Im 2. Staatsexamen durchgefallen- Was nun?

  • Hallo zusammen,
    ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, denn momentan weiß ich einfach nicht mehr wie es weitergehen kann.
    Ich bin Referendarin am Seminar in Reutlingen und bin jetzt durch die Lehrprobe im Fach Mensch und Umwelt gefallen. Das verwirrende ist, dass für mich die angegebenen Gründe für eine Erklärung zum Durchfallen nicht gereicht haben. Mein zweiter Unterrichtsbesuch in dem Fach verlief ganz gut. Die Lehrbeauftragte hatte mir damals empfohlen bei Gruppenarbeiten den Zeitmanager zu spielen. Also nach abgelaufener Zeit die Arbeiten der Kinder zu unterbrechen und sie in die nächste Arbeitsphase zu schicken. Ihre Begründung war, dass dies auch Differenzierung sei, denn nicht jede Gruppe könnte die Aufgabe gleichermaßen gut bearbeiten. Gesagt getan. Das habe ich dann eben auch in der Lehrprobe gemacht und bin aus dem Grund durchgefallen. Eine gute Reflexion im Anschluss hat nichts verändern können.


    Ich fühle mich ungerecht behandelt. Ich habe das Gefühl, dass gar keine Transparenz herrscht. Alle, die ich im Seminar kenne haben entweder eine sehr schlechte Note oder sind durchgefallen (insgesamt 5). Meine Freundin, die am selben Tag die Prüfung wie ich hatte mit der selben Prüfungskommision ist auch durchgefallen.


    Ich liebe den Lehrerberuf und möchte das unbedingt durchziehen. Ich habe nur das Gefühl, dass ich das am Reutlinger Seminar nicht schaffen werde. Sie seien angeblich das strengste Seminar in BaWü.
    Tut mir Leid, dass ich meine Geschichte so ausschweifend darstelle, aber ich habe irgendwie ziemlich das Bedürfnis mit jemandem darüber zu reden. Die stellvertretende Seminarleiterin hat heute während ich ihr die Situation sachlich schildern wollte nach 10 Sekunden einfach aufgelegt. Ich konnte sie daraufhin nicht mehr erreichen.


    Meine Fragen:


    1. Kann ich das Seminar irgendwie wechseln?


    2. Kann ich auch ohne das 2. Staatsexamen zur Not als Lehrerin arbeiten?



    Ich hoffe, ihr könnt mir da helfen.


    liebe Grüße

  • Hallo,


    gibt es denn keine Möglichkeit, die Lehrprobe zu wiederholen? Normalerweise müsste man doch mindestens einen Wiederholungsversuch haben?!


    Ansonsten: Natürlich sind erstmal immer die "Anderen" Schuld, wenn man durchfällt. Und man hat das Gefühl, das man wahnsinnig unfair behandelt wurde. Ich würde dir empfehlen, diese Ansicht so schnell wie möglich abzulegen wenn du eine Wiederholung anstrebst. Es wird Gründe geben, warum du durchgefallen bist. "Einfach so" fällt keiner durch eine Prüfung...


  • ... Es wird Gründe geben, warum du durchgefallen bist. "Einfach so" fällt keiner durch eine Prüfung...

    hat der TE doch auch nicht behauptet? Die Schilderung klingt sehr sachlich und plausibel. Dass mehrere durchfallen ist auch nicht üblich. Wenn jemand unfähig ist, teilt man ihm das außerdem rechtzeitig mit.


    Sorry @Rambino, ich weiß nicht, wie man das Seminar wechselt. Tut mir echt Leid für dich!
    Herrje, als ob es zu viele Lehrer gäbe :/

  • War das dein erster Versuch?
    Was genau hat der Prüfungsvorsitzende gesagt? Was ist die Begründung gewesen?
    Was sagen Mentor und SL?


    Es tut mir leid für dich, jetzt atme erst mal tief durch.
    Panik bringt dich nicht weiter und auch nicht, ob dein Seminar den Ruf hat, streng zu bewerten.

