Mehrere Sabbatjahre möglich?

  • Hallo, ich studiere aktuell Mathematik und Latein auf Lehramt und strebe für mein künftiges Leben folgendes an:


    Ich habe 2 Leidenschaften: Lehren und Reisen. Bei Letzterem bin ich aber ungern pauschal unterwegs, sondern tauche dabei sehr gerne komplett in die andere Kultur ein. Gleichzeitig unterrichte ich auch unheimlich gerne (gebe seit Jahren umsonst Nachhilfe "im größeren Stil"). Ich würde falls möglich beides kombinieren in meinem Leben. Da ich nun gerne "intensiv" reise, wäre es für mich passender 2 Jahre zu unterrichten und ein Jahr zu verreisen. Hierbei würde ich auf das 2/3 Sabbatjahr Modell zurückgreifen wollen. Nun die Kernfrage: Ist es möglich mehrere Sabbatjahre zu nehmen und dadurch quasi durchgehend nur noch 2/3 seines Ursprünglichen Gehalts zu verdienen? Geld spielt in meinem Leben eine eher untergeordnete Rolle, weshalb es mir relativ egal wäre durchgehend derart weniger zu verdienen.


    Vielen Dank schonmal für eure Hilfe! :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Ja, es ist in NRW möglich mehrmals Gebrauch vom Sabbatjahr zu machen. Allerdings ist jeder Antrag einzeln zu stellen. und jeder kann abgelehnt werden (aus dienstlichen Gründen).
    Das 2/3-Modell ist nicht nur für deine Finanzierungsplanung ziemlich heftig, es ist für die Schule auch unschön zu planen. Du kannst quasi immer nur einen Durchgang machen. Soll man dir aber nach jeder deiner Reisen zum Beispiel einen Grundkurs oder einen Leistungskurs geben, den du zum Abi führst und dann bist du wieder weg? Wie ist es mit möglichen Klassenleitungen, die oft auch 3 Jahre dauern können? Wer fängt soviele Stunden ab, die ausfallen, während du weg bist? (Selten haben die Schulen eine solche Überbesetzung in Latein und Mathe)....
    Wie du siehst, es gibt sehr viele Gründe, warum ein Antrag auf Sabbatjahr erstmal abgelehnt werden kann. Es ist also ziemlich unrealistisch zu planen, dass du in diesem so engen Rhythmus (so kurze Ansparphase) mehrmals nacheinander zum Genuss kämst.
    Aber theoretisch ist es möglich. Ein Kollege mit Mangelfach war vor 2 Jahren weg und ist glaube ich in 2 Jahren wieder weg.


    chili

  • Danke für deine hilfreiche Antwort chili! :)
    Aber klar, das Lehren hätte immer höchste Priorität. Also ich würde niemals, wenn es belastend für den Schulbetrieb wäre, ein Jahr verreisen oder gar alles einem rigiden "Reiserhythmus" unterwerfen. Wenns klappt, schön, wenn nicht, auch schön. :)

  • Theoretisch möglich ist Vieles. Dass dir grundsätzlich im Abstand von zwei Jahren ein Sabbatjahr nach dem anderen genehmigt wird, sehe ich eher nicht. Zudem frage ich mich, wie das finanziell möglich sein soll, wenn du in der Ansparphase nur 2/3 deines Gehalts bekommst.


    16 Tage Neuseeland kosteten uns zum Beispiel (mit Flug, Unterkunft, Verpflegung, Programm, etc.) 4000€. Pro Person wohlgemerkt!


    12 Wochen Ferien sollten zum Reisen doch eigentlich auch genügen...

  • Nein wie schon gesagt ich verreise ja nicht im klassischen Sinne. Ich mache also keinen "Urlaub". Dementsprechend hab ich auch kein "Programm". Es kann zum Beispiel sein, dass ich dort auch arbeite (stellenweise dilettantisch, aber ich mache es ja umsonst, also nehmen mich die Leute :D auch wenn ich z.B. ein miserabler Reisbauer bin^^ wobei mittlerweile bin ich nur schlecht^^) Das ist stellenweise körperlich sehr belastend und von "guten Arbeitsbedingungen" kann nicht die Rede sein, aber genau um sowas geht es mir letztlich. Um die echte, rohe Erfahrung. Es bereichert auch die Lehre enorm, da man den Unterricht mit zahlreichen Anekdoten schmücken kann. :)

  • Irgendwann muss man sich halt mal entscheiden... ;) Aussteigen oder einem "geregelten" Leben nachgehen. Was spricht dagegen, wenn du nach dem Studium nochmal ein, zwei, drei Jahre aussteigst, bevor du das Referendariat anfängst?


