Stundentafel des G9 in Bayern

  • Was haltet Ihr von der Stundentafel des "neuen Gymnasiums" in Bayern (G9)?


    Grund- und Leistungskurse gibt es nicht, MNINT-Fächer einen enormen Stundenzuwachs erhalten - auf Kosten von Geographie und Wirtschaft.


    Meiner Meinung nach hat das nicht mehr viele mit einem "allgemeinbildenden" Gymnasium zu tun.


    Wie ist Eure Meinung dazu?

  • Moin,
    also ich finde die Stunden in den MINT-Fächern ganz ok. Evtl. weniger Bioogie und dafür schon in der Klasse 10 Informatik oder so, aber das sind Details. Allerdings sollten Wirtschaft, Geographie usw. mehr Stunden bekommen. Dafür würde ich die 3. Fremdsprache ab Klasse 8 ersatzlos streichen. :teufel:
    Zudem frage ich mich, was so Fächer wie "berufliche Orientierung" sollen? Könnte man das nicht irgendwie in Wirtschaft mit integrieren und mit dem Fach dafür schon früher anfangen?

  • Das ist die Stundentafel für den sprachlichen Zweig, im häufigeren naturwissenschaftlich-technologischen Zweig gibt es Chemie in 8-11, Informatik in 9-11, Bio nur 8-10, davor Naturundtechnik, aber dafür keine dritte Fremdsprache.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Du meinst, damit es nicht so wird wie in NRW im aktuellen G8? Die Stundenanzahl für die Gesellschaftswissenschaften ist nämlich genau gleich...
    In NRW haben Geschichte, Erdkunde und Politik zusammen 18 Stunden in der SI, das entspricht 6 Stunden pro Fach für 5 Schuljahre, also grob gesagt, jedes zweite Jahr fällt aus, nicht dass das nachher so endet wie bei Oberstufenschülern aus NRW: "Wer wählt in Deutschland den Bundeskanzler?" - "...das Volk?"


    Der Punkt ist doch einfach: Wo willst du sparen?

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist die Stundentafel für den sprachlichen Zweig, im häufigeren naturwissenschaftlich-technologischen Zweig gibt es Chemie in 8-11, Informatik in 9-11, Bio nur 8-10, davor Naturundtechnik, aber dafür keine dritte Fremdsprache.

    Achso, das gab es zu meiner Zeit noch nicht. Da gab es in der 8. Klasse 4 Stunden Chemie statt 3. Fremdsprache. Danach nur noch 2.

  • Der Punkt ist doch einfach: Wo willst du sparen?

    Mmh,


    also ich würde mal denken:

    • Deutsch, Mathe, Englisch durchgehend mindestens vierstündig
    • Religion einstündig
    • Informatik schon ab Klasse 8
    • Wirtschaft schon ab Klasse 8 (oder 7?)
    • Geographie durchgehend ab Klasse 5
    • "Natur und Technik" auflösen und schon ab Klasse 5 getrennt unterrichten
    • weg mit der 3. Fremdsprache

    Oder, um es mal auf den Punkt zu bringen, auch für ein sprachliches Gymnasium: Mir sind Schüler lieber, die Englisch so gut können, daß es für einen Toefl-Test reicht, um auch im Ausland studieren oder gar auswandern zu können, als hier und da noch weitere Sprachen ansatzweise zu erlernen, auf das es so gerade eben für den Urlaubs-Small-Talk reicht. Außerdem sind 3 Stunden Mathematik irgendwie verdammt wenig.


    Tja, am Ende denken die Schüler noch, daß die USA irgendwo in Kalifornien in den Hollywood-Hills liegen müssen und Trump ist Schauspieler, eingestellt bei 20th Century Fox, schließlich liebt er doch die Fox-News. :sterne:

  • Ich finde Gesellschaftswissenschaften so extrem zu streichen (für MINT-Fächer) ist so nicht hinnehmbar. MINT-Fächer sind enorm wichtig und werden es in Zukunft vielleicht immer mehr, deshalb aber Wirtschaft/Geo/Musik so zu kürzen, halte ich für den falschen Ansatz. Ich hätte mir wieder Grund-/Leistungskurse gewünscht.


    @plattyplus dem habe ich nichts hinzuzufügen!

    • Deutsch, Mathe, Englisch durchgehend mindestens vierstündig +7 Stunden
    • Religion einstündig - 6 Stunden
    • Informatik schon ab Klasse 8 +6 Stunden
    • Wirtschaft schon ab Klasse 8 (oder 7?) +4 Stunden
    • Geographie durchgehend ab Klasse 5 +10 Stunden
    • "Natur und Technik" auflösen und schon ab Klasse 5 getrennt unterrichten kostenneutral (eher nicht)
    • weg mit der 3. Fremdsprache -11 Stunden

    Damit hast du in den Sek I Bereich (mindestens) 10 Stunden mehr reingepackt und das sprachliche Profil des Gymnasiums gekillt, das ist nämlich in der neuen Stundentafel überhaupt nicht mehr sichtbar (und wäre so auch in NRW nicht umsetzbar, weil die 3. Fremdsprache "übersetzt" der WPF II Bereich ist). Und mal interessehalber: Glaubst du wirklich, dass die Schüler durch 3 Stunden mehr Englisch verteilt auf 3 Jahre so viel besser wären?


