Neues von den Inklusions-Apologeten: Auf den Lehrer kommt es an!

  • Da würde die entsprechende Schülerklientel abgeschottet von ihren Familienverhältnissen einen geregelten Tagesablauf kennenlernen.

    Ja, gerne... Dann aber bitte auch alle Fernseher und sonstigen elektronischen Geräte/Medien entfernen. Dann kommen sie vielleicht auch nicht mehr auf die Idee, dass man seinen Lebensunterhalt doch irgendwann prima als Rapper, Zuhälter, Youtuber oder Dealer verdienen kann (bei den Mädchen vorzugsweise "Bitch" von Rapper, Zuhälter etc.). Und die weniger Begabten wollen dann auch nicht mehr nur hartzen (weil da hat man ja wenigstens Zeit zum Zocken). Wer das jetzt für übertrieben hält: Lange im sozialen Brennpunkt gearbeitet und festgestellt, dass viele meinen, sie können Geld machen ohne Abschluss, Anstrengung oder Engagement. Wird schon klappen... Und selbst jetzt, wo ich nicht mehr im sozialen Brennpunkt bin, hält sich dieses Weltbild bei einigen hartnäckig. Daneben gibt es auch noch die anderen, die so ticken, wie Lehramtsstudent als Schüler - aber die findet man wahrscheinlich eher am Gymnasium. Mir begegnen leider zu wenig Schüler dieser Sorte... :(

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Äußere Differenzierung gibt es auch in anderen Ländern. Japan z.B. hat generell ein Gesamtschulsystem für die ersten 9 Jahre im Schulbetrieb, viele Schulen sortieren aber innerhalb der Schule die Schüler nach den Testergebnissen den Klassen zu, in den USA erreichen (je nach Bundesstaaat) manche Schüler bis zum Ende der High School in Mathe nie die Kurse Algebra II oder Calculus. Die sind dann zwar alle in einer Schule untergebracht, aber werden da keineswegs alle zusammen in eine Klasse geschmissen und nur mit innerer Differenzierung gepäppelt.


    Und Mädchen und Jungenschulen gibt es in NRW immer noch, meistens katholisch, aber z.B. auch das städtische Mädchengymnasium in Essen-Borbeck. Schadet denen auch nicht unbedingt, gerade in den Naturwissenschaften für die Mädchen gibt es dazu auch ganz einschlägige Studien.


    Jetzt ist so viel dazwischen gesagt worden, noch einmal zu tibo: Ich kenne durchaus Projekte in denen Blinden Kunst oder Tauben Musik (vor allem durch Bässe) näher gebracht werden soll. Aber dass das nicht ansatzweise dasselbe sein kann, sollte sich doch allein daraus ergeben, dass auch eine sehende oder hörende Person daran teilhaben kann (entweder mit Zusatzsinn oder mit Einschränkungen desselben). Das hat doch ein bisschen was vom Höhlengleichnis, derjenige kann die Kunst nicht in all ihren Facetten erfahren, so sehr man ihn auch daran heranführen möchte. Warum träumen wohl nicht-blind geborene Personen trotzdem in Bildern (denen kann man sicherlich auch Kunst entsprechend näher bringen), während das blind-geborenen Personen einfach nicht passiert? Ihnen fehlt überhaupt die Möglichkeit sich so etwas auszumalen.
    Und Prof. Riedel ist ein hoch anerkannter Völkerrechtler, aber das Gutachten dass du zitierst ist ein Auftragsgutachten der Landesarbeitsgemeinschaft „Gemeinsam Leben" NRW, dabei handelt es sich um einen Interessenverband für Befürworter der Inklusion. Das zählt vor Gericht nicht mehr als die Einlassung einer Streitpartei und keinesfalls als unabhängig.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

    • Offizieller Beitrag

    Aber Conni, NICHTS von alledem habe ich an der Förderschule zur Verfügung! Wirklich nichts.

    :ohh:
    Nicht? Oh weia! Bei uns (Ostteil Berlins) waren zumindest die Förderschulen für Kinder mit Förderbedarf "Sprache", "Hören" und "körperlich-motorische Entwicklung" sehr gut ausgestattet. Eventuell noch ein Relikt aus DDR-Zeiten?

