Raus aus dem Schuldienst - Alternativen

  • Hallo zusammen,


    ich bin nun seit einigen Jahren als Lehrerin am Gymnasium (verbeamtet) tätig und leide seit drei Jahren an einer Erschöpfungsdepression. Ich bin in Behandlung, nehme Medikamente und arbeite nur noch in Teilzeit. Trotzdem schaffe ich es nicht meinen (Schul-) Alltag so zu strukturieren, dass es mir einigermaßen gut geht. Darunter leide nicht nur ich, sondern auch meine Familie.
    Ich überlege nun, ob ich mir nicht besser eine für mich weniger belastende Alternative suche. Auch wenn ich voller Überzeugung Lehrerin geworden bin und wenn ich eine gute Phase habe, gerne unterrichte (v.a. in der Oberstufe ).
    Gibt es hier noch andere, denen es ähnlich geht? Vielleicht hat sich ja auch schon jemand dazu informiert und kann mir Tipps geben.
    Ich würde mich freuen
    Anma

    • Offizieller Beitrag

    Das Ministerium sucht regelmäßig pädagogische Mitarbeiter. Du kannst Dich bis zu drei Jahren dorthin abordnen lassen und etwas völlig anderes machen. Vielleicht geht es Dir anschließend besser.
    Ansonsten könntest Du natürlich den Schuldienst komplett quittieren, d.h. um Entlassung aus dem Dienst bitten. Die Konsequenzen und Alternativen sind in mehreren Threads zu dem Thema hier im Forum bereits erörtert worden.
    Nutze mal die Suchfunktion.


    Alternativen zum Lehrberuf

  • Konkrete Tipps, was du genau machen kannst, habe ich auch nicht, aber ich habe vor Jahren mal ein Coaching gemacht. Da soll man gemeinsam mit dem Coach herausfinden, in welche Richtung man überhaupt gehen möchte. Vielleicht hilft dir sowas, dich überhaupt einmal zu strukturieren und zu überlegen, was du möchtest. Ich wünsche dir viel Erfolg!

  • Wenn Oberstufe gut geht, dann vielleicht mal über die Versetzung an eine FOS/BOS nachdenken?


    Alternativ: Erwachsenenbildung. Da gibt es allerdings gute und weniger gute Möglichkeiten. Nicht umsonst gibt es einen für allgemeinverbindlich erklärten Tarifvertrag in der Bildungsbranche. Wenn dich das interessiert einfach mal die ganzen Bildungsträger abklappern und gezielt nachfragen. Ich wüsste auf Anhieb ein paar, die einen, bei passenden Fächern, gerne (freiberuflich) nehmen würden.


    Wenn medizinisch durchsetzbar: Umschulung, z.B. für einen Büroarbeitsplatz. Aber da muss man unter Umständen dann Abstriche beim Gehalt in Kauf nehmen.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Abstriche beim Gehalt wahrscheinlich sowieso. Was sind denn deine Fächer? Was machst du gerne, was kannst du gut?
    Vielleicht wär was im Seminar für dich? Was ist mit Stellen an der Uni? Oder liegts an der Schule? Kannst du dort was machen, was dir in der Unterstufe Stunden kürzt? Was frustriert dich genau? Was wäre woanders besser?
    Hast du schonmal Stellen bei der Jobbörse gesucht? Ich hab das eine zeitlang betrieben. Aber dann festgestellt, dass ich wohl oder übel schon richtig bin, wo ich bin. Ich kann deine Situation jedenfalls gut nachvollziehen...
    Und manchmal ändert sich auch die eigene Einstellung, der Anspruch, die Wahrnehmung.
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  • Wenn Oberstufe gut geht, dann vielleicht mal über die Versetzung an eine FOS/BOS nachdenken?

    Das kam mir auch in den Sinn. Ich unterrichte fast nur Fachschule und FOS-Klassen, da hat man nur (fast) erwachsene Schüler. Wer mit sowas gut zurechtkommt ist da bestens aufgehoben. Ich würde mit keinem tauschen wollen.


    Allerdings kommt es da stark auf die Fächer an, ob man eine Chance auf Wechsel hat bzw. wie viel man dann wirklich im Erwachsenenbereich unterrichten kann...

    • Offizieller Beitrag

    Anma, in den Schulämtern gibt es viele Stellen wie Fachberatung, Hilfsdezernate, Unterrichtsentwicklungsberatung usw. Hast du da schonmal in die Ausschreibungen geguckt?
    In einigen BL gibt es Institute für Qualitätsentwicklung oder Vergleichbares, die Stellen ausschreiben, im Ministerium gibt es auch welche, die aber meiner Erfahrung nach schwerer zu kriegen sind.
    Abendschule für Erwachsene ist mit Kindern wohl nicht so das Gelbe vom Ei?
    In welchem Bundesland bist du denn?