    Ich finde das doch organisatorisch sehr schwierig insgesamt. Du müsstest ja dann immer wenn du aus dem Ausland zurück kommst, von neuem auf Wohnungssuche gehen. Dass du deine "alte" Stelle wiederbekommst, ist auch nicht immer gesagt. Finanziell belastend ist es trotzdem. Zumindest die Flüge und dein Lebensunterhalt vor Ort (wenn du für die Arbeit nichts verdienst) müssen ja bezahlt werden.


    Zumal wie gesagt die Schulen, etc. das nicht mehrfach hintereinander mitmachen würden... Bei uns bekommt die SL schon einen Herzinfarkt, wenn wiedermal eine junge Kollegin schwanger ist...

  • Eine Freundin von mir war 3 Jahre in Brasilien, im Auslandsschuldienst, an einer deutschen Schule. Vielleicht ist das ja was für dich?

  • Nun seid doch nicht so negativ. Ich finde die Idee wirklich interessant. Ob man den Unterricht dann ständig mit Gerede von seinen Reisen schmücken sollte, ist eine andere Sache. Und dass es für die Schule jeweils eventuell Planungsschwierigkeiten gibt, ist ja deren Problem, dafür können die die Gesuche ja ablehne.
    Die Finanzierung sollte doch kein Problem sein. Mit einem 2/3 Gehalt eines verbeamteten deutschen Lehrers kann man in den größten Teilen der Welt mehr als sehr gut leben. Ich nehme an, OP sieht sich beim Reisbauen eher in Süd-Ost-Asien als in der Schweiz.
    Die Wohnungssuche als Single ist doch auch kein Problem und wenn es ihm egal ist, ob er an seine Schule zurückkommt, ist auch das kein Problem.


    Du könntest dich noch über die Möglichkeiten im Auslandsschuldienst informieren, vielleicht wäre das auch was für dich.


    Hätte es nicht eigentlich den gleichen Effekt, das Geld selbst zu sparen und sich dann unbezahlt beurlauben zu lassen? Oder gibt es dabei die gleichen Hürden?

  • geh erst mal ins Ref, dann hast du die auch ^^

    Egal wie "hart" das Ref sein soll, wenn man außerhalb von touristischen Gebieten die "echte" Welt gesehen hat, kommt einem alles in unserer Gesellschaft wie der reinste "weltfremde Ponyhof" vor. Also wirklich ausnahmslos alles. Und als angehender Mathelehrer nehme ich solche Aussagen sehr genau. ;) Meine Kommilitonen sprechen aufgrund der Härte des Studiums jetzt schon von einem Burnout. Ich (mathematisch begabt, aber auch kein Genie oder Ähnliches) bin da nicht im entferntesten dran, auch wenn ich stellenweise 12 Stunden am Tag lerne.





    Irgendwann muss man sich halt mal entscheiden... ;) Aussteigen oder einem "geregelten" Leben nachgehen. Was spricht dagegen, wenn du nach dem Studium nochmal ein, zwei, drei Jahre aussteigst, bevor du das Referendariat anfängst?


    Ich finde das doch organisatorisch sehr schwierig insgesamt. Du müsstest ja dann immer wenn du aus dem Ausland zurück kommst, von neuem auf Wohnungssuche gehen. Dass du deine "alte" Stelle wiederbekommst, ist auch nicht immer gesagt. Finanziell belastend ist es trotzdem. Zumindest die Flüge und dein Lebensunterhalt vor Ort (wenn du für die Arbeit nichts verdienst) müssen ja bezahlt werden.