  • Jetzt ist so viel dazwischen gesagt worden, noch einmal zu tibo: Ich kenne durchaus Projekte in denen Blinden Kunst oder Tauben Musik (vor allem durch Bässe) näher gebracht werden soll. Aber dass das nicht ansatzweise dasselbe sein kann, sollte sich doch allein daraus ergeben, dass auch eine sehende oder hörende Person daran teilhaben kann (entweder mit Zusatzsinn oder mit Einschränkungen desselben). Das hat doch ein bisschen was vom Höhlengleichnis, derjenige kann die Kunst nicht in all ihren Facetten erfahren, so sehr man ihn auch daran heranführen möchte. Warum träumen wohl nicht-blind geborene Personen trotzdem in Bildern (denen kann man sicherlich auch Kunst entsprechend näher bringen), während das blind-geborenen Personen einfach nicht passiert? Ihnen fehlt überhaupt die Möglichkeit sich so etwas auszumalen.


    Und Prof. Riedel ist ein hoch anerkannter Völkerrechtler, aber das Gutachten dass du zitierst ist ein Auftragsgutachten der Landesarbeitsgemeinschaft „Gemeinsam Leben" NRW, dabei handelt es sich um einen Interessenverband für Befürworter der Inklusion. Das zählt vor Gericht nicht mehr als die Einlassung einer Streitpartei und keinesfalls als unabhängig.

    Es ist nicht dasselbe, aber das heißt ja nicht, dass es deswegen schlechter ist. Gerade Kunst und Musik sind so individuelle Sachen und zeichnen sich durch subjektive Erfahrungen aus. Nicht-blinde Menschen oder nicht-taube Menschen werden Kunst und Musik auch nie so wahrnehmen können wie blinde oder taube Menschen. Es ist eine andere Erfahrung, kann aber doch subjektiv für den einzelnen Menschen den gleichen Stellenwert, die gleiche Bedeutung haben und einnehmen.
    Deswegen ist deine Ursprungsaussage a) weiterhin zu widerlegen und b) jetzt auch schon weiter weg von deiner ursprünglichen Aussage: "Wenn man sagt, dass eine blinde Person niemals ein Kunstwerk von Picasso oder eine taube Person die Werke Beethovens (außer vielleicht er ist genauso begabt wie Beethoven) genießen kann oder, oder, oder...dann ist das keine Diskriminierung, sondern eine traurige Wahrheit für fast alle Fälle."


    Ich habe auch nie behauptet, dass es ein unabhängiges Gutachten ist. Ich vertraue da dann aber schon eher einem Experten, auch wenn dieser nicht unabhängig ist, als den Laien. Ganz davon abgesehen ist es auch in der Erklärung selber keineswegs missverständlich: "States Parties recognize the right of persons with disabilities to education. With a view to realizing this right without discrimination and on the
    basis of equal opportunity, States Parties shall ensure an inclusive education system at all levels and lifelong learning [...]".
    Riedel ist dabei ja nicht der einzige Rechtsexperte, der zu diesem Ergebnis kommt, auch wenn die anderen Personen auch nicht unbedingt unabhängig sind.

  • States Parties shall ensure an inclusive education system at all levels and lifelong learning

    Die Übersetzung von "shall" lautet "sollen". Die rechtliche Auslegung von "soll" bedeutet, daß man "muß", wenn man "kann" und bei unserem Schulsystem können wir einfach nicht.

  • Die Übersetzung von "shall" lautet "sollen". Die rechtliche Auslegung von "soll" bedeutet, daß man "muß", wenn man "kann" und bei unserem Schulsystem können wir einfach nicht.

    Falsch, "soll" heißt nach einem Vortrag Dr. Günther Hoeggs rechtlich viel mehr "in der Regel". Inklusion ist somit der Regelfall und nur in Ausnahmen kann sie nicht gelten.

  • Wir können trotzdem nicht.


    Bei mir im Unterricht z.B. ist das Problem allein schon die Aufsicht. Im Labor habe ich mit den normalen Schülern genug zutun. Sollte da jemand inkludiert werden, braucht es eine zusätzliche Betreuuung, die nur für den Inkludierten da ist und das wirklich in jeder Stunde. Diese Förderlehrkraft muß sich dann aber auch mit den besonderen Gefahren im Labor auskennen, um diese überhaupt erkennen zu können.


