Alle Überstunden inkl., wer kennt das auch?

  • mal wieder muss ich über 20 unbezahlte Überstunden machen.
    Schulfestplanung, Erste Hilfe Kurs, Projekttage, Schilf u.s.w.
    Wenn ich die Problematik anspreche, heißt es immer ist alles inklusive.
    Gibt es da keine Grenzen für den Schulleiter? Habe den Eindruck, der kann sich alles erlauben.

    Das sind sonstige Dienstgeschäfte, die sind nicht mehrarbeitsfähig.


    Mehrarbeit ist ausschließlich Unterricht.

  • Man wird natürlich neben dem normalen Deputat für Bereitschaften in den Plan integriert (bei mir momentan 4 Stunden). Mit den ganzen Springstunden ist man dann teils 8-10 Stunden länger da als man Stunden unterrichtet. Werden diese Bereitschaften irgendwie dem Deputat angerechnet oder welche Regelung gibt es bei euch?

    Bei uns gibt es keine unbezahlten Bereitschaften. Jeder Kollege kann in sämtlichen seiner Springstunden herangezogen werden, sofern nicht diverse Gründe dagegen sprechen (zu lange U am Stück, Schwerbehindert etc). Aber auch nicht vor und nach dem eigentlichen Unterricht. Es gibt bezahlte Bereitschaften, die liegen beispielsweise in den 1. Stunden, und die bekommen Kollegen, die zu wenig Unterricht fürs Deputat haben (beispielsweise 24,5 Stunden und Deputat 25,5)

  • Ich bin ja immer für klare Absprachen, aber ein Schulfest muss halt jemand planen, wie willst du das denn minutengenau abrechnen?

    Na ja, wieso muss denn ein Schulfest geplant werden. Oder genauer: Wieso muss es denn ein Schulfest geben? Das ist im Prinzip eine Frage der Prioritätensetzung. Wenn ich als Schulleitung aus Gründern der Außernwirkung, aus pädagogischen Gründen oder wegen der leuchtenden Kinderaugen ein Schulfest möchte, dann muss eben diese Zeit eben an anderer Stelle eingespart werden, so dass andere Zeitfresser wegfallen: Dienstversammlungen oder Projekttage oder oder oder...
    Denn auch wenn Karl-Dieter Recht hat, dass Mehrarbeit im dienstrechtlichen Sinne nur Unterrichtsstunden sind (- d.h. dass nur Unterrichtsstunden als Mehrarbeit abgerechnet werden können), so hat der Schulleiter doch auch eine beamtenrechtliche Fürsorgepflicht. Die besteht u.a. auch darin, darauf zu achten, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit nach Herausrechnen der Ferien die +/- 40 Stunden pro Woche (je nach Bundesland) nicht übersteigt. Wenn blinder Aktionismus wie offenbar an Connis und evtl. Sawes Schule zu einer übermäßigen Belastung führt, ist es an der Zeit für den PR, mal ernsthaft mit dem SL über die einzelnen Veranstaltungen im Detail zu sprechen, und für die GeKo sich über ihre Entscheidungsrechte zu informieren und diese vehement durchzusetzen.

    Ich bin ja immer sehr für eine gerechte Arbeitsanrechnung, aber dass man als Lehrer nicht nur seine 40 Stunden pro Woche arbeitet, weiß man, wenn man den Job anfängt.

    Sorry, aber das ist Unsinn. Ich werde für 40 Stunden bezahlt, das heißt auch, dass ich darauf achte, diese 40 Stunden nicht zu überschreiten. Allerdings im Jahresdurchschnitt, um eben meine "Minderleistung" in den Ferien auszugleichen. So wie du das hier formulierts, klingt das so, als müsste man sich als Lehrer damit abfinden, eben unbezahlte Mehrarbeit zu leisten und das kann wirklich nicht der Normal

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es wie bei TheChris läuft, könnte sich diese Lektüre mal lohnen, kann man mal allen Kollegen zukommen lassen.


