Evolutionspädagogik- was ist das?

  • http://www.balance-erfahren.de…evolutionspaedagogik.html


    Habt ihr davon schon mal gehört? Ich verste die Methode leider nicht, mir scheint, als ob die Frage "was ist Evolutionspädagogik?" immer mit "das ist, wenn man so evolutionspädagogisch was macht" beantwortet wird. Holt man Bewegungen aus dem Kleinkindalter nach?

    Ich zitiere die Homepage: "Wie wird beraten?Mit Hilfe der Kinesiologie wird punktgenau die Ursache der Blockade gefunden. Die Arbeit wird unterstützt durch Modelle aus der Pädagogik, Philosophie, Natur und Kunst sowie aktuelle Erkenntnisse aus der Gehirnforschung. Mit gezielten Bewegungen - z.B. aus der Evolutionspädagogik® - und anderen unterstützenden Maßnahmen ist es möglich, die Gehirnvernetzung auszubauen, unsere Wahrnehmung und Kompetenz erweitert sich. Blockaden werden aufgelöst..."

  • Evolutionspädagogik® is a Registered Trademark of -- Bored Biology Teacher @ Gymnasium aka BBT@Gym -- sponsored by lehrerforen.de


    Thank you for travelling with TequilaSunrise, take care and good night


    :party:

  • Hört sich sehr seriös an, wenn man der Vita auf der Seite folgen darf:


    Zitat

    Nach meinem Studium als Leder- und Textiltechnologe war ich immer in einer beratenden Funktion tätig. Jeder Tag ist für mich eine neue Herausforderung, mich auf die Individualität jedes Menschen einzulassen. Ob als Technologin, Werbeberaterin, Aromatherapeutin und Praktische Pädagogin erfasse ich mit schnellem Blick die Ganzheitlichkeit der Dinge. Ich kann in der Situation mögliche Defizite im Streben nach Gesundheit, Balance und Wohlbefinden beurteilen.

  • Also dann denke ich mir jetzt auch sowas aus. Die Fidget-Spinner-Idee hat mir ja leider einer vor der Nase weggeschnappt, wollte das eigentlich gerade erfinden, als es auf den Markt kam.


    Aber so eine Lerntherapie für 89,95 die Stunde, das müsste doch zu machen sein.


    Ich dachte an:


    1. hilft nachweislos gegen AD(H)S
    2. hilft sehr wahrscheinlich auch gegen Autismus
    3. hilft möglicherweise überhaupt gegen Noten schlechter als 4
    4. irgendwas mit Hirnhälftenverknüpfung
    5. irgendwas mit individuellen Stärken
    6. irgendwas mit Angstabbau
    7. irgendwas mit Edelsteinen
    8. irgendwas mit Kügelchen
    9. Schnupperwoche mit kostenlosem Vanille-/Schokoeis für das Kind
    10. Jahresabo zum Sonderpreis


    Andere Hinweise, Vorschläge, Ideen? ich beteilige euch auch an den Einnahmen :cash:

    • Offizieller Beitrag

    Die Idee finde ich gut. Aber eine Einwand hätte ich. Du KANNST ein Kind nicht gleichzeitig für Vanilleeis und für Schokoladeneis begeistern. Da wird das Kind ja schizophren.


    kl. gr. frosch


    Ups, falscher Thread. ;)

  • Hirnhälftenverknüpfung klingt sehr gut! Und dann mit paläo, progressiv, freier Energie und nach Prof. XY verknüpfen.


    Progressiv-liberalenergetische Palöohirnhälftenverknüpfung nach Prof. Charles

  • Schade, dass etwas gleich so verunglimpft wird, weil man es nicht kennt.
    Ich war dieses Jahr auf einer Fortbildung, welche eine Evolutionspädagogin (im Hauptberuf Lehrerin) gehalten hat. Thema war ein Aspekt davon, also kann ich euch die Grundlagen nicht kompetent erklären.
    Ich persönlich fand es sehr interessant. z.B. dass ein Kind, welches nicht rückwärts krabbeln kann, Schwierigkeiten bei Minusaufgaben hat.