    Nicht, daß es nachher so läuft wie bei dem Waldkindergarten hier am Ort. Alles Fachkräfte im Bereich Erziehung. Aber als die Kiddies dann alle auf einem Holz-Polter rumkletterten, wurde mir doch ganz anders und ich habe die Aufsicht mal gefragt, ob sie denn mit der gleichen Anzahl an Kindern nachmittags zurückkommen wollen, mit der sie morgens losgezogen sind. Oder anders: Wenn ein Baumstamm auf dem Polter ins Rollen kommt während die Kinder darauf rumklettern, hat der genug Gewicht, um die Kleinen förmlich zu zerquetschen.
    Meine Frage konnten die gar nicht vestehen. Erst als ich sie gefragt habe, ob sie sich vorstellen könnten wie das aussieht, wenn die Baumstämme mit bis zu 1m Durchmesser ins Rollen kommen, ratterte es dann im Obrstübchen.
    Die haben die Gefahr überhaupt nicht gesehen! :staun:

  • Bei soll hast du Recht, das heißt "muss, bis auf begründete Ausnahmefälle". Das englische "shall" ist aber nicht mit soll zu übersetzen, für mögliche Interpretationen kann man z.B. hier nachlesen.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Wir können trotzdem nicht.


    Bei mir im Unterricht z.B. ist das Problem allein schon die Aufsicht. Im Labor habe ich mit den normalen Schülern genug zutun. Sollte da jemand inkludiert werden, braucht es eine zusätzliche Betreuuung, die nur für den Inkludierten da ist und das wirklich in jeder Stunde. Diese Förderlehrkraft muß sich dann aber auch mit den besonderen Gefahren im Labor auskennen, um diese überhaupt erkennen zu können.

    Ich glaube, wir reden teilweise etwas aneinander vorbei bzw. haben unterschiedliche Vorstellungen, was Inklusion bedeuten würde. Es geht natürlich nicht darum, dass jeder alles machen kann. Insbesondere muss zwischen allgemeinbildenden Schulen und dem beruflichen Bereich unterschieden werden. Es macht natürlich keinen Sinn, dass jemand, der intellektuell oder motorisch nicht in der Lage sein wird, jemals als z.B. Elektriker zu arbeiten, eine entsprechende Berufsschule besucht. Vielmehr geht es um die generelle Möglichkeit, am ersten Arbeitsmarkt überhaupt teilzunehmen. Und hierfür gibt es bereit seit vielen Jahren verschiedene Projekte, in denen auch Schüler mit teilweise größeren Lernbeeinträchtigungen auf Arbeitsplätzen angelernt werden. So habe ich bspw. vor einigen Jahren mit einer jungen Frau mit Down-Syndrom zu tun gehabt, die zuvor die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung besucht hat und nicht in der Lage gewesen wäre, eine reguläre Berufsausbildung zu absolvieren. Sie hatte den Wunsch, im Küchenbereich zu arbeiten und hat mit Hilfe einer Assistenzeinrichtung eine Stelle in einem Restaurant bekommen, wo sie ihren Fähigkeiten entsprechend angelernt wurde.

  • Ich glaube, wir reden teilweise etwas aneinander vorbei bzw. haben unterschiedliche Vorstellungen, was Inklusion bedeuten würde. Es geht natürlich nicht darum, dass jeder alles machen kann

    Da die Förderschulen dichtgemacht werden und alle (und ich meine wirklich alle) in der Regelschule unterrichtet werden sollen, es gibt ja eh keine Alternativen mehr, wenn die Förderschulen weg sind, gehe ich von schwerstbehinderten Inklusionskindern und -jugendlichen aus. Ich denke da an das kognitive Niveau eines 1-jährigen, unfähig sich selber zu artikulieren oder dem Unterricht auch nur in irgendeiner Art und Weise zu folgen.


    Und diese Kinder soll ich dann mal eben nebenbei inkludieren, weil man als Lehrer ja eh alles können muß.


    Die Schüler mit leichter Behinderung bekommen wir mit Hilfe mancher Betriebe ja so schon in den ersten Arbeitsmarkt. Eine Lehre darf ja beliebig lange dauern. Erst wenn der Betrieb einen Azubi zur Zwischenprüfung anmeldet, laufen die Fristen. Insb. ist da das Problem, daß eine Lehre nach dem erstmaligen Nichtbestehen der Abschlußprüfung um maximal 12 Monate verlängert werden darf.
    Da wird das bei uns so gehandhabt, daß entsprechende Azubis einfach erst zur Zwischenprüfung angemeldet werden, wenn die Ausbilder im Betireb und bei uns davon ausgehen, daß die Prüfungen auch bestanden werden. So dauert dann eine eigentlich 2-jährige einfache Lehre am Ende dann 4 oder 6 Jahre, aber dann packen die das auch auf den ersten Arbeitsmarkt.