  • Ob du in BaWü wiederholen kannst, weiß ich leider auch nicht. Sollte aber gehen.
    Also hock dich hin und versuche es ein zweites Mal!


    Aber: Auch ohne zweites Staatsexamen kann man an Schulen unter kommen, meist sind es dann private Schulen aber auch da kann man glücklich werden :)
    Also: Durchatmen - es klingt so als wäre das Ganze erst heute oder gestern gewesen. Dann in ein, zwei Tagen noch mal persönlich mit deiner Mentorin reden und um Rückmeldung bitten woran es lag.

  • Hallo zusammen,
    ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, denn momentan weiß ich einfach nicht mehr wie es weitergehen kann.
    Ich bin Referendarin am Seminar in Reutlingen und bin jetzt durch die Lehrprobe im Fach Mensch und Umwelt gefallen. Das verwirrende ist, dass für mich die angegebenen Gründe für eine Erklärung zum Durchfallen nicht gereicht haben. Mein zweiter Unterrichtsbesuch in dem Fach verlief ganz gut. Die Lehrbeauftragte hatte mir damals empfohlen bei Gruppenarbeiten den Zeitmanager zu spielen. Also nach abgelaufener Zeit die Arbeiten der Kinder zu unterbrechen und sie in die nächste Arbeitsphase zu schicken. Ihre Begründung war, dass dies auch Differenzierung sei, denn nicht jede Gruppe könnte die Aufgabe gleichermaßen gut bearbeiten. Gesagt getan. Das habe ich dann eben auch in der Lehrprobe gemacht und bin aus dem Grund durchgefallen. Eine gute Reflexion im Anschluss hat nichts verändern können.

    Oh je, so etwas ist erst einmal bitter.


    Ich weiß nicht genau, ob ich dir helfen kann:
    Musstet ihr bei den Unterrichtsbesuchen nicht auch ein Protokoll anfertigen vom Beratungsgespräch? - Wenn ja, müsste da dieser Vorschlag doch verschriftlicht sein, oder?


    Ohne 2. Staatsexamen zu unterrichten sollte momentan noch keine Option für dich sein: Du hast in jedem Fall noch eine Chance - nutze sie! Eine gute Freundin von mir ist auch durchs 2. Staatsexamen in einem Fach gefallen (in ihrem Fall Englisch). Sie hat die Prüfung wiederholt und ist seit einigen Jahren nun schon im Schuldienst (feste Stelle + verbeamtet). Lass den Kopf nicht hängen!


    Zum Seminarwechsel: Das dürfte vermutlich nicht so einfach werden. Wie viele Ausbilder gibt es denn in deinem Fach? Hast du die Chance, dass es beim nächsten mal jemand anderes sein könnte?

  • Off-topic:


    Die Lehrbeauftragte hatte mir damals empfohlen bei Gruppenarbeiten den Zeitmanager zu spielen. Also nach abgelaufener Zeit die Arbeiten der Kinder zu unterbrechen und sie in die nächste Arbeitsphase zu schicken. Ihre Begründung war, dass dies auch Differenzierung sei, denn nicht jede Gruppe könnte die Aufgabe gleichermaßen gut bearbeiten. Gesagt getan. Das habe ich dann eben auch in der Lehrprobe gemacht und bin aus dem Grund durchgefallen.

    Von solchen Fällen habe ich schon öfters gehört.


    Bei unterschiedlichen oder gar widersprüchlichen Vorgaben der Fachleiter, Mentoren, Prüfer und Schulleitungen sind Referendare zum Scheitern verurteilt und stehen damit in diesem wirklich sehr streng hierarchischen System auch noch ganz alleine da.

  • ich rate dir auch, die Prüfung zu wiederholen. Du hast dann einfach bessere Chancen. Du schaffst das schon. Da ja doch relativ viele durchgefallen sind, versucht euch gegenseitig zu stützen. Ich war auch gerade Mentorin und habe meiner LAA geraten das Gerüst einer Stunde zu nehmen, die bei dem Unterrichtsbesuch gut benotet wurde und diese mit anderem Inhalt zu füllen. Versuch bei der nächsten Prüfung auf Nummer sicher zu gehen. Hattest du denn auch noch das Kolloquium? Was genau musst du denn wiederholen? In Mathe hast du bestanden?


