Windows an Schulen

  • Ich denke nicht, dass Schüler in der Schule unbedingt Produktschulungen für MS Office kriegen sollten. Vielmehr ist doch das Verstehen der Konzepte von Textverarbeitungssoftware wichtig. Mir wäre nicht bekannt, dass Libre Office Writer großartig andere Metaphern und Bedienkonzepte bietet, als MS Word.


    Zum Thema Lizenzkosten: Ich glaube auch nicht, dass es die Aufgabe eines deutschen Bundeslandes ist, einem amerikanischen Konzern Geld hinterherzuwerfen.

  • Vielmehr ist doch das Verstehen der Konzepte von Textverarbeitungssoftware wichtig. Mir wäre nicht bekannt, dass Libre Office Writer großartig andere Metaphern und Bedienkonzepte bietet, als MS Word.

    Das kann ich aus der Unterrichtspraxis bestätigen. Dort "zwinge" ich Schüler mal zu Libre mal zu Word. Ungewohntes wird zuerst vehement abgelehnt und nach zehn Minuten hat man selbst gemerkt, dass es dasselbe in grün ist.

  • Naja,
    es ist so lange "dasselbe in grün", wie man ganz normale Briefe schreibt. Wir haben bei uns am BK durchgehend Office 2016 und wenn es dann darum geht in den Unterstufen den Leuten Word beizubringen, auf das die Ergebnisse für Projektdokumentationen auch wirklich druckreif sind, werden die Unterschiede schon deutlich, wenn es um die Automatik-Funktionen geht.


    Also automatisches Inhalts-, Abbildungs- und Quellenverzeichnis sowie die Verschickung als Serienbrief an mehrere Adressen, die man aus Outlook importiert...


    Kurzum: Wir hatten uns auch mal auf Linux und Open Source ausgerichtet, sind aber wieder zu Microsoft zurückgekehrt. Fängt schon damit an, daß die CAD-Software Windows voraussetzt und die Ausbildungsbetriebe angefragt haben, ob wir nicht wieder MS Office machen könnten, weil das auch im Betrieb eingesetzt wird.

  • In der Schule meiner Tochter (oder ist das in ganz Niedersachsen so?) hat man libre-office. Man sagte uns, das Land Niedersachsen zahle die Lizensen für word nicht

    Das Land zahlt so etwas prinzipiell nicht, höchstens der Schulträger (Landkreis, Kommune). Und bei denen ist bekanntermaßen die Kassenlage höchst unterschiedlich. Alternativ wäre eine Anschaffung aus dem Schuletat, aber dann müssten andere Dinge gestrichen werden.


    Prinzipiell ist es sowieso nicht Aufgabe der Schule, "Produktschulung" zu betreiben. Wer mit LibreOffice umgehen kann, kann sich auch privat in das kommerzielle Microsoft Office einarbeiten. Keinesfalls darf man voraussetzen, das sich alle privat Microsoft Office anschaffen, weder Schüler noch Lehrer. Insofern wäre eine Verpflichtung zu Microsoft Office nur möglich, wenn der Schulträger allen an der Schule Tätigen (Schülern und Lehrer) eine persönliche Lizenz zuteilt. Und das "kostenlose" Microsoft Office 365 geht m.E. aus Datenschutzgründen wegen des Online-Zwangs nicht (Nebenbei, es soll Leute gegeben, die kein Internet haben. Was wäre mit denen? Zahlt der Schulträger dann auch den Internet-Zugang?).


    Was kommt dann als nächstes? Facebook-Schulung, WhatsApp-Schulung, iPhone-Schulung? Weil die Schüler das "zuhause" benutzen?


    Gruß !

  • Ich kann mich noch erinnern, dass vor ein paar Jahren Microsoft seine neue Office Version herausgebracht hat. Für die "Profis" kein Problem, aber die vielen "Laien" im Kollegium hatten große Schwierigkeiten und ich wurde wochenlang mit immer wieder gleichen und ähnlichen Problemen gelöchert. Sie konnten nicht mehr Zeichnen, ihre Dokumente funktionierten plötzlich nicht mehr (weil das alte Office nicht die neuen Office-Versionen lesen konnte), ...
    Kurzerhand hatte ich Linux und OpenOffice im Leherzimmer installiert (heute hätte ich es mit LibreOffice gemacht; aber es wie gesagt schon ein paar Jahre her). In OpenOffice dann eingestellt, dass standartmäßig im alten Word-Format abgespeichert werden soll.
    Ihr glaubt gar nicht, wie sich die Anzahl der Anfragen drastisch reduziert hatte. Plötzlich funktionierten wieder die Dokumente auf allen Rechnern und die auch die anderen "Probleme" reduzierten sich massive im Vergleich zu den vorherigen Jahren.