  • [...] Es geht natürlich nicht darum, dass jeder alles machen kann. Insbesondere muss zwischen allgemeinbildenden Schulen und dem beruflichen Bereich unterschieden werden. Es macht natürlich keinen Sinn, dass jemand, der intellektuell oder motorisch nicht in der Lage sein wird, jemals als z.B. Elektriker zu arbeiten, eine entsprechende Berufsschule besucht. [...]

    Zur Klärung bzgl. des "beruflichen Bereichs" bzw. der Berufsschule (da diese gerne unter einem Begriff ohne Differenzierung subsumiert wird):


    Die berufsbildende Schule hat verschiedenste Schulformen, unter den denen die Berufsschule (als Teil der dualen Ausbildung) nur eine Form ist. Neben der Berusschule gibt es in berufsbildenden Schulen auch allgemeinbildende Schulformen, die berufsbildende Aspekte integrieren. Beispiele sind (ohne dies im Detail umfassend darstellen zu können und nur mal um die Vielfalt zu zeigen) in RLP:
    Berufsvorbereitungsjahr
    Berufsfachschule 1
    Berufsfachschule 2
    Höhere Berufsfachschule
    Fachschule
    Berufsoberschule 1
    Duale Berufsoberschule
    Berufsoberschule 2
    Berufliches Gymnasium
    Fachoberschule (formal Teil der berufsbildenden Schule, räumlich der Realschule+ angegliedert)


    Diese Schulformen gibt es dann noch mit den unterschiedlichsten Fachrichtungen; sie bieten die Möglichkeit, bspw. den Hauptschulabschluss zu machen, die Berufsreife zu vertiefen, den Realabschluss, die allgemeine Fachhochschulreife, die fachbezogene/allgemeine Hochschulreife, den Techniker/Fachwirt etc. zu erwerben.


    Diese Schulformen sind zum Teil in der Realität schon immer integrativ gewesen, ohne dass dies explizit so gelabelt ist und ohne die entsprechende personelle Ausstattung und Unterstützung. Viele unserer Schülerinnen und Schüler haben Förderbedarf bspw. im sozial-emotionalen Bereich oder auch Lernbeeinträchtigungen.
    Wir bereiten auf (fast) jedem Niveau auf das Berufsleben vor bzw. begleiten den Einstieg; unser Ziel ist es hier, Schülerinnen und Schüler in den ersten Arbeitsmarkt hineinzubringen. Außerdem gibt es so viele Fachrichtungen, dass jede(r) seinen Schwerpunkt finden kann.


    In berufsbildenden Schulen ist die Inklusion schon lange Realität, wir vermissen eher die Anerkennung und eine stärkere Unterstützung.


    Die berufsbildende Schule als integrative Schule schließt aber nicht aus, dass auf der anderen Seite in vielen unserer Schulformen bspw. ein erfolgreiches Studium vorbereitet wird oder fachliche Spitzenleistungen erbracht werden.

  • Die Schüler mit leichter Behinderung bekommen wir mit Hilfe mancher Betriebe ja so schon in den ersten Arbeitsmarkt. Eine Lehre darf ja beliebig lange dauern. Erst wenn der Betrieb einen Azubi zur Zwischenprüfung anmeldet, laufen die Fristen. Insb. ist da das Problem, daß eine Lehre nach dem erstmaligen Nichtbestehen der Abschlußprüfung um maximal 12 Monate verlängert werden darf.

