Mehrere Sabbatjahre möglich?

  • ich weiß ja nicht, aber ich hätte diesen job schon vor jahren aufgegeben, wenn's mir nur um den lehrplan ginge. prüfungen sind wichtig, aber die inhalte sind noch viel wichtiger, und die sind relevant, weil sie von der welt, vom leben, vom menschen handeln. dass da eigene welt- und lebenserfahrung bei der vermittlung helfen, ist doch irgendwie einleuchtend?


    dem threadersteller fehlt vielleicht noch ein bisschen letzteres, aber das ist das älteste vorrecht der jugend/der jungen erwachsenen überhaupt.
    mir x-mal lieber als der klischee-beamte mit dienstvorschriftenregister (schönes wort, grad erfunden) als hirn und schülerakten vor sich. das mit dem lehrplan und der unterrichtsrealität kommt schon noch früh genug.

    Einmal editiert, zuletzt von kecks ()

  • Ich bin weiterhin bei cubanita und schantalle. Man kann Schüler wirklich mitziehen und begeistern, wenn man eine Beziehung zu Ihnen aufbaut. Und ich hatte eigentlich nur einen Lehrer, der mich so richtig begeistert hat (dessen Nachfolge ich nun auch angetreten habe) und der hat durch seine Persönlichkeit einfach alle Schüler mitgezogen und zum Arbeiten "gekriegt". Dabei hat auch er uns uns 2-3 Anekdoten aus seinen Urlaubsreisen erzählt und damit zu uns seine Beziehung über die Schule hinaus erweitert. Es mag noch an weiteren Rahmenbedingungen wie Klassengemeinschaft etc gelegen haben, aber wir haben alle an einem Strang gezogen. Er hat es geschafft, dass wir uns alle selbst angestrengt und zu Erfolg verholfen haben. Das hätte sicher nicht so funktioniert, wenn er strammen Schrittes rein gekommen wäre und uns mit Inhalten bombardiert hätte.


    Ich selbst stelle das auch immer wieder fest: Klassen, mit denen die Chemie einfach stimmt, da läuft es einfach. Und dann hat man auch mal Zeit für ein Pläuschchen oder ein paar private Worte. Das bringt insgesamt einen Schub und dadurch werden alle mitgezogen.


    Außerdem finde ich diese Schwarzseherei hier echt traurig. Der TE hat eigentlich nach Organisation und rechtlichen Rahmenbedingungen gefragt. Warum darf denn jemand diese Möglichkeit nicht mal ausschöpfen? Dass Reisen die Persönlichkeit bildet, ist jawohl unbestritten. Lasst ihn doch. Ich glaube, da gibt es wirklich schlechtere Lehrer, die unmotiviert und ohne den Schüler zu sehen ihren Stiefel durchziehen.

    Na jetzt tut ihr aber so, als wenn man nur die Chemie haben oder eine super Beziehung aufbauen kann, wenn man von seinen Reisen berichtet. Das kann sein, klar! Es muss aber nicht sein. Dass eine Beziehung zu den Schülern wichtig ist, ist doch ganz klar.


    Gegenbeispiel: Ich hatte einen sehr kauzigen Sozialkundelehrer, der eigentlich nur noch genervt hat, wenn er mal wieder so ausschweifend erzählt hat. Und wenn Klausuren anstanden, kam Panik auf.


    Also, möglich ist alles. ;)

  • Außerdem finde ich diese Schwarzseherei hier echt traurig. Der TE hat eigentlich nach Organisation und rechtlichen Rahmenbedingungen gefragt

    ... um uns dann folgendes mitzuteilen:

    ich habe womöglich öfter in meinem Leben erfahren dürfen, wozu Menschen wirklich im Stande sein können (im Positiven wie auch im Negativen), als die Mehrheit der "erfahrenen und alteingesessenen Lehrer". Dementsprechend kann ich schon gut abschätzen, ob es machbar ist die heutige Jugend zu motivieren und vom "Alltagszombietum" zu befreien oder nicht. Das hier viele das scheinbar nicht können, bemerke ich schon an den klischeeträchtigen Urteilen über "unsere heutige Jugend". Es tut mir wirklich Leid für euch

    'nuff said...

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Zu den Rahmenvorgaben wurde ja schon einiges gesagt.
    Was deine weitere Motivation für die Wahl des Berufs des Lehrers angeht, denke daran, dass es bessere Wege gibt, Schüler zu erreichen, sie für Engagement zu motivieren als der Matheunterricht ;- ). Viele Schulen haben heutzutage soziale Projekte, Partnerschaften - und der persönliche Kontakt/ die persönliche Verbindung, die ein Lehrer zu z.B. einer Schule in Südafrika oder einem sozialen Projekt in Kolumbien hat, hilft dabei definitiv. Es gibt sogar Schulen, die es alle paar Jahre hinkriegen, auch mit Schülern zu diesen Projekten zu fahren und vor Ort zu helfen. Das läuft dann häufig in Form einer AG, zum Beispiel. Das wäre an deiner Stelle eher die Richtung, an die ich denken würde, wenn das auch eine Motivation ist (denn ja, das fachliche, die Schüler zu Abschlüssen führen, um ihnen eben in der Gesellschaft, in der sie leben, gut zurecht kommen zu können, ist nämlich auch eine nicht zu unterschätzende Aufgabe).


