Ist der Lehrerberuf ein "kreativer Beruf"?

  • Hallo zusammen!


    Mal so eine ganz wertfreie Überlegung, wenngleich im Wort "kreativ" natürlich auch irgendwie eine positive Grundstimmung mitschwingt. Auch abgesehen vom Fach ... würdet ihr sagen, der Lehrerberuf gehört zu den "kreativen" Berufen?
    Was ist überhaupt ein "kreativer Beruf"?


    Oder ist das (insbesondere) Lehrerdasein als Beamter doch eher so eine sichere, solide, gradlinige Angelegenheit, in der man wenig Kreativität zeigen braucht (kann, darf)?


    Sind so ein paar Gedanken der letzten Tage, die ich mit euch teilen möchte ...


    :)


    Auct

    • Offizieller Beitrag

    Du kannst den Beruf so oder so machen. Es gibt Unterrichtsverwaltungsbeamte und es gibt Entertainer-Künstler-Pyrotechniker und alle Schattierungen dazwischen. Und ersteres ist nicht unbedingt schlechter als letzteres, je nachdem was für ein Schülertyp du bist, der eine braucht das eine und der andere das andere. Am besten ist, man kann alles und wendet es an, wenn's passt-

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Tja, da ja gar nicht so klar ist, was genau die "kreativen Berufe" sind, ist das natürlich eher ein subjektives Gefühl, aber: Ich würde das Lehramt nicht als "kreativen Beruf" beschreiben, sondern als Beruf, in welchem man in einem gewissen Rahmen kreativ sein kann.


    Erklärung:
    Unter einem "kreativen Beruf" verstehe ich einen, in welchem das Ausleben von Kreativität den Großteil der Arbeitszeit füllt, die Hauptbeschäftigung ausmacht und in welchem etwas aus den eigenen Ideen heraus neu geschaffen wird. Typische Beispiele: schaffende Künstler wie Maler, Bildhauer, Komponisten.


    Im Lehrerberuf ist das Ausleben von Kreativität nicht in diesem Rahmen gegeben, fehlt aber auch nicht völlig. Ich kann - wenn ich möchte - ein gewisses Maß an Kreativität in meine Unterrichtsplanung einfließen lassen - einen ganz außergewöhnlichen Einstieg planen, mir eine tolle Anwendungsaufgabe für irgendetwas überlegen, das Tafelbild besonders gestalten, ein Projekt entwickeln o.ä. Allerdings sind der Kreativität immer Grenzen gesetzt durch starre Rahmenbedingungen wie Lehrpläne, Klassen- und Raumgrößen, Klausurtermine, etc. Hinzu kommen weniger starre, aber doch zu beachtende einschränkende Faktoren wie mein eigenes zeitliches Budget (habe ich überhaupt Zeit, irgendwas tolles zu planen?).


    Ob man Beamter ist oder nicht spielt übrigens überhaupt keine Rolle für das Maß am Kreativität, das man umsetzt oder nicht umsetzt. Entgegen der öffentlichen Meinung sind Beamte nicht = faule Menschen deren Horizont bis zur nächsten Vorschrift reicht, sondern sie sind genauso faul oder fleißig oder kreativ wie andere Menschen; sie hatten nur (vereinfacht ausgedrückt) das Glück beim Amtsarzt ein "ok" bekommen zu haben.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Spontan: In einer kreativen Tätigkeit verarbeitet man die Wahrnehmung und Einstellung über politische Begebenheiten oder eigene Erlebnisse/ Gefühle und drückt das durch Mittler, wie Töne/Material/Wörter/Methoden... aus.


    Den Lehrerberuf würde ich nicht als kreativen Beruf bezeichnen, da die Vermittlung von vorgegebenen Lernzielen mit ausdrücklich nicht erwünschter eigener Interpretation im Mittelpunkt steht.
    Dass ich mir beispielsweise eine besondere Technik überlege, um den Dreisatz zu erklären, würde ich nicht als kreativ bezeichnen. Sondern da schöpfe ich aus dem Wissen um Proportionalität, Didaktik, Alltagsprobleme der SchülerInnen und ggf. noch Erinnerungen, was ich mal irgendwo gesehen habe. Selbst wenn ich eine ganz eigene Idee der Vermittlung entwickeln sollte, sehe ich darin weniger einen kreativen, als vielleicht flexiblen Denkprozess?

    • Offizieller Beitrag


    Oder ist das (insbesondere) Lehrerdasein als Beamter doch eher so eine [...] gradlinige Angelegenheit, in der man wenig Kreativität zeigen braucht (kann, darf)?