  • Ich persönlich fand es sehr interessant. z.B. dass ein Kind, welches nicht rückwärts krabbeln kann, Schwierigkeiten bei Minusaufgaben hat.

    Dann schau mal nach dem Begriff "Sensorische Integration". Das alles ist nämlich nicht neu und schon lange auch wissenschaftlich erforscht.

  • Es gibt immer irgendwas mit dem man Geld machen kann. Und das gerade Lehrer auf sowas anspringen, weil sie denken, sie können ihre beruflichen Probleme damit lösen :autsch:


    Ich frage mich immer, wieviel esoterischen Schwachsinn man in wunderbare Worthülsen packen kann um damit Geld zu verdienen 8) .

  • Schade, dass etwas gleich so verunglimpft wird, weil man es nicht kennt.
    Ich war dieses Jahr auf einer Fortbildung, welche eine Evolutionspädagogin (im Hauptberuf Lehrerin) gehalten hat. Thema war ein Aspekt davon, also kann ich euch die Grundlagen nicht kompetent erklären.
    Ich persönlich fand es sehr interessant. z.B. dass ein Kind, welches nicht rückwärts krabbeln kann, Schwierigkeiten bei Minusaufgaben hat.

    Ich hab ja gefragt, was das ist oder ob jemand Erfahrungen gemacht hat. Hatte einen Flyer im Briefkasten. Die Homepage liefert aber leider null fundierte Hinweise. Und dass ein Lederhändler mal beraten hat scheint mir halt etwas dünn, als Grundlage.


    Und wo kommt das (unabhängig von dem zitierten Institut übrigens) mit dem Rückwärtskrabbeln her?

  • Ja, das Eis dann aber bitte laktose- und glutenfrei. Und vegan.


    Alle Kinder, die als Krabbler verstanden haben, dass man sehen sollte, wohin man sich bewegt, krabbelten also, ohne es zu ahnen, ihrer Dyskalkulie entgegen. Die armen Dinger. Manchmal rettet ein blauer Fleck dann doch die (Schul)Karriere.
    :zahnluecke: :spritze: :cash:

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Schade, dass etwas gleich so verunglimpft wird, weil man es nicht kennt.
    Ich war dieses Jahr auf einer Fortbildung, welche eine Evolutionspädagogin (im Hauptberuf Lehrerin) gehalten hat. Thema war ein Aspekt davon, also kann ich euch die Grundlagen nicht kompetent erklären.
    Ich persönlich fand es sehr interessant. z.B. dass ein Kind, welches nicht rückwärts krabbeln kann, Schwierigkeiten bei Minusaufgaben hat.

    Diese Erkenntnis ist nichts Neues, genau wie die Tatsache, dass Zehenspitzenlaufen, Unfähigkeit rückwärts zu laufen etc. auf Defizite beim Kind hindeuten. Ich finde die Evolutionspädagogik auch irgendwie merkwürdig... Hab mir die Homepage angeguckt und bin auch nicht schlauf geworden, was da konkret gemacht wird. Für mich hört es sich an, wie ein Zusammengemenge verschiedenster Ansätze wie Kinestetik (die ich super finde), Physiotherapeutischen Methoden oder auch Akupressur. Für mich ist das irgendwie zu schwammig...

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Die Sache ist doch einfach:


    Seriöse wissenschaftliche Arbeiten sind klar und präzise formuliert.
    Es werden dazu unaufgefordert überprüfbare empirische Daten und Quellen genannt.
    Beginnend beim Testdesign, über die Rohdaten und die statistische Auswertung bis hin zur Schlussfolgerung.
    Es werden nur Arbeiten zitiert, die diesen Minimal-Qualitätskriterien genügen oder der Mangel entsprechend erwähnt/eingeordnet.


