Was erwartet ihr von den Kindergärten? Thema Vorschulkinder/ Erstklässler

  • Manche Kindergärten fahren für die Vorschulkinder ja ein regelrechtes Programm auf, das viele Dinge beinhaltet. Dazu gehören nicht selten "Arbeitsblätter", auf denen Wellen o.ä. nachgemalt werden, um auf das Schreiben von Buchstaben vorzubereiten, das geht hin bis zum Üben vom "richtigen" Buchstaben. In der Klasse meiner Tochter waren zu beginn der ersten Klasse enorme Unterschiede zu sehen, etliche Kinder konnten schon lesen, schreiben und rechnen, während andere noch nicht mal 20 Minuten still sitzen können.
    In der Elementarpädagogik werden Vorschulmappen sehr kritisch gesehen. Eigentlich ist das Bild vom Kind im Elementarbereich ein anderes und eigentlich soll der Kindergarten dieser Altersstufe den Übergang in diesen neuen Lebensabschnitt "Schule" erleichtern, z.B. indem er den Kindern weiter viele Möglichkeiten zum Aufbau von Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) gibt und Projekte anbieten, die von den Kindern gesteuert werden und sich in höchstem Maße an ihren Interessen orientieren (Partizipation).


    Was sind eure Beobachtungen? Wie sind eure Schulanfänger? Was würdet ihr euch wünschen? Wie würdet ihr das letzte Kindergartenjahr organisieren, um die Kinder optimal auf die Schule vorzubereiten?

    • Offizieller Beitrag

    spätestens seit dem PISA - Schock vor etlichen Jahren haben sich viele Kindergärten ein umfangreiches Vorschul-Lernprogramm auf die Fahnen geschrieben. So wie es in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts auch mal angesagt war. Scheint immer eine Wellenbewegung zu sein.


    Ich persönlich sehe das kritisch. Bin aber in der Frage "nur" Ex-Mutter

  • -Freundschaften knüpfen und pflegen
    - Spiele spielen und dabei Regeln einhalten, verlieren können
    -malen, basteln, gestalten, Feinmotorik schulen
    -Aufgaben für die Gemeinschaft übernehmen, Verantwortung für etwas übernehmen,
    -Ordnung halten
    -Höflichkeit/Tischmarnieren trainieren
    -viel draußen bewegen
    -auch drinnen viel bewegen, turnen

  • In "unserer" KiTa wurde im letzten halben Jahr vor der Einschulung das Programm "Hören, Lauschen, Lernen" mit den Kindern gemacht. Das waren jeden zweiten Tag um die 20 Minuten. Die Vorschulkinder waren froh drum, mal etwas ohne die Kleinen machen zu dürfen. Geschadet hat es bestimmt nicht, ob es genutzt hat, weiß ich nicht.
    Insgesamt finde ich, dass der Kindergarten in erster Linie zum Spielen da sein sollte. Alles Andere kommt noch früh genug und wenn die Kinder sich in der ersten Klasse langweilen, ist ihnen auch nicht geholfen.

  • Genau so sehe ich das auch. Der Bildungsauftrag des Kindergartens ist nicht der, dass Kinder schon spielerisch Buchstaben und Zahlen lernen.
    Aber viele Kitas tun das. Wie kommt ihr mit dieser großen Heterogenität in den ersten Klassen zurecht?

  • Hören Lauschen Lernen ist ganz gut und nimmt nichts vorweg, Ziffern malen ist einfach sinnfrei. Die Heterogenität hat nichts mit den Kindergärten zu tun, sondern mit Elternhaus und Persönlichkeit des Kindes. Eins meiner Kinder konnte z.B. vor der Schule lesen, das andere nicht. Und sie waren im selben Kindergarten. Achja, die Eltern sind auch dieselben...

  • Ziffern schreiben finde ich auch schon völlig überflüssig, da die Kinder sich meistens eine falsche Schreibrichtung aneignen, aber man sollte unbedingt allen Kindergärten verbieten, das "ABC-Lied" mit den Kindern zu singen und einzuüben!!! :autsch:

  • Sehr gut finde ich, wenn die Kindergärten das "Zahlenland" für die Vorschulkinder anbieten. Im Kiga meiner Kinder war das so, es wurde für die Kinder zwei Jahre vor der Einschulung angeboten. Wer dann noch Bedarf hatte, konnte ein Jahr später ein zweites Mal teilnehmen. Das Bielefelder Screening durchzuführen und dann für Gruppen von Kindern die Förderung "Hören, Lauschen, Lernen" anzubieten ist meiner Meinung nach auch sinnvoll, genau wie Sprachföderung für Kinder, die diese benötigen.