    Auch wenn WillG theoretisch Recht hat, scheitert es praktisch ganz oft an dem, was Conni beschreibt: die Kollegen sagen nichts, weil sie meinen, vom SL lieb gehabt werden zu müssen oder weil generell die Vorstellung von Aufopferung dem Kindeswohl zuliebe ein gehegtes und gepflegtes Selbstbild ist. Wobei lange nicht alles, was Schulen so betreiben (Konferenz- und Teamhäufung, Pillapalle am Nachmittag) auch nur im Geringsten dem Kindswohl dient: oft ist es eine tradiert und unhinterfragte Nabelschau, ein Abarbeiten ritueller und ineffizienter Formen der Selbstbildpflege, die keinen echten Nutzen haben, oder kaum. Vieles ginge heute virtuell, vieles ist unnötig, vieles kann entzerrt werden.


    Was kann man also gegen diese mentalen Blockaden tun, die Lehrer oft an der (rechtlich möglichen) eigenen Gestaltung der Arbeitweise hindert?
    Mit Sicherheit ein dickes Brett und ein langsamer Prozess, aber gehen tut es schon - die folgenden Strategien haben Schulen schon erfolgreich angewandt:


    zB, u.a:
    Einer beantragt einen pädagogischen Tag zur Lehrergesundheit auf der GeKo. Und erklärt sich gleich selbst bereit, den mit ein paar anderen zu gestalten. Dazu lädt man dann arbeitnehmerfreundliche Referenten ein, zum Beispiel Menschen aus Verbänden, die gleich mal was zu Obigem vortragen und das mit Rechtsquellen und arbeitspsychologischen Studien hinterlegen können (mal beim lokalen Bezirkspersoalrat nachfragen: Arbeitspsychologen, Arbeitsmedizinischer Dienst, Schule und Gesundheitsexperten, Arbeitsrechtler, usw.). An solchen Tagen kann ein Grundstein für ein Bewusstsein gelegt werden.


    Eine kleine und dann wachsende AG Lehrergesundheit gründen, die sich nicht die Weltrettung, sondern jedes Jahr ein, zwei kleine Projekte vornimmt, wie Arbeit gesünder, effektiver, reduzierter, punktueller, kollegenfreundlicher, freier usw. gestaltet werden kann, die dan abgestimmt werden: Teamgruppen treffen sich nur bei Bedarf, Konferenzen sind auf eine bestimmte Stundenzahl begrenzt, für kleinere Absprachen gibt es keine Konferenzen sondern eine doodle-Umfrage oder ein sonstiges tool, Konferenzhäufigkeit wird nicht nur durchd en SL allein bestimmt (PR), Dienstvereinbarung Transparenz, Dienstvereinbarung Kommunikation, usw.


    Oder: sich zB. bei ungesunden Macht/Kommunikationsstrukturen eine Betriebsverfassung geben (kann PR oder PV gemeinsam vorbereiten), die Kommunikationswege regelt: z.B. um den overflow von emails nach 18.00 einzudämmen, oder Tür&Angelgespräche, auch die Kommunikation auf Gesamtkonferenzen, die Transparenz seitens der SL, usw. Wenn die Kommunikation besser ist, ist auch mehr Raum für Menschen, die nicht nur Abnicken wollen.


    Derlei Strategien gibt es mehr - was es immer braucht, ist eine kleine Gruppe, die mal anfängt. Und nen langen Atem hat.
    Wenn es die nicht gibt, oder man selbst sich das nicht zutraut, ist meiner Erfahrung nach Hopfen und Malz verloren. Dann hilft nur noch die innere oder äußere Emigration, allerdings belässt das wiederum dann den Zustand an sich so schlecht wie er ist.

