Neues von den Inklusions-Apologeten: Auf den Lehrer kommt es an!

  • Bei uns wechseln Schüler mit drei Vieren in der 4. Klasse auf das Gymnasium. Warum? Weil der große Bruder es auf der Werkrealschule zu nix gebracht hat. Da fängt man jetzt mal lieber ganz oben an. Wenn es da dann nicht klappt, kann man immer noch auf die Realschule. Da müsste es dann klappen. Wenn nicht geht man dann doch auf die Werkrealschule, wo man eigentlich hingehört und macht dann da seinen Abschluss. Man hat es dann zumindest mal probiert.
    Eltern sehen den Grund für schlechte Noten selten in ihren Kindern. Da ist der Lehrer schuld. So wie bei unserem Lehramtsstudenten eigentlich auch, der nicht genug auf das Kind eingeht, es nicht versteht und es zu wenig fördert. Denn eigentlich ist es hochbegabt, man merkt halt leider nur sehr wenig davon.


    Von einer realistischen Einschätzung bei Schülern und noch weniger bei Eltern würde ich nicht von ausgehen.
    Deswegen hat man in Baden-Württemberg die Grundschulempfehlunge ja abgeschafft, da Lehrerempfehlung und Elternwunsch häufig sehr weit auseinander lagen... ;)

  • chris: Was wäre die Kernaussage deines Beitrags? Dass Hauptschulbesucher unbeschulbar sind, oder was? Das kann ja auch nicht die Lösung sein, dass wir pro Jahrgang 20% hoffnungslose Fälle haben. Natürlich ist das erst einmal "theoretisches Geschwätz", aber es muss auch in der Praxis möglich sein, dass diesen Schüler Allgemeinbildung zukommt und dass sie auf die Zeit nach der Schule vorbereitet werden. Die Schüler haben in dem Moment keinen Bock, weil ihr momentaner Horizont nur bis zur nächsten Mathestunde reicht und da klingt Algebra vlt. nicht so prickelnd. Dann muss man ihnen verdeutlichen, warum es sich langfristig lohnt, wenn sie die blöden Hausaufgaben machen und Einsen und Zweien schreiben. Nämlich, weil sie es dann leichter haben, sich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren und sich mit dem finanzierten Geld mal mehr leisten können als es vlt. bei den eigenen Eltern der Fall war. Jeder noch so geistig eingeschränkte Hauptschüler in der 8. Klasse wird auf die (bewusst so provokant gestellte!) Frage "Willst du lieber wie ein Asozialer Bierflaschen aus dem Müll herausziehen und mit Hartz IV an der Armutsgrenzte herumgammeln oder eine Arbeit haben, Geld verdienen und dir schöne Sachen kaufen und in einem tollen Haus wohnen wollen?" mit Antwortoption II antworten. Und wenn man dieses Ziel hat, muss man auch was dafür tun. Das haben wir alle geschafft und wenn du, Justin-Kevin, das willst, dann schaffst du das auch! Ich bin mir der Probleme von Hauptschülern durchaus bewusst (niedrige Konzentrationsspanne, geringe Frustrationstoleranz, wenig Unterstützung vom Elternhaus), aber an vielem lässt sich arbeiten (und Hauptschullehrer haben sich ja deswegen bewusst für dieses Tätigkeitsfeld entschieden) und durch das fokussierte Hinarbeiten auf ein Ziel lässt sich viel erreichen. Ja, ich weiß, viel Theorie - aber zuerst kommt eben die Theorie und dann die Praxis ;) !