    Und meine Erfahrungen sind inzwischen auch so, dass Schüler nicht so passiv und desinteressiert sind, wie man manchmal meint. Ich habe auch eine Weile gemosert, wie angepasst unsere Schüler doch sind, dass sich alle primär mit CDU und FDP identifizieren (das ist jetzt keine Pauschalkritik an diesen Parteien, mir ging es eher darum, dass das für mich Sinnbild war, dass die Jugendlichen die Gesellschaft, so wie sie ist, einfach akzeptieren und sie nicht in Frage stellen, was man irgendwann m.M. nach definitiv mal gemacht haben sollte...)... und dann wurde ich SV Lehrerin (Vertrauenslehrerin) und arbeitete mit Schülern zusammen, die politisch waren, die Dinge bewegen wollen... dann hat diese SV einen PoetrySlam organisiert und ich habe Texte der Schüler gehört, die mich sehr nachdenklich gemacht haben... (und auch wieder hoffnungsvoll)... und dir mich zu der Einsicht genötigt haben, dass, wenn ich mal ehrlich drüber nachdenke, ich meine ganze Kritik an der Gesellschaft, mein Hinterfragen, das ich als Jugendliche hatte, tatsächlich auch nicht in die Schule getragen habe, sondern viel mit mir selber ausgemacht habe... und dass die echten "Revoluzzer" in meinem Jahrgang auch überschaubar waren... also diejenigen, die das offensiv nach außen getragen haben. Unsere Lehrer hielten uns vermutlich auch für sehr desinteressiert und nur auf Konsum und Spaß ausgerichtet, auch wenn da in den Köpfen definitiv mehr passierte.


    Aber ja, damals wie heute gibt es auch diejenigen, die es wirklich nicht interessiert. Die man vermutlich auch mit Videos, persönlichen Erfahrungen etc eher nicht motiviert bekommt. Es lohnt sich aber meiner Meinung nach schon, diejenigen anzusprechen, die man erreichen kann, die vielleicht nur nicht wissen, was sie konkret tun können.


    Im Mathe- oder Lateinunterricht stelle ich mir das aber tatsächlich auch eher schwierig vor... ;-P

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Poetry Slam und Partnerschule ist doch sehr konkret.
    Davon abgesehen passieren Veränderungen da, wo "das System" grundsätzlich in Frage gestellt wird. Ohne Superfeministinnen keine Veränderungen der Geschlechterrolle, ohne Greenpeaceaktivisten kein Nachdenken über Robbenfell.


    Auf Schule bezogen: Zu einer Zeit als es keine Schulpflicht gab, war Schule, wie wir sie heute kennen, ein Segen. Jetzt leben wir aber in einer anderen Zeit, einem anderen System. Da ist es konsequent, auch über Veränderung von Schule nachzudenken. Natürlich nicht, indem jeder eine Weltreise machen muss, der Lehrer werden will. Aber schon, indem systematisch über Ziele und Inhalte nachgedacht wird. Selbst minimale Veränderungen brauchen Jahrzehnte, bevor sie sich über die Uni/ Lehrerausbildung an den Schulen durchsetzen. Die meisten Menschen sind konservativ und träge, "das hamwer schon immer so gemacht".

  • Warum sollen Schüler denn überhaupt das System in Frage stellen?


    Warum geht es nicht eine Nummer kleiner wie Veränderungen bestimmter Dinge?


    Warum immer pauschal die Systemfrage?

    Da hast du natürlich recht, ich habe mich etwas ungenau ausgedrückt... wobei... ich finde schon, dass man sich irgendwann mal fragen sollte, warum unsere Gesellschaft so aufgebaut ist und so funktioniert, wie wir sie vorfinden und eine Haltung finden, wie man sich selber in dieser Gesellschaft positionieren möchte. Und das kann von anpassen, über kleine Dinge ändern bis hin zu "viva la revolucion" ja alles sein.
    Die Formulierung "System in Frage stellen" implizierte natürlich, dass alles auf den Kopf geworfen werden sollte, ich meinte das aber schon ergebnisoffen - aber m.M. nach sollte sich das schon jeder wenigstens mal fragen.

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  • weil jemand, der diese frage nie ernsthaft gestellt hat, alles einfach so akzeptiert, wie es ist. unter einem mündigen bürger - unserem erziehungs- und bildungsziel und für eine demokratie unabdingbar! - hat man sich deutlich was anderes vorzustellen. gehorsame untertanen gibt es schon genug.


    stichwort werteerziehung, stichwort demokratiererziehung, stichwort friedenserziehung. ja, auch in mathe.

