Lehrerin ohne Kinderwunsch

  • Es gibt Gründe, warum ich keine Kinder haben möchte. Die liegen nicht darin, dass ich Kinder hasse, sondern zum Beispiel darin, dass sowohl mein Freund als auch ich Auto-Immunkrankheiten haben.

    Wenn Du die Fragenden in eine echt peinliche Situation bringen willst, sag das doch genau so... :teufel:


    Im Übrigen muss man das Problem wohl schlicht anthropologisch bzw. kulturhistorisch sehen. Ich hatte mal ein interessantes Buch in der Hand: Theo Löbsack, "Unterm Smoking das Bärenfell". Besser als mit diesem Titel kann man die geistig-psychologische Situation des modernen Menschen wohl nicht zusammenfassen. Der Wunsch nach Fortpflanzung und Arterhalt ist so dermaßen tief im Menschen verwurzelt, dass bei Frauen (Männer fragen doch nicht, oder?!) die unpassende Frage nach Kindern wohl gelegentlich rausmuss. Ich habe jahrelang in der Altenpflege gearbeitet und konnte häufig Demenzpatientinnen beobachten, die - wenn einmal ein bestimmtes Stadium erreicht war - immer wieder wegliefen, weil sie doch zu Hause ihr Kind (meist "ihren kleinen Jungen", s.u.) versorgen müssten. Instinkt. Kann man nix machen.


    Interessant in diesem Zusammenhang übrigens auch, wie viele Leute - wenn der Babybauch unverkennbar ist - sich bemüßigt fühlen, aus irgendwelchen Anzeichen darauf zu schließen, dass ein Junge unterwegs sei. Konnte ich bei beiden Schwangerschaften meiner Frau beobachten und fand es ziemlich erschreckend. Ob wir von Kulturen, in denen weibliche Nachkommen weniger gelten als männliche, wirklich so weit weg sind?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Was genau sind denn eigentlich distanzlose Fragen? Wir reden unter Kollegen auch mal und dann fragt man schon mal bei frisch verheirateten etc.. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass das distanzlos ist.


    In gewisser Weise ist das schon distanzlos. Da heiratet jemand und schwups wird natürlich davon ausgegangen, dass "man" jetzt schwanger wird bzw. die Kinderplanung angeht - ist ja klar! ^^ Zumindest in den Augen von vielen.
    Die Kollegen denken sich da sicher überhaupt nichts bei und meinen es nicht böse. Man sitzt halt so rum in der Pause beim Kaffee und da kommt das Thema auf - und schon werden diejenigen angesprochen, die gerade "in dem Alter sind" oder geheiratet haben.


    Leider denken viele Kollegen nicht darüber nach, was sie mit ihren Fragen oder Sprüchen bewirken. Für viele mag es kein Problem sein, offen über Kinderplanung zu sprechen. Aber es gibt nunmal - und das statistisch auch nicht zu knapp - durchaus einige, bei denen es eben nicht so leicht oder gar nicht klappt mit dem schwanger werden, aus welchen Gründen auch immer. Da das ein Thema ist, worüber die wenigsten offen sprechen, sind viele Leute da einfach nicht für sensibilisiert und haben keine Ahnung, um es mal platt zu sagen.


    Sie können sich auch nicht vorstellen, was solche Sprüche wie "Als nächstes kann doch eigentlich xy mal schwanger werden und dann XYZ" oder "Dann wirste eben schwanger und gibst die Klasse ab" oder Fragen wie "Ihr habt ja jetzt geheiratet, wann wollt ihr denn die Kinderplanung angehen?" bei jemandem auslösen, der womöglich seit Jahren vergeblich versucht, schwanger zu werden.


    Manchmal wäre Zurückhaltung durchaus angebracht. Man merkt doch auch, ob jemand da offen drüber reden möchte, oder nicht!

  • Was genau sind denn eigentlich distanzlose Fragen? Wir reden unter Kollegen auch mal und dann fragt man schon mal bei frisch verheirateten etc.. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass das distanzlos ist.

    Ich glaube, ein wenig hängt es davon ab, in welchem Verhältnis man steht und wie man es formuliert - zumindest aus meiner Perspektive. Für mich ist es schon ein Unterschied, ob man fragt "Und, wann ist es bei euch so weit?" (also implizit voraussetzt, dass doch jeder Kinder haben möchten muss) oder "Wollt ihr irgendwann auch mal Kinder haben?" (also für mich eine offenere Frage).