    Was genau verstehst du unter "leichte Behinderung"? Für mich hört sich das nach Schülern der Schule für Lernhilfe an bzw. Schüler, die nach diesem Lehrplan inklusiv beschult wurden. Diese können natürlich eine Ausbildung mit entsprechender Unterstützung und Zeitverlängerung schaffen.
    Zwischen diesen Schülern und schwerstmehrfachbehinderten Schülern, wie du sie oben beschreibst, gibt es aber noch wesentlich mehr. Schüler, wie ich sie oben mit meinem Beispiel der jungen Frau mit Down-Syndrom beschrieb, sind nicht in der Lage eine reguläre Ausbildung zu machen. Auch nicht in sechs Jahren, weil sie weder lesen/schreiben/rechnen können (auch nicht auf Grundschulniveau, einfach gar nicht), die Bandbreite einer kompletten Ausbildung nicht überblicken würden und auch nicht den komplexen Arbeitsabläufen gerecht werden würden. Ich kenne auch keine Berufsschule, wo man diese Schüler einfach in reguläre Klassen hineinsteckt. Es gibt aber teilweise Kurse/Klassen, die auf diese Lerngruppe zugeschnitten ist, z.B. in Hamburg:
    https://hibb.hamburg.de/bildun…it-geistiger-behinderung/
    Erwartet man von dir, solche Klassen zu unterrichten?
    Und Jugendliche mit schwerstmehrfachen Beeinträchtigungen, die in allen Lebensbereichen umfängliche Pflege und Unterstützung benötigen, möchte niemand auf dem ersten Arbeitsmarkt unterbringen. Falls doch, würde mich ein link oder eine entsprechende Datei interessieren.

  • Mal eine Frage an die "Inklusions-Experten": Wie macht unser Nachbar Österreich das Ganze eigentlich?


    Dazu gibt es übrigens ganz aktuell einen Artikel in der Zeitschrift "Gemeinsam lernen". Auf jeden Fall lesenswert und das kann man nicht alles hier zusammenfassen. Hier der Teaser:



    Zitat

    Bereits 1993 wurde in Österreich das Elternwahlrecht gesetzlich verankert. Damit wurden die gesetzlichen Grundlagen zur Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf - als Parallelsystem zum bestehenden Sonderschulsystem - geschaffen. Heute werden im österreichweiten Durchschnitt nurmehr 1,6% aller Pflichtschüler/-innen in Sonderschulklassen beschult, wobei es starke regionale Unterschiede gibt - von 0,6% in der Steiermark bis zu 2,5% in Vorarlberg (Bruneforth u.a. 2016).

  • :ohh: Nicht? Oh weia! Bei uns (Ostteil Berlins) waren zumindest die Förderschulen für Kinder mit Förderbedarf "Sprache", "Hören" und "körperlich-motorische Entwicklung" sehr gut ausgestattet. Eventuell noch ein Relikt aus DDR-Zeiten?

    Der Teiler liegt bei 18. Das wars an Vorzügen :weissnicht:


    Liegt an der Schulart Lernförderschule. Die Erziehungshilfe hat stundenweise päd. Unterrichtshilfen und noch kleinere Klassen.


    Snoezelen und co. eher an der Geistigbehindertenschule. Die haben halt auch eher eine Lobby, alle Gesellschaftsschichten vorhanden...

  • Aber Golum,


    gerade das ist doch nach dem, was ich von Inklusion weiß, eben keine Inklusion. Bei der Inklusion geht es doch darum einen Schüler, den wir eigentlich in die Ausbildungsvorbereitung stecken würden, auf das er evtl. doch noch die Biege zum ersten Arbeitsmarkt bekommt, in die Höhere Berufsfachschule stecken müssen und da noch in die Klasse, die mit Abitur abschließt, weil er ja an dem ganzen Theater teilhaben soll.


    Genau wegen diesem Unsinn (einen Schüler in einen Kurs schicken, der mit mit einem Abschluß endet, den er sowieso nicht erreichen kann, bloß damit er da sitzt) laufe ich ja gegen diese Inklusion dermaßen gegen an. Das wir auch die Verhaltensoriginellen irgendwie beschulen können in den entsprechenden Klassen (siehe AV) steht ja außer Frage.


    Bei der Inklusion geht es doch eher darum, daß ein Kind mit Down-Syndrom in schwerster Form aufs Gymnasium geschickt wird, damit die Eltern sagen können "es geht zum Gymnasium". Das das aber die totale Sackgasse für den NAchwuchs ist, das ist dann egal. Und nach ein paar Jahren kommt dann das große Erwachen.


