ZitatZitiert doch mal alle Schulgesetze, in denen von der Erziehungsaufgabe der Schule gesprochen wird !
Bedenkt mal die Realität, in der beide Elternteile außer Haus arbeiten gehen (müssen) !
Tja, und wie immer sollen die Lehrer, denen man jährlich neue Aufgaben, Verantwortungen und immer mehr Arbeit unter immer schlechteren Bedingungen zuschanzt, auch diese Probleme gleich alle noch mitlösen.
Ausgebildet bin ich für die Planung und Strukturierung guten Unterrichts in meinen Fächern, und für das Management und die pädagogische und administrative Verwaltung einer Klasse (letzteres ist aber eher nur autodidaktisch der Fall, der Platz dafür in der Uni / dem Referendariat war recht gering).
Und die Probleme, die Kinder haben, deren Eltern beide arbeiten, die Probleme der Kinder die eine von Millionen möglichen psychischen, motorischen oder sozialen "Störungen" haben, darüber soll ich mir plötzlich ein enzyklopädisches Wissen aneignen, die soll ich als Lehrer nebenher gleich noch mitlösen und mich damit perfekt auskennen. Das sind Probleme, an denen oft schon Eltern, Psychologen und Ärzte genug zu knabbern haben (sonst hätten die Kinder sie ja nicht (mehr)) - ich soll sie nebenher bitteschön zur Zufriedenheit aller beheben. Na, klar. Der Lehrer, das Universalgenie, der Lehrer, der gleichzeitig Lehrer, Vater, Mutter, Therapeut, Verwalter, Seelsorger, Manager, Pädagoge, Koordinator, Professor der Psychologie und Psychotherapie, Bewegungstherapeut, Freund, Berater, Wissensvermittler und Streitschlichter ist...
Irgendwie wundert es mich, dass auf den Lehrern so viel herumgehackt wird, wenn man uns im gleichen Atemzuge so viel zutraut.... - ja was denn nu? ???
Sind wir nun unfähige Eigenbrötler, die nur unser Fach beherrschen (in dem Fall braucht man uns ja gar nicht nach solchen Erziehungsaufgaben zu fragen, sondern kann uns in Ruhe eigenbröteln lassen!) - oder sind wir doch die oben beschriebenen Universalgenies, vor denen man eigentlich den ganzen Tag den Hut ziehen müsste (in dem Fall behandele man uns gefälligst mit der angemessenen Hochachtung!)?
Beides zusammen schließt sich aus und funktioniert als Argumentationsgrudlage leider nicht.
Wenn man von den Lehrern verlangen will, dass sie sich um Probleme kümmern sollen, die eigentlich Aufgabe von Experten aus vielen verschiedenen anderen Fachgebieten
sind, dann verschaffe man uns GEFÄLLIGST die Bedingungen dafür: angemessene Ausbildung, an die veränderten Anforderungen angepasste Arbeitsbedingungen, entsprechende Klassengrößen (ich empfehle 6 Schüker pro klasse), entsprechendes Material, Zeit, Zeit, Zeit, Zeit (ich empfehle 12-16 Unterrichtsstunden weniger pro Woche), und nochmals Zeit, und - vor ALLEM - den ensprechenden großen Respekt vor unseren Leistungen, denn ohne den vergeht selbst dem engagiertesten auf die Dauer die Lust.
Solange auf Lehrer aber nur gedroschen wird, weil jeder Halbschlaue meint sich eine Meinung über den Beruf bilden zu können, da er selbst mal die Schulbank gedrückt hat,
und solange wir TROTZ der Lächerlichmachung in der Öffentlichkeit einen der komplexesten Berufe mit großem Engagement und Willen ausüben, solange bis wir den Burn-Out kriegen,
und solange wir mit immer mehr administrativem und unpädagogischem Unfug aus dem Miniterien zugemüllt werden, der bis zur Hälfte unserer kostbaren Arbeitszeit klaut,
und solange wir unter den unmöglichsten Bedingungen und unter höchstmöglichem Zeitdruck in riesigen, heterogenen Klassen eine riesige Menge Stoff für alle die vielen verschiedenen Schülertypen zugänglich machen, also eine unmögliche Aufgabe erfüllen müssen,
ohne dass es uns viele Leute danken und uns mit ensprechendem Respekt begegenen -
so lange wird es kein Lehrer leisten können, all das, was hier mal eben schnell von Eltern eingefordert wird, auch zu leisten - und manche sehen wegen oben genannter Bedingungen auch gar nicht ein, WARUM sie es auch noch leisten sollten.
Liebe Erika, lieber Gemo - ich fordere als Vorauszahlung für das von uns eingeforderte (und für das bereits vorhandene) Engagement erst mal eines - etwas , das jedem Menschen zusteht, dem man eine solch große Verantwortung ... zutraut ...aufbürdet ...abverlangt ... was auch immer:
GRÖSSTEN RESPEKT FÜR DIE LEHRER!!!
Und den größtmöglichen Einsatz aller Eltern und Politiker für die Schaffung von Arbeitsbedingungen für Lehrer, die uns die Möglichkeit eröffnen, euren Forderungen nachzukommen.
Nur lästern und fordern, aber nix geben wollen - das geht nicht. Ist aber derzeit scheinbar gängig.
Und deshalb ziehe ich vor all den Usern hier im Forum - und vor mir selbst den Hut, dass ich meinen Beruf trotz alledem mit Lust und Engagement immer noch ausübe.
GROßARTIG, liebe Lehrer - und liebe Heike!!
So. Das musste mal gesagt werden.
Grüße vom "Universalgenie"
Heike