    Stellt dir irgendjemand seine tolle neue Theorie/wissenschaftliche Arbeit vor, bei der ein Punkt davon fehlt, dann kannst du 90% davon ausgehen, dass dir da einer frei erfundenen Mist erzählt oder sich was zusammengefälscht hat.
    Kurzes Zurückdenken an das Pädagogikstudium zeigt, dass es für einen Großteil der traditionellen Inhalte leider auch sehr düster aussieht. ;)


    Diese Evolutionspädagogik scheint da der Komplett-Fail zu sein. ;)

  • Schade, dass etwas gleich so verunglimpft wird, weil man es nicht kennt.
    Ich war dieses Jahr auf einer Fortbildung, welche eine Evolutionspädagogin (im Hauptberuf Lehrerin) gehalten hat. Thema war ein Aspekt davon, also kann ich euch die Grundlagen nicht kompetent erklären.
    Ich persönlich fand es sehr interessant. z.B. dass ein Kind, welches nicht rückwärts krabbeln kann, Schwierigkeiten bei Minusaufgaben hat.


    Die zusammenfassende Grundlage der Evolutionspädagogik ist folgende:


    Ein Kind durchläuft ab der Geburt so etwas wie die Evolution, vom Fisch über den Vierfüßler bis zum klugen Menschen.
    Ess ollte sich auch immer bewegen können wie ein Fisch (auf dem Boden rollen und Geborgenheit spüren), wie eine Amphibie (neugierig den Kopf heben), wie ein Reptil (auf dem Bauch erst rechts alles bewegen, dann links), wie ein Wildschwein, Affe und schließlich Homo sapiens. Dadurch erfühlt es sich und den Raum und versteht mehr. Sein Gehirn vernetzt sich richtig. Es bekommt ein Rechts/Links-Gleichgewicht (wichtig für die Schrift), ein Oben/Unten-Gefühl (dies macht geistig beweglich und herzlich), einen Vorne/Hinten-Wechsel (damit kann es locker vom Detail zum Ganzen sehen und zurück).

    Das ist nichts weiter als das übliche Korrespondenzdenken, das das Grundprinzip magischen Denkens in vielen Kulturen ist: weil Phänomene Ähnlichkeiten aufweisen, wird auf übergeordnete Zusammenhänge geschlossen, die Manipulationen jenseits direkter Einflussnahme erlauben.


    In Europa ist das Korrespondenzdenken als Weltverständnis bis in die Antike hinein zurück zu verfolgen - Astrologie, Alchimie, mittelalterliche Zauberei, frühmoderne Kosmologien. Aber heute noch findet man kulturelle Praktiken, denen dieses magische Denken zu Grunde liegt, z.B. Anthroposophie, Homöopathie oder grundsätzlich jeder Moment, in dem die Quantenphysik "philosophisch" bemüht wird.


    Von der Perspektive des kritischen Rationalismus ist das magische Korrespondenzdenken fehlerhaft, weil es Korrelation mit Kausalität verwechselt. In der Wissenschaft sind diese Ansätze theoretisch und empirisch diskreditiert - sie taugen weder als Erklärungsansatz noch als Methode.


    Ludwig Koneberg, der Begründer der Evolutionspädagogik, ist Geisteswissenschaftler. Es ist davon auszugehen, dass seine Überlegungen nicht auf naturwissenschaftlichen, evolutionsbiologischen Studien fundieren. Ich vermute, dass die Inspirationsquelle für seine Form der Pädagogik Ernst Haeckels Rekapitulationstheorie von 1886 ist, die besagt, dass der Embryo im Mutterleib die verschiedenen Evolutionsstufen morphologisch nachvollzieht. Diese Theorie hört sich auch "sehr interessant" an, fällt aber ihrerseits in die Falle des analogisierenden Korrespondenzdenkens. Sie ist mittlerweile diskreditiert.


    Eine Internetsuche zeigt sehr schnell, dass Evolutionspädagogik ausschließlich in kommerziellen und nicht in wissenschaftlichen Zusammenhängen auftaucht. Der Begriff selbst ist ein Markenname, die Hauptvertriebsstelle ein Unternehmen nahmens "Institut für praktische Pädagogik I.P.P." im Besitz Konebergs.


    Mehr ist dazu vermutlich nicht mehr zu sagen.

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