  • Mikael: Du kannst Dich aber auch nicht komplett aus der Lebensrealität der Schüler verabschieden. Es gibt halt Produkte, die im Alltagsleben der Schüler gewisse Standards einfach gesetzt haben. Windows ist z.B. ein quasi Industrie-Standard und eben nicht Linux.

  • Libre Office läuft übrigens auch unter Windows - falls jmd. denkt, man bräuchte Linux dafür.



    Libre Fans sagen, dieses und jenes sei bei ihrem Programm besser.
    Word Fans sagen, jenes und dieses sei bei ihrem Programm besser.


    Beides wird professionell genutzt, Leute schreiben ihre Diss damit usw.


    Der nennenswerte Unterschied ist für mich, dass das eine kostenlos ist und das andere nicht.
    Wechsel (egal zu welchem Programm) werden meines Erachtens lediglich aus Bequemlichkeit abgelehnt - was verständlich, aber schade ist.
    Wenn eine komplexere Funktion nicht wie beim bisher gewohnten Programm funktioniert, heißt es, dass sei schlecht gelöst usw.


    Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt.


    Das viele Geld, das Schulen für die Microsoft Lizenzen bezahlen, ist mir egal, aber ich selbst als Schwabe mache ich das auf gar keinen Fall! ;)

  • Mikael: Du kannst Dich aber auch nicht komplett aus der Lebensrealität der Schüler verabschieden. Es gibt halt Produkte, die im Alltagsleben der Schüler gewisse Standards einfach gesetzt haben. Windows ist z.B. ein quasi Industrie-Standard und eben nicht Linux.

    Ich persönlich finde, dass die Verbreitung per se (!) kein Argument sein kann.
    Natürlich ist es wichtig zu überlegen, ob etwas, dass so eine Verbreitung hat, auch von der Schule aufgegriffen werden sollte. Aber wenn, dann doch nicht wegen der Verbreitung selbst!


    Wie User Mikael schrieb:
    "Was kommt dann als nächstes? Facebook-Schulung, WhatsApp-Schulung, iPhone-Schulung? Weil die Schüler das "zuhause" benutzen?


    "Lebensrealität" oder die Verbreitung per se kann doch kein Argument sein irgendetwas zu nutzen, sondern höchstens ein Alibi.

  • Windows ist z.B. ein quasi Industrie-Standard und eben nicht Linux.

    Und welches Windows genau meinst du? Windows 7, Windows 8.1, Windows 10, oder gar Windows XP? Alles wird noch eingesetzt in Industrie, Dienstleistern und Behörden. Und alle lassen sich teilweise sehr unterschiedlich bedienen. Die Unterschiede sind teilweise genauso groß wie zwischen einer beliebigen Windows-Version und Linux-Oberflächen wie KDE, MATE usw.


    Auf welches Windows sollen die Schulen denn jetzt genau vorbereiten? Siehe auch: http://gs.statcounter.com/os-v…e/windows/desktop/germany


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • @Mikael:
    Ich kann dir nur sagen, wie es bei uns am BK aussieht: Wir haben in allen EDV-Räumen zusammen so ca. 450 Rechner, alle laufen mit Windows 7 oder 10 und Office 2016. Auf die neuen Rechner (Ersatzbeschaffungen) kommt durchgehend Windows 10. Dazu gibt es in einigen Räumen noch "Spezial-Software" wie z.B. Autodesk Inventor, Adobe Creative Suite cs6, OBD-Software (für Fahrzeug-Diagnose unserer KFZ-Lehrlinge), Siemens Simatic s7 (für SPS-Steuerungen), ...


    Die Verwaltung läuft über eine Windows 2016 Domain.


    Linux unterrichtet nur eine Kollegin. Die darf das System dann nur für ihren Unterricht von externen Festplatten booten.

  • Als meine Wordversion nicht funktionierte, habe ich es kurze Zeit mit libreoffice probiert. Ich kam überhaupt nicht damit klar. Ich habe mir dann ganz schnell wieder word geholt.


    Bei vielen Stellenausschreibungen wird Microsoftoffice als Kenntnis vorausgesetzt. Wir in der Schule bereiten darauf vor. Das bedeutet nicht, dass jeder das zu Hause haben muss.


    Anders bei meiner Tochter. Da ihre Grundschule aber nur mit Libreoffice arbeitet und der Lehrer daher alle Briefe und Dokumente mit diesem Dokument verschickte, musste ich es zusätzlich auf meinem PC installieren. Es ist zwar kostenlos, aber mich nervt dass ich jetzt 2 Systeme auf meinem PC habe. Das Libe-Dokument lies sich NICHT mit Word öffnen.


