10te Klassen schneiden in meiner LEK extrem schlecht ab. Woran liegt's? Bin ich ein schlechter Lehrer?

  • Hi,


    ich bin am Ende vom ersten Semester in meinem Ref, Quereinsteiger in Physik und Chemie in Berlin.
    Wir haben heute in zwei 10ten Klassen die selbe Lernerfolgskontrolle zum Thema "Thermodynamik - Energieumwandelungen in Natur und Technik" geschrieben. Insgesamt 22 SuS haben mitgeschrieben.
    Das beste Ergebnis war 10 von 30 möglichen Punkten, Durchschnitt 4,3 von 30 Punkten.


    Jetzt frage ich mich natürlich was hier los ist.
    War mein Unterricht so mies, dass nichts hängen geblieben ist, habe ich das Niveau der SuS komplett falsch eingeschätzt oder ist meine LEK unverständlich? Wahrscheinlich eine Mischung von Allem.


    Es wäre mir bei der Diagnose des Problems sehr hilfreich, wenn ihr die LEK hinsichtlich Niveau, Verständlichkeit und Aufbau kritisieren würdet. Was kann ich hier besser machen, was muss ich anders machen?


    Vielen Dank für eure Hilfe : )
    InTimoDator

  • Du schreibst von wir, heißt das ein Kollege hat in einer Parallelklasse die gleiche LEK geschrieben? Wie ist die denn ausgefallen?


    Ich finde es immer schwer die Arbeiten von Kollegen zu beurteilen ohne die Hefteinträge zu kennen und zu wissen, was sie im Unterricht gemacht haben. Auch weiß ich ja nicht, wie viel Zeit sie haben.


    Wussten denn die Schüler, dass sie die Arbeit schreiben? Stehen zur Zeit viele Arbeiten an und sie haben einfach auf was anderes gelernt?


    Das wären jetzt mal ein paar Fragen, die du dir stellen könntest.

  • Hey Milk&Sugar,


    danke für deine superschnelle Antwort. Mit "wir" meinte ich die SuS und mich, ich unterrichte beide Klassen parallel. Der Test war angekündigt (mit Wiederholung und Fragestunde zu den angesprochenen Themen) und die SuS hatten 40 Minuten Zeit für den Test.


    Die Fragen die du aufwirfst sind berechtigt und mir ist klar, dass ihr die äußeren Umstände nicht beurteilen könnt. Da muss ich selbst mit meinen Kollegen, Seminarleitern und den SuS dran arbeiten.
    Wobei ihr mir evtl. helfen könntet wäre Kritik der LEK an sich, also Umfang, Aufbau, Verständlichkeit und (soweit möglich) Niveau einschätzung ... insofern das möglich ist, weil, ja klar, einfach so die Arbeiten zu beurteilen ist schwer

  • Da ich nicht aus dem MINT-Bereich komme, möchte ich die Arbeit nicht fachlich bewerten, da fehlt mir das Hintergrundwissen. Mir ist nur aufgefallen, dass du besonders oft Operatoren aus dem Anforderungsbereich I verwendet hast, insbesondere "benennen" und "berechnen". In der 10. Klasse sollten aber durchaus auch Aufgaben aus den Anforderungsbereichen II und III Anwendung finden (in den Vorgaben meines Bundeslandes fallen darunter z.B. auswerten, begründen, entwickeln, herleiten, vergleichen oder diskutieren). War das eine bewusste pädagogische Entscheidung deinerseits?


    Mir fallen spontan zwei Deutungsmöglichkeiten ein: Die Schüler haben zu wenig gelernt, im Unterricht wurden andere Inhalte behandelt als die in der Klausur abgefragten Inhalte.


    EDIT: Die Arbeit hat 6 Aufgaben mit mehreren Teilaufgaben. Sind denn (fast) alle Schüler fertig geworden oder mussten viele Schüler im Schreiben abbrechen? 40 Minuten kommt mir für den Aufgabenumfang knapp bemessen vor.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Ich finde es sind viele Lernaufgaben dabei und - soweit ich es beurteilen kann - auch keine unlösbaren Rechenaufgaben.


