extreme Heterogenität Mathematik 2. Klasse

  • Ein freundliches Hallo einmal in die Runde. Ich bin ganz neu hier. Ich habe vor 2 Wochen meinen Vorbereitungsdienst an einer Grundschule in Niedersachsen begonnen und habe nun seit fast 1 Woche eine 2. Klasse in Mathematik eigenverantwortlich übernommen (wegen Lehrermangel). Habe noch keinen Betreuer, weil der vorherige Klassenlehrer der Klasse nun versetzt wurde. An der Schule unterrichten außerdem alle Lehrer nur fachfremd Mathematik.


    Nun stehe ich vor folgendem Problem:


    Brennpunktschule mit ca. 80 Prozent Migrationshintergrund und damit verbundenen Verständigungsproblemen. Nun sitzen in meiner 2. Klasse 5 Kinder mit sehr schlechten bis keinen Deutschkenntnissen. Mathematisch gesehen haben sie super viel Aufholbedarf. Müssen sich ersteinmal im 20er Raum zu recht finden. Ein paar weitere Kinder, die zwar deutsch sprechen, haben ebenfalls erhebliche Problem beim Zehnerübergang. Es scheint so als wären grundlegende Fähigkeiten nicht vorhanden, Bündeln und Zahlzerlegung scheinen nicht verstanden zu sein. Daneben gibt es 3 sehr starke SuS und noch ca. 5 Kinder die gut klar kommen. Laut Lehrplan sollte die Klasse aber schon sicher im 100er Raum addieren und subtrahieren und die Multiplikation müsste nun eingeführt werden. Meiner Meinung nach macht, das aber keinen Sinn, wenn eben genannte Fähigkeiten noch nicht vorhanden sind. Deswegen wollte ich nun nochmal ein paar Stunden investieren damit die Kinder mehr Sicherheit im 100er Raum gewinnen. das ich dabei differenzieren muss ist mir klar. aber nur wie bei so einer extremen Heterogenität?

  • Meiner Meinung nach ist das sichere Beherrschen des Zehnerraumes und die Bewältigung des Zehnerübergangs absolute Grundlage für jegliche Zahlraumerweiterung. Ich finde, du solltest bei den betroffenen Kindern unbedingt in diesem Bereich arbeiten, während die Stärkeren halt weiterarbeiten. Wie? Vielleicht durch Tagespläne, Wochenplände - hast du keine zweite Differenzierungskraft zur Verfügung? Möglichkeiten Warum sind diese Kinder überhaupt in die zweite Klassenstufe mitgenommen worden? Möglichkeiten gibt es sicherlich eine Menge, weil extreme Heterogenität nicht soooo selten ist. Aber: Du bist noch ganz frisch, besprech dich unbedingt darüber mit deinem Fachseminarleiter und besprech die Situation mit deinem Schulleiter. Such dir auf jeden Fall schnell Unterstützung, sonst geht das in die Hose.

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • Oje - die Kinder tun mir leid. Ich rate dir die Anschaffung der Rechenraketenhefte. Im Netz gibt es eine Seite, auf der versch. Lernstandstest zur Förderung angegeben sind:
    http://www.saarland.de/foerdern.htm
    (das Fördermaterial sind dann entsprechende Seiten der Rechenrakete - dann weißt du schon mal, wo jedes Kind steht). http://www.rechenrakete.de - den sehr starken Kindern würde ich das Heft: Mathestars knobeln an die Hand geben - und die Eltern bitten (falls sie überhaupt mitarbeiten können - mit den Kindern zusammen diese Aufgaben zu bearbeiten). Die mittleren Kinder kommen vermutlich mit eurem MAthebuch klar.


    Leider schreibst du nicht, welches Mathebuch ihr habt.


