Komische Äusserungen einer Schülerin im Religionsunterricht

  • Hallo, ich bin neu hier.
    Ich habe am Freitag eine 8 Klasse in Religion unterrichtet. Wir sind gerade bei dem Thema Sekten und haben uns die Stunden davor den Film "Bis nichts mehr bleibt" angesehen. Heute hatten wir dann Nachbesprechung und da hat eine Schülerin (13 Jahre) dann "komische" Äusserungen getan.
    Erstens: Sie hat den Film eigentlich als total falsch und realitätsfern dargestellt.
    Zweitens: Sie konnte auf Nachfrage mehrere Beispiele nennen, und mir auch die Namen dieser komischen Übungen sagen.
    Drittens: Sie hat mich gefragt warum nicht in CoS und die diversen Freezones unterschieden wird
    Als ich dann über Scientology etwas erzählt habe hat sie Folgendes was mich nachdenklich gestimmt hat:
    Erstens: Sie konnte mir den ganzen Glaubensinhalt aufsagen
    Zweitens: Sie konnte Glaubensbekenntniss und noch irgendwelche Kodizes auswendig
    Drittens: Hat gesagt das man auch die Bibel so interpretiert könnte das sie gefährlich klingt (Zum Zitate: "Mach Geld, mach mehr Geld." Welches angeblich aus einem Brief stamme, der darstellen würde wie man mit Geld wirtschaften solle oder so)
    Viertens: Konnte auf Nachfrage scientologytypische Begriffe erklären.
    Fünftens: Hat uns über OSA "aufgeklärt"


    Wie soll ich dieses Verhalten deuten? Soll ich es dem Direktor melden? Oder die Schülerin darauf angesprechen?
    Bis jetzt dachte ich immer das Mädchen seie evangelisch, die Bemerkungen in der letzten Stunde rücken das in anderes Licht. Ich bin ganz verwirrt, das Mädchen war eigentlich immer sehr bei der Sache, hat gerne mitgemacht, hatte Spaß dabei. Nur sie hat sich immer geweigert etwas aus der Bibel vorzulesen
    LG Christiane :)

  • Also ... ich unterrichte zwar nicht Religion, habe aber - wenn auch nur spärliche - Erfahrung mit SuS die sehr streng religösen Gemeinschaften angehören. Nein, ich würde jetzt sicher nicht direkt zur Schulleitung damit gehen, sondern als aller erstes mal beim Klassenlehrer nachfragen ob irgendwas in die Richtung vielleicht sowieso schon bekannt ist. Vielleicht ist es so, vielleicht aber auch nicht. Kann sein, dass das Mädchen sich gerade einfach nur für dieses Thema interessiert und deshalb so gut informiert bin. Ich mag mich erinnern, dass ich selbst in genau diesem Alter auch mal so eine Phase hatte, weil eine mir sehr nahestehende Familie zu den Zeugen Jehovas konvertiert ist. Ich versichere Dir aber, ich bin überzeugte Agnostikerin ;) Wenn es das ist, dann versuch doch mal die Schülerin freundlich drauf anzusprechen. Vielleicht kann sie ihr Wissen sogar gewinnbringend in den Unterricht einbringen.


    Sollte sie tatsächlich irgendeiner aus Deiner Sicht "dubiosen" Glaubensgemeinschaft angehören, kannst Du ohnehin nichts dagegen tun, solange keine Kindswohlgefährdung ansteht. Das ist erst mal Privatsache der Familie. Im Rahmen Deiner Möglichkeiten als Lehrerin kannst Du eigentlich nur was tun, sollte das Mädchen irgenwie missionarisch unterwegs sein. Dann und erst dann würde ich das Gespräch mit der Schulleitung suchen, weil es dann darum geht, wie man als gesamte Schule eine klare Position zu diesem Thema bezieht.


    Ich unterrichte derzeit ein Mädchen, deren Eltern (und sie selbst dann eben auch) streng evangelikal sind. Das Mädchen selbst ist tief gläubig und liest jeden Tag in der Bibel. Ansonsten verhält sie sich aber vollkommen unauffällig, was dieses Thema betrifft. Sie äußert sich, wenn sie gefragt wird, drängt aber niemandem ihre Vorstellungen auf. Sie ist übrigens gerade im naturwissenschaftlichen Bereich sehr engagiert und leistungsstark. In der ersten Klassenteamsitzung ist ein Kollege gleich ein bisschen hektisch geworden und meinte sich irgendwie beraten zu müssen, wie man denn jetzt mit "der Situation" umgeht. Alle anderen haben ihn nur fragend angeguckt, welche "Situation" er denn jetzt meine, es gibt keinen Beratungsbedarf. Nur weil man selber so ein "Bauchgefühl" hat oder einem was merkwürdig erscheint, muss es noch lange nicht so sein.