  • Nein, sind sie nicht, da du erstens nicht weißt, welche Erfahrungen ich sonst mit einem nicht-selektierendem Schulsystem (und dem deutschen Schulsystem) bereits gemacht habe und wieso reitest du jetzt auf den Schulgebühren herum? Du meinst also, dass mit genügend Geld alles andere kein Problem mehr ist? Da muss ich dich leider enttäuschen. Geld ist wunderbar, um eine Schule anständig mit Lehrmaterialien auszustatten, hilft aber bei der konkreten pädagogischen Arbeit nicht wirklich weiter. Wir haben Lerngruppen, in denen von lernbeeinträchtigten Schülern bis Hochbegabten alle zusammen unterrichtet werden. Und ja, das funktioniert, wenn der Unterricht entsprechend didaktisch-methodisch vorbereitet wird. Dass wir dann evtl. iPads und sonstigen technischen Kram haben, mag zwar nett sein, löst aber das eigentliche Problem nicht.
    Dazu kommt, dass dies nur ein Beispiel war. Schau dich mal auf der Welt um. In den meisten Ländern werden die Schüler gemeinsam unterrichtet. Und das habe ich bereits vorher zwei Mal geschrieben und deine Reaktion zeigt mir, dass dies nicht gerne gehört wird.

  • chris: Was wäre die Kernaussage deines Beitrags? Dass Hauptschulbesucher unbeschulbar sind, oder was? Das kann ja auch nicht die Lösung sein, dass wir pro Jahrgang 20% hoffnungslose Fälle haben. Natürlich ist das erst einmal "theoretisches Geschwätz", aber es muss auch in der Praxis möglich sein, dass diesen Schüler Allgemeinbildung zukommt und dass sie auf die Zeit nach der Schule vorbereitet werden. Die Schüler haben in dem Moment keinen Bock, weil ihr momentaner Horizont nur bis zur nächsten Mathestunde reicht und da klingt Algebra vlt. nicht so prickelnd. Dann muss man ihnen verdeutlichen, warum es sich langfristig lohnt, wenn sie die blöden Hausaufgaben machen und Einsen und Zweien schreiben. Nämlich, weil sie es dann leichter haben, sich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren und sich mit dem finanzierten Geld mal mehr leisten können als es vlt. bei den eigenen Eltern der Fall war. Jeder noch so geistig eingeschränkte Hauptschüler in der 8. Klasse wird auf die (bewusst so provokant gestellte!) Frage "Willst du lieber wie ein Asozialer Bierflaschen aus dem Müll herausziehen und mit Hartz IV an der Armutsgrenzte herumgammeln oder eine Arbeit haben, Geld verdienen und dir schöne Sachen kaufen und in einem tollen Haus wohnen wollen?" mit Antwortoption II antworten. Und wenn man dieses Ziel hat, muss man auch was dafür tun. Das haben wir alle geschafft und wenn du, Justin-Kevin, das willst, dann schaffst du das auch! Ich bin mir der Probleme von Hauptschülern durchaus bewusst (niedrige Konzentrationsspanne, geringe Frustrationstoleranz, wenig Unterstützung vom Elternhaus), aber an vielem lässt sich arbeiten (und Hauptschullehrer haben sich ja deswegen bewusst für dieses Tätigkeitsfeld entschieden) und durch das fokussierte Hinarbeiten auf ein Ziel lässt sich viel erreichen. Ja, ich weiß, viel Theorie - aber zuerst kommt eben die Theorie und dann die Praxis !

    Geh in die nächstgelegene Hauptschule und mach es!

  • wieso reitest du jetzt auf den Schulgebühren herum? Du meinst also, dass mit genügend Geld alles andere kein Problem mehr ist? Da muss ich dich leider enttäuschen. Geld ist wunderbar, um eine Schule anständig mit Lehrmaterialien auszustatten, hilft aber bei der konkreten pädagogischen Arbeit nicht wirklich weiter.

    Ich glaube er spielt darauf an, daß ein Elternhaus, das solche finanziellen Mittel für die Ausbildung des Nachwuchses aufbringen kann und will, mit dem Elternhaus der Problemschüler an den staatlichen Schulen sehr oft nicht zu vergleichen ist.

  • Frage "Willst du lieber wie ein Asozialer Bierflaschen aus dem Müll herausziehen und mit Hartz IV an der Armutsgrenzte herumgammeln oder eine Arbeit haben, Geld verdienen und dir schöne Sachen kaufen und in einem tollen Haus wohnen wollen?"

    Kennst Du deren Antwort darauf? ich kenne sie:
    "Hartz 4 und der Tag gehört dir!"


