"Grad der Behinderung" und Verbeamtung

  • Hallo,


    ich wußte nicht, in welches Unterforum das am besten paßt. Ich versuche es mal hier.


    Ich bin Diplom-Physiker und spiele mit dem Gedanken, als Seiteneinsteiger hier in Sachsen Gymnasiallehrer zu werden. Angeblich kann ich sogar verbeamtet werden,wenn ich noch ein Referendariat mache.


    Ich habe das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) und ein paar Folge"erkrankungen" davon. Auch wenn das keine Erkrankungen sind sondern eher psychische "Besonderheiten". Seit Jahren will ich einen Grad der Behinderung (GdB) beantragen. Ich würde auch einen bekommen, aber keinen sehr hohen. 20 % sind sicher, 30 % bekommen meine Leidensgenossen auch oft. Möglicherweise werden es auch 40%. Wenn ich den GdB habe, kann ich einen Antrag auf Gleichstellung zu Schwerbehinderten stellen. Es ist nicht selten,daß so ein Antrag auch durch kommt.


    Meine Frage lautet nun: was würde das für die Verbeamtung bedeuten? Kann ich damit vergessen? Macht das keinen Unterschied? Oder ist das sogar von Vorteil? Und wie hängt das mit dem Grad selbst zusammen? Sind die 20 % bis 40 % noch unerheblich aber die Gleichstellung würde einen Unterschied machen? Kann man das überhaupt so generell sagen?


    Danke schon mal für jede Antwort!


    Lieben Gruß
    Magistus...

  • Was ist deine Motivation Lehrer zu werden? Dir sollte klar sein, dass der Lehrerberuf auch am Gymnasium psychisch durchaus anstrengend sein kann. Ob da eine psychische Vorbelastung, so wie du sie darstellst, nur relevant für die Frage "Verbeamtung oder nicht" ist, bezweifle ich. Du solltest vielleicht erst ein Praktikum an einer Schule machen, bevor du eine berufliche Neurorientierung in Angriff nimmst. Im Referendariat werden dir psychische Probleme eher keine Bonuspunkte einbringen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Achso, hätte ich dazu schreiben sollen, hab ich vergessen:


    Ich war während des Studiums schon 7 Jahre lang Lehrer bei der Schülerhilfe. Zwei komplette Nachmittage. Gut, das waren maximal 6 Schüler und keine 20 bis 30. Dafür haben die alle was anderes gemacht und nicht jeder das gleiche. Und es waren auch keine fünf Tage die Woche ganztags. Dennoch hat mir das glaube ich ein Gefühl dafür gegeben, daß ich durchaus denke, daß mich das nicht all zu sehr anstrengen wird.


    Psychische Probleme können höchst unterschiedlich sein. ADS halte ich sogar eher für ein Vorteil in diesem Beruf. Darüber können wir gerne streiten, hat aber mit meiner eigentlichen Frage nichts zu tun. Wenn ich manisch-depressiv wäre, dann wäre das etwas völlig anderes. Als ADSler fallen mir sehr viel mehr Dinge auf, die ein "Normalo" nicht mitbekommt. Um nur einen Grund für meine Meinung zu nennen.


    Gruß
    Magistus ...

    • Offizieller Beitrag

    was du als Lehrer an allen Schulstufen und in allen Altersgruppen unbedingt brauchst:


    Resilienz
    eine immense Flexibilität
    ein in sich ruhendes Selbstwertgefühl
    Empathie
    gleichzeitig emotionaler Abstand
    Kritikfähigkeit
    konsequentes Handeln
    gutes Zeitmanagement
    vorausschauendes Planen
    die Fähigkeit gedanklich abzuschalten
    souveränen Umgang mit Menschen verschiedener Altergruppen (Schüler, Kollegen, Vorgesetzte, Eltern)


    Inwieweit ADS da im Wege ist, kann ich gar nicht beurteilen.


    Nur sollte man als Lehrerpersönlichkeit wirklich sehr stabil sein, sonst gilt der alte Spruch in leicht abgewandelter Form:


    Macht nicht kaputt, was/ wer euch kaputt macht.

  • Wie kommst du darauf, dass du in Sachsen verbeamtet wirst??? Dazu müsstest du in deiner Turbo-Karriere noch mal schnell Schulleiter werden, ohne dir die Hoffnung nehmen zu wollen, aber das wäre als Quereinsteiger ja schon recht hoch gegriffen. Mein zweiter Einwand wäre noch die Frage, ob du dich schon erkundigt hast, wie deine Chancen als Seiteneinsteiger am Gymnasium sind. Selbst mit dem Fach Physik gibt es doch bestimmt auch hier in Sachsen noch studierte Bewerber, oder?

