Die wichtigste Naturwissenschaft?

  • Mal eine ernste Zwischenfrage:


    Meine Tochter kommt nach den Ferien auf eine IGS (integrierte Gesamtschule - Niedersachsen). Dort werden sowohl die Nawis als auch die Geisteswissenschaften zusammengelegt und unterrichtet. Aber wie funktioniert das dann eigentlich im Abi? Da wird es dann doch wieder geteilt (Zentralabitur?)


    LG Anja

  • Mal eine ernste Zwischenfrage:


    Meine Tochter kommt nach den Ferien auf eine IGS (integrierte Gesamtschule - Niedersachsen). Dort werden sowohl die Nawis als auch die Geisteswissenschaften zusammengelegt und unterrichtet. Aber wie funktioniert das dann eigentlich im Abi? Da wird es dann doch wieder geteilt (Zentralabitur?)


    LG Anja

    WAS? Da sind NAWis UND Gesellschaftswissenschaften ZUSAMMEN? Wer hat sich das denn ausgedacht?! Oder jeweils die Nawis und in einem zweiten gemeinsamen Fach die Gewis?

  • An den Gymnasien in NDS dürfen die Naturwissenschaften nur in Klasse 5 und 6 zusammengelegt werden - und trotzdem muss auf dem Zeugnis für jedes (lt. Stundentafel zu unterrichtende) Fach eine separate Note ausgewiesen werden. Ab Klasse 7 ist da die Zusammenlegung nicht mehr zulässig. Ich könnte mir vorstellen, dass das an den IGSen ähnlich gehandhabt wird. Insofern kein Problem für das Zentralabitur in Klasse 13.

  • Natürlich ist das kein Problem. Wir integrieren NW bis einschl. Klasse 8, Gesellschaftslehre sogar bis Klasse 10.
    Trotzdem haben wir EK- und Ge-LKs, aber auch Physik- und Bio-LKs (hin und wieder auch mal Chemie). Warum sollte das nicht gehen? Die Fächer werden doch unterrichtet. Bloß eben unter einem Dach.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Nein Sorry, es gibt quasi ein NaWi-Fach und eins mit Gesellschaftswissenschaften. Es gibt keine Noten bis Klasse 8 auf der IGS

  • Diese ganze Diskussion hier erinnert mich irgendwie an das Berufskolleg, an dem ich mein Referendariat hatte. Die Vollzeitschüler müssen ja eine Naturwissenschaft haben, egal welche. Da die Noten in Physik zu schlecht waren (eine 5 gabs in Mathe, die andere in Physik), wurde Physik abgeschafft und durch Bio ersetzt.
    Ob man da durch Labern noch eine 4 bekommen kann? :zungeraus:


    Jedenfalls hat sich der damalige Physik-Kollege verweigert, als es darum ging, daß er seinen Unterricht weiter didaktisch reduzieren sollte. "Man kann doch nicht einfach die physikalischen Formeln verbiegen, so daß sie dann fachlich falsch sind, weil es bei den Schülern an den mathematischen Grundlagen mangelt", waren seine Worte. :top:

  • Anja82:
    In Klasse 11 gibt es an der IGS aber "ganz normal" die einzelnen Fächer. Im 2. Halbjahr der 11. Klasse (je nach Schulorganisation vielleicht im Februar oder März) werden dann erst die für 12. & 13. Klasse / für das Abitur relevanten Fächer gewählt. Im Abitur werden die Themengebiete der 12. & 13. Klasse geprüft (wobei natürlich das Grundwissen aus den vorherigen Jahrgängen nicht völlig verschüttet sein sollte). Also "keine Panik" :)


    Back on topic (mehr oder weniger): Wenn schon in Klasse 5-10 im Unterricht mal deutlich gemacht wird: Das, was wir hier tun (z.B. die chemischen Hintergründe der Photosynthese), gehört in Klasse 11-13 eindeutig in das Fach Biologie, dann sollte das mit dem Abitur / der dazugehörigen Fächerwahl etc. doch eigentlich klappen... und klar sein, dass Biologie ohne Chemie nicht funktionieren kann ;) --> Chemie ist besser. (War auch mein bestes Fach, bevor ich es abgewählt und durch Informatik ersetzt habe...)

