Muss ich mit auf Klassenfahrt

  • Wie ich in dem anderen Thread schon schrieb: Es empfiehlt sich, die geltende Rechtslage zu kennen und entsprechend rechtskonform zu handeln. Krankmachen, weil es keine Kinderbetreuung gibt, zählt nicht dazu.

    Welche anderen Möglichkeiten hat denn ein Kollege, der kommende Woche nach dienstlicher Verpflichtung auf Klassenfahrt gehen muss und definitiv KEINE Kinderbetreuung organisieren kann?

  • Jetzt mal nur von der rechtlichen Seite aus betrachtet: In einigen Bundesländern ist es nun einmal Dienstpflicht. Das weiß ich, wenn ich den Vertrag unterschreibe. Deshalb ist es auch meine Pflicht, für diesen Zeitraum eine Kinderbetreuung zu organisieren. Komme ich bewusst dieser Pflicht nicht nach, nehme ich bewusst in Kauf, dass andere Kollegen Mehrarbeit leisten und meine Pflicht übernehmen.
    Ich nehme unsere Schule als Beispiel: Bei uns wird eine Klassenfahrt mit jeweils 5 Tagen in der 7 und 10 gemacht. Das weiß ich bei Vertragsunterzeichnung, ich weiß auch, dass es zu meinen Dienstpflichten gehört. Melde ich mich nun spontan krank, da ich keine Kinderbetreuung habe, nehme ich in Kauf, dass ein anderer Lehrkörper wegen mir eine zusätzliche Klassenfahrt von ggf. 5 Tagen ableistet. Weil ich meiner Pflicht nicht nachkomme, muss ein anderer mehr arbeiten. Kollegial ist irgendwie anders...
    Ich habe auch noch nie erlebt, dass ein SL einem Elternteil eine dienstliche Anweisung eine Woche vor Abfahrt gegeben hätte (wie von Mrs Pace genannt). In dem Fall würde ich mich übrigens direkt an den Lehrerrat/Personalrat wenden und auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinweisen.

    • Offizieller Beitrag

    Welche anderen Möglichkeiten hat denn ein Kollege, der kommende Woche nach dienstlicher Verpflichtung auf Klassenfahrt gehen muss und definitiv KEINE Kinderbetreuung organisieren kann?

    In dem Fall geht es aber um eine Fahrt nach den Osterferien. Die (mehr oder weniger) subtile "Empfehlung", spontan krankzumachen, ist also nicht nur ein Dienstvergehen, sondern auch noch unkollegialer, da es dann jemanden trifft, der innerhalb eines Tages alles organisieren muss.

  • In dem Fall geht es aber um eine Fahrt nach den Osterferien. Die (mehr oder weniger) subtile "Empfehlung", spontan krankzumachen, ist also nicht nur ein Dienstvergehen, sondern auch noch unkollegialer, da es dann jemanden trifft, der innerhalb eines Tages alles organisieren muss.

    Das beantwortet allerdings leider meine Frage nicht: Wie kann ein Kollege rechtskonform handeln, wenn er Mittwoch erfährt, dass er kommenden Montag auf Klassenfahrt gehen muss (dienstliche Verpflichtung) und bis dahin keine Kinderbetreuung organisiert bekommt? Ich nehme es dem Kollegen nicht übel, dass er sich krank gemeldet hat. Er kann ja schließlich die Kinder nicht alleine zuhause hocken lassen. Da kommt er dann nämlich wiederum seiner Fürsorgepflicht nicht nach. In diesem Fall hatte übrigens kein Kollege Mehrarbeit, weil die Fahrt dann ausgefallen ist.


    Hätte die SL in diesem Fall evtl. mal breit im Kollegium gefragt, hätte die Fahrt unter Umständen stattfinden können. Nein, stattdessen muss sie ihre Macht demonstrieren, indem sie jemanden dienstlich verpflichtet. Leidtragende sind in diesem Fall die Schüler. Ich sehe auch nicht ein, dass ein Kollege sich dann die Schuld geben lassen muss für die Unzulänglichkeiten einer katastrophalen Schulführung...

