Kann ich mich weigern, einen Jungen zu unterrichten?

  • Mich würde einmal interessieren, ob jemand das einmal geschafft hat und damit durchgekommen ist, sich zu weigern, einen Schüler zu unterrichten. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass das möglich ist, außer man lässt sich krank schreiben, weil man einfach nicht mehr kann.

    Moin,


    ich kann mir schon vorstellen, daß man mit der Weigerung durchkommt, wenn man es richitg anstellt. Genauer: Wenn die Drohungen und auch die Aggressivität dermaßen ausgeprägt ist, daß ich dauernd damit rechnen muß, daß mich ein Schüler mit einem Stuhl erschlagen will, würde ich ggf. Strafanzeige bei der Polizei stellen. Gewiß wird da nichts bei rumkommen, weil Kinder unter 14 ja noch nicht strafmündig sind. Aber aufgrund der Vorgeschichte würde ich dann im Anschluß argumentieren, daß ich den Schüler nicht mehr unterrichtn kann, weil ich seine Leistungen nach der Anzeige und dem zerstörten Vertrauensverhältnis nicht mehr objektiv bewerten kann. ;)


    Was mich aber interessieren würde: Wie geht ihr damit um, wenn sich die Mitschüler durch diesen extrem aggressiven Schüler bedroht fühlen und sich ggf. auch äußerst handgreiflich wehren? Asberger, Autist, was auch immer. Irgendwann werden sie mit dem Benehmen im Leben auf einen treffen, derstärker ist als sie...

  • Letztlich zählt zumindest bei uns Verlässlichkeit der Grundschule...


    Nach Klassenkonferenzen sieht das anders aus... aber wenn Eltern sagen sie holen ihr Kind nicht, müssen wir es beaufsichtigen.


    Doch sind Grundschulen eben doch. ;) Wir haben es mehrfach durch und auch von unser Rechtsstelle checken lassen. Zumindest in HH.

    Hier hat dann schon Polizei oder Feuerwehr das Kind abgeholt, denn es lag ja eine Fremdgefährdung oder Selbstgefährdung vor. Dann bist du auch raus.

  • plattyplus schrieb:


    "Was mich aber interessieren würde: Wie geht ihr damit um, wenn sich die Mitschüler durch diesen extrem aggressiven Schüler bedroht fühlen und sich ggf. auch äußerst handgreiflich wehren? Asberger, Autist, was auch immer. Irgendwann werden sie mit dem Benehmen im Leben auf einen treffen, derstärker ist als sie..."

    Da sagst du was (sorry, das mit dem Zizieren habe ich noch nicht raus, glaube ich). Also in der 4. Klasse hatte ich dann das Vergnügen mit dem aggressiven Autisten. Inzwischen hatten die Jungs schon eine kleine "Polizeitruppe" gegründet, um die Mädchen oder jüngeren Schüler zu schützen. An Gleichstarke traute er sich ja kaum heran. Die Jungs sind, wenn er wieder mit Stühlen um sich geworfen oder in der Pause grundlos ohne Vorwarnung jemanden angegriffen hat, vereint auf ihn losgegangen, haben ihn festgehalten und einen Erwachsenen geholt, was natürlich bis dahin nicht immer nur friedlich war.


    Wir haben oft das Schlagen und aggressives Verhalten thematisiert, aber ich (und meine Kolleginnen auch) habe sie nie für das Eingreifen bestraft. Wenn ich gesagt habe, sie sollen sich raushalten und gleich einen Erwachsenen holen, hatten sie immer gute Gegenargumente. Klar war das nicht immer nur Zivilcourage....


    Was würdest du machen?

  • Hier hat dann schon Polizei oder Feuerwehr das Kind abgeholt, denn es lag ja eine Fremdgefährdung oder Selbstgefährdung vor. Dann bist du auch raus.

    Bei einer Grundschule in unserer Nähe hat auch mal die Polizei einen schüler rausgeholt.