  • Die Klassenlehrerin hat gemeint, die Schülerin hat schon öfters positive Bemerkungen zu Scientology gemacht. Und während einer Klassenfahrt hat sie sich mal mit einer Mitschülerin unterhalten. Sie war angeblich total positiv und die andere total negativ.

  • Für mich als Atheisten sind alle religiösen Äußerungen komisch. Jesus(?) ist für mich der beste Geschäftsmann den es je gab, seine Firma und Tochterfirmen machen heute noch reichlich Geld.

  • ... und da darf sie sich per se nicht über andere Glaubensgemeinschaften äußern? Das fände ich jetzt aber merkwürdig. Find doch einfach raus, ob sie sich nur dafür interessiert, oder bereits eine irgendwie geartete Verbindung zu Scientology besteht. Aber selbst wenn Du es dann weißt kannst Du wie gesagt eh nichts dagegen tun.

  • Ich verstehe das Problem auch nicht. Scientology ist ein e.V. und keine verbotene Organisation, oder?

  • Was ist wenn sie , falls sie mit denen in Kontakt steht, andere Schüler rüberziehen will.

    Ja, FALLS. Weißt Du aber eben nicht. FALLS es so ist, dann solltet ihr als gesamte Schule überlegen, was man damit macht. Du kannst sicher nicht aus einem bloßen Verdacht heraus losmarschieren und die Schülerin bei der Schulleitung gewissermaßen anschwärzen.

  • Wenn Scientology nicht verboten ist und ein e.V., dann kann ich ja wohl auch mit jedem darüber reden, dass die Schülerin das positiv findet, dann ist es kein "anschwärzen".


    Aber abgesehen davon: Wenn mich Äußerungen eines Schülers stutzig machen, würde ich zunächst das Gesrpäch mit dem Schüler suchen (natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel).

  • Nö, willst du sie umstimmen? Warnen? Retten?
    Ich würde mich vor allem selber top informieren, dass sie dir nicht die Stunde schmeißt, indem sie besser argumentiert, als du.


    Und was du selber von dem Verein hältst, damit würde ich nicht hinterm Berg halten. Wie gefährlich solche Gruppierungen sind usw.

  • Wenn Scientology nicht verboten ist und ein e.V., dann kann ich ja wohl auch mit jedem darüber reden, dass die Schülerin das positiv findet, dann ist es kein "anschwärzen".

    Ganz unabhängig vom Thema Scientology ... Wenn ein Schüler mit mir ein Problem hat, erwarte ich von ihm, dass er als allererste mal zu mir kommt und mit mir spricht und nicht hintenrum zur Schulleitung latscht. Das gilt selbstverständlich auch anders rum.



    Und wie soll ich mit ihr reden? Und soll ich meinen Verdacht auch ansprechen?

    Nein, von einem "Verdacht" würde ich erst mal nichts erwähnen. Das klingt gleich so negativ und damit drängst Du sie in die Ecke. Frag sie doch einfach ganz normal, woher sie denn so viel über dieses Thema weiß und was sie daran interessant findet. Am besten nicht einfach so zwischen Tür und Angel sondern das nächst mal im Unterricht, wenn es sich ergibt und im Kontext passt. Oder Du machst den Kontext halt passend ;)

  • Vielleicht wäre ja die Frage, ob sie sich im Religionsunterricht wohlfühlt oder lieber in Ethik wechseln wolle (z.B. da sie nicht aus der Bibel vorlesen möchte), ein sanfter/türöffnender Einstieg ins Gespräch.


    Wie detailliert du nachfragen willst, musst du selbst (ggf. situationsbedingt) abschätzen. Einfach ignorieren würde ich es nicht.

  • Das ist doch gut, dann wird sie das aus Interesse getan haben. In dem Fall sollte es auch nicht schwer sein, an sie ranzukommen. Wie Schantalle schon empfohlen hat - bereite Dich gut vor und dann eröffne die Arena ;)

  • Ja schon soll sie mit machen. Aber Ethik wollte sie nicht (Erklärung war weil Ethik falsch definiert ist - Da habe ich das erste mal an die CoS gedacht)

Werbung