Wertschätzung im Schulalltag - was bedeutet das?

  • bei all den Dingen, die mir bezüglich Versetzung, Funktionsstellen, usw. so durch den Kopf schwirren, kommt immer wieder die Frage auf, "was erwarte ich von einem guten Schulleiter / einer guten Schulleiterin...
    Eine Antwort darauf fällt mir anfangs leicht, doch will ich dann ins Detail gehen, wirds schwieriger....


    Wertschätzung meiner geleisteten Arbeit... klingt nach einer super Erwartung. Aber was steckt für euch DAHINTER.


    -- Wie sieht für euch eine angemessene Wertschätzung aus? --


    Ein Beispiel fiel mir dann tatsächlich ein: Ein ehemaliger Kollege gestaltet die Schulhomepage von Grund auf neu. Die Arbeit macht ihm Spaß, das Ergebnis wird super! Der (noch recht neue) Schulleiter schenkt dem Kollegen eine Flasche Whisky, weil er erfahren hat, das eben dieser Lehrer ein großer Whisky-Fan ist. Eine großartige Geste, wie ich finde, wenn sie auch den zeitlichen Aufwand nicht wettmacht, dem Kollegen aber als angemessen entsprach!

  • Wobei ich finde, dass man das vom Schulleiter nicht erwarten muss, ist schließlich auch sein Geld, was er dann darein steckt. Ich finde es müsste mehr Wertschätzung durch den Dienstherren und / oder den Schulträger geben. So etwas wie (übrigens selbst in mittelständischen Unternehmen üblich) eine bezahlte Weihnachtsfeier oder ein bezahltes Buffet während der anstrengenden, mündlichen Abiprüfungen. Das wäre eine Wertschätzung meiner Arbeit, über die ich mich freuen würde.

  • So etwas wie (übrigens selbst in mittelständischen Unternehmen üblich) eine bezahlte Weihnachtsfeier oder ein bezahltes Buffet während der anstrengenden, mündlichen Abiprüfungen.

    Haha, wo kämen wir denn da hin, den überbezahlten deutschen Leerkörper noch am schulischen Buffet durchzufüttern? Da sei der Landesrechnungshof und die schwarze Null vor. Dieser Staat verschwendet seine Milliarden lieber für Berliner Flughäfen oder Elbphilharmonien bevor auf deinem gewünschten Buffet auch nur ein Krümel für dich gesponsort wird.


    Gruß !

  • Wertschätzung im Schulalltag hat für mich nicht unbedingt etwas mit finanziellen Dingen zu tun. Wertschätzung fängt meiner Meinung nach schon z.B. im Kleinen an, indem ich eine entsprechende freundliche und interessierte Kommunikationskultur pflege. Dazu nur mal so als kurze Gedankenblitzlicher: ich erkenne die Kompetenz meines Gegenübers an, interssiere mich für sein Denken/Handeln in Unterrichtshospitationen, Gesprächen, etc. - achte seine Meinung. Ich unterstütze den anderen, wenn es Probleme gibt und falle ihm vor Eltern/Schülern nicht in den Rücken. Ich frage nach, wie er sich das kommende Schuljahr vorstellt, in welchen Klassen/Fächern er gerne unterrichten würde; erkläre sich ergebende Notwendigkeiten, verpacke Kritik sachlich und vergesse nicht, Positives hervorzuheben. Bedanke mich bei Einzelnen auch für scheinbar selbstverständliche Sachen, aber auch beim Kollegium. Vergesse keine Geburtstage, wünsche allen schöne Ferien...

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

    • Offizieller Beitrag

    auch für mich hat Wertschätzung weniger oder nicht nur mit bezahlten Dingen zu tun. Das könnte damit anfangen, dass der Ton einer dienstlichen email freundlich ist, dass Kritik sachlich und konstruktiv vorgetragen wird, dass Termine rechtzeitig festgesetzt und kommuniziert werden, dass mir nicht noch eine Aufgabe oben drauf getürmt wird und noch eine,
    dass man die SL auch mal zum Schwätzchen-halten im Lehrerzimmer sieht,
    kurz, dass man sich als ernstgenommener Mitarbeiter auf Augenhöhe (bei aller Hierarchie) und nicht als Befehlsempfänger wahrgenommen fühlen kann.

  • Wertschätzung heißt für mich zunächst mal, dass ich mein Gegenüber respektiere als Mensch mit seinen eigenen Vorstellungen - seine Kompetenzen anerkenne und dies auch zum Ausdruck bringe.
    Das gilt in jedem Lebensbereich.


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten! Genau auf solche hatte ich gehofft.
    Mein Beispiel War natürlich nur exemplarisch.
    In meinem persönlichen Schulalltag fällt mir nur leider das völlige Fehlen jeglicher Form der Anerkennung auf. Glückwunsch an die KuK, die mit einem wertschäzenden SL gesegnet sind!

  • Die Flasche Whiskey ist doch eher eine Form von Bestechung. Ich opfere meine Freizeit, und dann darf ich mir die Kante geben, um dem ganzen Spaß noch die Krone aufzusetzen? Wenn ich schulische Aufgaben in größerem Unfang erledige, erwarte ich, entsprechend entlastet zu werden. Unterricht ist ja auch oft lustig, aber niemand würde auf die Idee kommen, das deshalb für umme zu machen.


