Liebes Forum,
zurzeit sitze ich an einer Hauptseminarshausarbeit in einem meiner Studienfächer (Germanistik) im Bereich Linguistik. Das Thema des Kurses beinhaltete den Sprachwandel des Deutschen. Daher habe ich mich als Hausarbeitsthema für den Anredewandel entschieden, den ich sehr interessant finde. Anredewandel beinhaltet die Art und Weise, wie man sich im Wandel der Zeit gegenseitig anredet, z.B. im Mittelalter noch ausschließlich mit du oder ir (ihr), ab dem Neuhochdeutschen dann mit unserem heutigen bekannten System "du-Sie".
Über die reine geschichtliche Seite habe ich mich mittlerweile ziemlich gut eingelesen und wollte so eigentlich meine Hausarbeit gestalten, sprich ein reiner informativer Abriss bezüglich der Diachronie vom Althochdeutschen bis heute.
Nun war ich allerdings in einer Besprechung mit meiner Dozentin, um ihr dieses Thema so vorzustellen und prinzipiell findet sie das Thema auch in Ordnung, aber sie ist scheinbar so eine Liebhaberin von empirischen Studien, das merkte man auch in ihrer eigenen Promotionsarbeit.
Sie empfahl mir also, dass sie nicht einfach nur eine reine historische Analyse des Anredewandels haben möchte, wie ich das eigentlich geplant hatte, sondern es sollen da jetzt noch empirische Daten mit reinspielen. Als Anstöße empfahl sie mir entweder das Ganze anhand von Dramentexten zu vergleichen (sprich: verschiedene Dramen aus verschiedenen Epochen und daran dann die Art und Weise der Anrede herauszuarbeiten), oder z.B. Tatort-Filme der letzten 30, 40 Jahre miteinander vergleichen.
Gefühlsmäßig tendiere ich, wenn überhaupt, eher zu den Dramen, denn ich weiß zudem überhaupt nicht, wo ich jetzt auf die Schnelle Tatort-Sendungen der letzten 20, 30 Jahre herholen soll und bezweifle auch, dass sich darin so ein eklatanter Anredewandel zu heute feststellen lassen würde.
Nun würde ich also gerne den Weg über die Dramen gehen. Meine Dozentin meinte, diese Dramen müssten natürlich alle von der Thematik her ähnlich und vergleichbar sein, um so einen Wandel der Anrede miteinander vergleichen zu können.
Ich sitze jetzt ehrlich gesagt etwas ratlos herum und zerbreche mir den Kopf, welche Dramen ich dafür am besten nehmen könnte.
Für das Mittelhochdeutsche fände ich Parzival von Wolfram von Eschenbach ganz gut, da dieses Werk in meiner bisherigen Hintergrundlektüre schon oft für das Mittelhochdeutsche erwähnt wurde und man dort an mehreren Stellen den gezielten, absichtlichen Wechsel zwischen "du" und "ir" sehen kann.
Aber das ist bislang auch das einzige, was mir in den Sinn kommt. Insbesondere gegenwärtige bzw. 20. Jahrhundert-Dramen oder auch 17./18.Jahrhundert-Dramen, die dann auch von der Thematik her ähnlich sein sollen, fallen mir momentan nicht ein. Natürlich ist Parzival, wie auch alle anderen Artusromane von der Thematik her etwas ganz anderes, wie jetzt beispielsweise Emilia Galotti (was mir ebenfalls noch eingefallen wäre für die Epoche der Aufklärung), oder dann die Dreigroschenoper für's 20. Jahrhundert.
Bin mir ziemlich unsicher, ob man diese genannten Werke so überhaupt im Bezug auf Anredewandel vergleichen kann.
Hättet ihr da eventuell ein paar Vorschläge, insbesondere die Germanisten unter euch? Weil die Tatort-Schiene finde ich jetzt persönlich nicht so ganz ertragreich...
Vielen Dank