  • Das klingt äußerst problematisch, da das den Jungs im Prinzip vermittelt "Kümmert euch selbst um das Problem, wenn ihr wollt, dass es behoben wird!". Das mag jetzt in der 4. Klasse noch harmlos klingen, aber später nennt sich das dann Selbstjustiz und die nette "Polizeitruppe" landen selbst vor Gericht, obwohl sie nur helfen wollten. In vielen Ländern der Welt besteht kein Vertrauen in die Polizei und das Gesetz wird in die eigenen Hände gelegt (vor allem wenn es um Familienangelegenheiten geht). Ein Rechtsstaat wie der Deutsche es sein sollte, sollte insbesondere bei kleinen Kindern ein anderes Bild hinterlassen.

  • Da sagst du was (sorry, das mit dem Zizieren habe ich noch nicht raus, glaube ich). Also in der 4. Klasse hatte ich dann das Vergnügen mit dem aggressiven Autisten. Inzwischen hatten die Jungs schon eine kleine "Polizeitruppe" gegründet, um die Mädchen oder jüngeren Schüler zu schützen. An Gleichstarke traute er sich ja kaum heran. Die Jungs sind, wenn er wieder mit Stühlen um sich geworfen oder in der Pause grundlos ohne Vorwarnung jemanden angegriffen hat, vereint auf ihn losgegangen, haben ihn festgehalten und einen Erwachsenen geholt, was natürlich bis dahin nicht immer nur friedlich war.
    Wir haben oft das Schlagen und aggressives Verhalten thematisiert, aber ich (und meine Kolleginnen auch) habe sie nie für das Eingreifen bestraft. Wenn ich gesagt habe, sie sollen sich raushalten und gleich einen Erwachsenen holen, hatten sie immer gute Gegenargumente. Klar war das nicht immer nur Zivilcourage....


    Was würdest du machen?

    Das zu tolerieren halte ich auch für äußerst schwierig und kritisieren für zu wenig - auch wenn das Eingreifen aus Sicht der Schüler ja verständlich ist. Aber da ist die Schule in der Verantwortung, also die Erwachsenen, das kann und sollte man ja nicht an die Kinder abgeben. Der Junge dürfte bei diesem Verhalten gar nicht in die Pause gehen und möglichst gar nicht die Möglichkeit bekommen, eine andere Person zu schädigen. Hier kann ich aber nur wieder Kritik an der Schulleitung üben, die ist nämlich dafür verantwortlich, dass da alle geschützt werden - auch das Kind selbst. Ich kann da nur den Kopf schütteln, warum die Schulleitung da nicht massiver vorgeht, über solche Sachen rege ich mich leider auf. Ist auch nicht gut für das Bild nach außen... :uebel: Ich würde meinen Lehrkräften und SchülerInnen so etwas nicht zumuten und "ziemlich garstig" nach allen Seiten werden.

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • @ plattyplus
    Deine Antwort klingt logisch, ist aber jetzt in der Grundschule nur teilweise ausprobierbar, weil ja nicht überall die Noten eine große Rolle spielen. ;)


    Was mich aber interessieren würde: Wie geht ihr damit um, wenn sich die Mitschüler durch diesen extrem aggressiven Schüler bedroht fühlen und sich ggf. auch äußerst handgreiflich wehren? Asberger, Autist, was auch immer. Irgendwann werden sie mit dem Benehmen im Leben auf einen treffen, derstärker ist als sie...

    Ich selbst hatte bisher eher solche Schüler und die in fast jeder Klasse, die ich als Klassenlehrerin hatte, die zu ihrem auffälligem Verhalten eine geringe Frustrationstoleranz an den Tag legten. Das bekommen in der Regel die anderen Schüler immer heraus und es entwickelt sich so eine Art "Rachedynamik".
    Die Denkweise geht dann so:
    Du hast uns etwas getan, also wehren wir uns prophylaktisch oder im Nachschlag gegen dich, indem wir dich zur Weißglut bringen und du dann der Böse bist und entsprechend "stellvertretend" für deine anderen Verhaltensweisen, die uns stören, bestraft wirst.


