Fachinformatiker statt Lehrer (Bayern)?

  • Hab jetzt mein 1.Staatsexamen und einen Ausbildungsvertrag bei ner guten IT-Firma hier um die Ecke für FIAE (=Fachinformatiker Anwendungsentwicklung).
    Hab allerdings erst neulich wegen der Versetzungspraxis bei LA Mittelschulen angefragt, weil der Beruf Lehrer insbesondere wegen der Nach- und Zweitqualifizierungsmaßnahmen für andere Schularten (insbe. Mittelschule eben) erst zu 99,9% für mich vom Tisch war :D
    Hab jetzt auch vom KM ne Antwort auf meine Anfrage bzgl. dem Umsatteln auf Mittelschule nach dem 1.Staatsexamen LA Gym bekommen. Ich häng die nachstehend FYI (=For your Interest/"falls es wen interessiert") an ;)


    Ich hab mir die Sache nicht leicht gemacht, schon vor 2 Jahren, als die Prognosen langsam durch den Kellerboden zum Mittelpunkt der Erde zu rauschen begannen, hab ich angefangen mich mit nem Plan B auseinanderzusetzen.
    Vor nem Jahr hab ich deshalb angefangen mich um Ausbildungsplätze zu bewerben und hab dabei sogar diesen ziemlich guten hier abgestaubt :D
    Bezahlung könnte bischen besser sein für den Bereich, aber ist halt ne mittelständische Firma und kein Siemens ^^


    Nachdem ich jez bestimmt schon 100 mal mein nicht-Lehrer-Umfeld damit angenervt hab, nerv ich jez überflüssigerweise euch einfach auch noch damit: Was haltet ihr von der Entscheidung?
    Das größte Gewicht hatte für mich bei der Sache das Geld. Ich hab zwar das Glück, kein Vermögen mehr aufbauen zu müssen, weil ich da vom Schicksal sehr begünstigt bin. Trotzdem verbrenn ich damit halt 7 1/2 Jahre Studium :D
    Als Berufseinsteiger nach der Ausbildung werd ich wahrscheinlich so zwischen 2500-3000 Euro Brutto bei der FIrma verdienen, mit ner 40h/Woche bei Tendenz zu 45h/Woche nehm ich mal an.
    Mein Netto läge damit halt schon so 700 Euro unter dem was ich bei Mittelschule (A12) verdienen könnte. Und ich muss mich noch um die private Altersvorsorge kümmern, wodurch auch noch was weggeht.


    Da ich aber sehr heimatverbunden bin und meine Frau hier bspw. bei Siemens arbeitet und auch gut verdient, kommt eine Verlagerung des Lebensmittelpunktes langfristig nicht in Frage. Bei Lehramt geh ich also schwer vom Zweitwohnsitz aus.
    In meinen Augen daher eine recht eindeutige Lage, aus der heraus ich mich auch relativ reuelos für den Jobwechsel entschieden hab :D Ich hing auch nie soo sehr an der Idee, Lehrer zu werden. Insbesondere Computer sind dagegen schon lange mein Hobby und für Technik interessiere ich mich auch schon immer sehr stark ^^ Ein Studium in dem Bereich hätt ich mir nur nie zugetraut weil da mein mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten nicht wirklich ausreichend sind :D


    Zuletzt berücksichtige ich aber natürlich auch noch die Arbeitplatzsicherheit. Als Beamter auf Lebenszeit steht einem "Sicherheit" natürlich fast schon auf die Stirn geschrieben :D Aus dem Grund hab ich auch lange drüber nachgedacht.
    Mit der IT bin ich zwar in nem absoluten Wachstumsmarkt und meine Firma beackert auch ne Niesche, die für sich betrachtet nochmal überdurchschnittlich stark wächst seit einiger Zeit. Trotzdem hab ich da nur ne Kristallkugel :D
    Aus dem Grund hatte ich mich auch noch bei den Verwaltungsbeamten versucht, wegen meinem mäßigen Abi aber keinen Erfolg beim Auswahlverfahren gehabt ^^