    Zumal wie gesagt die Schulen, etc. das nicht mehrfach hintereinander mitmachen würden... Bei uns bekommt die SL schon einen Herzinfarkt, wenn wiedermal eine junge Kollegin schwanger ist...

    Nein, das wir bestimmte Dinge "müssen" ist oftmals eine Illusion die wir uns selbst aufoktroyieren. Und es spricht gar nichts dagegen. Ich finde nur, dass es besser für mich und meine Schüler wäre, wenn ich es nicht täte. Und solche "Probleme" wie die Wohnungssuche, werde ich bewerkstelligen können.^^ Finanziell belastend sind Reisen außerhalb der Touristik in den meisten Orten auf der Welt eher weniger. Ich habe stellenweise umgerechnet mit 50 €-Cent am Tag gelebt, um mal ein Beispiel zu nennen. Was die Schulorga wiederum angeht, könnte es in der Tat Probleme geben. Aber wie schon gesagt, auch wenn es dann letztlich nicht klappt: mein Unterricht wäre zwar noch besser, wenn es klappen würde, aber er wird immer noch gut genug sein, falls es nicht klappt.^^

  • Eine Freundin von mir war 3 Jahre in Brasilien, im Auslandsschuldienst, an einer deutschen Schule. Vielleicht ist das ja was für dich?

    Danke für den Tipp! :) Also das hört sich generell gut an, werde ich vielleicht sogar mal machen, aber es würde meinen "Entdeckungstrieb" nicht so sehr zufriedenstellen, wie es ein völlig freies Reiseszenario täte.


    Nun seid doch nicht so negativ. Ich finde die Idee wirklich interessant. Ob man den Unterricht dann ständig mit Gerede von seinen Reisen schmücken sollte, ist eine andere Sache. Und dass es für die Schule jeweils eventuell Planungsschwierigkeiten gibt, ist ja deren Problem, dafür können die die Gesuche ja ablehne.
    Die Finanzierung sollte doch kein Problem sein. Mit einem 2/3 Gehalt eines verbeamteten deutschen Lehrers kann man in den größten Teilen der Welt mehr als sehr gut leben. Ich nehme an, OP sieht sich beim Reisbauen eher in Süd-Ost-Asien als in der Schweiz.
    Die Wohnungssuche als Single ist doch auch kein Problem und wenn es ihm egal ist, ob er an seine Schule zurückkommt, ist auch das kein Problem.


    Du könntest dich noch über die Möglichkeiten im Auslandsschuldienst informieren, vielleicht wäre das auch was für dich.


    Hätte es nicht eigentlich den gleichen Effekt, das Geld selbst zu sparen und sich dann unbezahlt beurlauben zu lassen? Oder gibt es dabei die gleichen Hürden?

    Danke auch dir für dein positives Feedback und den Tipp mit dem Auslandsschuldienst! :) Genau, Länder wie die Schweiz werden eher weniger auf meinem Tagesplan stehen. Ich suche mehr nach Orten, die zur "echten Welt" gehören, wie ich es nenne.^^ Und die Schweiz, sowie auch Deutschland, empfinde ich eher als eine surreale Phantasiewelt. Zumindest empfinde ich das so, wenn ich von einer längeren Reise zurückkomme.^^ Und wahrscheinlich gäbe es dann die selben schulorganisatorischen Probleme leider. Aber mal schauen, ich bin guter Dinge! :)

  • Falls das hier immer noch gilt, dann ist das 2/3-Modell nur eins von mehreren.
    http://www.bezreg-koeln.nrw.de…tt_jahresfreistellung.pdf

    Genau! Die Regel gilt auch noch, soweit ich weiß. Nur zum Thema, ob es auf eine bestimmte Anzahl limitiert ist, konnte ich im Internet nirgends etwas finden. Umso schöner, dass die Frage hier eindeutig geklärt werden konnte. :)

  • Ich suche mehr nach Orten, die zur "echten Welt" gehören, wie ich es nenne.^^ Und die Schweiz, sowie auch Deutschland, empfinde ich eher als eine surreale Phantasiewelt. Zumindest empfinde ich das so, wenn ich von einer längeren Reise zurückkomme.^^

    Irgendwie bezweifle ich gerade, dass Du es im deutschen Schuldienst auch nur zwei Monate aushalten würdest - geschweige denn zwei Jahre. Warum willst Du nicht dauerhaft in der "echten Welt" leben?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Irgendwie bezweifle ich gerade, dass Du es im deutschen Schuldienst auch nur zwei Monate aushalten würdest - geschweige denn zwei Jahre. Warum willst Du nicht dauerhaft in der "echten Welt" leben?

