Versetzungsketten wg. Lehrermangels

  • Ob das funktioniert hat, weiß ich nicht, zumal das ja irgendwie auch nicht die Lösung sein kann, schon aus moralischen Gründen.

    Jetzt plötzlich fällt bei dir das Wort MORAL!
    Genau darum geht es den meisten, die dir hier geantwortet haben, in ihren Beiträgen.

  • Es fällt mir auch schwer zu glauben, dass solche Versetzungen so ohne weiteres möglich sind.
    Ist denn in BaWü keine Personalvertretung bei Versetzungen in der Mitbestimmung? Die dürfte doch bei so einer Argumentation hoffentlich ihre Zustimmung verweigern und spätestens in einem Stufenverfahren müsste die Versetzung dann gekippt sein?!?
    Gerade die älteren Kollegen, die schon gewissen Erfahrung haben, lassen sich solche Dienstanweisungen doch nicht kampflos gefallen.

  • Dienstliche Belange gehen vor. Ich vermute, dass die Begründung nicht lauten würde: "wir wollen junge Leute in die Stadt locken". Das kann man ja eleganter formulieren...


    Aber im Ernst: ich bin mir nicht sicher, ob die Story stimmt. Da offensichtlich überall Lehrer gesucht werden, gibt es keinen Grund, den einen woanders hinzuschicken. Der "Junglehrer" kann die Stelle auf dem Land ablehnen und kriegt in der Stadt dann auch bloß nix. Dass er stattdessen in ein anderes Bundesland zieht, ist das wahrscheinlich?

  • Der "Junglehrer" kann die Stelle auf dem Land ablehnen und kriegt in der Stadt dann auch bloß nix. Dass er stattdessen in ein anderes Bundesland zieht, ist das wahrscheinlich?

    Nur kurz dazu: Ja, zumindest hier im "Dreiländereck" Hessen, RLP, BaWü ist das gang und Gäbe. Dass BaWü seine Leute nach dem Ref erstmal 6-8 Wochen in die Arbeitslosigkeit schickt, hat bspw. mir in RLP drei meiner liebsten Kollegen beschert :) Die wollten nicht arbeitslos sein, also haben sie das Land gewechselt.
    Andersrum sind ein paar Leute mit "Allerweltsfächern", die mit mir in RLP das Ref absolviert haben und keine Stelle bekamen, jetzt im schwäbischen gelandet.


    Meine Meinung zum eigentlichen Thema: Ich kann's auch keinem verübeln, der damit ein bisschen Druck macht, wenn er entsprechende Fächer hat und gesucht ist. Es ist (ebenfalls: mit bestimmten Fächern) DERMAßEN schwer, die Versetzungsfreigabe zu bekommen, dass im Prinzip nach dem Ref die einzige Chance ist, an einen Wunschort zu kommen, ohne jahrelang in der Luft zu hängen.


    Gruß,
    DpB

    Einmal editiert, zuletzt von DePaelzerBu ()

  • Gut, das wäre halt ein Austausch von gesuchten Fächern der Regionen. Aber es ging ja um die Stadt-Land-Frage: in Ba-Wü wollen schätzungsweise alle nach Freiburg oder Heidelberg. Wenn dort nun nichts frei wäre und der Bewerber lieber in eine Kleinstadt in RLP ginge, als in eine im Schwäbischen, dann wäre das schon seltsam und eher nicht die Mehrheit. Vermute ich zumindest.

  • Dienstliche Belange gehen vor. Ich vermute, dass die Begründung nicht lauten würde: "wir wollen junge Leute in die Stadt locken". Das kann man ja eleganter formulieren...

    In manchen Versetzungen steht: "aus dienstlichen Gründen".


    Zitat von Krabappel

    Aber im Ernst: ich bin mir nicht sicher, ob die Story stimmt.

    Mir scheint das ja auch abenteuerlich, aber die "Story" kommt ja von der Ministerin höchstpersönlich. Weshalb sollte sie das erfinden?

  • Wenn man jetzt mal weg von den Befindlichkeiten der Lehrer weiter zum Thema Beziehungen Lehrer-Schüler, Vertrauen und gewachsene Strukturen denkt, alles Dinge, die immens wichtig für das Lernen sind. Auch das wird ja mal so aufgrund von dieser Unflexibilität zerstört. Au mann.
    "Was geht mich fremdes Elend an?"

