tränen, kleben Pflaster auf. Die Kinder sagen auch manchmal aus Versehen Mama oder Papa zu einem, das ist ihnen dann schon peinlich. Zeigt aber, dass sie doch ein ziemlich enges Verhältnis zu den GS-Lehrern haben.


    Aber wie gesagt, bei den Viertklässlern thematisiere ich schon, dass das in den weiterführenden Schulen anders ist. Ich fordere das siezen allerdings nicht ein.


    An der Rechtschreibung ändert das nichts.

  • @ alle


    Danke, soweit ich es eben überflogen habe, hat sich die Diskussion größtenteils wieder versachlicht. Auf dieser Basis können wir uns gerne weiter austauschen über den Sinn oder Unsinn dieser Studie.

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  • Dass sachsen-anhaltinische Schüler proportional richtiger schreiben, als sächsische und die wiederum besser als bayerische, am Schluss dann Hamburg... diese Statistik finde ich dann in dem Buch?


    Das weiß ich nicht. Ich habe das Buch nicht geschrieben und nicht gelesen.

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  • ...


    Aber zu behaupten, duzende Schüler würden schlechtere Rechtschreibleistungen bringen halte ich für Quatsch.


    Das sagt die Studie so eigentlich auch gar nicht. Die zugegeben etwas reißerische "Schlagzeile" lautete ja, dass Lehrer, die sich duzen lassen, weniger auf Rechtschreibung achten.


    Das ist natürlich eine Verkürzung, die vor allem Aufsehen erregen soll (was ja auch gelungen ist). :) Ich glaube, ich schrieb schon, dass das zunächst grotesk klingt - zumindest wenn man es eben so formuliert, dass schlechte Rechtschreibleistungen eine Folge des Sich-Duzen-Lassens sind. Der Zusammenhang ist ja ein anderer: Sich-Duzen-Lassen und die Geringschätzung der Rechtschreibung sind beides Folge einer insgesamt eher laxen Einstellung von Lehrern gegenüber dem Lehren und Lernen. Man könnte, je nachdem wie man dazu steht, aber statt "lax" vermutlich auch "frei" oder "offen" einsetzen.


    Genaugenommen sagt die Studie auch gar nicht, dass es unbedingt zu schlechten Rechtschreibleistungen kommt, wenn man sich duzen lässt. Sie spricht nur von weniger Wert legen auf Rechtschreibung. Dazu gibt es dort auch eine Tabelle (im ersten Link, glaube ich). Trotzdem können Schüler dieser Lehrer sicherlich gute Rechtschreibleistungen aufweisen. Das ist kein Widerspruch. Genauso gut haben auch Lehrer, die sich siezen lassen, Schüler, die schlechte Rechtschreibleistungen aufweisen. Und wir alle unterrichten unsere Schüler auf die eher gleiche Art und Weise und trotzdem erreichen sie nicht alle die gleichen Leistungen. Das darf man also nicht so vereinfachen und das tut die Studie ja gar nicht. Das tun wir!


    Allerdings kann man natürlich vermuten, dass tendenziell Schüler von Lehrern, die weniger auf Rechtschreibung achten, die Rechtschreibung im Schnitt auch schlechter erlernen. Eigentlich klingt das doch sogar logisch, oder?

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  • Ich wusste bis zu dieser Studie nicht, dass inzwischen Schüler in Deutschland ihre Lehrer duzen - in manchen Gegenden sogar mit einer "Duz-Rate" von 70% - 90% an den Grundschulen (so wie die Studie ja auch sagt, geht das bei uns in Sachsen-Anhalt gegen Null.)


    In meiner Kindheit haben wir auch die Erzieher gesiezt. Ich finde das als Ausdruck einer gewissen Distanz, die auch sein soll, angemessen.

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  • Hat das was mit alten und neuen Bundesländern zu tun? Hier würde keiner im Traum dran denken, Erzieher im Kindergarten zu siezen!


    Der Respekt ist in einer ersten Klasse weit weniger wichtig als das Vertrauen und die Beziehung zur Lehrerin. Die Kinder kommen aus dem Kindergarten und müssen sich komplett umgewöhnen, das ist ein wahnsinnig großer Einschnitt. Das möchte ich eigentlich nicht unbedingt von der ersten Stunde an Distanz. Im Gegensatz, mir ist es wichtig, dass sich jeder aufgehoben, wertgeschätzt und sicher fühlt. Und da werde ich keinem Erstklässler erzählen, dass er mich siezen soll.


    Ich stimme dir zu, dass es logisch klingt, dass Schüler die Rechtschreibung weniger gut lernen, wenn sie dem Lehrer weniger wichtig ist.
    Aber ich denke nicht, dass das dann auch etwas mit dem Siezen oder Duzen zu tun hat. Ich finde eine gute Rechtschreibung wichtig und achte da auch sehr bald darauf. Ich finde Siezen, gerade im Anfangsunterricht, überhaupt nicht wichtig, und achte da überhaupt nicht drauf.
    Und ich bin mir im Übrigen sicher, dass die Schüler "Respekt haben", aber irgendwie stört mich dieses Wort im Bezug auf Erstklässler. Sie wissen halt, wer das Sagen hat und hören auf mich ;) . Und duzen mich oft noch. Und sie schreiben schon ganz gut.


    Langer Rede kurzer Sinn: Diese Studie scheint mir sehr weit hergeholt.


    Kann es vielleicht auch sein, dass hier wieder einmal Welten aufeinanderprallen? Grundschullehrer werden eine andere Meinung zu der Duzerei haben als Lehrer der Sekundarstufe oder Lehramtsstudenten.

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