    Als ich mit dem Beruf angefangen habe, habe ich diese Dynamik erst nicht durchschaut. Ich kann sagen, dass es fast immer (wenn Jungs beteiligt sind) so abläuft. Vorausgesetzt, der auffällige Schüler hat eine geringe Frustrationstoleranz, was er meistens hat.


    Ich versuche dann, wenn dem so ist, diese Dynamik zu durchbrechen, was schwierig ist, weil der betroffene Schüler ja wirklich bei jedem Piep schon reagiert. Da sind dann in der Gesprächsarbeit mit den Kindern beide Seiten gefordert. Dem extremen Schüler versuche ich eine andere Bewertung von Situationen zu vermitteln und Verhaltensregeln mit ihm abzusprechen, was er in dieser Situation tun kann. Die anderen erhalten den einfachen Auftrag, möglichst keine provokanten Situationen herbeizuführen. Da gibt es natürlich Schüler dabei, die das aber immer wieder reizt. Mit der Zeit wird es besser, aber es bleibt immer ein Problem. Kaum hat man aufgeschnauft und denkt, jetzt ist Ruhe, muss man wieder intervenieren. Der Vorteil ist, dass zumindest schwierige Grundschüler, wie ich sie bisher hatte, das Gefühl bekommen, dass die Lehrerin ihnen helfen will und sie dann eher bereit sind, an ihrem Verhalten zu arbeiten. Wie gesagt, einschränkend zu sagen für die, die ich bisher als Klassenlehrerin hatte. Wenn ich als Fachlehrerin 1-2 Stunden in der Woche irgendwo bin, funktioniert das nicht. Ebenso hatte ich bisher noch keinen Fall wie ihn lamaison schildert, wo im Prinzip gar nichts hilft bis auf eine Schulbegleitung.


    Um nochmals auf das "sich Wehren" zurückzukommen. Das gibt es ja immer wieder.
    Standardspruch vieler Grundschüler, auch bei der Pausenaufsicht: "Der hat mich angegriffen, also habe ich mich gewehrt." Oder: "Der hat mich schon im Kindergarten geärgert, deswegen kann ich ihn schlagen." Na ja, dann versuche ich zu klären, was gelaufen ist und bewerte die Situation. Je nachdem gibt es Konsequenzen oder nur ein Gespräch oder ich schicke sie zum Sozialarbeiter.
    Mein Standardspruch zu den Kindern: "Wir sind hier in der Grundschule. Da gibt es Erwachsene, die dir bei Konflikten helfen. Wenn du es nicht schaffst, den Konflikt vernünftig zu lösen, dann hole dir Hilfe von Erwachsenen. Dazu sind wir da."


    Das Wehren in der Gruppe - alle gegen einen - würde ich auf keinen Fall unterstützen. Wir hatten vor ein paar Jahren einmal einen Fall, wo eine Kindergruppe auf ein am Boden liegendes Kind eingetreten hat, wie man das so in Filmen sieht. Da gab's aber eine ganz gewaltige Aufarbeitung.

  • Mein Standardspruch zu den Kindern: "Wir sind hier in der Grundschule. Da gibt es Erwachsene, die dir bei Konflikten helfen. Wenn du es nicht schaffst, den Konflikt vernünftig zu lösen, dann hole dir Hilfe von Erwachsenen. Dazu sind wir da."

    Den Spruch finde ich aber nur bei manchen Kindern langfristig sinnvoll und effektiv. Es gibt auch Kinder, die dich wegen jeder noch so kleinen Belanglosigkeit rufen, und da bist du eher froh, wenn die Kinder das dann doch einmal unter sich klären können. Natürlich beziehe ich mich da eher auf Kleinkram a la "Der hat mir den Ball geklaut!" und nicht schwerwiegende psychische oder physische Grenzüberschreitungen, bei denen auf jeden Fall ein Erwachsener hinzugezogen werden sollte.

  • Deine Antwort klingt logisch, ist aber jetzt in der Grundschule nur teilweise ausprobierbar, weil ja nicht überall die Noten eine große Rolle spielen.

