Abiturklausuren und IHK-Prüfungen an Berufsschule durchführen. Normal?

  • Hallo Zusammen,


    eine Frage beschäftigt mich als Studienrat (Berufsschule, Berufliches Gymnasium).


    MEINE FRAGE: Ist es normal oder nicht, dass man als Lehrer am Beruflichen Gymnasium Technik und in Berufsschulklassen gleichzeitig das Abitur durchführt UND zusätzlich im IHK-Prüfungsausschuss tätig ist? Das natürlich, wie ihr wisst, zusätzlich zu allen anderen normalen Aufgaben des Lehrers, die man i.d.R. ja auch gerne macht, auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist.


    Zum ABITUR: Es gibt KEIN Zentralabitur in Technik, d.h. man muss zuvor zwei aufwendige Abiturentwürfe erstellen, wenn's gut geht genehmigen lassen und anschließend korrigieren und begutachten. Zudem ist man noch in anderen schulinternen Prüfungsausschüssen Ko-Referent und Fachleiter. Es gibt KEINE Ausgleichsstunden für alles Genannte.
    Zu den IHK-PRÜFUNGEN: Hier sind die schriftlichen Zwischen- und Abschlussprüfungen zu korrigieren, die Projektarbeiten zu begutachten und die mündlichen Prüfungen abzunehmen. Die Korrekturen und Begutachtungen finden in der Freizeit statt, es gibt KEINE AUSGLEICHSSTUNDEN dafür. Die mündlichen IHK-Prüfungen finden an Unterrichtstagen statt, d.h. man muss einen Vertretungsplan erstellen, was zusätzlich noch die eigenen Kollegen belastet. Einen Ausgleich gibt es nicht dafür, nur Stress eigentlich.


    Kurz: Notwendige Erholung wird sehr schwierig.


    Wie ist das bei euch?
    Schöne Grüße

  • Ich weiß nicht wie das bei euch geregelt ist, aber ein ehemaliger Mitreferendar arbeitet am Berufskolleg und der bekommt für die IHK-Prüfungen eine Aufwandsentschädigung und prüft deshalb sehr gerne. Abitur nimmt er auch nebenher (allerdings in anderen Ausbildungsgängen) ab, allerdings zentral gestellt.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Ich bin am beruflichen Gymnasium und auch wenn wir Zentralabi schreiben, erstellen wir doch die Aufgaben für den Pool in den meisten Jahrgängen in vielen Bildungsgängen selbst, es gibt einige halt selten, da ist man jedes Jahr dran. Und die FHR-Prüfungen müssen auch noch erstellt werden, DELF etc. ja, das ist in manchen Jahren mal arg und in anderen Jahren hat man Glück. Wenn man lieb bittet und viel zu tun hat, gibt es dann mal einen Korrekturtag dafür.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich mache auch beides und die Fachoberschule. Technisches Gymnasium ist in NRW zentral, aber wir mussten letztes Jahr auch einen Vorschlag erstellen, das fand ich auch aufwändig.
    Prüfungskommissionsvorsitz mache ich auch, aber das fällt meist in die Unterrichtszeit und ich bekomme eine Entschädigung. Das belastet mich jetzt nicht so und ist von der Schulleitung gewollt. Mit der Vertretung mache ich mir auch keine Gedanken, da alle Kollegen (die im dualen System unterrichten) in Ausschüssen sind und somit für jeden mal was anfällt. Und an Tagen, wo alle Prüfung haben, sind die Schüler dann ja auch in der Prüfung (also kein Mehraufwand) oder die anderen Lehrjahre gehen an dem Tag in den Betrieb. Je nachdem, wann die Prüfung ist. Das Durchsehen geht manchmal bis in den Nachmittag, aber das hat man in der Schule ja auch mal. Ist bei mir ca. 4-5 Mal im Jahr.


    Fachoberschulprüfungen finde ich schlimmer, wegen des Prüfungsvorschlages. Die Korrektur finde ich dagegen nicht schlimm, denn dafür sind ja auch die Schüler weg und ich habe weniger Stunden. Genauso wie beim technischen Gymnasium.


    Was genau ist denn eigentlich Deine Frage? Ist Dir das zuviel? Dann solltest Du mit Deiner SL sprechen, was Du abgeben kannst.

  • Ich hatte schon Jahre, da war ich an JEDER der bei uns angebotenen Abschlussprüfungen beteiligt. Abitur, Fachhochschulreife, Fachschulreife und KMK-Prüfung in Englisch.


    Dieses Jahr hatte ich "nur" Doppelabitur und FHSR. Trotzdem 150+ Prüfungsklausuren korrigiert wegen mehrstufigen Korrekturverfahren.


    Man bekommt wenn man Glück hat Korrekturtage. Mehr Entschädigung gibt es nicht.

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen!


    Sissymaus: Es geht mir darum, einschätzen zu können ob übertragene Aufgaben zu wenig, normal oder viel sind. Mir fehlen einfach Vergleiche. Es soll kein Wettbewerb nach dem Motto "Wer schafft im Jahr am meisten?" werden. Jeder hat ja auch andere Belastungsgrenzen. Wir alle haben unsere normalen unterrichtlichen und nichtunterrichtlichen Dienstverpflichtungen, die für sich genommen schon anspruchsvoll sind und einen engagierten und gewissenhaften Lehrer erfordern, der Spaß an seinem Beruf hat. Davon darf ich bei allen hier Beteiligten ausgehen :)


    Dann kommen dazu z.B. FOS, FOT, Abiturprüfungen (erstellen, korrigieren), Prüfungsausschüsse, Klassenlehrerschaft oder ehrenamtliche Verpflichtungen. IHK-Prüfer ist so ein Ehrenamt, das sehr viel zusätzliche Zeit in Anspruch nimmt. Diese sind zumindest prinzipiell On-Top. Hier möchte ich verhindern, Gefahr zu laufen, sich zu verzetteln. Ab den Weihnachtsferien bis zum Sommer kommen viele Kollege immer wieder in massiven zeitlichen Stress. Und am Ende geht es um Zeugnisse und die Zukunft von Menschen, wo stressbedingte Fehler oder Schludigkeiten unbedingt vermieden werden müssen.

  • Dank spezieller Bildungsgänge muss bei uns an der Schule in diversen Bildungsgängen jährlich ein Vorschlag fürs Zentralabitur eingereicht werden (da es nur 2-3 BKs mit den Bildungsgängen gibt und drei Vorschläge nach Soest müssen). Dieses Jahr hat es mich erwischt. Zusätzlich muss ich auch noch die Berufsabschlussprüfung konzipieren und ja, ich habe auch 2x FHR-Abschlussprüfungen zu erstellen und genehmigen zu lassen.


    Am BK erscheint mir das durchaus normal zu sein - Sissy hat aber recht. Bei mir fallen auch viele Klassen nach Ostern weg, so dass ich die Zeit durchaus anderweitig nutzen kann. Und nein: Spaß macht das trotzdem nicht.

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