Gymnasiallehramt oder Sonderpädagogik?

  • Liebe Forumsmitglieder,


    Ich habe versucht die Suchfunktion zu nutzen, um nicht unnötig doppelt Threads zu eröffnen, allerdings konnte ich bei der gigantischen Anzahl an Threads nicht fündig werden.


    Zu mir: Derzeit studiere ich Englisch und Sozialwissenschaften auf Lehramt (Gym/Ge) und bin im 3. Semester.
    Nun habe ich schon mehrere Praktika hinter mir, darunter eins an einer Grundschule, eins an einem Gymnasium und eins an einer Förderschule mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung.


    Schon als kleiner Junge wollte ich Lehrer werden und daran hat sich auch nichts geändert. Alle drei Praktika bestärkten mich nur in meiner Entscheidung Lehrer zu werden. Nun stehe ich aber vor folgendem Problem: Soll ich weiter auf Gym/Ge studieren oder zum Grundschullehramt mit ISP (emotionale und soziale Entwicklung) wechseln? Gefallen tut mir beides wirklich gleich gut. Durch meine Praktika kam in mir auch der Wunsch auf als Sonderpädagoge an einer Grundschule zu arbeiten, gerne aber auch eine einer Förderschule.


    Da ich mich wirklich nicht entscheiden kann, würde ich es gerne davon abhängig machen, mit welcher der beiden Optionen ich die besseren Berufschancen habe. Sind die Chancen in NRW (speziell in Bielefeld) wirklich so schlecht als Lehrer an Gymnasien? Laut der Ministeriumsseite habe ich mit der Fächerkombination Englisch sind Sowi mittlere bis gute Chancen auf eine Stelle. Wenn man aber weiter recherchiert und darauf vertraut was andere sagen, dann hat man mit dem Sonderpädagogikstudium (bzw. Grundschule mit ISP) bessere Chancen.


    Nun meine Frage - wisst ihr wie es in Wirklichkeit nun aussieht und kann mir jemand einen Rat geben? Bin schon total am verzweifeln, da mich dieses Thema Nacht für Nacht wach hält.


    Liebe Grüße und Danke im Voraus


    P.S.: hab den Text auf dem Hsndy getippt, ich bitte darum jegliche Art von Fehlern zu entschuldigen

  • Das Gymnasium ist als Zielschulform für Lehramtsstudenten sehr beliebt, da sie lange Zeit als Schüler die Möglichkeit hatten, sich mit dieser auseinanderzusetzen. Außerdem verbindet das Gymnasium Punkte, die wohl als besonders angenehm gelten: hohes fachliches Niveau und angenehme Schülerschaft. Entsprechend denken nur wenige angehende Studenten an die Sonderschule als möglichen Einsatzort. Die Arbeit in diesem Bereich ist sehr speziell, man muss sie mögen, da sie mit der klassischen Lehrtätigkeit an Gymnasien nur wenig gemeinsam hat. In den meisten Bundesländern gibt es einen Mangel an Sonderschullehrern; an meiner Universität wird jetzt die Anzahl der vorhandenen Studienplätze angehoben, da sonst nicht der Lehrerbedarf gedeckt werden kann.
    In NRW kann das jedoch noch einmal anders aussehen, da das Bundesland sich selbst dafür entschieden hat, politisch bedingt, bildungstechnisch "progressiv" zu sein. Andere konservativere Bundesländer werden am dreigliedrigen Schulsystem und der Förderschule festhalten, wie das mit NRW aussieht, steht jedoch etwas in den Sternen.

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  • Wenn du ganz pragmatisch nach Einstellungschancen vorgehen möchtest: Sonderpädagogik mit ESE und Lernen als Fachrichtungen, darin besteht auch zukünftig Vollbeschäftigung.


    Die Situation mit Englisch/SoWi ist nicht so grottenschlecht wie mit anderen Kombinationen, aber wiederum auch nicht toll, da gibt es nichts zu beschönigen. So eine Entscheidung kann dir niemand abnehmen, weil es (unabhängig des Bedarfs danach) zwei komplett unterschiedliche Arbeitsbereiche sind, die du ja in deinen Praktika kennengelernt hast.