    Du bist doch in einer Grundschule in Bayern? Zählen da die Noten nicht, wenn es darum geht auf welche weiterführende Schule das Kind gehen darf? Ich dachte in Bayern geht es wirklich nach Zehntelnoten, ob Haupt-, Realschule oder Gymnasium dem Grundschüler offen stehen.

  • Es gibt auch Kinder, die dich wegen jeder noch so kleinen Belanglosigkeit rufen, und da bist du eher froh, wenn die Kinder das dann doch einmal unter sich klären können.

    Stimmt. Natürlich müssen sie erst versuchen, ihren Konflikt friedlich! zu klären. Wenn das eben nicht geht, (ich schrieb : wenn du es nicht schaffst...) dann sollten schon Lehrer ihnen bei der Konfliktklärung helfen, denn nur so lernen sie ein gutes Konfliktverhalten. :)

  • Du bist doch in einer Grundschule in Bayern? Zählen da die Noten nicht, wenn es darum geht auf welche weiterführende Schule das Kind gehen darf? Ich dachte in Bayern geht es wirklich nach Zehntelnoten, ob Haupt-, Realschule oder Gymnasium dem Grundschüler offen stehen.

    Ja, die zählen im 4. Schuljahr für den Übertritt. Ich hatte meine Antwort eher allgemein gesehen, z.B. zählen in vielen Bundesländern die Noten der Grundschule eben nicht für den Übertritt oder es werden bis Klasse 2 keine Noten gemacht. Diesen Druck könnte ich jetzt nur im 4. Schuljahr bis April/Mai aufbauen, vielleicht noch im 3. Schuljahr.


    Deine Idee ist auf jeden Fall kreativ. Vielleicht funktioniert sie auch. ;)
    Weißt du von jemandem, der das schon einmal so durchgezogen hat?

  • Schüler abholen lassen, ist ja auch nur eine Option solange die Eltern mitspielen. Wir haben es nicht selten, dass Eltern einfach sagen, sie können nicht. Oder auch sie wollen nicht. Ein Vater sagte mal, dass ein Pädagoge doch wohl in der Lage sein sollte, mit seinem Sohn umzugehen. (der hatte zuvor in einen Schrank gepinkelt, 1. Klasse)

    Das nächste Mal einen Arzt anrufen und diesem wiederum verklickern, was los ist. Kann dazu führen, dass die Eltern ne Rechnung kriegen. Hat bei uns gewirkt. Mussten wir kein zweites Mal machen bei einem ähnlichen Verhalten.

  • @ zweisam: Er durfte dann wirklich nicht mehr allein in die Pause. Nur mit Lernbegleitung oder mit Aufsicht im Klassenzimmer bleiben. Brauchte aber immer jemanden, der nur dafür abgestellt war. Wir haben wahrscheinlich zu lange gebraucht, um diese Maßnahme zu ergreifen. Beim nächsten ähnlichen Fall werden wir bestimmt schneller reagieren. Im Nachhinein kann man froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Pausenaufsicht war ja immer da, aber das hat allein nicht gereicht. Das haben wir so schnell nicht realisiert, v.a. weil wir nur zu viert sind und wir haben täglich 5 Aufsichten (2mal Pause, 3mal Bus). Jeder hat sowieso so 100-120min. Aufsicht pro Woche.


    Aber er griff auch Kinder während des Unterrichts an. Einfach so. So schnell konnte man gar nicht reagieren, auch wenn man im selben Raum war. Manchmal waren die Kinder schneller und schon auf Habachtstellung.


    Beispiel: Schüler geht zum Papierkorb und reißt völlig friedlicher Schülerin ein Büschel Haare aus. Oder Schüler steht einfach ohne Grund auf, hebt den Erwachsenenstuhl der Lernbegleitung ( die ja nur 2 Stunden am Tag da war) hoch, um ihn auf Schüler zu werfen. Da er das durchaus schon getan hat, haben die umsitzenden Schüler ihn schnell festgehalten. Inklusion heißt das. Gezeigt werden aber meistens nur Kinder, die im Rollstuhl sitzen.