    Rein wirtschaftlich betrachtet, und darum gings mir bei der Sache nunmal hauptsächlich, dürfte das ganze wahrscheinlich fast ein Nullsummenspiel sein. Da ich wahrscheinlich bei erfolgreichem Schulartwechsel irgendwo in den Süden Bayerns müsste, dürfte bis zur Versetzung das Mehr beim Netto durch die erhöhten Lebenshaltungskosten aufgefressen werden. Langfristig könnte sich das Ganze natürlich wieder eher zugunsten des Lehramts entwickeln, sollten z.B. ein Arbeitgeberwechsel notwendig werden, wo man im schlimmstfall natürlich auch nen Standortwechsel hinnehmen muss.Trotzdem geh ich bei den Zeiträumen, die man auf Lehrerseite z.T. auf ne Versetzung warten muss, davon aus, dass die Differenzen überschaubar sein dürften.


    Aber vielleicht überseh ich auch was oder bewerte die Situation falsch. Drum frag ich jez noch euch nach eurer Meinung :D Immerhin geb ich ja was (vorerst) auf, wofür ich knapp 1/4 meiner bisherigen Lebenszeit aufgewendet hab. Dass ich damit so wenig Schwierigkeiten hab könnte ja auch ein Zeichen von Unbedachtheit sein :D



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    Amtwort vom Kumi:
    vielen Dank für Ihre Anfrage vom 29. März 2017, in der Sie um
    Informationen bezüglich eines Schulartwechsels nach dem Ersten
    Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien bitten. Hierzu können wir
    Ihnen Folgendes mitteilen:



    Für Bewerber mit einer Ersten Lehramtsprüfung für andere Lehrämter wird
    derzeit eine Maßnahme nach Art. 22 Abs. 1 Bayerisches
    Lehrerbildungsgesetz zur Nachqualifizierung für das Lehramt an
    Mittelschulen angeboten. Durch das Nachholen ggf. noch fehlender
    Studien- und Prüfungsleistungen und Absolvieren eines
    Vorbereitungsdienstes kann die Befähigung für das Lehramt an
    Mittelschulen erworben werden.



    Sollten Sie Interesse an diesem Verfahren haben, werden Sie gebeten, dem
    Staatsministerium zur Prüfung einen formlosen Antrag, einen
    tabellarischen Lebenslauf und eine beglaubigte Kopie des Zeugnisses über
    die Erste Lehramtsprüfung zu übermitteln.



    Erst nach Bestehen der Ersten Lehramtsprüfung sowie der Zweiten
    Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien kann im Rahmen einer
    Zweitqualifizierung nach Art. 22 Abs. 2 Satz 2 Bayerisches
    Lehrerbildungsgesetz ein Verfahren zum Erwerb der Lehramtsbefähigung für
    Mittelschulen angeboten werden.



    Nach derzeitigem Sachstand liegen auch weiterhin die Voraussetzungen
    vor, dass das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und
    Kunst nach Art. 22 Abs. 2 Satz 2 Bayerisches Lehrerbildungsgesetz für
    das Schuljahr 2017/18 die Befähigung für das Lehramt an Mittelschulen,
    ggf. zukünftig auch für das Lehramt an Grundschulen, unter bestimmten
    Voraussetzungen für Bewerber mit der Lehramtsbefähigung für Realschulen
    bzw. Gymnasien feststellen kann.
    Eine verbindliche Aussage kann zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht getroffen werden.



    Gerne können Sie sich jederzeit über aktuelle Angebote und Maßnahmen zum
    Bereich Mittelschule über die Homepage des Bayerischen
    Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
    informieren.



    Bezüglich Ihrer weiteren Frage weise ich darauf hin, dass die
    Qualifikation eines Fach- oder Förderlehrers nur dadurch erworben werden
    kann, dass jeweils zwei Lehramtsprüfungen gemäß der entsprechenden
    Studien- und Prüfungsordnungen mit Erfolg abgeschlossen wurden.
    Dazu bedarf es einer Ausbildung am Staatsinstitut zur Ausbildung von
    Fachlehrern oder zur Ausbildung von Förderlehrern sowie die erfolgreiche
    Absolvierung eines zweijährigen Vorbereitungsdienstes, der mit der 2.
    Lehramtsprüfung abschließt.