    Standen die Definitionen genau so im Heft/Buch?

  • Wie die Kollegen hier schon gesagt haben: Ohne die Vorbereitung deiner Klasse zu kennen, ist das schwer zu beurteilen.


    Unterrichtest du an einem Gymnasium? Dann ist dieser Test für 10.Klässler durchaus geeignet. Die letzten drei Aufgaben sind etwas anspruchsvoller, aber das rechtfertigt bei Weitem keine derart schlechten Resultate.


    Warum fragst du hier überhaupt so knapp nach? Entweder war deine Vorbereitung zu schlecht, sprich die Schüler waren nicht ausreichend vorbereitet auf dieses Thema, oder sie waren zu faul und haben zu schlecht gelernt - Denn für ein Gymnasium ist dieses Niveau absolut angebracht.

  • Ich hatte den Gedanken "muss an mir liegen" neulich auch wieder mal. 9. Klasse, laaange angekündigte Klassenarbeit. Eine 3, eine 4, 14 5en und 6en.
    Normalerweise lasse ich genehmigen. Hier habe ich nochmal schreiben lassen. Leider.
    Ich hatte nämlich erst nach der Ankünfigung der 2. Chance die Arbeiten des parallelen Kurses nachgeschaut. Da gab es eine 5 und eine (vorhersehbare) 6.


    Naja, die Wiederholung der Arbeit (reine Reproduktion, Aufgaben aus der Übungsseite vom Buch...) fiel kein bißchen besser aus.
    Die Schüler waren schlicht und einfach faul.

  • Mich würde auch mal interessieren, auf welcher Schulstufe Du unterrichtest. Für eine 10. Klasse Gym finde ich das Niveau der Prüfung ziemlich easy (für meinen Geschmack zu easy ...), könnte mir aber auch vorstellen, dass die Zeit zu knapp war. Erfahrungsgemäß brauchen SuS zum Rechnen immer unendlich viel länger, als man selbst als Lehrer. Ich habe es zu Beginn meiner Karriere immer (und manchmal auch heute noch) so gemacht, dass ich die Prüfungen selbst löse und die Zeit stoppe. Bei einer eher rechenlastigen Prüfunge habe ich dann jeweils mit einem Faktor 4 länger für die SuS kalkuliert. Finde ich zwar nach wie vor schockierend, funktioniert aber. ;)

  • Guter Einwand, Tequila!


    Darüber hinausgehend, auch in Bezug auf Zeit lässt sich schulformspezifisch differenzieren, indem Gymnasiasten für die selben Aufgaben weniger Zeit als Haupt- und Realschüler zur Verfügung haben, da sie in der Lage sein sollten, diese schnell und effizient zu lösen. Vlt. war das ja einer der Hintergedanken von InTimoDator!

  • Ich unterrichte an einer ISS ohne Sek II und habe mittlerweile Rücksprache mit den Klassenlehrern und (einigen) SuS halten können.
    Die Kollegen waren vom Ergebnis der LEK weder überrascht, noch schockiert und meine Klassen waren auch faul, @hanuta: nach eigener Aussage hat ein einziger Schüler sich überhaupt vorbereitet. ... er hat am Morgen vor der 1. Stunde mal in's Heft geschaut (wieder eigene Aussage).


    @Lehramtsstudent: die meisten Schüler haben nach etwa 10 Minuten aufgegeben und saßen rum, ob das knapp bemessen ist kann ich schwer sagen, da werde ich mir Kommentar von Physik-Kollegen einholen.
    @Milk&Sugar: die Definitionen zu "System" stehen genau so im Heft (sofern vorhanden), die Beispiele zu den Energieformen haben wir im Unterrichtsgespräch gemacht und ich finde die Berechnungen auch viel zu einfach, aber wie @TequilaSunrise schon sagte, da kann man sich oft schnell verschätzen (ist übrigens ne gute Idee die Zeit zu stoppen, danke!) und da wollte ich hier eure Meinungen einholen


    @Lord Voldemort ich habe hier so knapp gefragt weil es meiner Meinung nach mindestens drei Möglichkeiten gibt. Wie du schon sagtest: entweder habe ich die SuS schlecht vorbereitet oder sie waren faul oder der Test an sich ist unverständlich, zu schwer, etc.