    Ein anderes Problem besteht aber wohl auch darin, wenn man eben an jemanden gerät, der sehr gerne Kinder haben möchte, aber nicht kann, oder sehr persönliche Gründe hat, warum er/sie keine möchte, da reißt man dann evtl. immer wieder Wunden auf - oder gerät eben auf einem in einen eher intimeren Bereich, den man mitunter mit (auch sehr netten) Kollegen eigentlich nicht betritt, sondern höchstens mit engen Freunden (seien es bestimmte Krankheiten, traumatische Kindheit... oder eben das besondere Sexleben des anderen, wie oben, dass die Fragenden dann i.d.R. so detailliert doch nicht wissen wollten :P ), da steht man dann evtl. in einem schwierigen Rechtfertigungszwang, wenn dann mehrfach nachgehakt wird (und das wird es da gerne mal).


    Mich persönlich nervt es mitunter einfach, dass voraus gesetzt wird, dass ich doch als "normale" Frau "natürlich" einen Kinderwunsch haben muss - und dann ggf. etwas gönnerhaft von oben herab behauptet wird, der käme doch bestimmt noch. Zum einen impliziert es halt, dass ich damit "unnormal" bin, es drängt mich ein wenig in ein bestimmtes Rollenverhalten und zum anderen habe ich noch nie sehr gut darauf reagiert, wenn andere meinen, sie wüssten besser als ich selber, was ich denke und fühle. :P


    I.d.R. prallt es allerdings an mir ab und die meisten haben mein "nö, kein Interesse" schlicht akzeptiert, ohne noch nachzufragen und mich missionieren zu wollen. ;) Und meine Eltern leben eh nach der Devise "ihr müsst mit euren Entscheidungen glücklich werden, nicht wir" - auch wenn sie vermutlich sehr gerne Großeltern wären, aber das ist ja nun auch kein ausreichender Grund, dass ich Kinder in die Welt setze. Und sie machen auch wirklich gar keinen Druck, wie grundsätzlich kaum jemand in meiner Verwandtschaft. (Lediglich meine kinderlose (!) Tante ging mir in meinen frühen 20ern auf den Senkel, dass ich doch mal langsam an Kinder denken müsse. Ich habe sie dann mit freundlichen Grüßen an meinen älteren Bruder verwiesen, den traut sich nämlich keiner, so etwas zu fragen - aber meine Tante wusste eh immer sehr genau, wie ich mein Leben leben und was ich wie ändern und tun muss... einer der Gründe, warum ich kaum noch Kontakt zu ihr habe...)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • "Und, wann ist es bei euch so weit?"

    Das setzt ja wenigstens (ha ha) schon mal voraus, dass es ein WIR gibt. Stell dir vor, du bist Single, weiblich UND im gebärfähigen Alter. Da kannst du dir in den meisten Kollegien die Kugel geben vor lauter dummen Sprüchen, wie man sein Leben zu gestalten hat.

  • Sagen wir mal "jein"! Natürlich muss niemand anderen Leuten Rechenschaft über die Gestaltung des Privatlebens liefern, dennoch ist es so, dass an Menschen, die ein berufliches Amt mit Außenwirkung bekleiden und mit Verantwortung für andere Menschen zu tun haben (z.B. Politiker und Lehrer), die Erwartung gestellt wird, dass sie ihr Leben vorbildlich führen. Und dazu gehört - zumindest in einem Land, in dem die Geburtenrate unter der Reproduktionsstabilität liegt - auch, dass man Kinder bekommt. Davon mal abgesehen, dass Schülereltern gerne mal kinderlosen Lehrern die Fähigkeit absprechen, Kinder erziehen zu können, wenn diese in der eigenen Familie selbst nie die Erfahrung machten.

    • Offizieller Beitrag

    Das Privatleben geht niemanden etwas an und Punkt! 8_o_)

    Wo ist denn bitte das Leerzeichen?
    Mein Weltbild bröselt! :D



    Sagen wir mal "jein"! Natürlich muss niemand anderen Leuten Rechenschaft über die Gestaltung des Privatlebens liefern, dennoch ist es so, dass an Menschen, die ein berufliches Amt mit Außenwirkung bekleiden und mit Verantwortung für andere Menschen zu tun haben (z.B. Politiker und Lehrer), die Erwartung gestellt wird, dass sie ihr Leben vorbildlich führen. Und dazu gehört - zumindest in einem Land, in dem die Geburtenrate unter der Reproduktionsstabilität liegt - auch, dass man Kinder bekommt. Davon mal abgesehen, dass Schülereltern gerne mal kinderlosen Lehrern die Fähigkeit absprechen, Kinder erziehen zu können, wenn diese in der eigenen Familie selbst nie die Erfahrung machten.


