Seiteneinstieg oder nochmal studieren?

  • Servus liebe Leute,


    ich stehe momentan vor einem kleinen Entscheidungsproblem und würde Euch dazu gerne mal um Rat fragen. Dazu zunächst einige kleine Erläuterungen über meine gegenwärtige Situation...


    Anfang 2015 habe ich ein Doppelstudium mit einem Diplom in Soziologie und einem Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen. Von Ende 2015 bis Ende 2016 habe ich dann als Trainee bei einem großen Unternehmen in der Automobilbranche gearbeitet und dieses verlassen, als mir nach 13 Monaten keine feste Stelle, sondern nur eine Verlängerung meines befristeten Traineevertrags angeboten wurde. Seit Anfang diesen Jahres arbeite ich nun als Mitarbeiter für Projektevaluation in der Verwaltung einer Universität. Auch dieser Vertrag ist wieder nur bis Ende des Jahres befristet, da das Projekt, an dem ich mitarbeite, dann ausläuft. Ich hatte ursprünglich geplant, in Richtung Marketing/ Marktforschung zu gehen, musste aber dann feststellen, dass ich etwas zu optimistisch an die Sache herangegangen bin und der Bereich sich zum einen als völlig überlaufen und zum anderen als lange nicht so fordernd und interessant herausgestellt hat, wie ich mir das zu Studienzeiten ausgemalt habe.


    Nach zwei Studienabschlüssen und mittlerweile fast zwei Jahren Berufserfahrung in der Automobilbranche und im öffentlichen Dienst habe ich nun langsam keine Lust mehr, mich von befristetem Vertrag zu befristetem Vertrag zu hangeln und einmal pro Jahr umziehen zu müssen, insbesondere da ich nächsten Monat endlich mit meiner Freundin zusammenziehe, die in der Nähe meines jetzigen Wohn- und Arbeitsorts eine Stelle als Lehrerin angenommen hat. Da möchte man langsam an die Familienplanung denken, was bei derart prekären Beschäftigungsverhältnissen allerdings quasi unmöglich wird.


    Daher spiele ich nun mit dem Gedanken, entweder per Seiteneinstieg oder nochmal per Studium ebenfalls in den Lehrerberuf einzuschwenken. Da ich selber noch "jung geblieben" bin und auch gerne mit jungen Menschen zusammen arbeite, kann mir durchaus gut vorstellen, zu unterrichten und möchte gerade aufgrund der jüngsten Erfahrungen, die ich selber am Arbeitsmarkt machen musste, den Jüngeren etwas sinnvolles mit auf den Weg geben und sie angemessen vorbereiten für die Dinge die da kommen. Und natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, ich würde nicht gelockt von der sicheren und langfristigen Perspektive, die der Lehrerberuf und die damit häufig verbundene Verbeamtung mit sich bringen (zumindest scheint es mir so).


    Es ergibt sich allerdings eine entscheidende Unsicherheit, die hauptsächlich meinem etwas fortgeschrittenen Alter geschuldet ist (ich bin letzten Monat 31 geworden):
    Ich habe keine Ahnung wie meine Erfolgschancen sind, wenn ich jetzt noch den Seiteneinstieg bzw. ein Lehramtsstudium wage :autsch:


    Ein Seiteneinstieg wäre auf den ersten Blick sicherlich die naheliegendste (und sicherlich zeiteffizienteste) Möglichkeit, allerdings habe ich nach einiger Recherche den Eindruck gewonnen, dass zumindest für Leute in meiner Situation (fachliche Richtung im Bereich Sozial-, Wirtschafts- und Politikwissenschaften, Interesse am Gymnasium) die Chancen eher bescheiden sind und höchstens noch in Richtung Berufskolleg gehen würden.