  • Guter Einwand, Tequila!


    Darüber hinausgehend, auch in Bezug auf Zeit lässt sich schulformspezifisch differenzieren, indem Gymnasiasten für die selben Aufgaben weniger Zeit als Haupt- und Realschüler zur Verfügung haben, da sie in der Lage sein sollten, diese schnell und effizient zu lösen. Vlt. war das ja einer der Hintergedanken von InTimoDator!

    In einer beruflichen Schule kommen Schüler aus verschiedenen Schultypen zusammen. Wenn ich da anfangen würde Klassenarbeiten nach bisherigem Schulverlauf zu differenzieren dann wäre die Hölle los. Zumal ich auch nichts davon halte. Wer den Abschluss zum Besuch einer beruflichen Schule, der muss den Anforderungen entsprechen. Sonst kommt noch jeder an und will mehr Zeit wegen x oder y.


    @InTimoDator
    In meinem Ref gab es zuhauf 3er und 4er-Schnitte. Die Schüler waren zu faul zum lernen. Mache dir das Leben nicht selber schwer. Wenn dein Mentor meint, die Klausur war okay, dann ist doch gut. Ich habe als Ref auch 5er ins Zeugnis eingetragen. So what?

  • War das jetzt eine Gymnasial- oder eine Realschulklasse? Ich würde wohl an der Stelle den Test nicht wiederholen, da der Grund wohl das mangelhafte Arbeitsverhalten der Schüler ist. Einen Brief würde ich ans Elternhaus schicken, je nach Klientel bringt das was. Außerdem würde ich wohl mit den Schülern das Gespräch suchen und ihnen sagen, dass,auch wenn Physik nur ein Nebenfach ist, sie sich auch hier anstrengen müssen, wenn sie abschlusstechnische Ambitionen haben. Das reine Anwesendsein reicht natürlich nicht für das Bestehen des Kurses.

  • auch in Bezug auf Zeit lässt sich schulformspezifisch differenzieren, indem Gymnasiasten für die selben Aufgaben weniger Zeit als Haupt- und Realschüler zur Verfügung haben, da sie in der Lage sein sollten, diese schnell und effizient zu lösen.


    Was ist das denn wieder für ein Unsinn von dir? Sollen Haupt- und Realschüler nicht in der Lage sein, Aufgaben schnell und effizient zu lösen?


  • Was ist das denn wieder für ein Unsinn von dir? Sollen Haupt- und Realschüler nicht in der Lage sein, Aufgaben schnell und effizient zu lösen?

    Haupt- und Realschüler würden für die selben Aufgaben entweder mehr Zeit oder mehr Hilfestellung bekommen als Gymnasiasten. Oder eben bei der selben Zeit weniger/leichtere Aufgaben.

  • Nein, nicht wenn alle in einem Kurs zusammensitzen und dasselbe Ziel anstreben. Dann gibt es Zeitverlängerung nur als Nachteilsausgleich bei attestierter Teilleistungsschwäche in Behandlung oder bei bestimmten Formen von Behinderungen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich sprach von unterschiedlichen Klassen, die entsprechend unterschiedlich behandelt werden (äußere Differenzierung). Bei einem Kurs würden alle Schüler die selben Lernziele anstreben, aber ich ging davon aus, dass das klar wurde, da ich im letzten Beitrag von verschiedenen Schulformen schrieb.

  • Ich weiß nicht ob das in Hessen auch so ist, aber in NRW lernt ein Hauptschüler, ein Realschüler und ein Gymnasiast in der 10. Klasse keinesfalls dasselbe und das war auch vor G8 schon so. Behandelt man im Studium keine Lehrpläne mehr?

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Ja, wir mussten uns in den Fachdidaktikveranstaltungen immer die Lehrpläne nehmen um zu überprüfen was darin verlangt wird, wie man es umsetzen kann, ob didaktische Vorgaben gemacht werden...der eigentliche Punkt war auch: An unterschiedlichen Schulformen wird nicht zwingend dasselbe unterrichtet (auch nicht zeitversetzt).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

Werbung