    Das ist nicht als Kritik gemeint, aber du wirst vermutlich bei jeder Stundentafel ein Fach finden, dass sich benachteiligt fühlt und gute Gründe dafür hat, warum es mehr Stunden in der Stundentafel bräuchte. Ich hätte vermutlich für 5 Stunden Sport mehr in der Woche (jeweils in der 1. Stunde) bessere Argumente, als für 5 Stunden mehr Mathe oder Geschichte...xD

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  • Damit hast du in den Sek I Bereich (mindestens) 10 Stunden mehr reingepackt

    Die müßten wir dann dadurch killen, daß wir manche Fächer nur einstündig laufen lassen in einzelnen Jahrgangsstufen. Da wird ja immer mit mindestens zwei Stunden gerechnet.
    Und ja, das sprachliche Profil hätte ich dann gekillt, aber für das humanistische Gymnasium, das damit ja auch abgedeckt werden soll (siehe Überschrift des oben eingefügten Bildes), würde es wesentlich besser passen.

  • Ähm, nein definitiv nicht. Hier mal die Stundentafel eines "humanistischen" altsprachlichen preußischen Gymnasiums aus dem 19. Jahrhundert (in neusprachlichen oder mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasien war die Verteilung entsprechend verändert):


    Fach Sexta Quinta Quarta Tertia Sekunda Prima
    Latein 10 10 10 10 10 8
    Griechisch 0 0 6 6 6 6
    Deutsch 4 4 2 2 2 2
    Französisch 0 0 0 2 2 2
    Religion 2 2 2 2 2 2
    Mathematik 0 0 3 3 4 4
    Rechnen 4 4 0 0 0 0
    Naturbeschreibung 2 2 2 2 0 0
    Physik 0 0 0 0 1 2
    Phil. Propädeutik 0 0 0 0 0 2
    Geschichte/Geographie 3 3 2 3 3 2
    Zeichnen 2 2 2 0 0 0
    Schönschreiben 3 3 1 0 0 0
    Gesang 2 2 2 2 0 0
    Wochenstundenzahl 32 32 32 32 30 30


    Die Zahlen sind pro Schuljahr angegeben, in der Tertia, Sekunda und Prima blieb die Verteilung also über 2 Schuljahre konstant. In Sekunda und Prima konnte wahlweise Hebräisch zusätzlich zweistündig belegt werden, falls beabsichtigt wurde Theologie zu studieren (damit wäre man dann durch die gesamte Schullaufbahn bei 32 Wochenstunden, 5x6 Stunden montags bis freitags und alle zwei Wochen 4 Stunden am Samstag).

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  • also ich würde mal denken:



    Deutsch, Mathe, Englisch durchgehend mindestens vierstündig

    Warum? Ich finde gerade Deutsch reicht auch 9 Jahre lang dreistündig und ich würde das auch bei Mathe ganz stark befürworten. Bei Leuten, die Mathe einfach kacke finden, erreichst Du mit der einen Stunde mehr pro Woche genau ... nichts. Ich fände es toll, wenn am Ende mal alle wirklich sicher Dreisatz- und Prozentrechnen könnten und in der Lage wären, wenigstens ansatzweise Statistiken richtig zu interpretieren. Ich meine, einfach nur eine Ahnung zu haben, ob eine Stichprobe groß genug war und ob festgestellte Unterschiede nun signifikant sind oder nicht. Wann man mit einem arithmetischen Mittel rechnen kann und wann der Median sinnvoller ist. Da kann man schon mal die ketzerische Frage stellen, ob es so wahnsinnig wichtig ist gelernt zu haben, was die Stammfunktion von sin x ist - vor allem für die, die sich für ein sprachliches Profil entscheiden.

  • Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Dreisatz- und Prozentrechnung sind Themen der Sek I, Stammfunktionen ist ein Thema der Sek II. Das Kürzen des einen Themas würde folglich nicht automatisch dazu führen, dass das andere Thema ausführlicher behandelt werden würde, da unterschiedliche Jahrgangsstufen.


    Zu den von dir genannten stochastischen Themen: In den Bildungsstandards stehen sie drin; es hat wohl vielmehr mit einer Präferenz der Lehrer zu tun, die diese Themen im Mathematikunterricht eher stiefmütterlich behandeln. Liegt vlt. auch daran, dass es das Inhaltsfeld "Daten und Zufall" noch nicht so lange gibt und früher Stochastik weitestgehend im Sek II-Bereich verortet wurde (jetzt in allen Schulformen und allen Jahrgangsstufen).

  • Das Kürzen des einen Themas würde folglich nicht automatisch dazu führen, dass das andere Thema ausführlicher behandelt werden würde, da unterschiedliche Jahrgangsstufen.