    Die Ausbildung umfasst am Staatsinstitut zur Ausbildung von
    Förderlehrern drei Jahre, am Staatsinstitut zur Ausbildung von
    Fachlehrern je nach Ausbildungs- und Fachrichtung eine mindestens
    zweijährige pädagogische und fachdidaktische Ausbildung in den
    entsprechenden Fächern.



    Der Nachweis des Ersten Staatsexamens für das Lehramt an Gymnasien
    könnte als Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung am Staatsinstitut
    anerkannt werden.



    Weitere Informationen zur Ausbildung zum Fachlehrer für Musik und
    Kommunikationstechnik finden Sie auf der Homepage des Staatsministeriums
    unter www.stmuk.bayern.de → Lehrerinnen und Lehrer → Lehrerausbildung → Mittelschule → Fach- und Förderlehrer.

  • Hallo Narktor,


    aus meiner Erfahrung heraus würde ich dir davon abraten die Fachinformatikerstelle anzutreten. Vor meinem Seiteneinstieg ins Lehramt (NRW) war ich in der Branche tätig, in die du wechseln möchtest. Unter anderem war ich für dir Ausbildung der Fachinformatiker in unserem Betrieb (Mittelständler/400 MA) verantwortlich. Ich habe gesehen, wie da Mitarbeiter "ausgepresst" wurden. Kollegen bekamen Herzinfarkte vor dem 40. Lebensjahr, ... Ich selbst hatte regelmäßig >70 Überstunden im Monat. Nach einem Wechsel des Arbeitgebers änderte sich daran nichts. Dazu kam noch eine relativ ausufernde Reisetätigkeit. Hast du deinen zukünftigen Betrieb mal danach gefragt, inwieweit Reisen nach der Ausbildung zum Berufsalltag gehört? Handelt es sich um eine Consulting-Firma? Dann: Finger weg!


    Das Jahr vor meiner beruflichen Neuorientierung habe ich fast komplett im Hotel in München verbracht, was als Familienvater aus der Nähe von Dortmund natürlich sehr ungünstig ist...
    Betrachtet man dagegen das Lehramt, so hat man ein relativ geordnetes Leben. Klar sitzt man auch hier in Spitzenzeiten mal etwas länger am Schreibtisch, aber das Ganze geschieht selbstorganisiert und zuhause. Ich würde den Lehrerjob um Nichts in der Welt wieder aufgeben wollen. Zum einen ist die Sicherheit unschlagbar, zum anderen ist wohl kaum ein anderer Job so familienkompatibel wie das Lehramt. Darüber hinaus ist die Arbeit mit Kindern/Jugendlichen unheimlich erfüllend.


    HTH
    nehsog

  • Habe auch als Entwickler in der Industrie gearbeitet - so negative Erfahrungen wie nehsog habe ich nicht gemacht, aber so richtig schön fand ich die Arbeitsbedingungen dort nicht. Diese Aussage hingegen


    Betrachtet man dagegen das Lehramt, so hat man ein relativ geordnetes Leben. Klar sitzt man auch hier in Spitzenzeiten mal etwas länger am Schreibtisch, aber das Ganze geschieht selbstorganisiert und zuhause. Ich würde den Lehrerjob um Nichts in der Welt wieder aufgeben wollen. Zum einen ist die Sicherheit unschlagbar, zum anderen ist wohl kaum ein anderer Job so familienkompatibel wie das Lehramt. Darüber hinaus ist die Arbeit mit Kindern/Jugendlichen unheimlich erfüllend.

    kann ich zu 100% unterschreiben...

  • wenn du mich fragst, ist das die hölle, für die allermeisten, die gerne d + rk am gymnasium unterrichtet hätten als eigentlichen berufswunsch. da würde ich bei umsatteln eher sowas wie pastoralreferent, kulturbereich, journalismus etc. erwarten (entsprechende praktika und ein volo vorausgesetzt) - was man als master-absolvent in diesen bereichen eben so macht - oder eine andere schulform (sondermaßnahmen!), oder ein zweitstudium (was duales, oder buchwissenschaften, oder ganz was anderes, z.b. sozpäd...), vielleicht auch eine lehre im buchhandel oder so, wenn es unbedingt eine lehre sein muss.


    aber fachinformatiker im mittelstand? nun denn, vielleicht ist es genau das richtig für dich?


    das studium ist im übrigen nie "verbrannt", sondern bildung, in erster linie. ausbildung ist für lehrberufe, uni ist bildung. und bildung ist nie verloren.