  • @meike


    Deine Vorschläge in allen Ehren und ohne der TS zu Nahe zu treten.


    Personen die den Schulalltag nicht gebacken bekommen, sollten definitiv nicht in Bereiche wir Unterrichtsberatung oder Qualitätsentwicklung gehen. Die könnte ich niemals ernst nehmen.

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus >


    Karl - Tim, ich habe deinen Beitrag zur Rechtschreibung in den passenden Thread verschoben:http://www.lehrerforen.de/inde…eibung-und-zur-grammatik/



    Kl. Gr. Frosch, Moderator

    • Offizieller Beitrag

    Yummi, Es ist nicht gesagt, dass sie die Theorie nicht gebacken bekommen, wenn die Praxis aus Erschöpfungsgründen gerade nicht geht. Im Gegenteil. Die TE sagt, sie war/ist gerne Lehrerin. Ich halte deine Aussage für einigermaßen unüberlegt. Wenn nicht gar kenntnisfrei :) ... (einfach die Arroganz der Gesunden?)

  • Ich würde mir im Zweifel lieber Beratung bei jemandem holen, der weiß, woran es im Unterricht und in der Qualität von Strukturen mangeln kann, als bei jemandem, der sich für unfehlbar hält. Einserkandidaten haben noch lange keine Beratungskompetenz.

  • Yummi, Es ist nicht gesagt, dass sie die Theorie nicht gebacken bekommen, wenn die Praxis aus Erschöpfungsgründen gerade nicht geht. Im Gegenteil. Die TE sagt, sie war/ist gerne Lehrerin. Ich halte deine Aussage für einigermaßen unüberlegt. Wenn nicht gar kenntnisfrei :) ... (einfach die Arroganz der Gesunden?)

    Nein. Keine Arroganz der Gesunden. Gesunder Menschenverstand.


    Unser Job wird ja landau landab nicht nur als Unterrichten definiert sondern als komplexes Konstrukt verschiedener Dinge, die miteinander zusammenhängen. So jedenfalls propagiert auch die GEW unseren Job.


    Wenn dem so ist, dann nützt mir der beste Theoretiker nichts. In der Realität ist das Predigen vom Elfenbeinturm ohne jegliche praktische Anwendbarkeit. Die besten Beispiele finden sich an den Unis.


    Wenn also jemand Burn-Out hat und für sich selber erkennt, dass der Job ihn kaputt macht und deshalb aufhören will, dann hat diese Person nichts in der Unterrichtsberatung zu suchen.


    @'Schantalle
    Ich vertraue eher langjährigen Praktikern die noch aktiv im Job sind als irgendwelchen Sesselfurzern, die den Kollegen an der Front mit Binsenweisheiten ihre ''Kompetenz'' beweisen müssen.

    • Offizieller Beitrag

    Nein, das ist nicht wie Uni. Hier hat ja jemand Unterrichtserfahrung. Und einen burnout bekommen Kollegen oft an schlecht geführten Schulen oder an solchen, wo die Umstände belasten. Selbst verschuldet sind die selten. Ich kenne Menschen genug, die den vernünftigen Weg aus dem burnout in die Verwaltung oder Beratung gegangen sind und einen guten Job machen, weil das eine ganz andere Form der Belastung ist.


    Fächer und Bundesland wären hilfreich für weitere Beratung...

  • Wenn also jemand Burn-Out hat und für sich selber erkennt, dass der Job ihn kaputt macht und deshalb aufhören will, dann hat diese Person nichts in der Unterrichtsberatung zu suchen.

    Der Burn-Out kann ja auch ein Indiz dafür sein, dass die eigenen Unterrichtskonzepte nichts für die Praxis taugen. Deshalb sollte man auch nicht versuchen, diese möglicherweise untauglichen Konzepte anderen per "Beratung" aufzunötigen.


    Ich behaupte: Wer wirklich praxistaugliche Unterrichtskonzepte hat, der braucht nicht in die "Beratung" (oder ans nächste Studienseminar...) zu flüchten.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Und manchmal sind es auch Kollegen mit solchen Einstellungen wie die, dass es nur die eigene Untauglichkeit ist, die einen belastet - die dazu beitragen, dass man es nicht mehr schafft. :/


    Wohl dem, der in einem Umfeld arbeiten kann, wo man zu den Belastungsfaktoren nicht auch noch solche an der Backe hat.

  • Ach Meike!