    Sonst finde ich schön, wenn die Kinder schon gelernt haben sich mit ihrem Stuhl in den Stuhlkreis zu setzen, dort eine gewisse Zeit sitzen und anderen zuhören können und selbst im Stuhlkreis in ein paar zusammenhängenden Sätzen erzählen können. Wichtig finde ich auch, dass die Kinder ihre Schuhe, Jacken etc. selbst zumachen können, beim Sport alle Kleidungsstücke auf einen Stapel legen und nicht weiträumig verteilen…, dass sie eine gewisse Selbständigkeit z.B. beim Aufräumen haben (z.B. nach dem Basteln räume ich Klebe, Schere etc. weg, werfe Papierschnipsel in den Papierkorb, fege an meinem Platz etc.) oder beim Frühstücken: selbst eine Unterlage holen, diese später mit einem Lappen abwischen, abtrocknen und wieder wegräumen. Wenn solche Dinge geübt werden, ist das in der Schule schon hilfreich. - Ich hatte oft Schüler/innen, die all das nicht mal ansatzweise konnten, da sie es wahrscheinlich noch nie oder selten machen mussten.


    Im Kiga meiner Kinder konnten alle Vorschulkinder sagen, wo sie wohnen, wussten ihre Festnetztelefonnummer auswendig (das ist heute sicher anders) und konnten zuhause anrufen ("damals" noch von einer Telefonzelle aus), kannten ihren Geburtstag und Jahreszeiten/Monate waren Thema.


    Sonst sollen die Kinder meiner Ansicht nach im Kiga spielen -gerne viel im Außengelände-, toben, malen, kreativ basteln (nicht bloß Fensterbilder ausschneiden), lernen mit anderen Kindern auszukommen, Konflikte mal alleine lösen, auch mal verlieren können. Vorschulmappen finde ich dazu weitgehend überflüssig.

  • Ehe ich etwas erwarte, biete ich eher etwas an.
    In diesem Falle eine gelungene Vernetzung und eine gute Kooperation.
    So wenig, wie ich Grundschule als "Zulieferer" für die weiterführenden Schulen verstehe und sehe, so wenig sehe ich das auch für Kindergärten.


    Beiderseitige Hospitationen lassen für Verständnis für andere Systeme wachsen. Absprachen innerhalb von lokalen Netzwerken halte ich für wichtig, richtig und unabdingbar.
    Ich erwarte nicht, dass Kinder im Kindergarten "schulfähig" gemacht werden, sondern gehe davon aus, dass beide Systeme im Sinne der Kinder gut miteinander kooperieren.
    Alles andere ergibt sich dann - vielleicht ja - von alleine.
    :)


    Herzliche Grüße
    strubbelsuse

  • Kooperation finde ich auch wichtig, das erleichtert den Kindern den Übergang in diese ja doch ziemlich lange dauernde Lebensphase!


    Dass Grundschule die "Zulieferer" für die weiterführenden Schulen sind, ist besonders dann bedenklich, wenn es um den ach so erstrebenswerten Platz am Gymnasium geht (Schule meiner Tochter). Da läuft was falsch in unserem Bildungssystem.

  • :D Warum?


    Das ist dieses Lied "A BE CE DE E EF GE HA I JOTT KA EL usw."


    Es ist einfach nur kontraproduktiv für den Deutschunterricht in Klasse 1. Die meisten kriegen es dann nach einigen Wochen hin, im Kopf wieder "umzudenken" und nur die Laute zu sprechen, aber manche kämpfen da noch eine ganze Zeit mit und behindern sich damit in ihrem Lernen. (Stichwort Anlauttabelle)


    Aber leider kann man das kaum verhindern, wird ja auch zuhause oft gesungen, gut gemeint sicherlich.


    Stattdessen sollte man lieber Wert auf die Dinge legen, die hier im Thread schon genannt wurden.

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