    Und wenn sie dann doch mal etwas durchblicken: "Warum sollen wir uns anstrengen? Wir bekommen doch nur einen schlecht bezahlten Job (wie unsere Eltern) und da können wir uns dann trotz Arbeit auch nichts leisten." Sie sehen schon, daß es eben keinen Sinn macht sich anzustrengen, weil der Abstand zwischen Hartz 4 und "arm trotz Arbeit" einfach viel zu klein ist.

  • Ich wollte ja schon was zu der brutalen Seite der "Gleichheit" in der bürgerlichen Gesellschaft schreiben, aber vielleicht lässt die Zukunft der Bildungspolitik in der BRD, mit Gesamtschulen für "alle" auf der einen Seite und teuren Privatschulen (nicht für alle) auf der anderen Seite, deutlicher hervortreten woran's in diesem Laden hier hapert. Hat ja auch was!

  • @ Student
    Sie sind beschulbar, sind aber nicht in der Lage einen Abschluss zu bekommen und nicht ausbildungsfähig.
    Und ja, das sind mittlerweile bei uns zumindest ca. 20%. Wir sind eine ländliche Schule...


    Denkst du das sagen wir unseren Schülern nicht, dass sie ohne Schulabschluss sich kein tolles Auto etc. leisten können? Was glaubst du was wir den ganzen Tag machen? Eier schaukeln?


    Zu uns kommt alle 6 Wochen in Klasse 9 die Agentur für Arbeit und spricht mit den Schülern über ihre Berufswünsche. Und du wirst es nicht glauben... Da kommen in Klasse 9 Tierarzt und Rechtsanwalt auf den Tisch, auch wenn der Notenschnitt irgendwo zwischen 3,5 und 4 pendelt.
    Darauf angesprochen juckt das die Schüler nicht, dass das leider sehr unrealistisch ist. Vielleicht mal eher an eine Ausbildung denken. Ja, Bau - nein danke. Zu anstrengend. Ein anderes Handwerk - eher nein. Zu anstrengend. Körperliche Arbeit muss nicht sein.
    Büro, das wäre noch eine Alternative. Hast aber eine 5 in Mathe. Wird schwierig.


    Ok, dann geh ich weiter auf die Schule. Zweijährige. Da hab ich dann erstmal Ruhe... Da ist dann nach der Probezeit auch Schluss und dann folgt Maßnahme nach Maßnahme durch die Bundesagentur.
    Ich treffe Ex-Schüler mit 24, die immer noch in irgendwelchen Maßnahmen hängen und auch knapp 10 Jahre nach ihrem Abschluss noch nix verdient haben.


    Das Problem ist leider, dass es für unsere Schüler kaum mehr Arbeit gibt. Den klassischen Arbeiter gibt es nicht mehr. Daher wird es für die Schüler schwer, mit ihrer eigenen Arbeit genügend Geld zu verdienen.


    Dazu kommt dass Pünktlichkeit und Umgangsformen fehlen. Da sind Ausbildungen nach wenigen Wochen wieder beendet, da sich das ein Betrieb nicht lange anschaut...


    Das ist die Realität...

  • Nein, sind sie nicht, da du erstens nicht weißt, welche Erfahrungen ich sonst mit einem nicht-selektierendem Schulsystem (und dem deutschen Schulsystem) bereits gemacht habe und wieso reitest du jetzt auf den Schulgebühren herum?

    Wenn du meinst, dass das Erheben von Schulgebühren von ca. 20.000€ pro Jahr "nicht-selektiv" ist, dass lebst du in einer Traumwelt und jede Diskussion mit dir ist sinnlos.


    Ich glaube er spielt darauf an, daß ein Elternhaus, das solche finanziellen Mittel für die Ausbildung des Nachwuchses aufbringen kann und will, mit dem Elternhaus der Problemschüler an den staatlichen Schulen sehr oft nicht zu vergleichen ist.

    Sicher. Und mit 20.000€ extra pro Jahr und Schüler muss man wahrscheinlich auch nicht 30 Schüler pro Klasse individuell fördern und kann sich z.B. auch auf eine funktionierende Technik verlassen...