  • Hm, kommt vllt. auch auf die Firma an. Der Beruf des Lehrers wird ja meistens in eine recht hohe Risikogruppe bei den Versicherungen eingestuft http://www.dbu-brb.de/lehrer/
    Fachinformatiker werden meist in die geringste Risikostufe eingeordnet: https://www.google.de/search?q…kogruppe+Fachinformatiker


    Das mag aber natürlich auch noch an anderen Faktoren liegen, zum Einen ist beim Lehrer der Querverweis evtl. schwieriger als beim IT-ler, weil einem als Lehrer ja jede Menge Kinder und Jugendliche anvertraut werden.
    Zum Anderen mag bei den (Fach)informatikern wiederum der Schnitt durch entsprechende Winkelzüge der Versicherer gedrückt werden.


    Wenn du von der IT zu den Lehrern gewechselt bist nehme ich mal an, dass du an Berufsschulen in Informatik unterrichtest?
    Da wirst du vermutlich auch weniger Korrekturaufwand haben als ich mit Deutsch haben würde ^^ Das Fach hat in der Hinsicht ja einen eher zweifelhaften Ruf :D


    Tatsächlich ist meine Firma im Consulting tätig, Softwaretest. Soweit möglich hab ich da schon so viel wie möglich in Erfahrung gebracht, sowohl über Internet als auch die paar Kontakte, die ich hab. Außendienst gibts natürlich, soll sich aber in Grenzen halten. Was dann im Einzelnen und noch dazu in 3 Jahren nach der Ausbildung sein wird kann man daraus aber natuerlich nicht ableiten :D


    Aus dem Grund kann ich meine Abwägungen halt nur auf Durchschnittswerte stellen, die zugegebenermaßen auch stellenweise etwas mit Vorsicht zu genießen sind, z.B. die Risikogruppen, die die Versicherer ja nach weiß-Gott für Kriterien zusammenstellen.
    Bei den Lehrern weiß ich eben was Bayern angeht sowohl von den Lehrerverbänden als auch von euch und anderen Einzelpersonen, dass man ganz schön lange im "beruflichen Exil" leben kann.
    Auf den gesamten Zeitraum von ca. 40 Jahren bis zur Verrentung betrachtet mag sich das natürlich kompensieren. Wir Menschen tun uns ja immer etwas schwer damit, langfristigen dem kurzfristigen Gewinn vorzuziehen.
    Trotzdem ist das schon eine ordentliche Schmälerung der Vorzüge des Lehrerberufs gegenüber der freien Wirtschaft vor Ort.
    Du musst das so rechnen, ich müsste quasi gerechnet über meine gesamte Arbeitszeit pro Monat im Schnitt 2 Wochen im Außendienst sein, um auf eine ähnliche (wahrscheinlich etwas höhere, s. Urlaubs- vs. Ferienzeit) "Trennungszeit" zu kommen wie beim Lehrer.
    Und wie bereits gesagt, mein Versetzungsgesuch wird sowieso unter erschwerten Bedingungen ablaufen, da wir definitiv keine Kinder wollen (meine Frau will bspw. auf keinen Fall einen Karriereknick).
    Aus dem Grund hat bei mir die Vereinbarkeit mit der Familie auch nur einen sehr geringen Stellenwert.