    In Hamburg habe ich in 10 Jahren kein einziges Mal mitbekommen, dass Menschen gezwungen waren sich extra microsoft office zu holen.

    • Offizieller Beitrag

    Da ihre Grundschule aber nur mit Libreoffice arbeitet und der Lehrer daher alle Briefe und Dokumente mit diesem Dokument verschickte, musste ich es zusätzlich auf meinem PC installieren.

    Warum? Mein dienstliches MS Office (privat nehme ich auch Libre) öffnet auch alles von LibreOffice, bei otd kommt nur eine Fehlermeldung und man muss mal "ja" anklicken, dann geht es auch.

  • Keine Ahnung. Geht halt nicht. Weiß ich, wie der Lehrer das abspeichert, was er schickt. Gleich beim ersten Elternabend wurden wir ermahnt, Libre zu installieren.

  • Es ist zwar kostenlos, aber mich nervt dass ich jetzt 2 Systeme auf meinem PC habe.

    Warum? Es stört doch nicht auf Deinem PC? Die Zeiten, zu denen man sich über Speicherplatz Gedanken machen musste, sind auch längst vorbei.



    Und welches Windows genau meinst du? Windows 7, Windows 8.1, Windows 10, oder gar Windows XP?

    Die meisten Hersteller von wissenschaftlichen Großgeräten (HPLC, NMR, UV/Vis, etc.) schreiben ihre Software derzeit immer noch für Windows 7. Das werden die so lange tun, bis der Support für dieses Betriebssystem beendet ist und dann werden sie ihre Software für die dann aktuelle Windows Version schreiben. Windows 8 hat eigentlich zu keinem Zeitpunkt irgendwo eine wirkliche Rolle gespielt und Windows 10 finde ich wiederum sehr nahe an Windows 7 in der Bedienung.


    Da in der Industrie sowieso alles auf Windows läuft, wird natürlich auch die gesamte Dokumentation in MS Word und Excel geschrieben. Das kann man jetzt blöd finden, ist aber so. Deswegen ...



    "Lebensrealität" oder die Verbreitung per se kann doch kein Argument sein irgendetwas zu nutzen, sondern höchstens ein Alibi.

    Doch, natürlich sind das Argumente. Für uns Gymnasiallehrer ist das sicherlich wurscht, mit welchem System wir arbeiten und was wir an unsere SuS weitergeben. Für einen Berufslernenden ist das überhaupt nicht egal, der muss sich in Punkto Dokumentation eben an das halten, was der Betrieb vorgibt. Ich finde es an einer Berufsschule auch echt nicht zweckmäßig den Lernenden zu sagen, sie sollen sich doch mal beliebig und selbständig in irgendwelche Systeme einarbeiten, mit denen sie dann im Berufsleben gar nicht konfrontiert sind. Ist jetzt nach meinem Empfinden nicht das primäre Ausbildungsziel (nota bene: das schreibe ich als jemand, der Lehrerfahrung an der Berufsschule hat). An einem Gymnasium kann man das durchaus von den SuS erwarten, die werden je nach Wahl des Studienfachs auch hinterher an der Uni mit allem möglichen konfrontiert sein. Gerade im akademisch-wissenschaftlichen Bereich wird eben gerne auch mit Linux gearbeitet.

  • Der Unterschied ist doch wohl, dass man eher die zusätzliche Installation eines kostenlosen Programms erwarten kann als die eines kostenpflichtigen.


    Deswegen finde ich es zumutbar, aus Kompatibilitätsgründen zu Hause LibreOffice zu installieren, nicht aber Microsoft Office.


    Das Entscheidende hat aber @Mikael schon gesagt: Es kann nicht sein, dass wir an Schulen gezielt den Umgang mit einer bestimmten Software vermitteln. Bringe ich einem Siebtklässler bei, wo er bei Word zu klicken hat, dann ist dieses Wissen nach dem Abitur wertlos, weil es bis dahin längst wieder anders geht. Vermittle ich hingegen - um nur ein Beispiel zu nennen - den grundlegenden Unterschied zwischen harter und weicher Formatierung, dann wird man dieses Konzept schnell auch mit einer unbekannten Software umsetzen können.


    An beruflichen Schulen mag das anders sein, aber am Gymnasium kann man auch nicht davon ausgehen, dass für die berufliche Zukunft der Schüler Windows der "Standard" ist. Im künstlerischen Bereich ist Apple der Standard. Im Netzwerkbereich ist Linux der Standard. Man sollte mit verschiedenen Betriebssystemen klarkommen (und zunächst mal verstanden haben, was ein Betriebssystem überhaupt ist).