    Eine kleine Anmerkung: Ich halte rein gar nichts von diesem gehypten "Grundschullehramt mit integrierter Sonderpädagogik"- das ist Gedöhns und Gleichmacherei mit System, welches unseren Stand als Sonderpädagogen entwerten und im Endeffekt einsparen soll. Vergleiche dafür einfach den Anteil an Sonderpädagogik im klassischen Sonderpädagogikstudium mit dem Anteil an Sonderpädagogik in diesem Kombi-Studium, es sind nicht umsonst jahrzehntelang zwei voneinander getrennte Studiengänge wie in etwa Zahnmedizin von Humanmedizin gewesen. Damit ist auch offensichtlich, dass in so einem Kombi-Grundschullehramt die Sonderpädagogik bei 3 Unterrichtsfächern und den Bildungswissenschaften sehr kurz geraten wird, damit du trotzdem artig die Funktionen der Sonderpädagogik übernehmen sollst, aber als Grundschullehrer nach A12 anstatt nach A13 entlohnt wirst. Dahinter steckt eine rein wirtschaftliche Intention, daher studiere nach dem klassischen Modell, um auch nach A13 entlohnt zu werden. Als klassischer Sonderschullehrer kannst du in allen Schulformen querbeet von der Grundschule über die Sek 1 bishin zum Berufskolleg arbeiten. Darüber hinaus könnte dir so ein kombiniertes Studium wohlmöglich in anderen Bundesländern nicht anerkannt werden, weil es weder Fleisch noch Fisch ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich persönlich habe weder das eine noch das andere, finde aber Sonderpädagogik insgesamt interessanter, und wie schon erwähnt sind auch die Einstellungschancen besser. Allerdings muss man je nach Bundesland auch einbeziehen, dass die Förderschulen ggf. abgeschafft werden und man dann vielleicht an einen Beratungs- und Förderzentrum (so heißt das in Hessen) landet und zwischen mehreren Schulen pendelt.

  • Allerdings muss man je nach Bundesland auch einbeziehen, dass die Förderschulen ggf. abgeschafft werden und man dann vielleicht an einen Beratungs- und Förderzentrum (so heißt das in Hessen) landet und zwischen mehreren Schulen pendelt.

    Dann scheint das auch in unserem Bundesland sehr unterschiedlich geregelt zu sein, da es im südlichen Bereich Hessens durchaus Schulen gibt, die explizit Förderschulen heißen, wo eben auch regulär Unterricht stattfindet etc.

    • Offizieller Beitrag

    Dann scheint das auch in unserem Bundesland sehr unterschiedlich geregelt zu sein, da es im südlichen Bereich Hessens durchaus Schulen gibt, die explizit Förderschulen heißen, wo eben auch regulär Unterricht stattfindet etc.

    Wir sind ja auch noch mitten im Umstieg zur Inklusion. Langfristig sollen die Förderschulen maximal zurückgefahren werden, für die "weichen Förderbedarfe" wird es dann gar keine Förderschulen mehr geben.

  • Wir sind ja auch noch mitten im Umstieg zur Inklusion. Langfristig sollen die Förderschulen maximal zurückgefahren werden, für die "weichen Förderbedarfe" wird es dann gar keine Förderschulen mehr geben.

    In NRW stirbt die Inklusion unter Schwarz-Gelb langsam und die Förderschulen werden rehabilitiert.

  • Wenn das in NRW der Fall sein sollte, dann erst recht in Hessen. Im Gegensatz zu NRW heißt es ja bei uns immer noch Förderschullehramt und nicht Lehramt für sonderpädagogische Förderung oder ähnliche Formulierungen. Die Förderschule genießt außerdem die volle Unterstützung unseres Kultusministeriums, was ja der zentrale Ansprechpartner für Bildungsfragen ist. "Inklusion" ist, vor allem in politisch eher linken Kreisen, durchaus ein Gesprächsthema, aber konkrete Forderungen sind bislang nicht erkennbar, weswegen ich davon ausgehe, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, dass Förderschulen in absehbarer Zeit geschlossen werden.

  • Die Grünen sind aber nur noch ein Jahr in der Regierung, in der verbleibenden Zeit können die schon nicht mehr so viel Schaden anrichten. Wenn sich Hessen den bundesweiten Prognosen anschließt, ist es eher unwahrscheinlich, dass die Grünen in der Regierung bleiben werden. Davon mal abgesehen, dass der aktuelle hessische Kultusminister von der CDU gestellt wird - ein Jurist im mittleren Alter mit Familienanhang. Das ist nicht die typische "pro Inklusion"sklientel ;) .

  • Warum sollte ein Kind mit Behinderung etwas an der Einstellung ändern? Ich gehe mal davon aus, dass man auch in Bildungsfragen im Sinne seines Kindes entscheidet, oder?

    • Offizieller Beitrag

    Wenn das in NRW der Fall sein sollte, dann erst recht in Hessen.

    Das Stichwort lautet "UN-Behindertenrechtskonvention" ... Inklusion kann nicht abgeschafft werden!

    • Offizieller Beitrag

    Die Förderschule genießt außerdem die volle Unterstützung unseres Kultusministeriums, was ja der zentrale Ansprechpartner für Bildungsfragen ist. "Inklusion" ist, vor allem in politisch eher linken Kreisen, durchaus ein Gesprächsthema, aber konkrete Forderungen sind bislang nicht erkennbar, weswegen ich davon ausgehe, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, dass Förderschulen in absehbarer Zeit geschlossen werden.

    Mitunter erstaunlich, was ein Student, der vermutlich noch bei Mutti wohnt, alles so mehr weiß als Leute, die quasi täglich mit dem HKM zu tun haben. Naja, werde mal Lehrer, und dann bist Du vielleicht auch irgendwann ein adäquater Diskussionspartner!

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