    ... aber vielleicht lässt die Zukunft der Bildungspolitik in der BRD, mit Gesamtschulen für "alle" auf der einen Seite und teuren Privatschulen (nicht für alle) auf der anderen Seite...

    Genau darauf wird's hinauslaufen. Alle die hier mehr "Gleichheit" fordern, werden am Ende mehr Ungleichheit haben. Und das Ganze auch noch zu höheren Kosten!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • "Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe."

    Das zeigt leider auch Michaels letzte Antwort wieder. Wenn meine Schüler so selektiv lesen würden, während sie den Rest ignorieren, würden sie von mir entsprechenden Punktabzug bekommen.

    Wenn du meinst, dass das Erheben von Schulgebühren von ca. 20.000€ pro Jahr "nicht-selektiv" ist, dass lebst du in einer Traumwelt und jede Diskussion mit dir ist sinnlos.

    Ich gehe mal davon aus, dass du, im Gegensatz zu mir, noch an keiner Hauptschule und Förderschule tätig gewesen bist. Von einer Traumwelt bin ich definitiv weit entfernt. Und, wie gesagt, lesen bildet. Manchmal sind es einzelne Wörter, die die Aussage eines Satzes ausmachen. Und ich lasse mir von dir jetzt nicht weiter meine Sätze verdrehen.

  • Jaja es war schön in meiner Traumwelt. Einhörner sprangen über Regenbögen! Milch und Honig flossen in Strömen!


    Aber jetzt ist dieser Traum geplatzt wie eine Blase, weil knallharte Realisten mir gezeigt haben, dass ihre SchülerInnen einen Schulabschluss anstreben :pfui:


    Als Gedankenexperiment könnte man ja mal noch mehr Schulformen erfinden: eine für Hochbegabte. Eine für Autisten. Eine für psychisch Kranke. Eine für Rothaarige (die werden auch manchmal gemobbt). Eine Vorschule von 3-6 Jahren. Zwei verschiedene Grundschultypen für diejenigen, die schon lesen können, wenn sie 6 sind und die Mittellangsamen, die es erst im ersten Schuljahr lernen. Grundschule plus wäre ein guter Name.


    Und dann alles doppelt, weil Mädchen und Jungen könnte man auch wieder trennen. Da gibts doch so Studien, dass Mädchen benachteiligt werden im Physikunterricht...

  • Und dann alles doppelt, weil Mädchen und Jungen könnte man auch wieder trennen. Da gibts doch so Studien, dass Mädchen benachteiligt werden im Physikunterricht...

    Au ja, ich wäre für ein technsiches Berufskolleg als reine Mädchenschule.


    Wie groß müßte da das Einzugsgebiet sein, um auf eine Mindestgröße von 144 Schülerinnen zu kommen? Das ist doch die Mindestgröße für eine Grundschule. Wäre das dann ein kompletter Regierungsbezirk?


    Wie groß müßte das Einzugsgebiet sein, um die Durchschnittsgröße eines BKs zu erreichen? Eine Landesfachschule "weibliches technisches BK" für ganz NRW? :sterne:


    Um es kurz zu machen: Ich bin für das dreigliedrige Schulsystem sobald die Städte groß genug sind, um auch alle Schulen betreiben zu können. Auf dem Land, wo es aber nicht für alle drei Schulformen reicht, ist die Gesamtschule eine Alternative, wenn es darum geht, daß es ein oder zwei Grundschulen gibt und sich die Stadtverwaltung überlegt welche weiterführende Schule eingerichtet werden soll. Aber zwischen ein bestehendes Schulsystem noch eine Gesamtschule, eine Sekundarschule, ... dazwischenzukloppen, auf das sich dann die Schulen alle gegenseitig die Schüler wegkanibalisieren, bringt gar nichts.

  • "Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe."

    Oh, ein Zitat eines Inklusionsfanatikers? Okay, Regelschulen kriegen nicht mehr Ressourcen, dafür aber Inklusionaschüler. Die werden schon Wege finden.