  • Ich bin gerade im Ref. und kann dir sagen, dass die Jobs wie Schülerhilfe und co. wenig Einfluss darauf haben. Du springst ins kalte Wasser. Es ist einfach nicht vergleichbar. Wenn es dir nur um die Verbeamtung geht dann lass es. Dann wirst du nicht glücklich in diesem Beruf. Ich denke immer noch, dass man diesen Beruf aus voller Überzeugung machen muss und nicht wegen einer Verbeamtung. Im übrigen fällt man auch nicht vom Hungertuch wenn man nicht verbeamtet wird ;).

  • Ich denke immer noch, dass man diesen Beruf aus voller Überzeugung machen muss und nicht wegen einer Verbeamtung

    Ohne Verbeamtung würde der Beruf für mich unattraktiv werden. Das ist einer der wichtigen Vorteile des Berufs. Mich wundert es immer, dass viele Lehrer der Meinung sind sie müssten das aus voller Überzeugung machen.
    Ich glaube in den wenigsten Berufsgruppen gehen die Arbeitnehmer jeden Tag mit leuchtenden Augen voller Freude in die Arbeit. Das ist auch irgendwie einfach eine utopische Vorstellung.
    Wenn sich der TE die Fähigkeiten zutraut vor einer Klasse zu stehen ist es doch eine gute Überlegung sich in diese Richtung zu orientieren. Und natürlich muss man in erster Linie auch schauen, was dafür herausspringt. Schließlich arbeitet man nicht zum Spaß, sondern um sich den Lebensunterhalt zu sichern. Und da ist Verbeamtung einfach ein dickes pro Argument, das viele anderen Dinge, die im Lehrerberuf schlechte Bedingungen darstellen, aufwiegt.

  • Hallo Magistus, Sachsen verbeamtet sowieso nicht.
    Zu Schwerbehinderung und Verbeamtung kann ich auch nur googeln: Da gereichen die erhofften 20% wohl eher nicht zum Vorteil.
    Generell gilt: der Amtsarzt stellt fest, ob du vorraussichtlich dein Leben lang arbeiten können wirst. Ein Problem mit Konzentration und Struktur- nimms nicht übel, das hab ich auch- wird den Amtsarzt wohl nicht interessieren.


    Dass man mit ADS einen Grad der Behinderung bekommt, bezweifle ich im übrigen stark. Ich kenne Menschen mit gravierenden Erkrankungen (MS, Hirntumor, Bandscheiben-OPs über die halbe Wirbelsäule...), die bekommen alle keinen Schwerbehindertenstatus, sondern ein paar Prozent. Und die eine Abminderungsstunde kann man sich in dem Zustand auch fast schenken. Auf Behindertenparkplätzen stehen darf man übrigens nur mit dem "G" im Ausweis ;)


    Im Ernst, überlege dir gut, was du davon hättest.

  • Ich kann gerade nicht ausführlich antworten. Das mache ich morgen im Laufe des Tages. Ich will nur eins richtig stellen: Ich will den Beruf nich ergreifen wegen der Verbeamtung. Es geht mir nur darum, ob ich jetzt die nächsten Tage den Antrag auf den GdB stelle oder erst nach einer Verbeamtung oder gar nicht. Einen Einfluß auf meine Überlegung ob Lehrer oder ob nicht Lehrer, hat das keinen!


    Gruß und bis morgen
    Magistus ...

  • Ich würde den Antrag vermutlich nicht stellen und auch mit "ADS" nicht zu sehr hausieren gehen, falls du wirklich Lehrer werden möchtest und mal zum Amtsarzt musst.
    Sicher wandelt sich vieles, aber bis vor kurzem kamen psychische Dinge nicht so gut an. Ob ein Zusammehang zwischen ADS und späterem Burnout etc. hergeleitert wird, kann ich auch nicht abschätzen. Daher ist es immer förderlich, in keine Schublade zu steigen. 20% ergeben doch mW auch keine wirklichen Vorteile...

  • Ich meine mal gehört zu haben, dass man ab einem bestimmten GdB bei der Gesundheitsprüfung zur Verbeamtung eben gerade nicht mehr nachweisen muss, dass man bis zur Pension durchhält, sondern nur auf eine bestimmte, recht kurze Frist (- 5 Jahre?).
    Frag doch mal bei Interessensvertretung (GEW; Philologenverband; VBE etc.) nach, die können dir kompetent Auskunft geben.

  • Ich meine mal gehört zu haben, dass man ab einem bestimmten GdB bei der Gesundheitsprüfung zur Verbeamtung eben gerade nicht mehr nachweisen muss, dass man bis zur Pension durchhält, sondern nur auf eine bestimmte, recht kurze Frist (- 5 Jahre?).

    Der Spiegel zitiert so ein Urteil, das gilt aber wohl erst ab 50%, ich halte es für ausgeschlossen, dass der TE die bekommt. Aber für die Verbeamtung müsste er sowieso Sachsen-Anhalt anvisieren oder umziehen.

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