  • Hallo zusammen und vielen Dank für die vielen Antworten. :rose:


    Also: Ich wurde (bisher) nicht verpflichtet. In der Vorbesprechung hat mich der Co-Klassenlehrer als Ersatz für sich selbst vorgeschlagen, die Anwesenden waren offenbar einverstanden, die Klassenlehrerin war mit der Idee wohl auch sehr zufrieden, hat anschließend mit mir gesprochen und mir erklärt, dass sie sich freuen würde, wenn ich mitkäme (und die Unterstützung sehr gut gebrauchen könnte), aber auch um meine beiden kleinen Kinder wisse.
    Nun habe ich ihr per Mail mitgeteilt, dass ich nicht mitkommen möchte, und werde nächste Woche nochmal mit ihr sprechen. Meine kleinste Tochter ist gerade 1 geworden, wir haben noch keinen Babysitter und dafür ist sie mir auch irgendwie zu jung. Ich würde mich sehr unwohl fühlen, wenn ich sie irgendwohin abgeben müsste.
    Unsere Schulleitung ist zum Glück sehr gut (soweit ich das bisher weiß) und bisher auch noch nicht wirklich involviert. Sicher gibt es Kollegen, die weniger Probleme mit der Fahrt hätten, da ich aber keine Klassenleitung habe, könnte ich mir auch vorstellen, dass einige Leute es angebracht finden, wenn ich auch mal was machen würde ;) . Ich will mich auch wirklich nicht drücken, es ist nur ... irgendwie schwierig.
    Mal sehen, was die nächste Woche bringt.


    Tut mir leid MrsPace, dass du so Schwierigkeiten hast.


    Wäre es rechtlich eigentlich nicht möglich, die Betreuungstage, (von denen einem doch pro Jahr ... 4? zustehen) für so einen Fall zu verwenden? Ihr wisst schon, die Tage, die man hat, wenn die Kinder krank sind. Da gibt es doch was.

  • ich finde es sinnvoller, hier über lösungsmöglichkeiten zu diskutieren, anstatt moralische betonpfeiler auf leute zu werfen, die von einer unmöglichen schulleitung gezwungen werden, ihre kleinen kinder von heute auf mogen alleine zu lassen, was sie freilich nicht tun.


    für eine kurzfristige lösung hilfreich: wie immer empathie (versetzt euch in den kollegen hinein... doch, geht schon, strengt euch an) und vor allem solidarität. man könnte zum beispiel gemeinsam absprachen treffen, um die kinder des kollegen für die zwei tage, die er/sie mitfahren muss dank der dämlichen schulleitung, bei kollegen unterzubringen (haben wir schon gemacht, allerdings waren das kindergartenkinder), und jemanden zu finden, der freiwillig die andere hälfte für den kollegen mit kind übernimmt.


    und vor allem könnte man sich solidarisch zusammentun und gemeinsam den personalrat stützen, um mittelfristig irgendwas gegen solche unsäglichen (!) zustände zu tun, anstatt den rohrstock zu umkränzen (mann: der untertan) und weiterhin nach unten/zur seite zu treten und nach oben zu buckeln.

  • Also: Ich wurde (bisher) nicht verpflichtet. In der Vorbesprechung hat mich der Co-Klassenlehrer als Ersatz für sich selbst vorgeschlagen, die Anwesenden waren offenbar einverstanden, die Klassenlehrerin war mit der Idee wohl auch sehr zufrieden, hat anschließend mit mir gesprochen und mir erklärt, dass sie sich freuen würde, wenn ich mitkäme (und die Unterstützung sehr gut gebrauchen könnte), aber auch um meine beiden kleinen Kinder wisse.

    ... also da würde ich aber mit dem Co-Klassenlehrer nochmal ein Wörtchen reden: Wieso schlägt er Dich in größerer Runde vor, ohne vorher mit Dir zu sprechen?!? So entsteht doch für Dich ein völlig unnötiger Rechtfertigungsdruck! Das Verhalten finde ich sehr unkollegial...


    Grüße von Brasstalavista!

  • In der Vorbesprechung hat mich der Co-Klassenlehrer als Ersatz für sich selbst vorgeschlagen, die Anwesenden waren offenbar einverstanden,

    Natürlich wäre ich da auch einverstanden, wenn ich nicht mitfahren müsste. :P


    Wer war denn da noch anwesend außer Klassenlehrkraft und Co-Klassenlehrer?

