Kopftuch in Klassenarbeiten

  • Bei meiner letzten Klausur habe ich eine versteckte Überwachungskamera installiert [...].
    Dass uns eine Leibesvisitation untersagt ist, weiß die Klientel geschickt auszunutzen. [...] Leider können wir wenig dagegen unternehmen, auch die Aufnahmen der Überwachungskamera sind als Beweis unzulässig. Letztendlich ist die Entwicklung politisch gewollt, damit mehr Schüler/innen ihren Abschluss erreichen. [...] Andere gutmenschliche Kolleginnen und Kollegen verschließen lieber weiter die Augen.

    Eine versteckte und vermutlich unangekündigte Videokamera (?) während einer Klausur in der Schule sowie das Bedauern darüber, dass sowas dann nicht gerichtlich genutzt werden kann und auch Leibesvisitationen nicht möglich sind, tritt Bürgerrechte mit Füßen. Ich kann es echt kaum fassen. Dazu dann die irrsinnige These, dass Schummeln politisch gewollt sei. Die Kirsche auf der Torte ist der von mir hervorgehobene Begriff im letzten Satz. Aus dieser Perspektive wirkt dann die Nutzung der Wörter "Kopftuch-Muslima" und "Klientel" mindestens alarmierend.


    Erstaunlicherweise gibt es doch noch einen mMn ganz guten Vorschlag von dir: den Störsender als eine Lösungsmöglichkeit. Des Weiteren könnte man als ersten einfachen Schritt und einfachere Lösung abseits solcher Vorschläge wie Leibesvisitationen darum bitten, die Smartphones vorne am Lehrerpult abzulegen. Und wenn der Dozent, der uns damals die Einführung in die Praxisphase gegeben hat, Recht hatte, dann ist man als Lehrer*in eigentlich ganz gut mit Rechten ausgestattet, auch bei der Annahme eines Schummelversuches die Konsequenzen zu ziehen. Dafür möchte ich jetzt aber nicht die Hand ins Feuer legen.

  • Es geht eher um die Frage, ob es woanders ein Problem ist oder nicht - wir haben, wie gesagt, bisher wenig Erfahrungen und keine Schwierigkeiten.

    Ich unterrichte an einer Schule, an der Kopftuch tragende Mädchen nichts ungewöhnliches sind (auch in der Oberstufe) und das war bei uns nie ein Thema. Wir suchen aber auch die Toiletten vor den Klausuren nicht nach Spickzetteln ab oder ähnliches.


    Das einzige, was ich als Präventivmaßnahme bei Klassenarbeiten und Klausuren treffe, ist dass Handys und Smartphones im Klassenzimmer vorne auf meinem Pult liegen und erst bei Abgabe der Arbeit/Klausur wieder mitgenommen werden dürfen. Auch da würde ich nie auf die Idee kommen, Schüler nach Zweithandy oder so zu durchsuchen. Wer unbedingt spicken will und es so geschickt anstellt, dass ich es nicht merke, der soll es tun. Wird schon sehen, was er oder sie davon hat.

  • Aus dieser Perspektive wirkt dann die Nutzung der Wörter "Kopftuch-Muslima" und "Klientel" mindestens alarmierend.

    Ich gehe mal davon aus, dass es sich bei dem, was Frontierer schrieb, um Satire handelt, auch wenn eine solche Einstellung heutzutage -- Kommentarspalten in sozialen Medien sei dank -- manchen Leuten absolut zuzutrauen wäre. Einem Lehrer hoffentlich nicht!

  • Lieber Frontierer:
    Zitat:
    1. "Ich kann mich immer nur über die Ahnungslosigkeit der Kolleginnen und Kollegen wundern"
    2. "habe ich eine versteckte Überwachungskamera"
    3. "einen Störsender einsetzen"


    Deinem ersten Punkt kann ich voll und ganz zustimmen. Allerdings leider gegen dich, denn bei Zitat 2 und 3 dürftest du zwei Straftaten (oder zumindest Ordnungswidrigkeiten) begangen haben. Sei nur froh, wenn in der Nähe nicht mal Notruf abgesetzt werden muss, sodass dieser nur wegen deines Störsenders zu spät bzw. nur per pedes abgesetzt werden kann. Dann dürfte deine Strafe ziemlich groß sein.
    Wenn du mit einem Sender auf einer Frequenz senden willst, dann brauchst du dafür eine Genehmigung. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dir die Bundesnetzagentur für die Frequenzen eine Genehmigung gegeben hat, für die die Mobilfunkbetreiber Millionen Euro bezahlt haben.