  • Bei uns gibt es keine unbezahlten Bereitschaften. Jeder Kollege kann in sämtlichen seiner Springstunden herangezogen werden, sofern nicht diverse Gründe dagegen sprechen (zu lange U am Stück, Schwerbehindert etc). Aber auch nicht vor und nach dem eigentlichen Unterricht. Es gibt bezahlte Bereitschaften, die liegen beispielsweise in den 1. Stunden, und die bekommen Kollegen, die zu wenig Unterricht fürs Deputat haben (beispielsweise 24,5 Stunden und Deputat 25,5)

    Das klingt klasse. Bei uns werden wir in den Springstunden vorzugsweise nicht eingesetzt, sind aber gezwungen in der Bereitschaft, die nicht angerechnet wird, im Haus zur Verfügung zu bleiben. Besonders toll ist es an Randstunden, wenn man eigentlich um 12 aus hätte;)

    "If you never try, then you'll never know" - Coldplay

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, aber das ist Unsinn. Ich werde für 40 Stunden bezahlt, das heißt auch, dass ich darauf achte, diese 40 Stunden nicht zu überschreiten. Allerdings im Jahresdurchschnitt, um eben meine "Minderleistung" in den Ferien auszugleichen. So wie du das hier formulierts, klingt das so, als müsste man sich als Lehrer damit abfinden, eben unbezahlte Mehrarbeit zu leisten und das kann wirklich nicht der Normal

    offenbar ein missverständnis.
    ich meinte die 40 stunden im jahresdurchschnitt,
    wie oben beschrieben.


    und ja, ich finde es sehr wichtig, darauf zu achten, dass die arbeitszeit nicht durch dinge wie schulfestvorbereitung oder andere zusatzdinge erhöht wird.
    aber fortbildungen und projekttage fallen nicht darunter, bei projekttagen mit der oben erwähnten einschränkung bei tz-kollegen.

  • und ja, ich finde es sehr wichtig, darauf zu achten, dass die arbeitszeit nicht durch dinge wie schulfestvorbereitung oder andere zusatzdinge erhöht wird.
    aber fortbildungen und projekttage fallen nicht darunter, bei projekttagen mit der oben erwähnten einschränkung bei tz-kollegen.

    Man muss da m.E. genau aufpassen. Selbstredend sind alle Dinge, die ein Lehrer im Kontext "Schule" tut, Arbeitszeit: Unterrichten, Aufsichten, Korrigieren, Planen, Konferieren und eben auch Fortbildungen und Projekttage.


    Der beamten- und berufsrechtliche Komplex "Erstattung von Überstunden" ist davon abzukoppeln, weil er sich nur auf einen begrenzten Bereich der Lehrerarbeit bezieht. Konkret auf Unterrichtsstunden und Vertretungsstunden. Das ist damit gemeint, was weiter oben als "mehrarbeitsfähig" bezeichnet wurde.


    Gleichzeitig ist die allgemeine Arbeitszeit von Beamten 41 Stunden (in NRW, für Beamter jünger als 55 Jahre). Der Dienstherr setzt bei der Einschätzung der Verteilung von Arbeitszeit voraus, dass Beamte im höheren Dienst, die nicht mit Zeiterfassung arbeiten, diese Arbeitszeit in Unterrichtszeit und unterrichtsfreier Arbeitszeit angemessen verteilen. Inklusive natürlich der 30 Tage Erholungsurlaub im Jahr, die auch Beamten zustehen.


    Das bedeutet, dass diese ganzen Tätigkeiten, auch wenn sie nicht als "mehrarbeitsfähig" erstattet werden können, ganz und gar nicht beliebig "inklusive" sind. Manchmal hört man ja sogar Schulleiter von "Sie sind 24 Stunden im Dienst" faseln. Das ist Quatsch. Andererseits ist es offensichtlich im Interesse der Schulleitungen, so viel Arbeitszeit wie möglich aus den Kollegien herauszuholen und die unzureichende Trennung von Arbeitszeit und privater Zeit spielt ihnen dabei in die Hand.


    Die Lösung ist die, die Meike aufzeigt. Aufgaben und Zeitverteilung muss in der Schule offen und konkret verhandelt werden. Vereinbarungen zwischen Schulleitung und Kollegium müssen konkret getroffen und rechtsicher als Konferenzbeschluss protokolliert werden. Es darf keine Projekte ohne Zeitplanung geben. Der Zeitaufwand von pädagogischen Tätigkeiten muss erfasst und dokumentiert werden.