  • Ich dachte immer, derlei Kollegengeschiebe gäbe es nur bei uns. Hier wird z.B. laufend abgeordnet. Mal schicken wir einen ein Jahr lang weg, mal haben wir drei Kollegen anderer Schulen im Haus. Gerade für ältere Kollegen ist das eine enorme psychische Belastung. Je schwieriger die Schüler sind, desto schwieriger wird es für alle Beteiligten. Aber Personal wird halt von Sachbearbeitern am PC verwaltet.

  • Als ich mich vor ein paar Jährchen um eine Planstelle bewarb, konnte ich entweder (eine) bestimmte Schule(n) ankreuzen, einen Landkreis oder ganz RLP.
    Uns Bewerbern wurde exakt eine Planstelle angeboten, sollte man denn einen oberen Listenplatz innehaben; lehnte man diese Planstelle ab, wurde man mit viel Glück in 6 Monaten wieder von der ADD kontaktiert. Umgekehrt wurde einem aber auch nur dort eine Stelle angeboten, wo man sein Kreuz gemacht hatte, sofern denn dort eine Stelle zu vergeben war.


    Hat sich dieses Prozedere seitdem geändert? Wie könnten sich sonst Junglehrer ihre Stellen aussuchen? Mir ist das Prinzip aufgrund meiner eigenen Einstellungserfahrung gerade nicht ersichtlich.

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Meine Erfahrungen nach >15 Jahren im Öffentlichen Dienst:
    Es gibt Prozedere, die sehr formalisiert und dadurch sehr starr sind. Das ist das, was du beschreibst, Seven.
    Und dann gibt es Notwendigkeiten, die sich eben so ergeben. Und wenn solche Notwendigkeiten den Geschäftsbereich der Schulämter und Ministerien betreffen, dann wird alles plötzlich sehr flexibel und man findet immer Lösungen:


    Um an der Grundschule unterrichten zu dürfen, muss man zwingend Grundschullehramt studiert haben.
    Oh, wir haben zu wenig Grundschullehrer, um den Unterrichtsbedarf abzudecken? Dann nehmen wir doch einfach Gymnasiallehrer, Realschullehrer, Seiteneinsteiger, interessierte Eltern etc.


    Bei der Stellenvergabe wird jedem Bewerber genau ein Angebot gemacht.
    Oh, wir können den Unterrichtsbedarf in bestimmten Fächern nicht abdecken, weil zu viele Bewerber dieses eine Angebot abgelehnt haben? Vielleicht sollten wir ihnen doch noch ein zweites Angebot machen, das attraktiver ist. Zur Not müssen wir eben jemanden versetzen, der bereits im Dienstverhältnis steht.


    Wie gesagt, ich glaube kaum, dass Junglehrer verstehen, was hinter den Kulissen geschieht. Interessant wäre wirklich, wie viele sich so mit dem Ellenbogen an ihre Wunschschule drängen würden.
    Und auch wenn im Versetzungsbescheid "Dienstliche Gründe" genannt werden, würde ich als PR da genauer nachfragen. Das müsste man mir schon erklären, warum Kollege XY mit seinen vier Aufgaben an der Schule und seinen zwei AGs und seinem schulpflichtigen Kind im gleichen Ort plötzlich so dringend um 100km versetzt werden muss, wenn wir doch eigentlich keinen Lehrerüberschuss haben. Ich gehe davon aus, dass die regionalen PRs das auch nicht so einfach abnicken, ohne mehr Infos zu haben.

  • Mal ne Frage aus reinem Interesse: Ein angestellter Lehrer wäre hiervon aber nicht betroffen, oder?


    Ich lese das hier mit einiger Fassungslosigkeit mit und bin heilfroh, dass ich nicht verbeamtet bin und sich bei uns einfach jeder direkt an der Schule bewirbt, an der er arbeiten will. Das sind ja wirklich unglaubliche Auswüchse und echt traurig, dass sich junge Menschen da so instrumentalisieren lassen. Solche Spässe kenne ich ansonsten nur aus der Industrie, dass man als Gruppenleiter gerne mal "zwangsbefördert" wird um den Stuhl für den nächsten freizugeben. Nur da wissen die Leute von vornherein, worauf sie sich einlassen und werden entsprechend entlohnt für den Psychoterror.