    Daher kann sich eine Schule entscheiden, Linux und / oder LibreOffice zu verwenden und das gesparte Geld anders zu investieren, oder eben für bestimmte Softwareprodukte zu zahlen und das Geld an anderer Stelle einzusparen. Was für das Kollegium letztlich effektiver ist, muss vor Ort entschieden werden.

  • Das Problem, das ich als einer der Admins bei uns und als dezidierter Helpdesk-Erklärbär regelmäßig wahrnehme, ist, dass viel zu viele User ihre Technik nach Kochrezepten bedienen - "erst klickst du hier links oben, dann ziehst du mit der Maus da rechts unten" etc.


    So funktioniert das mit der Software-Kompetenz aber nicht, denn Software verändert sich nun einmal ständig, und das führt dann bei den Kochrezept-Usern zu den üblichen Problemen, die man aus Gesprächen kennt: "Nie macht der *§&$%!-Computer, was man will!" "Warum muss es denn immer anders sein!?!?!" "Der Computer hat das verschluckt!" "Die Scheißtechnik funktioniert doch eh nicht...." Und auf die Frage "Mit welchem Betriebssystem arbeitest du denn?" kommt "Mit Word." Oder auf "was war denn die Fehlermeldung?" ein "Weiß ich nicht, habe ich weggeklickt." Und natürlich: "Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Arbeit mit Computern Fantastilliarden mal so lange dauert wie mit dem guten alten Füller."


    Deswegen meine ich, das Technikkompetenz, IT-Kompetenz in aller, allererster Linie die Selbsthilfekompetenz ist. Wie finde ich wichtige Sachen schnell heraus? Was ist dieses und jenes Dateiformat und wo bekomme ich für mein Betriebssystem schnell und möglichst umsonst Software her, um das zu Öffnen. Wie bringe ich Daten von einer Anwendung in die Andere, quer über die Betriebssysteme. Wie konvertiere ich Daten? Und vor allem - wie arbeite mich schnell und effzient in neue Software ein, bzw. wo und wie informiere ich mich über Veränderungen.


    Das ist meiner Meinung nach etwas, was man durchaus in der Schule lernen sollte. Dann produzieren wir auch nicht immer wieder Technikanalphabeten, die auch noch stolz darauf sind, keine Ahnung zu haben - was genau so peinlich ist, wie "kein Mathe zu können".

  • Da ihre Grundschule aber nur mit Libreoffice arbeitet und der Lehrer daher alle Briefe und Dokumente mit diesem Dokument verschickte,

    Das ist auch so eine Sache der Computerkompetenz - dass man weiß, dass es ein ganz bestimmtes Format für Dokumente gibt, die auf unterschiedlichsten Systemen gelesen werden sollen, und das ist PDF. Nichts anderes. Da braucht man dann überhaupt kein Office-Programm für.


    Das tollste, was ich mal auf einer interaktiven Lernplattform gesehen habe, waren downloadbare Microsoft-Word-Dokumente, die Linklisten enthielten....

  • @Meerschwein Nele @goeba Ich bin im Grunde genommen zu 100 % eurer Meinung. Nur leider ist es eben so, dass z. B. ein Laborant, der in einem großen Betrieb arbeitet, in dem es nach GMP-Richtlinien geht, meist nur Messwerte in ein gesperrtes Excel-Sheet eingibt und zur schriftlichen Dokumentation auch nur ein bereits fertig vorformatiertes Word-Formular ausfüllt. Da sind dann einfach sämtliche Software-Kompetenzen, die man vorher mal versucht hat zu vermitteln, für'n A***. Drum bin ich eben der Ansicht, es macht in bestimmten Ausbildungsgängen schon Sinn, auf einem bestimmten Betriebssystem bzw. einer bestimmten Software zu schulen.

  • @TequilaSunrise Es ist richtig, dass ein berufsbildender Ausbildungsgang auf die Verfahren und die Werkzeuge ausgerichtet sein muss, die konkret im Betrieb verwendet werden.


    Aber davon rede nicht. Ich rede von dem, was man im angloamerikanischen Sprachraum "computer literacy" nennt. Und die ist ein allgemeiner Bildungsaspekt.

  • Naja... was die Informatik angeht (das Programmieren mal ausgenommen) ist es zu 50% RTFM (read the fucking manual).


    Da aber offensichtlich Twitter den Standard an zu verstehender Textlänge gesetzt hat, isses hat schwierig und bei den ganzen Äpps muss man gar nichts mehr lesen.... ist ja intuitiv...


    Vielleicht (hoffentlich) führt das da dazu, dass nicht mehr jeder Hinz und Kunz meint, er müsse Informatiker werden oder Informatikern erklären wie die Welt funktioniert... arbeitskulürliche Auslese sozusagen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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