    Mit einem Masterabschluss für das Lehramt Gymnasium/ Gesamtschule würde ich mich wesentlich sicherer fühlen, allerdings kommt da mein Alter noch etwas stärker zum Tragen:
    Nehmen wir an, ich könnte idealerweise auf Basis meiner vorangegangenen Abschlüsse direkt in einen Masterstudiengang für das Lehramt einsteigen (der fachliche Teil für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften würde ja quasi schon entfallen, allerdings habe ich noch überhaupt keine Studienleistungen im Bereich Pädagogik und Didaktik erbracht, ganz zu schweigen von einem zweiten Unterrichtsfach, bei dem ich interessenshalber Richtung MINT tendieren würde), dann hätte ich also bei strammem Programm noch etwa 2 Jahre Master vor mir plus 1,5 Jahre Referendariat. D. h. ich wäre mindestens 35 - 36 Jahre bei Ende meiner Lehrerausbildung. Aber wie gesagt: Da mir noch so gut wie sämtliche pädagogischen und didaktischen Grundlagen sowie das zweite Unterrichtsfach fehlen, ginge das Studium wohl nochmal etwas länger.
    Wie realistisch wäre denn da noch die Chance auf eine Verbeamtung in NRW?


    Letzten Endes stellt sich für mich die Frage, ob dieser "berufliche Neustart" für mich noch sinnvoll und erfolgversprechend ist (dazu ist anzumerken, dass ich mit meiner Freundin ausdrücklich in NRW bleiben möchte).
    Über die finanziellen Einbußen während des erneuten Studiums und Referendariats bin ich mir im Klaren, aber auf der anderen Seite habe ich auch den einen oder anderen im Bekanntenkreis, der von heute auf morgen auf der Straße stand, weil der AG überraschend Insolvenz angemeldet hat.


    Vielleicht ist ja unter Euch der/die ein oder andere, die das so in ähnlicher Weise erlebt/ durchgezogen hat oder vor der selben Entscheidung stand und mal ausführlich von seinen/ihren Erfahrungen berichten kann. Aber auch die Lehrer und Lehrerinnen, die den "klassischen" Weg in den Lehrerberuf gegangen sind, haben sicherlich ihre Einschätzungen und Erfahrungen in dieser Sache auf fruchtbare Weise beizutragen :) .


    Für Eure Beiträge bedanke ich mich herzlich im Voraus!

  • Wie realistisch wäre denn da noch die Chance auf eine Verbeamtung in NRW?

    Du wirst bei Vorliegen der persönlichen Voraussetzung bis 40 verbeamtet. Ich hatte meine Urkunde 3 Wochen vor dem 40. Geb vorliegen.


    Seiteneinstieg am BK kommt für Dich nicht in Frage? Für Wirtschaft gibts da bestimmt Möglichkeiten.

    • Offizieller Beitrag

    Du wirst bei Vorliegen der persönlichen Voraussetzung bis 40 verbeamtet. Ich hatte meine Urkunde 3 Wochen vor dem 40. Geb vorliegen.

    Das ist nach Bundesland unterschiedlich http://www.beamter-werden.de/p…staltersgrenze_Beamte.pdf


    PS: Jetzt erst gesehen, dass der TE in NRW bleiben will, daher stimmen die 40 Jahre

  • Diplom Soziologie, Bachelor Wiwi...ich glaube nicht, dass du damit einen Seiteneinstieg schaffst. Gibr es Wiwi überhaupt am Gymnasium? Für mich klingt das nach einem kompletten Neustudium. Wenn di das willst, mach es. Als ich Lehrerin wurde, war die 40 auch sichtbar.

  • Hast du in den letzten Wochen bei LEO (Lehrereinstellungsverfahren NRW) reingeschaut und herausgefunden, ob für dein Fach ein Bedarf besteht. Da steht auch alles zum Seiteneinstieg. Sonst würde ich mich bei der Bezirksregierung erkundigen, was du anerkennen lassen könntest. Außerdem könntest du dich bei Schulen in deiner Nähe erkundigen, ob Bedarf besteht. Ich glaube auch, dass man am Berufskolleg die besseren Chancen hat. Unter VERENA werden die Vertretungsstellen veröffentlicht. Bei uns waren in den letzten Jahren nur Studenten als Vertretungskräfte. Diese Berufserfahrungen können dir beim Seiteneinstieg helfen.

  • Bevor du dir weitere Gedanken machst, kontaktiere einige Wunschschulen in der Nähe und frag nach, was möglich ist.
    Die örtlichen Schulen werden ggfs. eine Stelle auf den Profil ausschreiben.

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