  • Meine Güte geht's nicht eine Spur kleiner?


    Es wurden explizit die CDU und die FDP die für ein statisches System stehen genannt, welches aber von allen Schülern hinterfragt werden muss.


    Da kommt unterschwellig die Botschaft mit, das nur Vorstellungen bestimmter politischer Richtungen angestrebt werden sollen.

  • Meine Güte geht's nicht eine Spur kleiner?


    Es wurden explizit die CDU und die FDP die für ein statisches System stehen genannt, welches aber von allen Schülern hinterfragt werden muss.


    Da kommt unterschwellig die Botschaft mit, das nur Vorstellungen bestimmter politischer Richtungen angestrebt werden sollen.

    Ja, ich sollte so Beiträge nicht übermüdet schreiben. Habe das ungeschickt ausgedrückt, was ich eigentlich meine.


    Vielleicht zur Erklärung.
    Ich war in den 90ern ein Teenager/ junger Erwachsener, d.h. ich bin tatsächlich stark geprägt von linken Bewegungen gegen die damals stark aufkommende Neonazi-Bewegung (Rostock, Hoyerswerda... das sind die Dinge, die passierten, als ich Teenager war und die mich und meine Freunde tatsächlich stark geprägt haben) und von den immer noch starken "grünen" Bewegungen (Greenpeace, Die Grünen), durchaus auch noch Punk; auch eine Zeit, die den Zusammenbruch der letzten Ideologien erlebte (UDSSR). Und auch durchaus noch in Ausläufern geprägt von "Rebellion gegen die
    Das Zitat (angeblich von Tucholsky?) "Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer es mit 40 immer noch ist, keinen Verstand" drückt mich tatsächlich ganz gut aus.


    Als ich an meine Schule kam, die ein extrem bürgerlich-liberales Einzugsgebiet hat, überraschte mich zunächst, dass die Schüler, wenn sie in politischen Rollenspielen die Rolle von Abgeordneten übernehmen sollten, sich ausnahmslos um die Rollen, die CDU oder FDP entsprachen, rissen und bloß nicht eine leicht linke oder grüne Partei vertreten wollten. Das passte nicht zu meinem unreflektierten Bild von "Jugend muss doch rebellieren, die entgegengesetzten politischen Vorstellungen der Eltern haben" (egal, wo sie dann als Erwachsene mal landen -- siehe das Zitat oben). Deshalb habe ich etwas ungeschickt diese beiden Parteien als Sinnbild für etwas nutzen wollen. Und das war ja die eigentliche Aussage, die ich mit meinem Beitrag oben machen wollte: Mein Blick auf "die" Jugend war 1. zu sehr von meiner eigenen Jugend geprägt, die ich einfach generalisiert habe, und 2. zu unreflektiert und auch durchaus zu arrogant.


    Wobei ich als Lehrer, wenn es mal um solche Debatten geht, durchaus bewusst als "advocates diaboli" eher linke Positionen übernehme, weil unsere Schüler i.d.R. ausschließlich aus der anderen Ecke kommen - aber eben nicht, weil das jetzt meine persönliche Überzeugung ist. Ich mache den Schülern meine Rolle hierbei sehr deutlich und verkaufe das nicht als die "erstrebenswerte politische Haltung" oder meine persönliche Meinung, sondern versuche eben, ihnen die Gegenposition aufzuzeigen, damit sie ihre eigene Position hinterfragen und sie zu einer fundierten Haltung/ Meinung finden und nicht nur aufgrund eines "Gefühls". Wären unsere Schüler anders gepolt, würde ich genau die entgegengesetzte Haltung übernehmen, um sie zur vertieften Auseinandersetzung anzuleiten. Das sehe ich aber auch tatsächlich als meine Aufgabe als Lehrer an.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Mal noch eine Frage zum Thema: Muss man denn das Sabbatjahr immer direkt im Anschluss an die Ansparphase nehmen? Oder kann man es eventuell auch ein paar Jahre hinaus schieben?

    Das ist wirklich mal ne gute Frage!

  • Also auf der Genehmigung steht drauf für welches Jahr es genehmigt wird. Aber ich kann nicht sagen ob das bindend ist.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • OT: vielleicht haben viele "das system" überprüft und für gut befunden und begehren deshalb nicht auf? Weil kein Leidensdruck herrscht?


    Fände ich soo schlimm jetzt nicht....

    Was meinst du mit "das System"? Und wer sind "viele"?


    Aufbegehren kann man auch, wenn für einen selbst ganz persönlich kein Leidensdruck besteht. Ob jemand mit guten Mathenoten im Siemens-Vorstand landet und Besitz anhäuft oder als Ingenieur einen Ersatz für Seltene Erden sucht ist schon ein Unterschied.


    Entscheiden kann das nur jede/r für sich, die Informationen zur Entscheidungsfindung darf die Schule aber durchaus liefern. Ich bin sicher, da finden sich auch in den Lehrplänen der Länder genug Passagen, die Werte und Normen vermitteln.

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