    Natürlich war das für mich auch ein Grund, mich für den Beruf "Lehrer" zu entscheiden. Ich hab weder Lust auf Gehaltsverhandlungen, noch Lust auf eben solche Mist-Spiele. Ich finde es schwer daneben, dass einem da Leute unterstellen, man sei phlegmatisch. Jeder hat eine gewisse Erwartungshaltung an seinen Beruf und regt sich zu recht auf, wenn sich die Spielregeln plötzlich mal so ändern. Die Kollegen, um die es da geht, sind eben unter *anderen* Bedingungen mal eingestellt worden.

  • Mal ne Frage aus reinem Interesse: Ein angestellter Lehrer wäre hiervon aber nicht betroffen, oder?

    Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen: Meine Angestelltenverträge beinhalteten immer die konkrete Schule als Dienstort. Versetzungen sind dann zwar durchaus vom Arbeitsrecht gedeckt, können aber nur aus dringenden Gründen erfolgen. "Ein hoffnungsvoller Junglehrer würde gern an die Schule kommen" dürfte ein Grund sein, der beim Arbeitsgericht eher für Erheiterung sorgt.

    Versetzungen können natürlich auch tarifbeschäftigte Lehrer treffen....(jene können bei 'Weigerung' oder Vorgehen gegen eine Versetzung allerdings viel leichter in Gefahr laufen, gekündigt zu werden)

    Es ist ein besonders unter Beamten weit verbreiteter Irrglaube, dass man einen Angestellten "einfach so" kündigen könnte, wenn man gerade Lust darauf hat. Einen unbefristet angestellten Lehrer wird der Staat keineswegs leichter los als einen Beamten.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ein Kollege mit einer Haltung wie MarPhy würde bei mir in die Kategorie der "Kotz-Kollegen" fallen, die ich nie - egal ob alt oder jung - in meinem Kollegium haben wollte.

    Wenn du in der Pampa unterrichtest, triffst du mich mit Sicherheit nicht;)


    Ich finde es letztenendes verwerflich, dass jetzt der mit gewissen Wünschen oder Träumen der "Böse" ist. Ich geh ja kaum zum zukünftigen Dienstherrn und sag: "Kollege Lisam könnten sie doch nach Pusematuckel versetzen, dann kann ich die Stelle kriegen." Aber ich sag eben auch nicht "Oh, ich habe zwar viele Angebote, aber bitte schicken sie mich irgendwo hin, ich will unbedingt arbeiten, völlig egal wo.".


    Und ich finde es überhaupt nicht erfreulich, wenn indirekt meinetwegen jemand irgendwo hin versetzt wird, wo er nicht hinwill. Aber ich bin mir sicher, dass nach mir noch 10 andere mit dem gleichen Wunsch kommen. Und für die Personaler zählt, das hatte hier jemand richtig gesagt, wohl vermutlich einfach nur, dass der Bedarf gedeckt ist.

  • Wenn du in der Pampa unterrichtest, triffst du mich mit Sicherheit nicht;)

    Außer die Versetzungskette schlägt zu und du musst einem Junglehrer Platz machen

    Bald ist Weihnachten :geschenke:

    Einmal editiert, zuletzt von Milk&Sugar () aus folgendem Grund: Zitat repariert

  • @MarPhy
    Werde erwachsen. Wie man einem altgedienten Kollegen derart die Pest an den Hals wünschen kann...


    Und wenn man dir anbietet in der Stadt zu arbeiten, dann ist das eben nicht das Problem. Aber das wurde schon vorher erläutert, stößt aber wohl auf taube Ohren respektive blinde Augen....

  • Sorry.


    Milk&Sugar hätte hatte das so geschrieben/zitiert, dass "Es sei denn du musst einem Junglehrer Platz machen" von dir gekommen wäre.


    Er hat es nachträglich geändert.

    Sorry, hatte mich beim zitieren geirrt :pfeifen:


    btw. bin eine Sie :)

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