    Und einen burnout bekommen Kollegen oft an schlecht geführten Schulen oder an solchen, wo die Umstände belasten.

    Wenn das der Grund sein sollte für einen Burn-Out, dann empfiehlt sich doch eher ein Schulwechsel, als in die "Beratung" zu gehen, oder?


    Warum sollte jemand in die "Beratung" gehen, wenn er so tolle Unterrichtskonzepte hat? Da sollte man sich doch eher die passende Schule suchen, anstatt "andere machen zu lassen"?


    Es ist doch eher so, dass diejenigen am ehesten den Burn-Out bekommen, die unrealistischen Erwartungen hinsichtlich dessen haben, was Schule leisten kann. Und solche Leute wollen dann anderen vorschreiben, wie Schule zu funktionieren hat?

  • Es gibt doch die unterschiedlichsten Aufgabenbereiche als Lehrerabordnung.
    Die wenigsten haben das gleiche Belastungsprofil wie der Job in der Schule.
    Natürlich gibt es da auch welche, die in diesem Fall weniger geeignet sind, z.B. Fachleitung oder Beratung zu Belastungen, aber es gibt auch etliche, wo die Threadstarterin ihre Stärken einbringen kann.


    @Anma
    Am besten guckst du mal bei Stella, was so angeboten wird, falls du noch in NRW bist, Steffi.
    Etwas längerfristig könntest du auch ein Sabbatjahr ins Auge fassen.
    Wie schon von anderen geschrieben, würde ich auch überlegen, ob vielleicht die konkrete Situation an deiner Schule das Problem ist und dir eine Versetzung helfen würde.

  • Es ist doch jetzt zunächst einmal wichtig zu erfahren, ob die Ursachen für das Burnout an der Schule liegen. Gab es Veränderungen, war es ein langsamer Prozess und was genau ist das Belastende?


    Denn die TE schreibt ja auch, dass ihr das Unterrichten als Solches in guten Phasen gefallen hat. Also gehe ich nicht davon aus, dass sie generell nicht geeignet ist.


    Vielleicht würde es schon helfen, wenn sie sich ein paar Wochen oder Monate aus dem Geschehen zieht, um den Blick wieder zu schärfen.


    Und Alternativen gibt es immer.


    Eine gute Freundin kam in der PR Branche unter, das ist aber eine harte Branche, zwar mit guten Verdienstmöglichkeiten, aber vielen Reisen und ungeregelten Arbeitszeiten, also nichts, was mit einer Familie gut zu stemmen wäre. Ein Freund ist in den Coaching Bereich gegangen, seine Vorgeschichte war aber eine andere. Lehramtsstudium, kein Referendariat, danach 5 Jahre LH Purser und jetzt mit 40 Neuanfang als Coach. Er hatte ein finanzielles Polster für einen Neuanfang.
    Und je nach Persönlichkeit gibt es auch gute Chancen im Bereich Personalentwicklung. Dort wird die unterrichtliche Tätigkeit sehr positiv gewertet.



    Liebe TE, warum lässt du dich nicht krankschreiben? Bevor du an ein Aussteigen denkst, würde ich zunächst einmal die Gründe für die Depression herausfinden und für mich selbst entscheiden, ob die Schule als solche dafür verantwortlich ist. Falls das der Fall ist, wäre ein kompletter Ausstieg die bessere Lösung, wenn du diesen finanziell stemmen kannst.


    Denn alles andere verschiebt das Problem nur. Denn du bleibst dann ja in diesem Umfeld mit ähnlichen Bedingungen. Und wenn dir das Unterrichten generell eher gefällt, würde ich es mir sehr gut überlegen und lieber ein Sabbatjahr oder eine Beurlaubung beantragen. Dafür ist das doch auch da.


    Burnout ist an Schulen vermutlich häufiger anzutreffen, wird aber gut versteckt und ich finde es von der TE schon mutig, dass sie sich selbst eingestehen kann, dass es so nicht mehr funktioniert. Hier jetzt auf ihre möglichen Defizite hinzuweisen, ist wenig kollegial.

    • Offizieller Beitrag

    Sprüche, die sich mit "wer perfekt ist, hat keine Probleme" oder "nur derjenige hat Probleme, der nicht gut ist", zusammenfassen lassen, sind Ausdruck von Unkenntnis, Ignoranz, einem erheblichem Mangel an Empathie und einem Drang zur Erhebung über Kollegen, die durch Schule krank wurden.
    Gesundheit folgt nicht normierten, objektivierbaren und für alle gleich geltenden Regeln.
    Wer dafür anderen ins Gesicht tritt, verdient nichts anderes als Verachtung.

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