    • Offizieller Beitrag

    Das Menschen-/Schülerbild, wie es von Frontierer hier gezeigt wird, genau das ist es, was ich in einem anderen thread so sehr bedauert habe:



    Zitat


    Was mir aber am unangenehmsten auffiel:
    bei sehr vielen (nicht bei allen, aber wirklich bei sehr vielen) Kollegen gleich welchen Alters herrrschte die Meinung vor, man müsse Schülern grundsätzlich misstrauen. Weil sie nämlich zu Dummheit, Faulheit und letztlich zur Unehrlichkeit neigten.

    Frontier, wie lebt es sich mit solch einer Grundhaltung??

  • Störsender und Kameraüberwachung ohne Einverständnis der Schüler sind Straftaten. Damit wäre ich wirklich mal äußerst vorsichtig.


    Tatsächlich häufen sich bei uns mittlerweile auch die Täuschungsversuche und die werden immer gewitzter und raffinierter. Der Trend geht zu Zweit- oder gar Dritthandys, Smartwatches, Lautsprecher im Ohr, etc... Alles schon dagewesen und es wird auch wieder passieren. Bisher ist allerdings alles aufgeflogen, denn so clever, dass die Schüler den abzuschreibenden Text verändern und ihrem Schreibstil anpassen, sind sie dann doch nicht. Man kriegt so durch eine kurze Suche im Netz alle Texte rasch beisammen. Ausdrucken, markern, anheften, fertig, ein "ungenügend" unter die Arbeit setzen, die Klausur zum Schulleiter, ein Elterngespräch und das war's.


    Was solche Praktiken nun mit kopftuchtragenden Muslima zu tun haben sollen, erschließt sich mir nicht. Nur weil sie ein Kopftuch tragen, heißt das doch nicht, dass sie vermehrt oder besser schummeln als andere?

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Was solche Praktiken nun mit kopftuchtragenden Muslima zu tun haben sollen, erschließt sich mir nicht. Nur weil sie ein Kopftuch tragen, heißt das doch nicht, dass sie vermehrt oder besser schummeln als andere?

    Na ja, die Ausgangsthese war wohl, dass durch das Kopftuch eine weitere Möglichkeit bestehen könnte. Ich habe das - ursprünglich - nicht als Frage der Religion oder Herkunft verstanden.


    Ganz allgemein: Ich unterrichte Sprachen, sehr viel in der Oberstufe. Ich sehe Betrugsversuche ganz allgemein sehr gelassen. Natürlich führe ich meine Aufsicht ordentlich, ermahne und strafe bei Bedarf auch. Gleichzeitig bin ich der festen Überzeugung, dass die Schüler zumindest in meinem Fächern selbst bei offener Verwendung der Schulbücher, der Mitschriften und des Internets keinen allzu großen Vorteil haben (- das ist jetzt leicht überspitzt). Durch Kompetenzorientierung, durch Betonung der Sprachkompetenz und der Argumentationsfähigkeit würde ihnen dieses etwas mehr an reinem Wissen nicht allzu viel nützen. Dafür würde es Zeit kosten und ihnen evtl. sogar schaden.

  • Selbst mit Erlaubnis der Schüler, der Lehrer, der Schulleitung, des Hausmeister, der Schulkonferenz, des Bürgermeisters und der Bezirksregiereung wäre ein Störsender verboten. Die Erlaubnis kann/darf nur die Bundesnetzagentur erteilen.

  • WillG: Ja, dem stimme ich vom Grundsatz zu. Allerdings lässt du außer Blick, dass das "Internet" nicht mehr rein "statistisch" ist, sondern auch direkte Kommunikation mit einem Menschen erlaubt. Ich wette, dass es bei Mathearbeiten auch problemlos möglich wäre das "statische" Internet zu erlauben und die (meisten) Schüler würden dadurch auch nicht besser. Wenn sich aber jemand vorher z.B. eine "Skype-Hilfe" besorgt, dann würde diese Hilfe die Aufgabe lösen und nicht der Schüler.

  • Machbar ist vieles. Der typische Schüler der Unterschleif begeht plant nicht mehrere Wochen, sondern nutzt nur die ihm zur Verfügung stehenden Mittel (Spickzettel, Smartphone, Smartwatch).