    Die Kollegien müssen natürlich für ihre eigenen Interessen einstehen. Ich persönlich kenne kein Unterrichtscurriculum, in dem nicht Arbeitnehmerrechte historisch und aktuell behandelt würde. Wenn die Kollegien das zwar unterrichten aber für sich selbst nicht durchsetzen können, weil "die SL sie dann nicht mehr lieb hat", dann kann man ihnen aber auch nicht helfen...

  • Wenn die Kollegien das zwar unterrichten aber für sich selbst nicht durchsetzen können, weil "die SL sie dann nicht mehr lieb hat", dann kann man ihnen aber auch nicht helfen...

    Es geht gar nicht mal so sehr darum "nicht mehr lieb gehabt" zu werden. Die Schulleitung sagt Kollegen beispielsweise deutlich, dass man "zu gewerkschaftlich" ist um eine Beförderungsstelle zu bekommen und verhindert dies aktiv.
    Auch landen entsprechende Formulierungen in den Schulleitergutachten um weitere Wege zu verbauen. Wehrt man sich mit Überlastungsanzeige gegen zu große Belastung steht sowas wie
    "setzt sich stets dafür ein, dass die schulischen Pflichten nicht zu Einschränkungen in privater Freizeitgestaltung führen" darin.
    Deshalb bin ich extrem vorsichtig, inwiefern ich meine Rechte auch verteidige. Das System will es leider so, dass man vieles dadurch regelt, dass man sich mal krankschreiben lässt (nicht zu oft, sonst fällt das auf) oder schluderig vorbereitet und korrigiert. Offenes Einstehen für Rechte ist höchst unglücklich in dem System. Wenn nicht gar dumm.

  • Ich denke mal - das läuft nicht an jeder Schule wirklich "gleich", und fühlt sich vor allem nicht gleich an.
    Beispiel "Schulfest" - haben wir idR alle 2 Jahre, und die "Arbeit" haben Klassenleiter, und wieviel Arbeit das dann ist, hängt auch von deren Ideen (weche Aktion die Klasse machen will) ab. Je nach Aktion werden auch schon mal bestimmte Fachlehrer um Unterstützung gebeten (fällt allerdings nicht allzu zeitintensiv aus - geht da oft eher um "Zur-Verfügung-Stellen-für-was-auch-immer", a la "Objekte aus der Biosammlung für die Geisterbahn" oder was nicht noch...).
    Beispiel Projekttage... diese haben wir immer in schöner Regelmäßigkeit in den letzten Tagen vor den Sommerferien. Ja, jeder Lehrer bietet ein (oder mehrere) Projekte an, bei mehreren Angeboten wird das durchgeführt,was die meisten Meldungen bekommen hat. Wieviel Arbeit das nun macht (und ob es überhaupt zustande kommt), hängt da auch wieder vom Projekt - und vielleicht auch vom Lehrer - ab. Allerdings wird Kollegen, deren Projekt mangels Teilnehmern nicht stattfindet, dann schon empfohlen, sich im nächsten Jahr etwas anderes auszudenken...
    AGs kannst du auch nicht alle in die selbe Schublade stecken, es ist eben ein ziemlich bunter Mix, aber zumindest bei uns empfinnde ich nichts davon als "Zwang" oder "übermäßig viel" - mag anderorts natürlich anders sein.
    Vielleicht ist die Frage ja eher "empfinde ich mich da als überladen" oder "denke ich, ich mache die Menge an Dienst, die der Besoldung angemessen ist" - ist es dir wichtiger, ein gutes Gefühl zu haben (und dann vielleicht bei 42 oder auch 45 statt 41 Stunden zu liegen, es aber nicht wirklich zu merken), oder genau die 41 Stunden machen, möglicherweise einen Haufen Papierkram, der dich nervt, und irgendwann besonders schlechte Laune zu bekommen...?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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