    Im Prinzip hat die Politik das genau nach diesem Zitat gemacht. Inklusion als Sparmassnahme und die Lehrer sollen sich was einfallen lassen. Irgendwie kapieren es die meisten nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Waldorfschulen sind ein Beispiel dafür, dass eine gemeinsame Beschulung funktionieren kann und begabten Schülern durchaus den Weg zum Abitur und Studium ermöglicht. Da ich kein Freund der (bei vielen Waldorfschulen) implementierten Ideologie bin, kann diese Schulart imho jedoch niemals eine Blaupause für ein öffentlich-rechtliches System darstellen. Das pädagogisch-organisatorische Prinzip der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg könnte sich zu einer Alternative entwickeln - so man diese mit Ressourcen ausstattet, die einem modernen Bildungssystem angemessen sind.

    Gerade im Bekanntenkreis erlebt: Schulleiter der Waldorfschule lehnt Kind ab, weil es nicht weit genug entwickelt ist. 1. Rückstellung. Erneute Ablehnung. 2. Rückstellung mit Sondergenehmigung des Schulamtes. 3. Ablehnung. "Solche Kinder nehmen wir nicht, wir können sie nicht fördern." Kind geht jetzt auf Regelschule. Wir sprechen von einem Kind mit Wahrnehmungsstörungen, das in der Berliner Regelschule mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf "Lernen" ab Kl. 3 geführt werden wird. Kein geistig behindertes Kind, kein schwermehrfachbehindertes Kind. Einfach ein Kind, von dem bei uns an der Schule 2 bis 3 in jeder Klasse sitzen, ganz normal. Die Erzählungen meiner Komillitonen, die ehemalige Waldorfschüler waren und gelobten, dass sie nie nie nie nie mehr eine betreten wollen, möchte ich jetzt nicht wiedergeben. Möglicherweise hat sich ja inzwischen auch dort etwas geändert. Oder nicht.
    Meine Nichte ist an einer teuren Privatschule, die es durchaus schafft, alle Kinder zu beschulen. Wie? Mit kleinen Klassen und Personal, Personal, Personal. 3 Erwachsene für 15 Kinder in Kl. 3/4, davon ein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

    • Offizieller Beitrag


    Als Gedankenexperiment könnte man ja mal noch mehr Schulformen erfinden: eine für Hochbegabte. Eine für Autisten.

    Eine Schule für Autisten gibt es in Berlin, wie ich vor Kurzem erfuhr.
    (Die Bekannte, die ihre Tochter an der Autistenschule hat, schwärmt übrigens davon, da es ihrer Tochter dort sehr gut geht. Die Argumente finde ich nachvollziehbar. Leider werden die Mittel zum neuen Schuljahr so gekürzt, dass das Konzept "15 Schüler pro Klasse, davon 5 mit sonderpädagogischem Förderbedarf und 2 Pädagogen" nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.)


    Ich verstehe, was du meinst, aber an manchen Stellen macht eine gute Förderung Sinn - und das, was momentan in den staatlichen Schulen meines Bezirks stattfindet, ist keine gute Förderung. Am besten wäre es, wenn jede Grundschule so ausgestattet wäre, wie die Förderzentren, deren Schüler sie aufnimmt: Teppichboden und Hörverstärkersysteme, Logopäden und spezielle Sprachübungsräume mit entsprechender Ausstattung, barrierefrei ist klar, eine extrem leise Schule mit kleinen Klassen und Rückzugsräumen, in der um jeden Preis der absehbare Ablauf aufrecht erhalten wird und die Außenreize reduziert werden für die Autisten, Therapieräume für körperlich-motorische Entwicklung, Krankenschwestern und -pfleger für die Kinder, die auf Medikamente oder pflegerische Hilfe angewiesen sind, Kinder- und Jugenttherapeuten für die psychisch kranken und emotional-sozial auffälligen Kinder, Hilfsmittel für Sehschwache, Gebärdendolmetscher... Genau so ist aber Inklusion politisch nicht gedacht.