    Geradlinig habe ich die letzten Jahre nicht wahrgenommen. Die Kultusministerien und die KMK sowie die Finanzminister / -senatoren sorgen regelmäßig für (Spar-)Reformen, innerhalb derer die Schulen sehr kreativ werden müssen, um sie zu erfüllen. Bei uns gibt es derzeit einen neuen Rahmenlehrplan. Fachkonferenzen ohne humorvolles Kreativitätspotenzial haben große Schwierigkeiten.


    Im Ernst: Schließe mich den anderen an: Es gibt einen Rahmen, innerhalb dessen du etwas gestalten kannst, der ist aber vorgegeben.

  • Also, das flexible Umgehen mit jeglicher Schüler- und Eltern :pfeifen: klientel fordert zum Teil schon eine gewisse Kreativität ...

  • Ich denke auch, es hängt sehr davon ab, was du unter "kreativ" verstehst und wie du selbst deinen Beruf gestaltest. Ich persönlich definiere kreativ durchaus etwas weiter (und das trotz Kunststudium...). Für mich heißt Kreativität einfach, aus dem Vorhandenen immer wieder etwas Neues zu machen. Mit dem Vorhandenen meine ich sowohl das, was sich schon "in meinem Kopf" befindet (also Erfahrungen, Wissen, Pläne...) als auch Input von außen (durch Gespräche mit anderen, Literatur, Ideen aus dem Internet und sonstwoher... ) und den äußeren Gegebenheiten von Schule (Räumlichkeiten, Material, Lehrpläne etc.). Das immer wieder neu zu verknüpfen und daraus eigene Ideen für den Unterricht zu entwickeln, empfinde ich durchaus als kreative Handlung. Wie intensiv ich das betreibe hängt letztlich von mir selbst ab. Die gute Nachricht ist also: wenn man selbst ein gewisses Maß an kreativem Spielraum braucht, um sich in seinem Job wohlzufühlen, kann man das durchaus im Lehrerberuf finden.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Spontan: In einer kreativen Tätigkeit verarbeitet man die Wahrnehmung und Einstellung über politische Begebenheiten oder eigene Erlebnisse/ Gefühle und drückt das durch Mittler, wie Töne/Material/Wörter/Methoden... aus.


    Den Lehrerberuf würde ich nicht als kreativen Beruf bezeichnen, da die Vermittlung von vorgegebenen Lernzielen mit ausdrücklich nicht erwünschter eigener Interpretation im Mittelpunkt steht.
    Dass ich mir beispielsweise eine besondere Technik überlege, um den Dreisatz zu erklären, würde ich nicht als kreativ bezeichnen. Sondern da schöpfe ich aus dem Wissen um Proportionalität, Didaktik, Alltagsprobleme der SchülerInnen und ggf. noch Erinnerungen, was ich mal irgendwo gesehen habe. Selbst wenn ich eine ganz eigene Idee der Vermittlung entwickeln sollte, sehe ich darin weniger einen kreativen, als vielleicht flexiblen Denkprozess?

    Toller Beitrag!


    Auch den anderen herzlichen Dank!


    Warum ich das frage? - Aus persönlichen Gründen. :)

  • Ich würde sagen, abgesehen von den anderen Meinungen (ich sehe Kreativität nicht ganz so eng, eher wie icke), kann man auch im engsten Sinn kreativ arbeiten.


    Ich habe durchaus manchmal Lehrmaterial im schöpferische Sinne gestaltet (Daumenkino, Erklärcomic, Kurzgeschichten für irgendwelche Inhalte). Im Moment ist es so, dass mir die Zeit fehlt, aber wenn mich die Muse tritt, würde ich durchaus wieder so etwas machen.

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

    • Offizieller Beitrag

    Szenisches Interpretieren, Texte selbst verfassen, Theater schreiben und spielen, Gedichte vertonen oder künstlerisch umsetzen, Texte mit Subtexten erweitern oder mit Antworten kommentieren, Reden verfassen, Texte parodieren, umschreiben, historisieren, modernisieren, - et pipapo, da geht schon viel Kreatives.

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  • Für mich zeichnen sich kreative Berufe dadurch aus, dass sie nicht zwingend ein Professionswissen bzw. berufsspezifische Kompetenzen erfordern, sondern primäre Ideenreichtum und kreatives Denken.
    In dem Sinn ist der Lehrerberuf definitiv kein kreativer Beruf.

  • kommt vielleicht auf die schulform und die fächer an. meine fächer am gym lassen viel freiraum für den lehrer, und ich würde den beruf weniger gern machen wollen, wenn mir diese selbstbestimmung genommen würde. also ja, ich habe definitiv einen ziemlich kreativen beruf.

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