    Meiner Meinung muß es ganz klar das Ziel einer Ausbildung sein (egal welcher) die Kinder bzw. Jugendlichen zu Abschlüssen zu bringen. Und da ist es mir lieber ein Behinderter bekommt irgendwann bei uns in der ausbildungsvorbereitung die FOR und später evtl. eine verlägerte Lehre (siehe oben) als ihn da ein paar Jahre in der Abiturklasse zu parken, bis die Schulpflicht rum ist und sich dann eh niemand mehr zuständig fühlt.


    Aber dieses Vorgehen ist natürlich ganz böse, weil dabei separieren wir ja wieder (diesmal eben innerhalb der Schule) und die Inklusions-Propheten wollen das da alle in einer Klasse irgendwas lernen. Nur was sie lernen, weiß dann auch niemand so ganz genau.

  • Aber Golum,


    gerade das ist doch nach dem, was ich von Inklusion weiß, eben keine Inklusion. Bei der Inklusion geht es doch darum einen Schüler, den wir eigentlich in die Ausbildungsvorbereitung stecken würden, auf das er evtl. doch noch die Biege zum ersten Arbeitsmarkt bekommt, in die Höhere Berufsfachschule stecken müssen und da noch in die Klasse, die mit Abitur abschließt, weil er ja an dem ganzen Theater teilhaben soll.


    Genau wegen diesem Unsinn (einen Schüler in einen Kurs schicken, der mit mit einem Abschluß endet, den er sowieso nicht erreichen kann, bloß damit er da sitzt) laufe ich ja gegen diese Inklusion dermaßen gegen an. Das wir auch die Verhaltensoriginellen irgendwie beschulen können in den entsprechenden Klassen (siehe AV) steht ja außer Frage.

    Sorry, aber deine Posts sind recht diffus. Ich hatte schon mehrfach versucht, herauszubekommen, wie denn nun genau die Situation an deiner Berufsschule ist. Sind dies alles nur deine Befürchtungen, dass so etwas bald passiert oder ist dies wirklich die derzeitige Situation an eurer Schule?
    So ist es etwas schwierig, mit dir zu diskutieren bzw. dir wirklich Antworten zu geben.

  • Über Inklusion an Berufsschulen hab ich tatsächlich noch nie nachgedacht :gruebel: Eher an ein späteres Aufteilen und spezifisches Beschulen, wenn Jugendliche besser einschätzen können, in welche Richtung es gehen soll.


    Deswegen finde ich das Thema auch so spannend. Nicht weil ich ein Kind mit Downsyndrom habe und mit Gewalt etwas durchdrücken wollte, sondern weil solche Themen in Worte gefasst werden müssen, um sie genau zu verstehen.


    Danke @tibo:

    ...Es ist nicht dasselbe, aber das heißt ja nicht, dass es deswegen schlechter ist. Gerade Kunst und Musik sind so individuelle Sachen und zeichnen sich durch subjektive Erfahrungen aus. Nicht-blinde Menschen oder nicht-taube Menschen werden Kunst und Musik auch nie so wahrnehmen können wie blinde oder taube Menschen. Es ist eine andere Erfahrung, kann aber doch subjektiv für den einzelnen Menschen den gleichen Stellenwert, die gleiche Bedeutung haben und einnehmen...

    Das ist es. Diese Defizitsichtweise, dass so und so vielen Menschen etwas fehlt stört mich. Klar, in einer Welt von Hörenden lässt es sich schwerer Verständigen als Gehörloser. Dass Gehörlose eine eigene Sprache und Kultur haben ist aber inzwischen auch bekannt.


    Mir geht es selbst immer wieder so, dass ich die Differenzen meiner Schüler zu durchschnittlich Sozialisierten sehe. Man sieht es uns als Gruppe ja schon an, dass dort lauter FörderschülerInnen ankommen. Aber ich sehe sie halt auch täglich als Kids, die ich mag, als Teenies, die sich für haargenau denselben Krempel interessieren, wie Gymnasiasten auch. Die Gemeinsamkeiten. Oder besser: das Individuum.


    Dass sie abgeschrieben wurden und sich selbst abschreiben. Dass sie kaum Chance im Leben haben und die frühe Selektion von durchschnittlich Begabten diese Schere erweitert.

  • Aber ist es wirklich so, dass Selektion die Schere erweitert?