    Die Schwierigkeit besteht, dass du den Lernstoff der 2. Klasse bearbeitet haben musst, aber parallel dazu die Lücken aufzuarbeiten hast - ich würde dir auch Zweisams Ratschläge ans Herz legen.
    flip

    • Offizieller Beitrag

    Ich schließe mich den beiden an. So einfach nebenbei aufarbeiten funktioniert hier höchstwahrscheinlich nicht. Frage trotzdem die Kollegen, auch wenn sie fachfremd unterrichten. Damit können sie sich ja nicht "herausreden", auch sie sollten die Situationen kennen. Du benötigst einen Mentor, der dich in Mathematik anleitet. Bitte besprich das mit Schul- und Seminarleitung.


    Lass dir mit der Multiplikation noch etwas Zeit. Dokumentiere, warum du sie noch nicht einführst (wir haben das oft erst nach Ostern getan, weil sehr leistungsschwaches Klientel).
    Wie wäre folgende Idee: Du schaust erstmal genau, was die Kinder können, z.B. mit den von elefantenflip verlinkten Tests.
    Du könntest dann z.B. für 2 Stunden pro Woche Festigung des Rechnens im ZR bis 100 anbieten. 3 Stunden sind Übungsstunden im Sinne eines "Wochenplans": Jeder übt auf seinem Level. Du könntest mit den Kindern, die noch Probleme bis 20 haben extra arbeiten / erklären. Den mittleren gibst du Aufgaben aus dem Mathebuch oder ähnliches zum Üben bis 100. Den leistungsstärkeren Kindern gibst du Knobelaufgaben (Heft, das elefantenflip erwähnte) oder aus eurem Mathebuch. In vielen Büchern gibt es Aufgaben mit Sternchen / Gewichten, das kann bei uns die Leistungsspitze (manchmal).

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Vielen Dank euch 3 für die raschen Antworten. Habe es jetzt so entschieden wie ihr auch sagt das ich der Klasse Zeit gebe grundlegendes nochmal handlungsorientiert aufzuarbeiten. Habe heute diesbezüglich auch nochmal mit meiner Seminarleiterin gesprochen. Sie sieht es genauso. Die Multiplikation muss dann eben noch ein bisschen warten und die Starken bekommen immer mal was zum Knobeln. Morgen erstmal ne Lernstandskontrolle.

  • Du findest viele Übungsaufgaben unter http://www.grundschulblogs.de - lernstübchen


    Dort hat eine Bloggerin kleinschrittiges Material entwickelt, das sich an dem Lehrwerk "Flex und Floh" orientiert. Damit bekommst du keine Urheberrechtsverletzung, wenn du viele Seiten kopierst und kannst auch für jeden Lernstand Übungen anbieten. Natürlich ist die Anschaffung der Rechenrakete auch super.....


    Vernetze dich auf alle Fälle, denn eigentlich ist es ein Unding, dich als Referendarin eigenverantwortlich in so einem Fach einzusetzen. Gibt es eigentlich keine Parallelkollegin?
    LG
    flip

  • Hallo und Willkommen im Forum :)


    Mir tun nicht die Kinder leid, die haben schon jetzt eine spitzenmässige Lehrerin. Dass du nach einer Woche (!) den Lernstand differenziert erfasst hast und dir Gedanken machst, wie du allen gerecht werden kannst, während du noch nicht mal Gelegenheit hattest, grundlegende Fragen für dich zu klären (öm, Moment, wie bereitet man eine Stunde vor? Wie führe ich Klassenbuch, wie halte ich alle auf ihrem Platz und wo ist hier eigentlich die Raucherecke wenn ich mal hysterisch heulen muss?...) finde ich herausragend gut. Und ich kenne inzwischen einige Referendare. Und fertige Lehrer.


    Das Wesentliche wurde ja schon gesagt und bestätigt dich wohl auch nur in dem, was du schon wusstest... Ich möchte dir einfach nur viel Erfolg wünschen!
    Mach dir mal ein paar Notizen zu deiner unbeschreiblichen Ausbildungssituation. Und wenn sich demnächst nicht abzeichnen sollte, dass du mindestens mit 1,0 abschließen wirst, reißt du bitte deinem Schulleiter den Allerwertesten auf, dass er sich um dich und seine Schüler zu kümmern hat!

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