    Liel Glück und verliere nicht den Mut

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe das Problem an einer anderen Stelle, für den Fall, dass das Prozedere in BaWü mit dem in NRW vergleichbar ist.
    Die Prüfungskommission bestand vermutlich nicht nur aus Mitgliedern des Reutlinger Seminars sondern auch aus Personen, die an anderen Seminaren / Schulen arbeiten.


    Das Grundproblem, das ich sehe, ist, dass Lehrbeauftragte, bei uns heißen die ja Fachleiter, mitunter eine sehr spezielle Sicht auf Unterricht haben, die mit den Erwartungen, die eine Kommission hat, nicht zwingend übereinstimmen müssen.
    Die Gruppenarbeit nach der vorgegeben Zeit abzubrechen und das als Differenzierung zu sehen, halte ich für absoluten Quatsch. Das ist doch keine Differenzierung. Die Differenzierung ist ja außerdem nicht ursprünglich von Dir intendiert gewesen, d.h. z.B. von Anfang an differenzierendes Material und Arbeitsaufträge, sondern ein eher zufälliges, meinetwegen auch oft der Unterrichtsrealität entsprechendes Ergebnis. In meinem Unterricht würde das dazu führen, dass Ergebnisse in der Regel lückenhaft, falsch oder eben gar nicht vorliegen und ich nicht weiterarbeiten kann. Die anschließende Reflexion würde im Wesentlichen gruppendynamische und motivationale Aspekte enthalten.
    Das kann man m.E. für eine Lehrprobe in die Tonne kloppen.


    Für eine Prüfungskommission im Examen muss man taktisch vorgehen, d.h. eine so universell gestaltete Stunde zeigen, die fachlich wie didaktisch gewissen Mindestanforderungen genügt und nicht zu speziell auf den Gusto eines Ausbilders zugeschnitten ist. Sonst passiert nämlich genau das, was Du geschildert hast.
    Für die Lehrbeauftragte würde ich eine Stunde genauso stricken, damit diese eine Person zufrieden ist und das Gefühl hat, sie hätte mir etwas vermittelt. Für eine ganze Kommission mit bei uns in NRW im Extremfall drei bis vier unterschiedlichen "Ideologien" und Idealvorstellungen bezüglich Unterricht wäre das jedoch examenstechnischer Selbstmord.

  • In einer meiner Lehrproben musste ich ummodeln - die Erstellung der Plakate hat so lange gedauert, weil meine Schüler die Plakate besonders schön machen wollten und plötzlich im Schneckentempo gemalt haben. Mein Baugefühl sagte mir, dass ich sie fertig werden lassen muss und ich habe die Ergebnissicherung umgestellt.


    Die Kommission hat das hoch gelobt.


    Mich wundert es, dass eine Fachkraft dir das Gegenteil empfohlen hat. Strange.