  • 3 Klassenlehrerteams (3 Klassen), Schulsozialtante, Co-Direktor. 8 Leute, glaube ich.
    Zwei haben ihm während der Besprechung wohl gesagt, dass er eigentlich nicht so ins Team passt und vielleicht nicht mit sollte. Er war mit der Situation wohl auch überfordert. Es gibt eine Vorgeschichte zwischen den Parteien, es ist ... ätzend. :angst:

    • Offizieller Beitrag

    Wäre es rechtlich eigentlich nicht möglich, die Betreuungstage, (von denen einem doch pro Jahr ... 4? zustehen) für so einen Fall zu verwenden? Ihr wisst schon, die Tage, die man hat, wenn die Kinder krank sind. Da gibt es doch was.

    Das wäre je nach Konstellation theoretisch denkbar, jedoch fehlen einem dann diese Tage, wenn die Kinder oder der Partner wirklich mal krank sind.


    Man ist letztlich auf den guten Willen seiner SL angewiesen. Wenn man alle Lehrer mit kleinen Kindern per se von der Teilnahme an Klassenfahrten befreien würde, träfe es die anderen Kollegen - die würden sich sicher freuen...


    Ich wiederhole mich: Für gewöhnlich weiß ich ja, wann eine solche Fahrt ansteht. Dann muss ich die Betreuung organisieren - das ist Teil meiner Dienstpflichten. Würdet Ihr im Gegenzug von Eurem Partner in der freien Wirtschaft auch verlangen, dass er sich weigert, auf Dienstreise zu gehen oder dass er sich ein Attest erschleicht? Über DIE Konsequenzen mag ich nicht spekulieren...

  • Unabhängig vom aktuellen Fall:


    Es wäre schon einiges gewonnen, wenn
    ...beide Partner sich die Kinderbetreuung teilen
    ...Lehrer vor und nach der Kinderphase ihre in der Kinderphase vehement eingeforderte Entlastung anderen gewähren würden
    ...Kinder seltener instrumentalisiert würden und damit die Kollegen mit echten Betreuungsproblemen nicht in ihrer Glaubwürdigkeit untergraben würden

  • Das wäre je nach Konstellation theoretisch denkbar, jedoch fehlen einem dann diese Tage, wenn die Kinder oder der Partner wirklich mal krank sind.
    Man ist letztlich auf den guten Willen seiner SL angewiesen. Wenn man alle Lehrer mit kleinen Kindern per se von der Teilnahme an Klassenfahrten befreien würde, träfe es die anderen Kollegen - die würden sich sicher freuen...


    Ich wiederhole mich: Für gewöhnlich weiß ich ja, wann eine solche Fahrt ansteht. Dann muss ich die Betreuung organisieren - das ist Teil meiner Dienstpflichten. Würdet Ihr im Gegenzug von Eurem Partner in der freien Wirtschaft auch verlangen, dass er sich weigert, auf Dienstreise zu gehen oder dass er sich ein Attest erschleicht? Über DIE Konsequenzen mag ich nicht spekulieren...

    Trapito hat das aber doch gerade erst erfahren. Bei meinem Mann wird der gesamte Jahresurlaub verbindlich im Herbst eines jeden Vorjahres festgelegt, da besteht dann keine Möglichkeit, spontan Urlaub zu nehmen.
    Was anderes ist aber, wenn das eine Fahrt des Schulprogramms ist und man Klassenlehrer ist. Dann weiß man das lange vorher.


    Trapito, arbeitet denn deine Frau schon wieder, wenn euer Kind gerade erst 1 geworden ist?


  • anstatt den rohrstock zu umkränzen (mann: der untertan)

    Sehr passend. Dies gibt meinem Unbehagen über Diskussionen wie diese einen Namen. Ich bin auch immer wieder befremdet, in welcher Art hier manche versuchen, ihre Kollegen zurechtzuweisen.


    So würde das bei uns an der Schule auch niemals diskutiert. Selbstverständlich wird auf junge Eltern Rücksicht genommen, das ist überhaupt keine Frage.

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