    Dazu kommt bei mir noch ein gewisses Risiko, überhaupt in den Beruf reinzukommen. Als Gymnasiallehrer sieht die Sache sehr schwarz fuer mich aus. Weißt du, bei uns in Bayern haben die die tolle Regelung eingeführt, dass man nach dem Referendariat automatisch, ob man will oder nicht, auf die "Warteliste" gesetzt wird, sofern man nicht sofort eine Planstelle bekommt. Bei LA Gymnasium hat diese Warteliste nun eine ganz besondere Würzung erhalten: Wenn du da 5 Jahre drauf bist und nicht genommen wirst, fliegst du runter, oder besser gesagt: "raus". Du verlierst deinen Anspruch auf eine Planstelle an einer staatlichen Schule. Du kannst dich dann nur noch als sog. "freier Bewerber" bewerben. Die "freien Bewerber" kommen dran, wenn sowohl die Frischlinge ausm aktuellen Referendariatsjahrgang als auch die Wartelistenbewerber abgearbeitet sind. Also de facto eigentlich nie, außer du hast Mathe, Physik oder Informatik als Unterrichtsfach vorzuweisen.
    Ich könnte dann natürlich auf Privatschulen. Da ist das Gehalt aber deutlich niedriger, keine Verbeamtung und auch meist kein guter Angestelltenvertrag etc..
    Achja, in ein anderes Bundesland könnt ich. Dann sitz ich aber wieder hunderte Kilometer von der Heimat entfernt. Also auch nicht wirklich das, was ich wollte.


    Dann ist da noch die Mittelschule, für die derzeit mehrere "Nachschubmaßnahmen" vom KUMI in Gang gesetzt wurden, s. die Mail die ich oben angehängt hab.
    Da muss ich erstmal paar Unisachen nachholen, die in meinem LA Studium gefehlt haben. Ich weiß nicht genau wie das ablaeuft, aber ich denk ma ich werd einfach wieder studieren dürfen, ohne Gehalt, ohne Sicherheit etc..
    Danach sieht die Sache natuerlich wieder anders aus, wenn ich innerhalb der nächsten 12 Monate anfangen sollte hab ich da wohl gute Chancen nachm Ref an ne Planstelle zu kommen. Irgendwo in oder um München herum wahrscheinlich.


    Das bildet damit also die Ausgangslage: Ich hab das MIttelschullehramt als einzige Lehramtsoption innerhalb Bayerns auf der einen Seite, und die IT-ler Stelle am Heimatort auf der anderen Seite.
    Demnach was ich so an mehr oder weniger zuverlässigen Mittelwerten hab, werd ich beim Mittelschullehramt mit hoher Wahrscheinlichkeit im Süden Bayerns landen und da erstma ne ganze Zeit lang bleiben.
    Das Berufsunfähigkeitsrisiko beim Lehrer gilt gemeinhin als hoch, die Arbeitsbelastung trotz "Halbtagsjob" ebenfalls. Bei der Arbeitszeitbelastung gilt der Deutschlehrer sogar als Spitzenreiter unter den Lehrern (Die Zeit im Referendariat übrigens gilt hier bei uns in Bayern ja auch als AZUBI-Wunderland. "Keine Überstunden" können hierzulande die Nachwuchslehrkräfte glaub ich nichtmal mehr buchstabieren).
    In Konsequenz wird mir für die längste Zeit auch geldmäßig nach Abzug der Lebenshaltungskosten bei einer Anstellung (A12) in und um München herum mtl. nicht viel mehr bleiben als wenn ich hier vor Ort als IT-ler arbeite.


    Auf der anderen Seite steht der Job als Fachinformatiker, wo ich zunächst mal vor Ort bleiben werde, abzgl. Außendienst. Wie bereits gesagt müsste ich da 50% meiner Arbeitszeit im Außendienst sein, damit sich diesbzgl. meine Situation gegenüber dem Lehrer verschlechtert. Die statistischen Mittelwerte zu Gehalt, Arbeitsbelastung, Vereinbarkeit mit Freizeit etc. sind im großen und ganzen leicht überdurchschnittlich.
    https://www.boeckler.de/pdf/ta…rbeit_und_Fremdfirmen.pdf
    Bzgl. vertraglich vereinbarter und tatsächlicher Arbeitszeit arbeiten bei den EDV/IT-Berufen immerhin 50% im Schnitt tatsächlich die vereinbarten 39-40h.
    Hier muss ich allerdings sagen, dass ich mit der Zusammensetzung der Stichprobe nicht ganz zufrieden bin. Der mit Abstand größte Anteil sind "IT-Berater", eine Berufsbezeichnung, die nach deutschem Recht nicht geschützt ist und die als sehr breit gilt: https://de.wikipedia.org/wiki/IT-Berater
    "Fachinformatiker" stellen nur einen Bruchteil der Stichprobe dar und der Begriff scheint außerdem nur eine Ausbildungsbezeichnung bzw. Bezeichnung für eine Ausbildungsrichtung zu sein, was etwas seltsam anmutet, da die Studie glaube ich keine Auszubildenden einbezieht: https://de.wikipedia.org/wiki/Fachinformatiker