    Über das Übrige wurde schon nahezu alles gesagt. Ich fühle mich wertgeschätzt, wenn auf mein Urteil Wert gelegt wird. Man mich also fragt, wenn mich etwas angeht, und mir zuhört, wenn ich eine Meinung habe.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn wir über Wertschätzung durch die SL sprechen, dann kann diese auf mehrere Arten ausgeprochen werden.
    Die eine oder andere Art haben wir ja bereits oben lesen können.


    Für mich kommt aber noch etwas ganz anderes ins Spiel:


    Ich weiß/spüre, dass meine Schulleitung mich wertschätzt, wenn sie mir gelegentliche Sonderwünsche erfüllt bzw. mir in der einen oder anderen organisatorischen Angelegenheit freie Hand lässt oder auch mal die "rheinische Lösung" mitmacht. In anderen Worten: Wenn ich mich auf mannigfaltige Art und Weise für die Schule und Kollegen einsetze, dann kommt in Situationen, wo ich es mal aus welchen Gründen auch immer brauche, etwas zurück.
    DAS ist für mich die viel wichtigere und nachhaltigere Wertschätzung. Ich habe in meiner Schule in einigen Bereichen "Narrenfreiheit", d.h. man schaut bei mir mitunter bei einigen Dingen nicht genauso penibel hin, wie das bei anderen Kollegen sichtbar der Fall ist. Das ist letztlich keine Bevorzugung oder Gleichgültigkeit der Schulleitung sondern Vertrauen in das, was ich tue.

  • Ich habe letztens einer Kollegin ein Duschpeeling geschenkt, weil sie immer die einzige ist, die in der Kaffeeküche regelmäßig abwäscht.


    Wenn wir schon von offizieller Seite, also von unserem Dienstherren, keine Wertschätzung erfahren, dann müssen wir uns eben selbst "beschenken".

  • Ich bin, aufgrund sehr schlechter Erfahrungen, sehr genügsam geworden. Ich empfinde es schon als wertschätzend, dass man mich einfach meine Arbeit machen lässt. :D


    Ernsthafter: Ich spüre an meiner Schule, dass der Schulleiter meine Arbeit wertschätzt. Woran? Ist schwierig zu sagen. Eher kleine Gesten. Eine freundliche Begrüßung/ Verabschiedung. Und so wie Bolzbold werden mir auch mal Sonderwünsche erfüllt.


    Bei uns haben aber viele Probleme mit der SL. Ich halt nicht, aber wie schon gesagt, ich bin genügsam.

    • Offizieller Beitrag

    Ich arbeite in einer Schule mit flachen Hierarchien, wo den Mitarbeitern große Freiheiten gelassen werden und kein oder wenig Druck erzeugt wird und die demokratischen Strukturen funktionieren. Gegen den Willen von Kollegen wird eigentlich nichts gemacht, weder individuell noch kollektiv, das Schulleitungszimmer ist immer offen und das dazugehörige Ohr auch, Wünsche werden versucht umzusetzen, Fehler verziehen. Das führt dazu, dass (fast) alle sich auch maximal einsetzen, wenn es eng wird und die Luft brennt. Ein paar Schluffen schleppen wir so mit, aber das ist der Preis dafür, das die anderen auch nicht gegängelt und kontrolliert werden und in den meisten Fachschaften teilen, mitdenken und abgeben eine Selbstverständlichkeit ist.
    Das ist die Art von gegenseitiger Wertschätzung, die ich sinnvoll finde - und die übrigens auch keine Einbahnstraße sein sollte.


    Flasche Whisky oder ähnliches würde mich eher peinlich berühren.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Wertschätzung ist für mich, dass ich wahrgenommen werde und man sich für mich interessiert.
    Als ich Vertretungskraft an einer Schule war, begegnete mir der Schulleiter zufällig auf dem Flur und sprach mich an, wie es mir ginge und ob ich zufrieden sei usw. DAS fand ich extrem nett. (Das ist mir in meiner Planstelle noch nie passiert. Ich bin mir nicht sicher, ob mein SL überhaupt weiß, wie ich heiße.)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Also,ich denke die Wertschätzung liegt in kleinen agreements. So arbeite ich TZ wegen meiner Kinder. Bei der Stundenplangestaltung habe ich bestimmte "Wünsche." Das ist z.b morgens erst zur zweiten Std anzufangen, den Nachmittagsunterricht an einem bestimmten Tag...Darauf wurde geachtet. Besser noch:Muss sogar täglich erst zur dritten Stunde anfangen. :aufgepasst:
    Außerdem kann ich mich recht frei entfalten. Bsp: An der weiterführenden Schule ist das Karneval feiern ja nicht mehr üblich. Ich mache das aber gern in meiner Klasse...Für meinen SL okay. Dann wird eben statt Unterricht ein paar Stunden Halligalli gemacht.
    Oder kürzlich gab es dicht hintereinander 3 lange Tage bis abends: Zeugniskonferenzen,Tag der offenen Tür und eine DB. Mit TZ u Kindern nicht grad witzig...Also fragte ich meinen SL,ob ich die DB abhängen darf. Durfte ich. :)
    Von anderen SL weiß ich,dass die auf Dienstpflicht gepocht hätten und fertig.
    Da hab ich es gut.

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