    2 Mal editiert, zuletzt von lamaison ()

  • Deine Idee ist auf jeden Fall kreativ. Vielleicht funktioniert sie auch.
    Weißt du von jemandem, der das schon einmal so durchgezogen hat?

    Als ich Referendar war, hat mein damaliger Abteilungsleiter das durchgezogen. Er hat dann aber auch gleich auf dem Dienstweg (also über den Tisch des Schulleiters) die Bezirksregierung (die ist ja für Berufsschulen zuständig, bei Grundschulen das Schulamt) informiert, daß er sich aufgrund der Vorfälle nicht im Stande sieht den Schüler objektiv zu prüfen. War quasi die gleiche Meldung (nur diesmal mit anderem Hintergrund), die erfolgen müßte, sollte es zu einer Liebesbeziehung zwischen Lehrenden und Lernenden kommen.


    Ergebnis war, daß der Schüler an ein anderes Berufskolleg wechseln mußte, um den Betriebsfrieden innerhalb der Abteilung am BK zu wahren. Wäre ja ein Unding gewesen, wenn die Kollegen dann gegen den eigenen Abteilungsleiter (der dann auch noch Prüfungsausschußvorsitzender ist) agieren müßten.


    Ach ja: Bevor jetzt jemand nölt von wegen Lehrer-Schüler-Beziehung und Schutzbefohlene. Das wäre bei uns am BK ja durchaus möglich. Meine älteste "Schülerin" war 53. Sie hätte vom Alter her locker meine Mutter sein können.

  • oh man
    ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und aufhören soll zu schreiben. ich muss nochmal ganz in ruhe alle eure beiträge lesen und einzeln drauf eingehen.....
    vielen dank erstmal für alle antworten, die ihr bisher gegeben habt!


    morgen kommt die mutter mit familienhelferin.....
    heute hab ich ihn wieder abholen lassen. ich zitiere: du spasti. halt die fresse. du nervst mich. ich werd von dir voll aggro. lass mich endlich in ruhe. du bist zu dumm zum schlagen. - er ist heute 10-15 minuten den weg klasse-nebenraum-flur-klasse-nebenraum- flur usw gelaufen, hat dabei die türen doll zugeworfen, gegen ne andere tür gebollert... dann lief er 10minuten durch die klasse mit "bla bla bla bla bla bla" und "wann werd ich abgeholt wann werd ich abgeholt wann werd ich abgeholt wann werd ich abgeholt"
    sie sprach von kurzbeschulung, das werd ich anleiern.
    dann werd ich die sachbearbeiterin beim jugendamt kontaktieren und um ein dringendes gespräch bitten sowie zur klassenkonferenz bzgl. der kurzbeschulung einladen.
    bis die assistenz bewilligt wird und auftaucht, können noch zwei bis drei monate vergehen... bis dahin, das werde ich der mutter morgen sagen, werde ich ihn abholen lassen. jeden tag, wenn es sein muss.
    ich kann das nicht mehr lange. ich bin lehrerin. und keine psychologin. ich erziehe in gewissem maße. aber nicht so jemanden. ich vermittle wissen.

    Wenn das Leben einfach wäre, wäre es ja langweilig!
    Oder nicht?

  • Oh je, liebe Zauberwürfel...


    Wenn ich das lese, finde ich es erschreckend. Keine geeignete Sonderschule auch nur ansatzweise in der Nähe? Dieses Kind braucht wirkich eine völlig andere Betreuung, Behandlung und dann Beschulung, derzeit leidest du und die Mitschüler unter einem Kind, das zwar vermutlich nichts dafür kann, aber da ist Ursachenforschung und dann - wenn möglich - -beseitigung angesagt.


    Hast du denn irgendeine Idee, wo das herrühren kann? Mir klingt es nicht nach antiautoritärer, sondern gar keiner Erziehung/Ignoranz, oder auf-Durchzug-Schalten aus lauter Frust (weil schlicht überfordert/unfähig/desinteressiert).


    Mach deiner SL (und notfalls der Vertretung) mal ordentlich Feuer unterm Hintern, notfalls auf ganz ofiziellem Wege, wenn sich sonst nichts bewegt - es kann einfach nicht angehen, wie du und die Mitschüler unter dieser Situation leiden. Da hat niemand was davon, nicht mal dein kleiner Problemschüler.