  • Jetzt mal auch ein ganz ernsthafter Einwurf von mir:


    So abwegig wie das hier dargestellt wird, ist es doch gar nicht, alle NaWi-Fächer zusammen zu unterrichten. Historisch gesehen wäre das ja der korrekte Zugang zu den Naturwissenschaften. Zu Zeiten von Boyle und Lavoisier gab es noch keine Unterscheidung zwischen Chemie und Physik, da war man halt Naturforscher. Ich bekomme auch jedes mal nen Föhn, wenn einer meiner SuS mir ganz altklug erklären will, dass das mit dem Coulombschen Gesetzt doch jetzt wohl eher Physik sei. Das interessiert weder mich, noch interessiert es ein Elektron, das da friedlich um seinen Atomkern kreist (oder was auch immer es eben tut), ob man das jetzt Chemie, Physik oder von mir aus Hokuspokus nennt. Am eigenständigsten, wenn man so will, steht da wohl am ehesten noch die klassische Biologie mit den Disziplinen Zoologie und Botanik.


    Das Problem heutzutage ist natürlich, dass kaum noch irgendein ausgebildeter Naturwissenschaftler so wirklich kompetent in allen grundlegenden Disziplinen der Physik, Chemie und Biologie ist. Das ist zwar schade, aber leider unvermeidbar bei all den theoretischen Details, die man sich heute im Studium reinziehen muss, von denen vor 200 Jahren oder so noch nichts bekannt war. Dennoch werde ich nicht müde in meinem Unterricht immer und immer wieder klar zu stellen, dass alle Naturwissenschaften einander bedingen und für uns Naturwissenschaftler selbstverständlich auch gute Kenntnisse in Mathe als quantitativ beschreibendes Instrument (ich hasse das Wort "Hilfswissenschaft") unerlässlich sind.


    Es gibt da aus meiner Sicht ganz klar kein "wichtig" oder "weniger wichtig". Man kann sich für die ein oder andere Richtung mehr oder weniger interessieren und da geht mir persönlich jetzt eben Zoologie und Botanik so ziemlich am Allerwertesten vorbei. Dafür muss ich halt damit Leben, dass ein nicht unerheblicher Teil meiner SuS die Säure-Base-Chemie z. B. jetzt eher weniger sexy findet (wohlgemerkt ... ich auch nicht). :)

  • Man muss natürlich immer bedenken, dass wir unsere Schüler auf die Probleme der Zukunft vorbereiten (sollen). Was sind die großen Probleme der nächsten Generation(en)? 1. Umweltkatastrophen/Klimawandel 2. Armut und Armutsmigration.


    Und da bereiten Fächer wie Biologie und Chemie besser drauf vor, als Physik, muss ich selber zugeben. Aber auch Fächer wie Sozialwissenschaften und Geographie.
    Aber ganz sicher ist: Mit Effi Briest wird man die genannten Probleme nicht lösen können.

  • Das Gymnasium stellt aber immernoch einen allgemeinbildenden Zweig dar. Man kann gesellschaftliche Probleme auch in literarischen Texten wiederfinden und besprechen. Außerdem kommen Themen wie Umweltkatastrophen/Klimawandel im bayrischen LEhrplan (Chemie/Biologie) mWn viel zu kurz.

  • Aber ganz sicher ist: Mit Effi Briest wird man die genannten Probleme nicht lösen können.

    Oh ja... alte Erinnerungen an den Deutsch-Grundkurs werden wach. Jedes Mal, wenn man wieder ein Fragment von "Bauer sucht Frau" und die damit verbundenen Alliterationen, á la dummdusseliger DEUTZ-Fahrer zu hören bekommt, weiß man, dass sich jemand an diese Unterrichtsinhalte erinnert hat.

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

  • Man muss natürlich immer bedenken, dass wir unsere Schüler auf die Probleme der Zukunft vorbereiten (sollen). Was sind die großen Probleme der nächsten Generation(en)? 1. Umweltkatastrophen/Klimawandel 2. Armut und Armutsmigration.


    Und da bereiten Fächer wie Biologie und Chemie besser drauf vor, als Physik, muss ich selber zugeben. Aber auch Fächer wie Sozialwissenschaften und Geographie.
    Aber ganz sicher ist: Mit Effi Briest wird man die genannten Probleme nicht lösen können.