    Abschließend kommt man so halt zu einem recht ernüchternden Ergebnis: Bei der Abwägung der potenziellen Vor- und Nachteile beider Berufsoptionen kommt, bezogen auf meine spezifische Situation, am Ende nahezu Gleichstand raus. Jeweils bedingt durch die verschieden Gunst- und Ungunstfaktoren sowie die Wahrscheinlichkeiten, dass diese auch eintreten werden, geht der Vergleich nahezu unentschieden aus. Aber genauso wie ich nen ekligen Chef und ne 70h Woche beim IT-ler haben kann, kann ich auch beim Lehrer schwierige Klassen und ne 70h Woche haben, letzteres v.a. während der ersten 5-10 jahre. Was dann v.a. noch bleibt ist eben die Sicherheit und die Altersvorsorge durch die Verbeamtung beim Lehrer. Die könnten, wenn ich jez 40 Jahre später die Möglichkeit hätte zwei Lebensläufe zu vergleichen, am Ende viel ausmachen.
    Aus dem Grund würde ich übrigens auch den Lehrer noch leicht besser bewerten. Bin halt auch n Sicherheitsmensch. Allerdings bringts mir halt auch wenig, wenn ich FÜR die Sicherheit MIT Sicherheit für (mindestens) lange Zeit Dinge aufgeben muss, die ich mir durch diese Sicherheiten erhalten will. Ist dann am Ende halt auch nur n Kuhhandel...
    Auf der anderen Seite könnte ich übrigens mit der FIAE Ausbildung, ähnlich wie du, später evtl. noch auf Berufsschule umsatteln. Das spräche auch noch für die Ausbildung.
    Mit dem 1.StEx LA Gym kann man ohne weiteres auch Referendariat an der Berufsschule machen, man muss halt n Fach haben, das gebraucht wird.




    In beiden Fällen ist es ein Glücksspiel mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, zum jeweils selben Ergebnis zu kommen.

  • Mit Pastoralreferent hab ich mich auch schon beschäftigt. Ich müsst nochmal bischen nachbohren, ist bei mir aber nicht ganz einfach, weil ich nicht in Würzburg studiert hab, wo man neben der Uni noch so ne kirchliche Einrichtung besucht, die einen in der "spirituellen Entwicklung" begleitet.
    Ich bin außerdem Theologe, kein großer Glaubensmensch :P Reli-Unterricht fand ich schon immer ganz cool im Praktikum, kategoriale Seelsorge wie beim beim P-Ref (Gefängnisseelsorge, Sterbebegleitung, Hinterbliebenenseelsorge usw.) ist da aber schon was ganz anderes.
    Auch Pastoralreferent hat übrigens das Problem, dass man in der Gemeinde, in der man eingesetzt wird, leben muss. Und wenns nur 10km vom Heimatort entfernt ist, Pendeln is nich ^^. Wochenenddienst ist da übrigens auch etwas eher alltägliches :D Hat zwar auch den Vorteil, dass man seine 40h über 6 tage verteilt. Aber trotzdem ist Wochenenddienst wohl eher etwas, was man vermeiden möchte, auch wenns einem in der freien Wirtschaft natürlich genauso passieren kann. Da stehts aber zumindest nicht von vornherein im Arbeitsvertrag drin :D



    Kulturbereich, Journalismus, Sozpäd => Stellensituation ähnlich bescheiden oder noch bescheidener als bei Lehramt. Definitiv keine Option, auch wenns fachlich nicht das allerschlechteste wär.