    Wir haben bei uns nur wenige Schülerinenn, die ein Kopftuch tragen. Eine Abiturientin hatten wir noch nie, ländliches Gymnasium.
    Neulich kam die Frage auf, wie man seitens der Schule mit Kopftüchern in schriftlichen Prüfungen umgehen sollte, Stichwort Ohrhörer.
    Da haben wir uns bei Klassenarbeiten noch nie Gedanken drüber gemacht, negative Erfahrungen gab es, soweit wir wissen, bisher auch nicht.


    Mich interessiert, ob es an anderen Schulen dazu Regelungen gibt, z.B. muslimische Schülerinnen schreiben getrennt, ohne Kopftuch und mit weiblicher Aufsicht.


    Bitte keine Diskussion über Koptücher an sich oder die Tatsache, dass jeder, der spicken will, das auch schaffen kann. Es geht mir einizig und alleine um Erfahrungen und Praktiken an anderen Schulen.

    Eine ordentliche Aufsicht und die Abgabe der Smartphones reicht aus. Unterschleif lohnt sich in den schriftlichen Abiturprüfungen nicht. Das Risiko ist für die Schüler zu hoch und sie erlangen in den meisten Fächern (Deutsch, Mathe, Englisch, ...) keinen Vorteil.


    Andere gutmenschliche Kolleginnen und Kollegen verschließen lieber weiter die Augen.

    Ist dir bewusst, dass du dich mehrfach strafbar machst?

    • Offizieller Beitrag

    @Frontierer


    Wenn ich die Wahl habe ein Hardliner zu sein, der geltendes Recht unter dem Vorwand moralischer Überlegenheit zu übertreten meint, oder ein scheinbar naiver Gutmensch, dann wähle ich Letzteres. Die herablassende Etikettierung mit "Anhnungsloser" oder "Gutmensch" ist für mich viel besorgniserregender als ein Schüler, der durch Täuschung einen Vorteil erlangt und früher oder später trotzdem einmal auf die Nase fallen wird.

  • ...Ich lese gerade mit Erschrecken, wie sich dieser ohnehin schon merkwürdige Thread entwickelt hat.


    Frontierer: Du wirfst hier pauschal Naivität und das in solchen Zusammenhängen unausweichliche "Gutmenschentum" vor. Der Einzige der hier wirklich naiv ist, bist Du. (vorausgesetzt, Du trollst hier nicht rum) Du scheinst der inzwischen hinlänglich widerlegten Meinung zu sein, dass es sich beim Internet im Allgemeinen und bei einem Forum im Besonderen um einen anonymen Ort handelt.


    Du hast weiter oben in einem öffentlich zugänglichen Forum eindeutig geschrieben, eine sowohl straf- als auch dienstrechtlich relevante Handlung begangen zu haben bzw. weitere zu planen. Ich bin der klaren Auffassung, dass da seitens der Forumsleitung sowohl eine Sperrung des Users als auch eine Anzeige angebracht ist.


    Wir dürfen hier nicht Plattform für derartiges Verhalten sein. Sätze wie "damit wäre ich vorsichtig" greifen viel zu kurz. Der User war mehr als nur unvorsichtig. Er hat sich rechtswidrig verhalten und das auch noch öffentlich "gestanden". Dieses Forum sollte nicht einmal in die Nähe des Vorwurfs gerückt werden können, so etwas hinzunehmen.


    Brasstalavista

  • Bei meiner letzten Klausur habe ich eine versteckte Überwachungskamera installiert,

    Ich würde vorschlagen, dass vor Abiturklausuren alle Schülerinnen und Schüler am Eingang gefilzt werden. Identitätsüberprüfung durch personalisierte Bordkarte: Was, wenn sonst jemand seinen besser vorbereiteten Zwilling oder Klon vorbeischickt? Kopftücher und alle anderen Kleidungsstücke müssen einzeln ausgeschüttelt werden. Haare müssen ausgekämmt werden. Außerdem abtasten, ob niemand einen futuristisch anmutenden Chip subkutan implantiert hat. Röntgenaufnahmen der Brotbüchse, Kameras auf jedem Schulklo. Das sollte eigentlich dann reichen, um all die Betrüger und Lügner zu entlarven, mit denen wir tagtäglich zu tun haben!

  • Ich mach es Old-School.