    Das Leben besteht aber nicht nur aus der naturwissenschaftlichen Lösung von Problemen. Was wäre der Mensch und eine Gesellschaft ohne Kultur?

  • Ich finde die Frage ziemlich blöd.


    Das wichtigste für die Schule ist das Verständnis naturwissenschaftlichen Denkens.


    Das kann man in jedem Fach lernen.

  • Die Frage halte ich auch für wenig zielführend, da jedes dieser Fächer sehr wichtige Anwendungsgebiete aufweist und die Zuschreibung von Prioritäten stark interessengebunden sind. Auf eine andere Frage kann ich möglicherweise aber eine Antwort geben : Warum sollen die Nawis überhaupt innerhalb eines zusammengelegten Faches unterrichtet werden?


    Es ist kein Geheimnis, dass es relativ schwer ist, (gute) Lehrkräfte für Physik und oft auch für Chemie zu rekrutieren, da hier deutlich weniger Absolventen als in der Biologie verfügbar sind. Man schaue sich an den Unis und (eingeschränkt, da bereits Vorauswahl) an Studienseminaren die Fächerverteilung einmal an. Es liegt aus Sicht der Landesregierungen daher nahe, die Fächer zu kombinieren und quasi verdeckt fachfremd unterrichten zu lassen, um den Engpass an entsprechenden Lehrkräften abzumildern (oder schlimmer: zu verschleiern).

  • Es ist sicherlich richtig, dass die Grenzen zwischen den dreiNaturwissenschaften eigentlich ziemlich fließend sind und dass man zur Lösungkomplexer Problemstellung, z.B. aus dem Bereich Ökologie, alle dreiNaturwissenschaften benötigt. Daher ist es ein schöner Gedanke, sich dem Thema"Wasser" im gemeinsamen Fach NW anzunehmen und es aus Perspektivealler drei Naturwissenschaften zu betrachten: Lebensraum Wasser, Wasser als Lösungsmittel,Auftrieb etc. In der Praxis erlebe ich dann aber, dass man sich als Lehrergroßartige Gedanken macht, wie man das alles miteinander sinnvoll verknüpfenkann und die Schüler verlieren total den Überblick und sehen gar keinen rotenFaden. Komplexe Themengebiete haben halt den Nachteil, dass sie komplex sindund daher viele Schüler überfordern.


    Auch andere Aspekte des NW-Unterrichts finde ich problematisch. An vielenIGSen in Niedersachsen wird bis Ende Klasse 10 das Fach NW unterrichtet. Nach der regulären IGS-Stundentafel inNiedersachsen haben die Schüler im Fach NW weniger Wochenstunden als an denGymnasien in den Fächern Bio, Chemie und Physik zusammen gerechnet. Am Ende vonKlasse 10 müssen die IGS-Schüler aber den gleichen Stoff behandelt haben wiedie Schüler, die das Gymnasium besucht haben, damit die guten IGS-Schüler auchdas Zentralabitur ablegen können. Aus Erfahrung weiß ich, dass derOberstufen-Stoff vielen IGS-Schüler sehr schwer fällt und das liegt sicherlichauch an den wenigen Stunden, die für den NW-Unterricht vorgesehen sind. Außerdem kann z.B. ein Biologie- und Chemielehrer Physik fachlich nicht sofundiert unterrichten wie ein Physiklehrer und umgekehrt natürlich genauso. Das führt dann häufig dazu, dass die Lehrer die Einheiten in ihrem Fach ausdehnen und die fachfremden Einheiten zusammenschrupfen.


    Teilweise sind die Themen, die naturwissenschaftlich zusammen passen würden,auch vom Curriculum auf verschiedene Jahrgänge verteilt, so dass man sie dannauch im gemeinsamen Fach NW nicht zusammen unterrichten kann.
    In den Jahrgängen9 und 10 macht dann der NW-Unterricht für mich überhaupt keinen Sinn mehr, weilsich die Themen überhaupt nicht mehr miteinander kombinieren lassen, z.B.Genetik mit Kernkraft, d.h. man unterrichtet einfach verschiedene Fächerblöckehintereinander weg.


    Alles in allem habe ich schon das Gefühl, dass man der Aussage zustimmen kann, dass mit dem Fach NW derLehrermangel in diesen Fächern behoben werden soll.

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