    Ja, wenn man nicht gleichzeitig den Lehrplan ändert, den ich in vielen Punkten für ebenso unsinnig halte.



    In den Bildungsstandards stehen sie drin; es hat wohl vielmehr mit einer Präferenz der Lehrer zu tun, die diese Themen im Mathematikunterricht eher stiefmütterlich behandeln.

    Nein, es hat was mit mangelnder Zeit für wirklich wichtige Themen und auch mangelnder Fokussierung auf diese zu tun. Darüber könnten wir diskutieren, würdest Du selbst unterrichten. Tust Du aber nicht. Deine Anmerkungen sind - wie immer - nur theoretischer Natur.

  • Wer sagt denn überhaupt, was "wirklich wichtige Themen" (T.S.) sind? Zumindest gemäß den Bildungsstandards sind alle Inhaltsfelder gleichwertig und es gibt auch keine Angaben dazu, welchen Anteil diese im Unterricht ausmachen sollten - das liegt in der Freiheit des Lehrers. Die Vorherrschaft von Algebra und Geometrie in der Sek I (in der Primarstufe wird ja sogar Geometrie in der Praxis häufig vernachlässigt) gegenüber stochastischen Themen ist da eher nicht systembedingt, sondern liegt an den Präferenzen der Lehrer - und vlt. Aspekten wie unzureichende Erfahrungen im Unterrichten von stochastischen Themen (siehe letzter Beitrag) bzw. geringe Berücksichtigung dieser Themen in den gängigen Lehrmitteln.

  • Es wurde nichts gekürzt. Die Unterschiede zwischen den Zweigen gab es schon immer.


    Religion 12 +2
    Deutsch 24 +2
    1. Fremdsprache 21 +4
    2. Fremdsprache 18 +3
    3. Fremdsprache 12 +2
    Mathematik 22 +3
    Physik 6 +2
    Chemie 4 +1
    Biologie 6 +0
    Natur und Technik 9 -1 (wird ausgeglichen durch Physik und Chemie)
    Geschichte und Sozialkunde 10 +3
    Geographie 8 +0
    Wirtschaft und Recht 4 +0
    Kunst 9 +0 oder +2 (bei Vertiefung)
    Musik 9 +0 oder +2 (bei Vertiefung)
    Sport 12 +2
    Informatik 0 +2


    http://www.gesetze-bayern.de/C…AutoDetectCookieSupport=1


    Ich halte die nicht erfolgte Wiedereinführung der LKs für einen Fehler. Mir ist auch noch nicht klar wie die Überholspur funktionieren soll, wenn die 11. mit 34 Wochenstunden vollgepackt ist.


    Zudem frage ich mich, was so Fächer wie "berufliche Orientierung" sollen? Könnte man das nicht irgendwie in Wirtschaft mit integrieren und mit dem Fach dafür schon früher anfangen?

    Berufliche Orientierung war im G8 Bestandteil von Wirtschaft & Recht.

  • Wenn man sich die hochgeladene Stundentafel ansieht, dann wird deutlich, dass berufliche Orientierung in der neunten Jgst. als Blockveranstaltung stattfindet und dass es in der Oberstufe einfach bei den P-Seminaren bleibt. Diese Seminare sind sehr praxis- und projektorientiert, die eigentliche "berufliche Bildung" ist davon nur ein kleiner Teil.

  • Das ist nicht als Kritik gemeint, aber du wirst vermutlich bei jeder Stundentafel ein Fach finden, dass sich benachteiligt fühlt und gute Gründe dafür hat, warum es mehr Stunden in der Stundentafel bräuchte.

    Naja,


    ich habe es hier am Ort halt früher erlebt, wie das in einem altsprachlich ausgerichtetem Gymnasium gelaufen ist. Damals fing man mit Englisch noch in Jgst. 5 an und mit der 2. Fremdsprache (bei uns damals Latein oder Französisch zur Auswahl) in der Jgst. 7.


    In dem altsprachlichen Gymnasium nebenan liefe es sogar in den 1990ern noch genau andersrum. Die fingen in Jgst. 5 mit Latein an, weil das ja so logisch ist und alle anderen Sprachen drauf aufbauen, und in Jgst. 7 dann mit Englisch.
    Nimm es mir bitte nicht übel, aber das, was da an Englisch bei rauskam, war einfach nur grottig. Die haben das in der verbleibenden Zeit nicht wieder aufgeholt. Außerdem, und das wiegt viel schwerer, hatten die Abgänger ein enormes Problem. Wenn da jemand in der Sek 1 von dem Gymnasium in die Realschule wechseln mußte, konnte der zwar ein paar Brocken Latein, aber dafür kein Wort Englisch. Wer da flog, der flog gleich durchs ganze Schulsystem bis zur Hauptschule.


    Aufgrund dieser Problematik waren eigentlich auch nur die Kinder auf dem Gymnasium, deren Eltern selber dort als Kiddies die Schulbank gedrückt haben. Der Schuppen galt als das versnobbte Ärzte- und Rechtsanwalts-Haus.

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