    Ich setz mich vorne hin und gucke, wer sich anders verhält als alle anderen. Schüler, die versuchen zu täuschen, erkennt man doch leicht am abweichenden Verhalten.


    Da ich noch keine auffälligen Ausreißer vom vorher während der Unterrichtseinheit ermittelten Leistungsstand hatte, gehe ich davon aus, dass das sehr gut funktioniert.

  • Also meine Erfahrungen mit Musliminnen mit Kopftuch sind, dass sie praktisch immer ziemlich lieb, zielstrebig und "gehorsam" sind. Ich denke, das liegt daran, dass insbesondere seitens der Eltern (des Vaters(?)) diesbezüglich vermehrt Druck gemacht wird: In muslimischen Familien werden Schule und Lehrkraft meist noch respektiert (in gehobenen Bildungsschichten) - Nicht wie die deutsche, dumme Hausfrau, die den ganzen Tag zuhause sitzt, kocht und nur darauf wartet, die Schule/Lehrer zu verklagen, damit ihr eher mäßig begabtes Balg weiter durch die Klassenstufen geschleift wird, während Papi das Geld nach Hause bringt und den teuren Anwalt bezahlt. Aber dass ihr heiliges Kind vielleicht einfach blöd ist, darauf kommen Herr und Frau Mustermann nicht.


    Und deswegen kann ich nur sagen: Kopftücher bzw. deren Trägerinnen sind an bürgerlichen Gymnasien nun wirklich nicht das Problem.

  • Ich kann mich immer nur über die Ahnungslosigkeit der Kolleginnen und Kollegen wundern, die damit unsere SuS zu Täuschungsmanövern geradezu einladen. Bei meiner letzten Klausur habe ich eine versteckte Überwachungskamera installiert, und was kam zum Vorschein? Noch während ich die Aufgabenblätter austeilte, wurde hinter meinem Rücken innerhalb von Sekunden fotografiert. Das Handy verwand darauf hin wieder sofort in der Tasche. Die Kopftuch-Muslima sitzt eine Stunde untätig am Tisch, um dann in windeseile alles niederzuschreiben. Woher die plötzliche Erkenntnis wohl kam? Nur als ich direkt neben ihr stand, endete ihr Schreibfluss abrupt. Den Taschenrechner hat sie nicht einmal angefasst, konnte schwierige Rechnungen alle im Kopf erledigen.
    Dass uns eine Leibesvisitation untersagt ist, weiß die Klientel geschickt auszunutzen.
    Wie wir das an unserer Schule handhaben? Es wird totgeschwiegen, "Ausnahmefälle, meine Schüler machen das nicht". Leider können wir wenig dagegen unternehmen, auch die Aufnahmen der Überwachungskamera sind als Beweis unzulässig. Letztendlich ist die Entwicklung politisch gewollt, damit mehr Schüler/innen ihren Abschluss erreichen. Ich für meinen Teil werde bei der nächsten Klausur einen Störsender einsetzen, der den Handyempfang unmöglich macht. Andere gutmenschliche Kolleginnen und Kollegen verschließen lieber weiter die Augen.

    Falls das kein Getrolle, sondern ernst gemeint ist:
    Zur illegalität der Maßnahmen (inkl. Störsender) wurde ja schon kommentiert.


    Wenn die Verdächtige wirklich eine Stunde nichts macht und dann alles von oben runterschreibt ohne den Taschenrechner benutzen - was hält Dich davon ab, die Arbeit der Schülerin anzuzweifeln und sie mündlich zu prüfen?

    • Offizieller Beitrag

    Wenn Misstrauen und Argwohn als Zeichen von Stärke, Optimismus und positives Denken als Zeichen von Gutmenschentum und Schwäche interpretiert werden, dann ist das in meinen Augen eine Perversion jeglichen Demokratieverständnisses.


    Wie gut, dass man statt Godwin's Law jetzt die neo-ottomanische Variante als geistige Parallele anführen kann. Ist mal etwas Neues...

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus>


    Wir, das Moderations-Team von Lehrerforen.de, distanzieren uns und das Forum ausdrücklich von der in Beitrag 20 propagierten nicht rechtskonformen Handlung der "versteckten Überwachung von Schülern innerhalb eines Klassenraums" und haben entsprechend reagiert.


    kl. gr. frosch, Moderator


    P.S.: wir pflücken den Thread aber jetzt nicht auseinander, sondern lassen den Beitrag entsprechend kommentiert stehen.

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