    Was verleitet dich zu dieser Annahme? Meine bisherigen Erfahrungen mit dem deutschen Schuldienst waren durchweg positiv. :) Weil Deutschland mein Heimathafen ist. Ich lebe sehr gerne hier und fühle mich hier letztlich wirklich zu Hause. Wenn man gesehen hat, wie andere Menschen heute noch leben, was sie stellenweise ertragen müssen, dann weiß man das zivilisatorische Wunder, was wir hier schaffen konnten, erst wirklich zu schätzen.

  • Was verleitet dich zu dieser Annahme?

    Nun ja, das hier

    das zivilisatorische Wunder, was wir hier schaffen konnten

    klingt doch gleich anders als

    surreale Phantasiewelt

    , oder?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Nun ja, das hier

    klingt doch gleich anders als

    , oder?

    Jein. Also aus dem Kontext gerissen ja (da würde man sich aufgrund der Verwendung der Wörter "surreale Phantasiewelt" leicht zu dem Gedanken hinreißen lassen, man hätte es mit einem "weltfremden Spinner" zu tun). Kontextualisiert hört sich aber beides gleich an bzw. es wird der selbe Gedanke transportiert. Glaub mir, für zahlreiche Kriegsflüchtlinge wird Deutschland ebenso den Eindruck einer "surrealen Phantasiewelt" erwecken. Ob man den Begriff in diesem Kontext nun positiv oder negativ auslegt, sei jedem selbst überlassen. War "unterstellte Realitätsferne" überhaupt der Grund für deine Annahme?

  • Ich kann zwar nichts "sachliches" zum Thema betragen, aber ich finde die Idee interessant und verfolge gerne Deine Erfahrungen. Insgesamt klingst Du so, als wärst Du der Typ dafür und könntest diese Wechsel gut verkraften. Ich befürchte zwar auch, dass die Genehmigung zum Teil schwierig wird, aber wenn man vielleicht eine Schule gefunden hat, die sich darauf einrichten kann: Warum nicht? Schließlich profitiert auch die Schule davon, zB mit Kontakten zu anderen Schulen.

  • Also, ich kann dazu lediglich beitragen, dass ich mit dem 4/5-Modell anspare und mir im Schulamt gesagt wurde, dass es nicht wenige Lehrer gibt, die nach dem Freistellungsjahr sofort wieder ansparen, also über viele Jahre dieses Modell fahren und das kein Problem wäre. Nun ging es da aber um längere Ansparzeiträume. Grundsätzlich scheint es also zumindest in unserem Schulamtsbereich kein Ding zu sein ...

  • Also, ich kann dazu lediglich beitragen, dass ich mit dem 4/5-Modell anspare und mir im Schulamt gesagt wurde, dass es nicht wenige Lehrer gibt, die nach dem Freistellungsjahr sofort wieder ansparen, also über viele Jahre dieses Modell fahren und das kein Problem wäre. Nun ging es da aber um längere Ansparzeiträume. Grundsätzlich scheint es also zumindest in unserem Schulamtsbereich kein Ding zu sein ...

    Ja, das habe ich bei uns auch gehört. Ich habe auch überlegt, ob ich einen Antrag stellen sollte- hätte ich allerdings bis zum Ende des Halbjahres machen müsste. Mein Haupthinderungsgrund: ich habe keine Idee, was ich in meinem freien Jahr machen sollte :( Ich bin früher auch gerne gereist und habe viel von der Welt gesehen, alles, nur kein pauschal. Mag ich alles nicht mehr. Schon der Gedanke, mich in ein Flugzeug zu setzen, löst bei mir Panik aus. Cubanita, hast du denn konkrete Pläne?

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