  • chris: Danke erst einmal für die ausführliche und beispielreiche Antwort! Dass ein Hauptschüler mit 5 in Mathe eher kein Jurist werden kann, dürfte einleuchtend sein, aber woher kommt denn diese Antriebslosigkeit deiner Schüler, dass jede Tätigkeit dann doch zu anstrengend sei? Ist es wirklich das Elternhaus, das so einen schlechten Einfluss auf die Jugendlichen hat, oder gar die "Gesellschaft", die schlecht über Hauptschüler denkt? Es sind ja gerade die Hauptschüler mit schlechten Noten, die sich Wählerischkeit am wenigsten erlauben können und froh sein sollten, dass sie überhaupt Arbeit angeboten bekommen. Vlt. spricht aber auch dieser Teil der Jugendlichen für unsere Wohlstandsgesellschaft, dass selbst diese Schülerschaft sich offensichtlich erlauben kann, "sich einen Lenz zu machen"! Wer wirklich in Not ist, wem es um's nackte Überleben geht, der würde natürlich anders und vor allem demütiger reagieren.
    Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber auch wenn ich aus einem intakten Elternhaus und nicht gerade aus dem sozialen Brennpunkt komme, so war letztendlich ich die ganze Schulzeit über motiviert, in der Schule Erfolg zu haben, gute Noten zu schreiben, mich zu benehmen, fleißig zu sein, ohne dass es explizit von mir verlangt wurde. Weil ich es wollte! Ich bin zwar auch gerne zur Schule gegangen, aber ich wusste schlichtweg bereits früh, dass Schulerfolg wichtig ist und habe mich reingehängt, auch wenn es nicht immer super spannend war. Und gerade deine Schülerschaft sollte doch umso mehr motiviert sein, es trotz Hauptschule und trotz problematischem Umfeld es zu etwas zu bringen! Woran scheitert es letztendlich? Denken sie "einmal Hauptschule, immer Versager" oder fehlen ihnen die Vorbilder? Ich kenne euer schulinternes Curriculum nicht, aber wenn die Schüler wie von dir beschrieben derart drauf sind, scheint wohl Bedarf daran zu bestehen, am Selbstbewusstsein der Schüler zu arbeiten, das wohl mächtig im Keller ist. Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen - das sind gerade die Eigenschaften, die die Schwächeren unserer Gesellschaft umso mehr benötigen. Da hilft es wenig, wenn man in Selbstmitleid versinkt.Wenn wir mal ehrlich sind: Auch die wenigsten Gymnasiasten finden den Satz des Pythagoras oberaffengeil (auch wenn er aus fachliche Gründen natürlich behandelt werden muss). Die Schüler müssen irgendwann ja auch lernen, dass sie mal etwas machen müssen, was ihnen jetzt nicht so viel Spaß macht, und wenn es aus dem einzigen Grund ist, es danach hinter sich zu haben. Ich bin kein Hauptschulexperte, aber ich würde in der Grundschule wohl viel mit positivem Zuspruch und Kleinschrittigkeit arbeiten: Am Anfang der Stunde eine allgemeine Motivation (bei den Kleinen vlt. so Bob der Baumeister-mäßig inszeniert), dann visuelle Darstellung des Ziels (und der Wege dahin) und zum Schluss, wenn die Schüler gut mitgearbeitet haben, eine Ansprache, die den Schülern gegenüber Stolz und Anerkennung ausdrückt. In der Grundschule kann man ja auch viel mit Token Systemen, Fleißsternchen, Urkunden und hastenichtgesehen arbeiten, aber sowas gibt es doch sicher auch für euren Schulbereich, oder?


    Ich merke schon, es wird gerade viel zu lang, aber ich kann nicht so recht glauben, dass sich Jugendliche mit 14 oder 15 schon selbst in dem Ausmaß abschreiben...



    plattyplus: Gibt es nicht bereits spezielle Schulen extra für Mädchen? Oder wurden die inzwischen alle abgeschafft? Die Mindestgröße ist 144 Schüler bei euch in NRW? Gott, da hätten wir in unserem Landkreis wohl nur noch die Hälfte an Grundschulen ;( .