  • Also erst einmal, danke für die zahlreichen Antworten. Das hat mir zum Teil echt geholfen.
    Inzwischen konnte ich das Ganze auch einigermaßen verdauen. In Baden-Württemberg bekommt man nur eine Note zu den Lehrproben. Die Unterrichtsbesuche, welche vorher stattfinden, werden nicht benotet, sondern sollen den Lehramtsanwärtern ihren Leistungsstand verdeutlichen. Nach den Unterrichtsbesuchen findet ein beratendes Gespräch statt. In den letzten Unterrichtsbesuchen konnte ich mich dann auch ziemlich steigern. der einzige Kritikpunkt im Fach Mensch und Umwelt war mein Zeitmanagement. Und da hat die besagte Lehrbeauftragte mir den Tipp gegeben, selber den "Zeitwächter" zu spielen und die Phasen auch dann abzubrechen, wenn nicht alle Schüler ein Ergebnis haben.
    Im Nachhinein hätte ich lieber weniger Aufgaben stellen sollen. Auch wenn dann vielleicht die Kritik gekommen wäre, dass der Lernzuwachs für eine Realschule zu gering ist. Meine Schüler sind nun mal sehr schwach und die meisten erfüllen nicht das Realschulniveau.
    Ich habe auch die Möglichkeit die Lehrprobe nochmal zu wiederholen und hoffe, dass ich es dann schaffen werde. Ich habe mich bei der VBE informiert und die haben mir berichtet, dass ein Wechsel zu einem anderen Seminar nicht möglich ist. Lediglich die Prüfungskommission kann gewechselt werden, bzw. man kann angeben, dass man nicht nochmal von der selben Prüfungskommission geprüft werden möchte. Ich hoffe, ich kann durch diesen Beitrag eventuell anderen in selber Lage helfen. Deswegen habe ich das etwas ausführlicher formuliert.
    P.S. Danke Bolzbold. Dein Beitrag hat mir die Augen geöffnet. Das nächste Mal werde ich meine Unterrichtsplanung etwas "klassischer" gestalten.

  • In Baden-Württemberg kannst du die 2.Prüfung einmal wiederholen.
    In meinem Lehrerdasein habe ich mehrere Referendare erlebt, die den ersten Durchgang nicht geschafft hatten (auch weil sie zu viel zeigen wollten) und beim zweiten Mal im Herbst das Examen dann absolvierten. Das ist zwar Stress - zum Trost jedoch 3 Vorteile:
    1.) Du bekommst über die Sommerferien weiterhin Gehalt ;)
    2.) Du wirst im November - wenn die Prüfungen vorbei sind - sofort als KV gekrallt und daraus haben sich bei bislang allen Kandidaten dann feste Anstellungen im Beamtenverhältnis ergeben.
    3.) Du wirst deinen Schülern gegenüber in Prüfungssituationen empathischer entgegentreten als die "Ellbogenfraktion".


    Kopf hoch - du schaffst das.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Es ist noch gar nicht gesagt, dass die neue Lehrprobe nach den Ferien stattfindne muss. Bei den Beruflern ist es öfter so, dass die LP
    noch im Juli stattfindet, du also mit den anderen fertig wirst.
    Job geht dann halt über Liste, aber Sorgen darüber musst du dir wirklich keine machen.

  • In Baden-Württemberg muss man mit der durchgefallenen Lehrprobe zusammen ein Schnitt von mindestens 2,5 haben. Leider erreiche ich mit der 5 diese Note nicht mehr...

  • Bist du da sicher? Aber dann könnte man doch überhaupt nich wiederholen.....erste Lehrprobe 5, Wiederholung 1,0, Durchschnitt 3,0. Das kann doch irgendwie nicht sein???

  • Wenn du, wie du geschrieben hast, den entsprechenden Schnitt nicht hast, gehst du in Baden-Württemberg in die Verlängerung (bis Dezember) und wiederholst dann die durchgefallene Lehrprobe. Ich hoffe, dass du dann bestehst. Dann bekommst du meist ziemlich schnell eine KV-Stelle und bewirbst dich dann ein Jahr später auf die Planstellen. Also Kopf hoch.

  • Wie bist du denn in diesem Fach vorbenotet? Du fällst nur durch, wenn die Gesamtnote in diesem Fach 5 ist. Wenn du mit 3 oder besser vorbenotet bist, hast du trotzdem bestanden.

    Ich wünschte, das wäre in Bawü so. aber leider zählt bei uns nur die Lehrprobe. Die zwei Unterrichtsbesuche, welche je Fach davor stattfinden, werden nicht benotet. Sonst hätte ich auf jeden Fall bestanden.

  • Hallo Rambino,


    nun ist dein Post 5 Jahre her. Ich bin gerade hier gelandet, weil ich in einer sehr ähnlichen Situation bin.

    Magst du mir erzählen, wie es für dich seit dort weiter ging?

    Lieben Gruß und Vielen Dank

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