Ich bin mal ehrlich: Ich habe gestern eigens ins Vorlesungsverzeichnis der Uni Frankfurt geguckt. Die Titel der Veranstaltungen (in allen Teilen des L1-Studiums) klingen immer noch schön weichgespült. Waren es am Ende aber nicht gar so sehr. Mein eigener Mathematikunterricht in meiner Schulzeit muss so defizitär gewesen sein, dass ich mit sehr vielen Inhalten so rein gar nichts anfangen konnte. Nie gehabt. Echt. Nicht so "Hab ich vergessen"-mäßig, sondern wirklich einfach nur gehabt und nie davon gehört. Den Kommilitonen aus meiner Heimat ging es auch so. Den etwas jüngeren und hessischen Kommilitonen erging es etwas besser.
Immerhin weiß ich jetzt, was ich hier in meinem eigenen Matheunterricht veranstalte. Und kann den Möppes bis Klasse 6 auf die Sprünge helfen.
Das Studium in den meisten Fächern hat mich inhaltlich und praktisch eher nicht auf die Realität vorbereitet. Allerdings habe ich gelernt, wie ich mir Wissen aneignen kann. Wahrscheinlich kommts am Ende v.a. darauf an.
Dieses elendige Schwanzvergleichen bin ich schon länger leid - und ich bin erst seit 3 Jahren im Dienst. Ich bin eine erwachsene, studierte und ausgebildete Lehrkraft. So wie alle hier. Mein Job ist hart. Euer Job ist hart. Jeder von uns musste hart arbeiten für seinen Abschluss. Auch heutige Studenten arbeiten noch hart für ihr Studium. Inhalte ändern sich. Schwerpunkte verschieben sich. Das ist der Lauf des Lebens. Wer bin ich denn, dass ich mich als Instanz aufstelle, darüber zu urteilen?
Ich hab 2007 das Studium begonnen und 2009 gewechselt. Weil die Anerkennung der Scheine etwas dauerte, musste ich manchmal anfangs einige Kurse belegen, die ich schon einmal hatte. Beim ersten Mal war's oft noch die Hölle. Nun beim zweiten Mal kam ich mir den "Neuen" gegenüber überlegen vor. Bescheuert. Ich hatte mich doch auch beim ersten Mal so angestellt.
Ich meine, das ist bei vielen Menschen das Problem. Man verklärt die eigene Vergangenheit zu sehr, auch wenn sie noch gar nicht so lange her sein mag.