    Nicht unterkriegen lassen, okay?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • sie sprach von kurzbeschulung, das werd ich anleiern

    Also für mich klingt ds eher so, als brauche das Kind keine Kurzbeschulung sondern eher genau das Gegenteil, ggf. auch räumlich weit weg von den Eltern.


    Und ja, ob diese Situation für dich tragbar ist, mußt du selber entscheiden. Aber für die Mitschüler ist es nicht tragbar, es zeigt nämlich das Frechheit sieht und man bei uns mit allem durchkommt, weil es ja sowieso nicht sanktioniert wird.


    Gibt es bei Euch in Niedersachsen sowas wie Bezirksdienstbeamte bei der Polizei? Bei uns heißen die verächtlich immer "Ortssheriff" und führen an den Grundschulen u.a. den Fahrradunterricht (ein Tag alle 6 Monate) durch. Für den Asperger-Aspiranten wäre es zwar ein Schock, aber wie gesagt, ich denke da eher an die anderen Kinder. Jedenfalls habe ich es selber als Schüler mal erlebt, wie besagter Polizist dann in der Grundschule auftauchte. Ein Satz zu einem Mitschüler reichte: "Du kommst morgen mit deinem Vater um 9 Uhr auf die Wache. Da klären wir das dann!"


    Das hat zumindest auf mich als Mitschüler damals den Eindruck hinterlassen, daß der Staat sich doch noch durchsetzen kann. :staun:

  • ich glaube, bei ihm stimmt von geburt an irgendwas nicht, aber eben dann kommt eine erziehung hinzu, die, wie du schon sagtest, eher von überforderung, frust etc. geprägt ist und wo alles getan wird, damit er einfach nur ruhe gibt


    ich werde ihm morgen meinen plan unterbreiten, die klassenkonferenz zur kurzbeschulung muss er eh leiten, von daher....


    ja, er muss erstmal klinisch betreut werden, denn die beschulung tritt bei solch massiven problemen wirklich in den hintergrund. das sehe ich genauso. aber es passiert ja nichts in die richtung.


    wie gesagt, ich halte mich für ne gestanden lehrkraft, die viel aushalten kann, stress und alles..... aber so langsam geht es an die substanz. und das nach drei wochen schule, nachdem gerade sechs wochen sommerferien waren!!!

    Wenn das Leben einfach wäre, wäre es ja langweilig!
    Oder nicht?

  • heute hab ich ihn wieder abholen lassen. ich zitiere: du spasti. halt die fresse. du nervst mich. ich werd von dir voll aggro. lass mich endlich in ruhe. du bist zu dumm zum schlagen. - er ist heute 10-15 minuten den weg klasse-nebenraum-flur-klasse-nebenraum- flur usw gelaufen, hat dabei die türen doll zugeworfen, gegen ne andere tür gebollert... dann lief er 10minuten durch die klasse mit "bla bla bla bla bla bla" und "wann werd ich abgeholt wann werd ich abgeholt wann werd ich abgeholt wann werd ich abgeholt"

    Eine Schülerin mit ähnlichem Verhalten hatte ich auch schon - jedoch in einer 7.Klasse. Die hatte nicht nur die Türen zugeworfen, sondern alle Tische im Vorbeigehen abgeräumt, Fenster aufgerissen, ihre Beleidigungen in die Welt geschrien. Als Lehrer hatte ich das zu handeln. Es gab ruhige und heftige Tage.
    Als sie in den Ferien auf einer Freizeit war, hatte sie wohl etwas zu viel Alkohol abbekommen und musste ins Krankenhaus. Als sie dort ähnlich reagierte, überwies der Arzt sie in die Psychiatrische Abteilung. Sie blieb dort - vermutlich ist sie noch immer in einer Einrichtung.


    Im Augenblick mag dir meine Geschichte nur soweit helfen: Du musst unbedingt den Schulpsychiatrischen Dienst hinzuziehen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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