    @Connie: Davon mal abgesehen, dass auch gar nicht jede Schule dieses Ausmaß an förderpädagogischer Ausstattung braucht. Stelle dir mal eine Grundschule auf dem Land vor, die gerade so einen Zug mit 20 Kindern pro Jahrgang zusammenbekommt! Vlt. würde ein solcher Therapieraum alle Jubeljahre mal gebraucht werden. Das wäre logistisch wie finanziell eher problematisch. Eine entsprechende Ausstattung würde sich noch eher lohnen, wenn eine Schule mehrere solcher Schüler hat und der Therapieraum infolgedessen auch regelmäßig verwendet werden würde. Und da wären wir schon wieder bei der Förderschule...

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  • Gibt es nicht bereits spezielle Schulen extra für Mädchen? Oder wurden die bereits alle abgeschafft? Die Mindestgröße ist 144 Schüler bei euch in NRW? Gott, da hätten wir in unserem Landkreis wohl nur noch die Hälfte an Grundschulen

    Also in NRW wurden die reinen Mädchenschulen in den 1970er Jahren im großen Umfang abgeschafft.
    --> https://de.wikipedia.org/wiki/…liger_M%C3%A4dchenschulen


    Was die Grundschulen angeht, sind wohl auch kleinere Grundschulen möglich, wenn die "Schulwege unzumutbar lang" werden. Im Gesetz steht aber nirgendwo welche Wege noch zumutbar sind. Ansonsten müssen Grundschulen mindestens zweizügig sein, Sek. 1 Schulen mindestens dreizügig. Hieraus ergeben sich bei den geforderten Klassenstärken dann die Mindestgrößen für Schulen.
    --> http://www.kmk.org/fileadmin/D…n/Klassenbildung_2013.pdf
    --> https://www.brd.nrw.de/schule/service/20140522Leitfaden.pdf Seiten 12ff, zu Unterscheiden ist zwischen Einrichtung und Fortführung


    Und gerade die gefoderte Dreizügigkeit der Sek. 1 Schulen kann in Orten und kleinen Städten zum Problem werden. Wenn man da zwischen die bestehende Haupt- und Realschule sowie das Gymnasium noch eine Gesamtschule und evtl. noch eine Sekundarschule etablieren will, reicht es am Ende für keine der Schulen, weil die sich alle gegenseitig dieSchüler kanibalisieren.



    Dass ein Hauptschüler mit 5 in Mathe eher kein Jurist werden kann, dürfte einleuchtend sein, aber woher kommt denn diese Antriebslosigkeit deiner Schüler, dass jede Tätigkeit dann doch zu anstrengend sei?

    Ich denke mal ein Großteil kommt daher, daß sie einfach mit ihrer "null Bock" Haltung zu oft durchgekommen sind. Man kann Probleme schließlich auch einfach aussitzen. Irgendjemand wird sich schon finden, der die Arbeit macht (Wie war das noch mit dem Nudelsalat an der Tür in einer anderen Diskussion?), wenn man sich selber einfach komplett verweigert.
    Inzw. sind wir im Kollegium und auch bei den Sozialarbeitern an einem Punkt, wo wir am Liebsten die allgemeine Wehrpflicht wieder einführen würden, dann aber auch wirklich für alle, unabhängig vom Geschlecht und dem Musterungsergebnis. Auch mit T3 kann man noch Dienst leisten und mit T5 ist man auch noch nicht halbtot. Alle zu ziehen ist aufgrund der Wehrgerechtigkeit geboten. In der Grundausbildung kann man sich schließlich den Aufgabe nicht einfach durch Aussitzen oder Abhauen entziehen. Aus der Kaserne kommt man vor der Vereidigung nicht raus und auch danach ist der Wochenendurlaub schneller gestrichen, als man gucken kann, wenn man dem UvD durch seine "null Bock" Haltung provoziert. Die Wache am Tor läßt einen dann nicht raus, fertig!
    Da würde die entsprechende Schülerklientel abgeschottet von ihren Familienverhältnissen einen geregelten Tagesablauf kennenlernen.

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