  • Allgemein zu den etwas unschöneren Seiten des Lehrerberufs ist glaube ich diese, zugegeben schon etwas ältere Umfrage vom BLLV ganz interessant:
    https://www.bllv.de/fileadmin/…/20030514_arbis/arbis.pdf
    Dazu ist natürlich zu sagen, dass solche Umfragen auch immer mit Vorsicht zu genießen sind. Tendenziell melden sich ja immer eher die Unzufriedenen zu Wort, während die Zufriedenen eben zufrieden schweigen.
    Außerdem gibt es hier keine "harten" Vergleichswerte zu anderen Studien und repräsentativen Umfragen und die Gymnasien, Real- und Berufsschulen sind außen vor.


    Nur um das klarzustellen: Ich will mir/euch das Lehramt nicht künstlich schlecht reden :D Das meiste was ich hier so verlinke und schreibe hab ich auch in der Vergangenheit schon recherchiert, bevor mein Entschluss gefallen ist ^^
    Dieser ist ja außerdem auch nicht endgültig. Wenns mir nicht gefällt, kann ich später immer noch aufs Lehramt zurückkommen, auch wenn natürlich nicht zu jedem Zeitpunkt Sondermaßnahmen laufen. Da aus o.g. Gründen für mich die Wahl des Lehramts aber mit nahezu sofortiger Wirkung erstmal etliche Nachteile mit sich bringt, wollt ichs jez erstmal mit der wortwörtlich "naheliegenderen" Option versuchen und schauen was dabei rumkommt.
    Die Zelte hier abreißen und nach München umziehen wird mir wahrscheinlich morgen genauso wenig gefallen wie heute, von daher läuft mir da nicht so viel davon. Und wenn die Tore dann nach 2020 tatsächlich langfristig geschlossen sein sollten, tja, dann hab ich entweder aufs richtige Pferd gesetzt oder eben nicht...die statistische Wahrscheinlichkeit, mit meiner Entscheidung danebenzuliegen, liegt in beiden Fällen meiner Meinung nach bei fairen 50%...^^

  • Als Informatiker kann man aber trotzdem auch im öffentlichen Dienst arbeiten und sogar verbeamtet werden. Mein Mann hat einen Bachelor in Informatik und ist Beamter beim Land NRW. Eine Freundin hat eine Ausbildung gemacht und ist bei der Stadt München im öffentlichen Dienst angestellt. So kommt man dann auch zu geregelten Arbeitszeiten, aber eventuell bei Gehaltseinbußen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • dir geht es scheinbar primär um geld, nicht pendeln, annehmbare arbeitszeiten und sicherheit. wenn das so ist, mach eine ausbildung. ist vermutlich das schlaueste. und lass das mit lehramt d + rk - das passt nicht so ganz, da fehlt ein bisserl die leidenschaft fürs fachliche und akademische und pädagogische fürs gym, wenn du mich fragst.


    schon mal über verwaltungsstudium an der fh in hof (für beamtenlaufbahn in ministerien und so) oder zoll nachgedacht? aber sicher nicht pendeln ist auch hier nicht zu haben.

  • Hab mich bei den Kommunen in der Region beworben, bin sogar bis zum Bewerbungsgespräch gekommen aber die Note hat am Ende nicht gereicht. Mein LPA Zeugnis kam nur auf 2,5 im Schnitt weil meine Mathenote im Abizeugnis damals ne 4 war, und die Mathenote wiegt "(un)sinnigerweise" 3fach während Deutsch und Englisch, wo ich 2er hatte, nur einfach wiegt. Konnt mich deshalb in der Gesamtnote nich gegen die Mitbewerber durchsetzen ^^


    Ich hatte mal nen Pädagogikdozenten, der sagte: "Die Leute meinen ja immer, man müsste Kinder mögen, um ein guter Lehrer zu sein..." :D Ich sag jetzt nicht, dass ich dieser Auffassung von ihm zustimme :D Ist mir nur gerade auf deine Aussage hin wieder eingefallen. Ich musste damals ganz schön schmunzeln xD

  • Habe den Artikel überflogen - was mich interessieren würde: Hast du dich erkundigt, ob du eine zusätzliche Verkürzung der Ausbildung o. ä. bekommen kannst? In dem Artikel steht ja ein Absatz über Abweichungen vom dualen Prinzip. Wenn du in der Berufsschule in Deutsch und Reli am Unterricht teilnehmen müsstest, fände ich das ehrlich gesagt absurd!

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