    Geht's noch?
    Sag mal, was bist du denn für einer?
    Schülereltern und die Gesellschaft dürfen gerne von mir erwarten, dass ich keine Mörderin bin, dass ich keine Kinder schlage und meinen Job einfach mache. Dass ich etwas für die Geburtenrate mache, mit wem ich meine Freizeit und Abende verbringe, das ist EINZIG UND ALLEINE _MEINE_ Sache.


    chili

  • Davon mal abgesehen, dass Schülereltern gerne mal kinderlosen Lehrern die Fähigkeit absprechen, Kinder erziehen zu können, wenn diese in der eigenen Familie selbst nie die Erfahrung machten.

    Nur nochmal zur Erinnerung: Mit wie vielen Schülereltern genau hast du es in der Praxis schon zu tun gehabt?

  • Dachte ich mir. Mir ist es nämlich als kinderloser Lehrer in mehr als 15 Dienstjahren genau ein einziges Mal passiert, dass dieses Argument von einer Mutter kam. Nachdem sie alle anderen Argumente genutzt hatte. Von "gerne mal" kann da kaum die Rede sein...

  • ...Erwartung gestellt wird, dass sie ihr Leben vorbildlich führen. Und dazu gehört - zumindest in einem Land, in dem die Geburtenrate unter der Reproduktionsstabilität liegt - auch, dass man Kinder bekommt. Davon mal abgesehen, dass Schülereltern gerne mal kinderlosen Lehrern die Fähigkeit absprechen, Kinder erziehen zu können, wenn diese in der eigenen Familie selbst nie die Erfahrung machten.

    Wenn man als Lehrer berufslebenslang den Job in der Schulstube ideologiefrei, höflich und korrekt ausführt (Nur darum geht es) ist das schon mehr als vorbildlich.


    Hinsichtlich gewünschter Reproduktionsstabilität in Deutschland muss ich Dir ein wenig Recht geben. Auf der anderen Seite bin ich wenig darüber erfreut, wenn ich als in die Jahre gekommener Junggeselle ständig schwangere Kolleginnen zusätzlich vertreten muss.


    Dass Lehrerinnen-Mütter die Kinder besser erziehen können als Singlelehrerinnen, sehe ich in der Realität nicht so. Die Mütter finde ich oft zu verständnisvoll, betulich und lasch 8_o_)


    Und sowieso bin ich der Meinung, dass man nur als Single den anspruchsvollen Lehrer Beruf durchhalten kann. Eine Familie kostet zu viel Energie.

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Davon mal abgesehen, dass Schülereltern gerne mal kinderlosen Lehrern die Fähigkeit absprechen, Kinder erziehen zu können, wenn diese in der eigenen Familie selbst nie die Erfahrung machten.

    Du warst doch der, der im 2. Semester Lehramt studiert, oder?
    Hast du da überhaupt schon mal ein Praktikum gemacht und durftest hinten drin sitzen?

  • Dachte ich mir. Mir ist es nämlich als kinderloser Lehrer in mehr als 15 Dienstjahren genau ein einziges Mal passiert, dass dieses Argument von einer Mutter kam. Nachdem sie alle anderen Argumente genutzt hatte. Von "gerne mal" kann da kaum die Rede sein...

    Mir keinmal

  • Das stimmt zwar, muss aber trotzdem nicht zwangsläufig zu Karl-Dieters Mutmaßung führen. Spielt aber auch an der Stelle keine Rolle... Weg von meiner Person, zurück zum Thema!

  • lieber lehramtsstudent, ich sag's nochmal (frau ist ja - auch als kinderlose lehrkraft - berufsoptimistin): versuch' dich an zielgruppengerechten texten. das macht dann echt viel mehr spaß hier, vor allem deinen lesern!


    dass sich alle hier gern an deiner person aufhängen, liegt an deinen völlig deplatzierten texten.

  • Das stimmt zwar, muss aber trotzdem nicht zwangsläufig zu Karl-Dieters Mutmaßung führen. Spielt aber auch an der Stelle keine Rolle... Weg von meiner Person, zurück zum Thema!

    Nee. Ich glaube, weder Chili noch sonstwer ist an diesbezüglichen Beiträgen eines Bubis interessiert.

  • Sagen wir mal "jein"! Natürlich muss niemand anderen Leuten Rechenschaft über die Gestaltung des Privatlebens liefern, dennoch ist es so, dass an Menschen, die ein berufliches Amt mit Außenwirkung bekleiden und mit Verantwortung für andere Menschen zu tun haben (z.B. Politiker und Lehrer), die Erwartung gestellt wird, dass sie ihr Leben vorbildlich führen. Und dazu gehört - zumindest in einem Land, in dem die Geburtenrate unter der Reproduktionsstabilität liegt - auch, dass man Kinder bekommt. Davon mal abgesehen, dass Schülereltern gerne mal kinderlosen Lehrern die Fähigkeit absprechen, Kinder erziehen zu können, wenn diese in der eigenen Familie selbst nie die Erfahrung machten.


    Jedes Forum hat den Troll den es verdient! :)

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