    Kann es nicht auch sein, dass Schüler sich wohler fühlen, wenn sie unter ihresgleichen sind? Wenn sie z.B. nicht ständig den Vergleich zu Gymnasiasten haben, mit denen sie nicht mithalten können, sondern wenn sie in ihrem geschützen Raum in Ruhe lernen können? Und dort vielleicht auch sogar einmal brillieren können - was in einer Gruppe Gymnasiasten für ein lernschwaches Kind wohl eher schwierig wäre?


    Ich sehe das dreigliedrige Schulsystem in Bayern eigentlich als sehr positiv an (es ist ja nun auch in beide Richtungen durchlässig, das finde ich schon wichtig!!!) und habe mehrfach erlebt, wie sich gestresste Viertklässler, die ständig im Vergleich zu "besseren" Klassenkameraden standen, was sehr am Selbstbewusstsein kratzen kann, in der 5. Klasse Realschule oder Mittelschule emotional erholt haben und förmlich aufgeblüht sind. Und zwar weil sie endlich nicht mehr den Anspruch an sich selbst hatten, mit einer Schülerschaft mithalten zu müssen, die ihnen im abstrakten Denken, der Merkfähigkeit und so weiter um einiges voraus ist, und sie merkten, dass sie es auch bei größerer Anstrengung nicht schaffen können.
    Sondern weil sie unter ihresgleichen waren, und die Anforderungen an die ganze Klasse ihren Fähigkeiten angepasst waren.

  • Dass sie abgeschrieben wurden und sich selbst abschreiben. Dass sie kaum Chance im Leben haben und die frühe Selektion von durchschnittlich Begabten diese Schere erweitert.

    Ich denke, dass das der Hauptpunkt ist, was ja auch Chris bei seinen Schülern feststellt. Und zwischen einem leistungsstarken Förderschüler und einem leistungsschwachen Hauptschüler verschwimmen die Grenzen. Natürlich, das muss man sich eingestehen, Förderschüler können später nicht aus den Vollen des beruflichen Repertoires schöpfen, da es eben in vielen Berufen an der kognitiven Leistungsfähigkeit scheitert. Dennoch haben Förderschüler (zumindest bei leichteren Behinderungen) auch ihren Platz innerhalb unserer Berufswelt und sie haben natürlich auch Fähigkeiten, auf die sie stolz sein können. Entscheidend ist, aus der Not eine Tugend zu machen, an sich selbst zu glauben und das Beste aus dem, was man zur Verfügung hat, rauszuholen, statt darüber zu jammern wie arm man dran ist! Es gibt Förderschüler, die es durch harte Arbeit schaffen, an die Regelschule zu wechseln (und das zählt in meinen Augen deutlich mehr als ein rein formaler Platz durch irgendein Inklusionsgesetz). Und selbst wenn es nicht klappt, es reicht ja schon, wenn der Schüler später einen Job ausübt, der ihm Spaß macht und mit netten Kollegen zusammen arbeitet - selbst wenn er damit nicht zum Millionär wird.
    Es ist nicht so, als ob Gymnasiasten täglich erzählt wird, wie toll sie doch seien. Die finden auch mal den Satz des Pythagoras doof oder haben keine Lust auf die anstehende Klausur. Ich glaube, bei ihnen ist die Motivation, dass, sobald sie das Abitur in der Tasche haben, eine relativ sichere berufliche Zukunft haben, die ein Förderschüler natürlich nicht garantiert hat. Genau deswegen ist es eben wichtig, dass ein Förderschüler diese Schulform als Chance betrachtet und nicht als Bestrafung oder Abstempelung. Denn sobald es mal in diese Richtung klick gemacht hat, kommt der Rest von selbst (vorausgesetzt, dass ihr als Lehrer die Schüler in ihrem Vorhaben unterstützt, aber da bin ich mir sicher, dass das bei dir und deinen Kollegen der Fall ist ;) ) - aber der Schritt ist wohl der härteste!

  • Darum geht es doch seit 8 Seiten. Der Vergleich unter den Kids ist das Problem, alle in ein Zimmer setzen reicht nicht.


    Und nein, Förderschüler fühlen sich nicht gut, nur weil sie in der Sondereinrichtung sitzen. Erstens ist auch dort eine riesen Leistungsspanne und zweitens sind sie nicht doof, sie wissen zu gut, wo sie sich befinden und wie sie in der Gesellschaft gesehen werden. Wer irgend kann wechselt, um im Zeugnis nicht das Wort "Förderschule" zu haben.

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